Den Hinweis von @flavius-sterius würde ich noch ergänzen bzgl. der Perspektive, das geschlagene Frankreich auf die Seite der Achsenmächte zu ziehen. Dieses Motiv kann man von den Waffenstillstandsverhandlungen bis 1941 verfolgen.
Neben den Kolonien verdient die französische Flotte - im Beistandsfall hätte sie eine beträchtliche Verstärkung der deutschen Kriegsmarine dargestellt - Beachtung. So wurde von deutscher Seite versucht, die Flotte zum Waffenstillstand in den französischen Häfen zu halten - vergeblich.
Aber auch ohne die Flotte ergab sich durch die Form des Waffenstillstands (Verzicht auf weitere Besetzung) die Möglichkeit, das besetzte und unbesetzte Frankreich zunächst widerstandslos in die errichtete deutsche Hegemonialzone in Europa einzubeziehen. Das betraf die finanzielle Ausbeutung durch Besatzungskosten/Reparationen, aber auch die unbeeinträchtigte Nutzung der Wirtschaftskraft der Industriebetriebe für Rüstung, etc. Für diese Politik und die Aufrichtung der Kontrolle/Besatzung war zunächst die Kooperation Frankreichs, also auch des unbesetzten Teils, notwendig. Folglich waren die anfänglichen Forderungen "gemäßigt". In Form des besetzten Teils Frankreichs hatte man eine "Geisel" geschaffen, die der Vichy-Regierung im Bedarfsfall präsentiert werden konnte, so auch zur Durchsetzung der Neutralität.
Dieses Verhalten sollte man scharf trennen von den Absichten, wie mit Frankreich nach dem Ende des Weltkrieges (aus der Sicht 1940: Kriegsende auch mit Großbritannien) verfahren worden wäre.
Jäckel: Frankreich in Hitlers Europa: die deutsche Frankreichpolitik im 2. Weltkrieg. Stuttgart 1966
Böhme: Entstehung und Grundlagen des Waffenstillstandes von 1940, Stuttgart 1966
Sammelwerk Maier et. al., Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd.2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent.