Avicenna/Ibn Sina & die "Seitenkrankheit"

Sophie

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Hallöchen,

Ich habe zwei fiktive Romane, in der die Gestalt des berühmten persischen Arztes mit eingeflochten war, gelesen. In beiden bekämpfte er die damals noch sogenannte "Seitenkrankheit" bzw. natürlich Blinddarmentzündung/ Appendizitis. Meine Frage dazu wäre, ob er dazu wirklich etwas geschrieben bzw. herausgefunden hat oder ob es allgemein eine Frage war, welche die medizinische Welt beschäftigte und eine Lösung (Heilung) ihm im Zuge seiner Bekanntheit angedichtet wurde?

Liebe Grüße
Sophie
 
Ich kenne den Roman, komme jetzt nur nicht auf den Namen.

Da wird beschrieben, das man nur an Schweinen Sezierungen vornehmen darf, weil die im Innenleben dem Menschen gleichen. Dieser Arzt hat aber auch Menschen seziert und entdeckte dabei den entscheidenen Darmfortsatz.
Ich halte das für glaubwürdig.
Übrigens war der Arzt ein christ und hat sich nur als Jude ausgegeben, um in persien studieren zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Welche Methode wandte er denn an, um die Blinddarmentzündung zu heilen?

Nach meinem Kenntnisstand tauchen die ersten Beschreibungen einer Appendizitis erst im 18. Jahrhundert auf (Claude Amyand 1735, Métivier 1759). Zuvor gab es meines Wissens keine genaue Beschreibung dieser Krankheit; bzw. keine, die sie eindeutig von anderen Erscheinungen abgrenzt.
 
Wie gesagt, es war ein Roman.
Wenn ich mich recht erinnere, behandelte er diese Frage nur nebenbei.
Da gibt es auch viele Fortsetzungen, die die ganze famielienärztedynastie behandelte. Ich komme nur nicht auf den Namen.
Im Krankenhaus damals hatte ich viel Zeit.
Der Ursprungsroman spielte im 11. jahrhundert?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne den Roman, komme jetzt nur nicht auf den Namen.

Da wird beschrieben, das man nur an Schweinen Sezierungen vornehmen darf, weil die im Innenleben dem Menschen gleichen. Dieser Arzt hat aber auch Menschen seziert und entdeckte dabei den entscheidenen Darmfortsatz.
Ich halte das für glaubwürdig.
Übrigens war der Arzt ein christ und hat sich nur als Jude ausgegeben, um in persien studieren zu können.
Du denkst an den Medicus, würde ich sagen. Der Knackpunkt war in dem Roman aber, daß Schweine eben keinen Wurmfortsatz am Blinddarm haben, so daß sie für die Erforschung der Appendizitis ziemlich nutzlos sind.
Der Medicus - ein Schotte oder Engländer, weiß nicht mehr genau - hatte in dem Buch dann heimlich Menschen seziert und kam dadurch auch in Schwierigkeiten, seine Kenntnisse über den Wurmfortsatz zu erklären.
Ich habe mir den Artikel zu Ibn Sina in der Encyclopedia Iranica angeschaut und dort nichts zum Blinddarm gefunden.
 
:) Trotzdem könnte man dann der Frage nachgehen, ob der Autor gut recherchiert hat, indem er eine Therapie schildert, die sich bei Avicenna findet.

Er fand zwar die Ursache der "Seitenkrankheit" aber eben keine Therapie. Meinte aber, wenn man die Ursache kennt ist man einer solchen schon auf der Spur.

Hab das Buch letzte Woche erst gelesen und fand es ziemlich gut. Auch wenn es einige Fehler gab, so redete der Autor z.B. von Türken um das Jahr 1030 rum, ist die mittelalterliche Welt vor meinem geistigen Auge bei der Lektüre wiederauferstanden. Die Hauptpersonen haben natürlich viel zu modern gedacht, aber ich glaube nicht, dass ein moderner Mensch das mittelalterlicher Leben viel anschaulicher schildern kann.
 
Hab das Buch letzte Woche erst gelesen und fand es ziemlich gut. Auch wenn es einige Fehler gab, so redete der Autor z.B. von Türken um das Jahr 1030 rum, ist die mittelalterliche Welt vor meinem geistigen Auge bei der Lektüre wiederauferstanden. Die Hauptpersonen haben natürlich viel zu modern gedacht, aber ich glaube nicht, dass ein moderner Mensch das mittelalterlicher Leben viel anschaulicher schildern kann.
Na ja, das können auch Seldschuken oder andere türksprachige Kollegen sein. Im Persischen hätte man zu denen auch Türken gesagt.
Aber trotzdem hast Du natürlich recht - historisch korrekt ist das Buch nicht.
 
Mal was anderes.
Es wird ja immer wieder geschrieben, die persischen Ärzte waren ihrer Zeit weit vorraus.
Woran lag das?
Hat hier in Europa die Religion ihre Hand darauf gehabt?
zB, " Es kann nicht sein, was nicht sein darf"?
 
Mal was anderes.
Es wird ja immer wieder geschrieben, die persischen Ärzte waren ihrer Zeit weit vorraus.
Woran lag das?
Hat hier in Europa die Religion ihre Hand darauf gehabt?
zB, " Es kann nicht sein, was nicht sein darf"?

Ich könnte mir vorstellen das es an den vorhandenen Bibliotheken gelegen hat. Wenn ich mich recht entsinne hatten die "Araber" ihren Galen - was die westliche Welt nicht aufwiegen konnte.

Aber alles in allem ein interessantes Thema. Ich liebe die Bücher von Noah Gordon.

OT
Bis auf "die Klinik", alles klasse Bücher die man wirklich gerne und gut lesen kann:yes:
 
Hat hier in Europa die Religion ihre Hand darauf gehabt?
zB, " Es kann nicht sein, was nicht sein darf"?

Ja, die Religion hatte ihre Hand drauf, aber aus durchaus handfesten Gründen. Die Kirche vertritt die Idee von der Auferstehung des Fleisches, deshalb sollte der menschliche Körper nach dem Tode möglichst unversehrt bleiben.
 
Die haben halt noch nie gesehen (oder auch nur drüber nachgedacht), was mit unverbuddelten Leichen passiert, oder?
Aber der Verwesungsprozess muss doch bekannt gewesen sein, auch beim Menschen?
Und ich denke da an zB Barbarossa, wo man das Fleisch wo anders als die Knochen vergraben hat.
Also irgendwie passt das nicht.
 
Na ja, das können auch Seldschuken oder andere türksprachige Kollegen sein. Im Persischen hätte man zu denen auch Türken gesagt.
Aber trotzdem hast Du natürlich recht - historisch korrekt ist das Buch nicht.

Naja, in dem Buch wird auch getrennt davon von Seldschuken gesprochen. Kann aber auch an der Übersetzung liegen.

Nein, den Eindruck von historischer Korrektheit habe ich auch nicht. Aber gut, es ist ja nur ein Roman. :angeln:

Yop, aber ein Guter!

Mal was anderes.
Es wird ja immer wieder geschrieben, die persischen Ärzte waren ihrer Zeit weit vorraus.
Woran lag das?
Hat hier in Europa die Religion ihre Hand darauf gehabt?
zB, " Es kann nicht sein, was nicht sein darf"?

Naja, die Religion hatte bei denen auch den Finger drauf. Menschen sezieren durften die z.B. auch nicht.
Wenn das wirklich so war, dann dürfte das hauptsächlich an der Literatur gelegen haben die der Westen verloren hatte und die es im Osten noch gab.
 
Es ist zwar schon eine Weile her, das ich den Medicus gelesen habe. Daher bin ich mir über eine Passage nicht mehr so sicher. Der "Held" des Buches hat wohl auch in Persien nur heimlich eine Leiche sezieren können und dabei die Vermutung aufgestellt, das die Seitenkrankheit (Blinddarmentzündung) der Auslöser für den Tod der Person war.
Demnach waren die Perser (Araber) in diesem Fall (Sezieren von Toten bzw. aufschneiden von Lebenden) auch nicht fortschrittlicher als die Europäer.

In diesem Zusammenhang fällt mir eine Sendung über Galen ein (Terra X oder so) wo es eine Schlußbemerkung gab, die so ähnlich auch hier Galenos ? Wikipedia als Nachwirkung steht. Die Werke Galens galten als sowas von bewiesen,
das sie bis zur Renaissance keiner angezweifelt hat. Und was schon Galen nicht gemacht hat, durfte man sowieso nicht machen.
 
Die Kirche vertritt die Idee von der Auferstehung des Fleisches...
Andererseits lautet 1. Kor 15, V. 50:
"Das sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben..."
Aber will nicht die Diskussion um die Unterscheidung zwischen "Auferstehung des Fleisches" und "Auferstehung der Toten" aufwärmen, sondern...
...deshalb sollte der menschliche Körper nach dem Tode möglichst unversehrt bleiben
...fragen, ob Du kirchliche Verbote benennen kannst, die sich auf die Entfernung des Blinddarms im Abendland oder einschlägige andere Operationen beziehen.

In Medizingeschichte habe ich nämlich noch einiges zu lernen, und dieser Thread ist vielleicht eine gute Gelegenheit.:winke:
 
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