Wie war es in der Burg

Erstmal: Das klingt sehr interessant.:yes:

[FONT=&quot]In einen Vortrag hat Dr. Michael Losse dies dazu zum besten gegeben: Im Winter kam ein Bote zu einer Burg und wollte den Herren der Burg sprechen, um Ihm eine Nachricht zu übermitteln. Der Diener sagte Ihm, alle wäre in dem Baderaum. Darauf zog sich der Bote aus und betrat den Baderaum. Dort saß der Herr der Burg mit seiner Familie, alle angekleidet, im Spiel und Gespräch vertieft. Dieser Raum war der Einzigste der in dieser Burg über Winter so beheizbar war, dass man sich in ihm aufhalten konnte. [/FONT]

Was heißt, der Bote zog sich aus? Legte er den Mantel oder sowas ab oder entkleidete er sich weiter? War in dem Raum vielleicht eine Bullenhitze, dass man in gewöhnlicher Winterkleidung (außer der Spezifika wie Umhang) es garnicht darin aushalten konnte?

Das Nächste, was ich mich gestern fragte war: mussten dann die anderen Burgbewohner frieren oder hielten sie sich z.B., wenn es der Dienst erlaubte, in der wohl auch recht warmen Küche auf?

Viel Spaß bei dem Symposium!:)
 
Was heißt, der Bote zog sich aus? Legte er den Mantel oder sowas ab oder entkleidete er sich weiter? War in dem Raum vielleicht eine Bullenhitze, dass man in gewöhnlicher Winterkleidung (außer der Spezifika wie Umhang) es garnicht darin aushalten konnte?

Vieleicht hoffte er ja, durchgefroren wie er war, auf eine Einladung zum Baden.
Oder er wollte nicht bekleidet einem möglicherweise ranghöherem Unbekleideten gegenüberstehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vieleicht hoffte er ja, durchgefroren wie er war, auf eine Einladung zum Baden.
Daran hatte ich auch gedacht. Kommt drauf an, welchen Stand er hatte. Vielleicht machte man sowas ja und lud sich einen Gleichgestellten zu sich ins Bad ein. Man teilte doch, wenn ich mich nicht irre, auch als Waffenbrüder mal gemeinsam das Bett. Warum also nicht auch das Bad? (Muss gerade an "Zwei Herren im Bad" denken.=))
 
Die erste Frage wäre, ab wann Fenster u.a. Öffnungen überhaupt verglsat wurden Zweitens wäre zu betrachten, wie gut diese Fenster schließen. Die einfachen Fenster aus dem 19. Jh./frühen 20. Jh. n mancher Berliner Küche schließen heutezutage oft so miserabel, dass man die Küche nicht wirklich warm kriegt. Und diese Räume haben Heizkörper statt eines offenen Kamins und sind nicht so groß wie ein Saal.



Solange eine Burg primär ein Verteidigungsbau war waren einfachandere Dinge wichtiger als Komfort. Der Bürger baute sein Fachwerkhaus auch selten oben auf einem Berg. Da oben weht der Wind stärker, und Feuerholz nach oben zu schleppen wird durch die Anhöhe auch nicht einfacher. Zwischen Burg (als Verteidigungsanlage) und einem bürgerlichen Häúschen liegen Welten, was die Prioritätensetzung angeht.



Ich bin nun bei weitem nicht der Burgensachkundige, möchte aber jetzt doch noch einmal auf die Bachritterburg verweisen

Es ist die Rekonstruktion einer Motte des 13. Jahrhunderts auf der Basis des derzeitigen Wissenstandes.
So ähnlich werden die meisten oberschwäbischen Burgen ausgesehen haben. Und, ich wage die These, vermutlich in ganz Mitteleuropa.

Die verlinkte Seite räumt mit einigen Vorurteilen auf, nicht zuletzt der zugigen und kalten Wohnräume.
Zu beachten bitte ich: die Burg ist ein Holzbau.
Steinbau war zdZ noch die Ausnahme!
 
Ich bin nun bei weitem nicht der Burgensachkundige, möchte aber jetzt doch noch einmal auf die Bachritterburg verweisen


Es ist die Rekonstruktion einer Motte des 13. Jahrhunderts auf der Basis des derzeitigen Wissenstandes.
So ähnlich werden die meisten oberschwäbischen Burgen ausgesehen haben. Und, ich wage die These, vermutlich in ganz Mitteleuropa.

Die verlinkte Seite räumt mit einigen Vorurteilen auf, nicht zuletzt der zugigen und kalten Wohnräume.
Zu beachten bitte ich: die Burg ist ein Holzbau.
Steinbau war zdZ noch die Ausnahme!
Der Vorteil ist, dass wir damit einen Vergleichsfall in der Ebene hätten.

Du warst schonmal auf der Burg?
Ich kenne sie nur vom Hörensagen und weil Bekannte dort Museumspädagogik machen.


Eine Frage hätte ich noch: Schlief man dann auch in dem einzigen beheizbaren Raum? Wäre ja nur einleuchtend.
 
Puh, der Vortrag is vier oder fünf Jahre, wenn nicht noch länger her, aber so wie ich mich noch erinneren kann, sagte Losse das er dann splitternackt den Baderaum betreten hätte.
Die Baderäume waren in der Zeit nicht besonders groß, ich gehe davon aus, daß sich der Burgherr und seine Familie dort aufhielten. Das Gesinde musste sich dem entsprechend in der Küche aufwärmen.
Bin gerade am suchen nach dem Buch von Friedhoff, der erwähnte in einen Vortrag über die Hatzfelder, von einen Kachelhofen aus dem 12 - 13 Jahrh..
Hab noch mehr darüber, nur erst mal finden.
Könnte auch sein das bei Zeune "Burgen" oder die beiden Bücher "Burgen in Mitteleuropa" von Theiss, etwas über die Thematik steht.
Gab es nicht auch ein Heft von Geschichte über Leben auf einer Burg.
Man muss natürlich ganz klare Grenzen zwischen den kleinen Höhenburgen und Burgen als Herrschaftssitz ziehen.
In wieweit waren Burgen Sitze kleiner ansässiger Aldligen oder reine Militärbasen.
Muss mich da erst mal wieder rein arbeiten.
Noch ein Tipp "Burgenland Schweiz Bau und Alltag" von Boxler und Müller ist auch recht gut.

ne Hesse :winke:
 
Super, dass Du Dir deswegen soviel Mühe machst.

In wieweit waren Burgen Sitze kleiner ansässiger Aldligen oder reine Militärbasen.
Den Typ reiner Militärbasen kenne ich eigentlich fast nicht. Zumindest ging in vielen Fällen, die mir bis jetzt unterkamen die Funktionen ineinander über oder wechselten vom militärischen Posten zur Wohnstätte eines angesiedelten Vasallen.
Gab es so unbedeutende Burgen, dass nichtmal ein Herr unter der Besatzung war, der es wert gewesen wäre, ihm ein Minimum an Komfort zu spenden?

Und bei aller Abhärtung und trotz der erwähnten Wärmeperiode, war doch das Wohl der Krieger auf einer Burg doch sicherlich auch nicht null wert. Oder doch?:grübel:
 
Du warst schonmal auf der Burg?
Ich kenne sie nur vom Hörensagen und weil Bekannte dort Museumspädagogik machen.

Oft.
Habe den Bau begleitet=):cool:
Federseemuseum ist 5 km entfernt, die Heuneburg 20km.
Von Freiburg aus ein Sonntagsausflug.:friends:

Eine Frage hätte ich noch: Schlief man dann auch in dem einzigen beheizbaren Raum? Wäre ja nur einleuchtend.

Auch dazu die Webseite
Bachritterburg Kanzach - Die Schlafkammern
die Bilder kann man anklicken.

Also speziell die Schlafzimmer erscheinen mir nun doch sehr heimelig.


Der Vorteil ist, dass wir damit einen Vergleichsfall in der Ebene hätten.

Ob das auf den Höhenburgen tatsächlich so anders war?
Das Grundproblem der Höhenburgen war natürlich die Versorgung, aber weniger mit Brennholz, sondern hauptsächlich mit Wasser. Die Herde Maultiere mit denen sie transportiert haben, war bestimmt auch damals ein Kostenfaktor.
 
Das Grundproblem der Höhenburgen war natürlich die Versorgung, aber weniger mit Brennholz, sondern hauptsächlich mit Wasser. Die Herde Maultiere mit denen sie transportiert haben, war bestimmt auch damals ein Kostenfaktor.
Brunnen waren doch aber oft auch der Standortfaktor oder nicht?
 
Brunnen waren doch aber oft auch der Standortfaktor oder nicht?


Höhenburgen?
Briso, Wasser läuft runter.
Wenn, dann Zisternen. Und dieses Wasser? ob das Vieh das außer im Notfall gesoffen hat?

Von Hohentübingen geht ein Brunnen runter zum Grundwasser auf Neckarniveau.
Aber diese Kosten konnte ein Ritter Kunz bestimmt nicht aufbringen.

Soweit ich informiert bin, haben die auf den Höhenburgen etliches an Maultieren gehalten, nicht zuletzt zum Wassertransport.
 
Jetzt muß ich mich leider doch einmal kurz hier einmischen...

In Sachen Wärme: Das Thema würde mich auch interessieren. Es konnten nur wenige Räume beheizt werden. Wenn man sich veranschaulicht wieviel Holz in kurzer Zeit mit dem Beheizen eines Raumes weggefeuert wird und das auf einen langen Winter rechnet, obendrein noch das Holz zum Kochen etc. dazu nimmt, kann man sich schon vorstellen, wie teuer eben auch Wärme war. Eine Frage wäre, wieviele Personen sich wohl einen Raum teilten? Meine Erfahrung ist, dass 15 Personen in einem Saal samt Kerzen schon allein für einiges an Wärme sorgen - drumherum dicken Mauern aus Sandstein.
Das relativiert sich ganz schnell, wenn die Isolierung nicht vorhanden ist; wenns in dem Beispiel-Saal zieht wie Hechtsuppe, und draßen fröhliche zwanzig Grad unter Null herrschen, hilft selbst das große Feuer im Kamin nicht wírklich, denn isses halt schweinekalt.

Die Praxis war während der Wintermonate deswegen auch, daß - wenn es so etwas gab - eben nicht der Saal (dazu gleich noch etwas) in seiner sonst üblichen Funktion als Wärmesaal genutzt wurde, sondern die beheizbare Badestube als vorübergehender Wohn- und Aufenthaltsraum genutzt wurde.

Die erste Frage wäre, ab wann Fenster u.a. Öffnungen überhaupt verglsat wurden Zweitens wäre zu betrachten, wie gut diese Fenster schließen. Die einfachen Fenster aus dem 19. Jh./frühen 20. Jh. n mancher Berliner Küche schließen heutezutage oft so miserabel, dass man die Küche nicht wirklich warm kriegt. Und diese Räume haben Heizkörper statt eines offenen Kamins und sind nicht so groß wie ein Saal.

Zum Saal zunächst noch eine Anmerkung: Stellt Euch diesen Saal bei mittelalterlichen Burgen nicht als derart großräumiges Tanzparkett a la Versailles o. dgl. vor, weswegen in der Fachliteratur auch stets darauf hingewiesen wird, daß es sich dabei lediglich um eine saalartige Stube handelte, die man sich eher wie einen Nebenraum für kleinere Gesellschaften in einer Kneipe vorstellen muß.

Zu den Fenstern bzw. deren vorhandene oder auch nicht vorhandene Verglasung: Richtig ist, daß Glasfenster bei mittelalterlichen Burgen gewöhnlich nur im Bereich der Burgkapelle o.ä. sakraler Bereiche vorzufinden waren und sonst nicht - Grund dafür war schlicht und einfach, daß Glas vergleichsweise äußerst teuer war. Dies bedeutet aber im Umkehrschluß wiederum nicht, daß die ansonsten nicht verglasten Fenster grundsätzlich und immer offene Fensteröffnungen u.ä. gewesen wären. Bereits für die einfachen Turmhäuser war es üblich, bei Nacht, schlechtem Wetter und/oder während der Wintermonate die Fenster durch Holzläden bzw. -klappen zu verschließen; daneben wurden bei sämtlichen Burgbauten während der Wintermonate die Fensteröffnungen mit Fellen, Schweineblasen u.a. diesbezüglich geeigneten Materialien zugehangen (deren wind- und wetterabweisende Wirksamkeit dürfen wir nicht unterschätzen; ihr Nachteil besteht darin, daß man dafür eben den ganzen Tag schlichtweg im Dunklen sitzt).



Ob das auf den Höhenburgen tatsächlich so anders war?
Das Grundproblem der Höhenburgen war natürlich die Versorgung, aber weniger mit Brennholz, sondern hauptsächlich mit Wasser. Die Herde Maultiere mit denen sie transportiert haben, war bestimmt auch damals ein Kostenfaktor.
Brunnen waren doch aber oft auch der Standortfaktor oder nicht?
Höhenburgen?
...
Wenn, dann Zisternen. Und dieses Wasser? ob das Vieh das außer im Notfall gesoffen hat?
...
Soweit ich informiert bin, haben die auf den Höhenburgen etliches an Maultieren gehalten, nicht zuletzt zum Wassertransport.

Ihr habt beide Recht...
Die Versorgung mit Wasser war ein typisches Problem bei Höhenburgen, und nur wenn es über das Jahr ausreichend Niederschläge gab, kamen überhaupt Zisternen in Frage (sonst lohnte sich selbst für diese der Aufwand nicht); und Brunnen graben etc. war wirklich nur etwas für relativ finanzkräftige Bauherren. Daß deswegen Wassertransport mittels Maultieren üblich war, entspricht nach bisherigem Kenntnisstand wohl durchaus den Tatsachen.
ABER - und da ist Brissotin nicht ganz abzuschmettern - es gab bei der Anlage von derartigen Burgen (ob nun "richtige" Höhen- und Gipfelburgen oder "nur" Burgen, die halt auf einer felsigen Anhöhe errichtet wurden) auch durchaus vorherige Erkundungen des Geländes bzw. Prospektion von natürlichen Wasservorkommen (z.B. ob ein Quell im Berg entsprang und - wenn ja - inwiefern dieser nutzbar war), so daß schon auf diesbezügliche Standortfaktoren Wert gelegt wurde bzw. diese nicht ganz vernachlässigt wurden.
 
Warum leider, timo? Ist doch ein nettes Thema und manches kommt rum.:yes:

1.
Zum Saal zunächst noch eine Anmerkung: Stellt Euch diesen Saal bei mittelalterlichen Burgen nicht als derart großräumiges Tanzparkett a la Versailles o. dgl. vor, weswegen in der Fachliteratur auch stets darauf hingewiesen wird, daß es sich dabei lediglich um eine saalartige Stube handelte, die man sich eher wie einen Nebenraum für kleinere Gesellschaften in einer Kneipe vorstellen muß.
2.
Zu den Fenstern bzw. deren vorhandene oder auch nicht vorhandene Verglasung: Richtig ist, daß Glasfenster bei mittelalterlichen Burgen gewöhnlich nur im Bereich der Burgkapelle o.ä. sakraler Bereiche vorzufinden waren und sonst nicht - Grund dafür war schlicht und einfach, daß Glas vergleichsweise äußerst teuer war. Dies bedeutet aber im Umkehrschluß wiederum nicht, daß die ansonsten nicht verglasten Fenster grundsätzlich und immer offene Fensteröffnungen u.ä. gewesen wären. Bereits für die einfachen Turmhäuser war es üblich, bei Nacht, schlechtem Wetter und/oder während der Wintermonate die Fenster durch Holzläden bzw. -klappen zu verschließen; daneben wurden bei sämtlichen Burgbauten während der Wintermonate die Fensteröffnungen mit Fellen, Schweineblasen u.a. diesbezüglich geeigneten Materialien zugehangen (deren wind- und wetterabweisende Wirksamkeit dürfen wir nicht unterschätzen; ihr Nachteil besteht darin, daß man dafür eben den ganzen Tag schlichtweg im Dunklen sitzt).
1.
Ich habe an Sälen nicht viele im Hinterkopf, das gebe ich zu, aber ein paar. Man muss natürlich immer schauen, ob wir es bei den heutigen Sälen mit den originalen aus der Zeit der Erbauung der Anlage oder aus dem Historismus oder anderen Zutaten anderer Epochen zu tun haben.

2.
Die Sache mit dem Glas ist sicherlich auch von der exakten Datierung der Beispielburg abhängig.
Bei der Bachritterburg z.B. wurde in der Stube (sicherlich auch kein Ballsaal) eine Ausführung mit Fenstern gewählt, die verglast sind. Bachritterburg Kanzach - Die Stube

Einsatz von Glas wie auch überhaupt Ausstattung sind sicherlich davon abhängig, welchen Rang der Bewohner der Burg hatte und über welche finanziellen Ressourcen er verfügte. (Vergleicht man mal die von mir angeführte Turmburg von Stolpe mit dem Schloss Neuenburg SCHLOSS NEUENBURG in Freyburg an der Unstrut [offizielle Homepage] - Burg und Herrschaft ...)

PS: Fensterläden mit ihren Vor- (Wärme) und Nachteilen (Dunkelheit) wollte ich auch aufführen, hatte ich aber verschwitzt.


Ich schau auch mal in ein paar Burgenführer, was ich dort zu dem Thema finde.
 
Warum leider, timo? Ist doch ein nettes Thema und manches kommt rum.:yes:


1.
Ich habe an Sälen nicht viele im Hinterkopf, das gebe ich zu, aber ein paar. Man muss natürlich immer schauen, ob wir es bei den heutigen Sälen mit den originalen aus der Zeit der Erbauung der Anlage oder aus dem Historismus oder anderen Zutaten anderer Epochen zu tun haben.

2.
Die Sache mit dem Glas ist sicherlich auch von der exakten Datierung der Beispielburg abhängig.
Bei der Bachritterburg z.B. wurde in der Stube (sicherlich auch kein Ballsaal) eine Ausführung mit Fenstern gewählt, die verglast sind. Bachritterburg Kanzach - Die Stube

Einsatz von Glas wie auch überhaupt Ausstattung sind sicherlich davon abhängig, welchen Rang der Bewohner der Burg hatte und über welche finanziellen Ressourcen er verfügte. (Vergleicht man mal die von mir angeführte Turmburg von Stolpe mit dem Schloss Neuenburg SCHLOSS NEUENBURG in Freyburg an der Unstrut [offizielle Homepage] - Burg und Herrschaft ...)

PS: Fensterläden mit ihren Vor- (Wärme) und Nachteilen (Dunkelheit) wollte ich auch aufführen, hatte ich aber verschwitzt.


Ich schau auch mal in ein paar Burgenführer, was ich dort zu dem Thema finde.


Und gleich nochmal der Bachritter
Die halbrunden Teile links und rechts von der Truhe, 1 vom Hocker halb verdeckt, sind die Pergament-Fenster, dazwischen ein Fensterladen.


Edit: Die viereckige Klappe ist ein Feuerpolizeilich verlangter neuzeitlicher Einbau! Der Fensterladen ist ebenfalls halbrund und aus Holz
 
Zuletzt bearbeitet:
Und gleich nochmal der Bachritter


Die halbrunden Teile links und rechts von der Truhe, 1 vom Hocker halb verdeckt, sind die Pergament-Fenster, dazwischen ein Fensterladen.
Stimmt überein mit dem, was ich im Großen Koch fand.

"Fenster
Wie bei allen Bauten einer Burganlage, so geht auch bei den Fenstern der Verteidigungswert über die Wohnlichkeit. Gekuppelte, oft reich verzierte Fenster kommen nur in Obergeschossn von Palas, Kemenate, selten auch im Bergfried oder Wohnturm vor. Die übrigen Fenster sind klein. Windladen (auskragende Holz- oder Steinrahmen) auf der Wetterseite und schließbare Holzläden mit Pergament- und Tierhautfüllung vermindern in frühen Bauten den ohnehin geringen Lichteinfall. Schon vor dem 15. Jh. sind Butzenscheiben verbreitet. Größere Maßwerkfenster markieren in der Spätgotik den Übergang zum unbewehrten Schlossbau.
Auch die meist einflügeligen Türen sind schmal und niedrig, nach außen mit Kopfnägeln oder Eisenbändern gegen Axthieb bewehrt, innen durch Querbalken zu verrammeln."
*

Zu der Zugigkeit durch die Ritzen der Steine kann ich nur angeben, was Koch über den Mörtel verlauten lässt:
- Kalkmörtel unterschiedlicher Härte
- gelegentlich mit Kies zu Beton vermischt
- Haarkalkmischung bisweilen (Bewehrung aus Kalbshaaren)
- Zusatz von Harzen, Tannenzapfen-Absud zur Härtung und Kapillarverschluss gegen Spaltenfrost
**

Zu den Sälen:
Große Säle kamen wohl auch vor. Beispielsweise ließen sich die Katzenelnbogener in ihrer Blütezeit im 3. Viertel des 14. Jh. auf der Marksburg einen großen gotischen Saalbau errichten, welcher immerhin einen 65m² großen Saal beherbergt.***

Im Schloss in Marburg wie auch im Palas auf der Wartburg finden sich große Säle bspw., aber es soll sich hier wohl eher um kleinere Burgen drehen. (Wobei ich mich auch von der Burg in Romrod her, an einen recht großen Saal erinnern kann und das ist eine ganz kleine Rundburg.)

* Wilfried Koch: "Baustilkunde" Bertelsmann, Gütersloh, 2000
S. 304-305
** ebenda
S. 306
*** Robert Hiecke, Magnus Backes: "Die Marksburg" Große Baudenkmäler Heft 134, Deutscher Kunstverlag, München-Berlin, 1996
S.13-14
 
Ich weiß nicht, aber mir kommt es so vor, alles würden hier Äpfel mit Birnen oder noch krasser gesagt: Bier mit Äppelwoin.
Das Leben auf einer Burg ist schwer zu schildern, denn es hing natürlich sehr von dem sozialen Stand des Burgherrn, von der primären Funktion der Burg und dem jeweiligen Jahrhundert ab. (soweit Zeune aus seinem Buch Burgen)
Der Untertitel lautet „Symbole der Macht“, ich glaube dies sagt schon viel über einen Burg aus. Hier steht ein steinernes Haus, wir ist unserer Sitz.
Diese Burgen waren von vielfältiger Aktivität, sowohl höfischer Lebenskultur (bei machen sehe ich das sehr eingeschränkt) und auf der anderen Seite Wirtschafts-, Rechts- und Verwaltungsbetrieb.
Das Leben auf solch einer Burg muss man von Ort zu Ort und von Jahrhundert zu Jahrhundert sehen.
Hier bedarf es einer genauen Aufteilung der Typen „Burg“. Der Vorgänger der hier vielfach erwähnten Bachritterburg war eine Motte, deren Wohnmöglichkeiten sich zu ihrer Nachfolgeburg schon gänzlich unterscheiden.
In unserer Gegend hier habe ich zwei gute Beispiele für die Weiterentwicklung von einer Höhenburg zu einem Schloß, Marburg und Biedenkopf.
Gerhard Strickhausen hat sich z. B. in seinem Buch mit den „Burgen der Ludowinger in Thüringen, Hessen und dem Rheinland“ mit der Architektur und Landesherrschaft derer beschäftigt. Wie sahen diese Burgen aus, welche Räumlichkeiten.
Aus Berichten der damaligen Zeit wird von den Autoren berichtet, dass man das nahen des Winters heftig beklagte und das nahen des Frühlings freudig begrüßte ......winder, uns will din gewalt in die stuben dringen ...., kurzum, im Winter froh man arg.



Wie oben schon erwähnt, diente das Badestube im Winter auch als Arbeitszimmer.
Der nackte Bote von Stricker
Gesamtabenteuer: hundert altdeutsche ... - Google Bcher

ne hesse :pfeif:
 
1.
Ich weiß nicht, aber mir kommt es so vor, alles würden hier Äpfel mit Birnen oder noch krasser gesagt: Bier mit Äppelwoin.

2.
Das Leben auf einer Burg ist schwer zu schildern, denn es hing natürlich sehr von dem sozialen Stand des Burgherrn, von der primären Funktion der Burg und dem jeweiligen Jahrhundert ab. (soweit Zeune aus seinem Buch Burgen)
1.
Für einen Nichtfachmann ist es ja auch schwerer Bier mit Bier zu vergleichen (ausgenommen vielleicht Kronenbräu mit Riegler :D).

2.
Man sollte nicht alles in einen Topf werfen. Sehe ich genauso. Deswegen ist die Eingangsfrage "Wie war es in der Burg?" eben auch so mannigfaltig zu beantworten.

Leichter zu beanworten wäre wohl: "Wie war es in einer Motte? Wie war es in einer Turmburg?", schon etwas schwerer "Wie war es in einer Burg, die ein Grafensitz war?" Hinzu müsste dann noch die Ergänzung "... im 13. Jh." oder "... im 15.Jh." kommen.:fs:

Ansonsten bleiben nur allgemeine Aussagen wie die von mir oben zusammen getragenen.

PS: Und wahrscheinlich spielt sogar noch das Regional eine Rolle.
 
Zuletzt bearbeitet:
1.
Für einen Nichtfachmann ist es ja auch schwerer Bier mit Bier zu vergleichen (ausgenommen vielleicht Kronenbräu mit Riegler :D).

2.
Man sollte nicht alles in einen Topf werfen. Sehe ich genauso. Deswegen ist die Eingangsfrage "Wie war es in der Burg?" eben auch so mannigfaltig zu beantworten.

Leichter zu beanworten wäre wohl: "Wie war es in einer Motte? Wie war es in einer Turmburg?", schon etwas schwerer "Wie war es in einer Burg, die ein Grafensitz war?" Hinzu müsste dann noch die Ergänzung "... im 13. Jh." oder "... im 15.Jh." kommen.:fs:

Ansonsten bleiben nur allgemeine Aussagen wie die von mir oben zusammen getragenen.

PS: Und wahrscheinlich spielt sogar noch das Regional eine Rolle.


Was heute noch steht, mit wirklich begehbaren sehr alten Teilen, die Meersburg fällt mir gerade ein,
hatten, so weit ich weiß, alle eine ganz erhebliche Bedeutung, weit über die eines lokalen Rittersitzes hinaus.
Prägen aber durch ihr "Vorhandensein" unser Burgbild.

Deshalb finde ich es überaus informativ, was die in Kanzach gemacht haben.
Denn der Ritter vor Ort, in dem lässigen Dutzend Burgställen die ich kenne, hauste ziemlich sicher so wie der Bachritter, und nicht wie der Bischof von Konstanz Hugo von Landenberg oder der Herzog Konradin von Schwaben auf der Meersburg.
 
Was heute noch steht, mit wirklich begehbaren sehr alten Teilen, die Meersburg fällt mir gerade ein,

hatten, so weit ich weiß, alle eine ganz erhebliche Bedeutung, weit über die eines lokalen Rittersitzes hinaus.
Prägen aber durch ihr "Vorhandensein" unser Burgbild.

Deshalb finde ich es überaus informativ, was die in Kanzach gemacht haben.
Denn der Ritter vor Ort, in dem lässigen Dutzend Burgställen die ich kenne, hauste ziemlich sicher so wie der Bachritter, und nicht wie der Bischof von Konstanz Hugo von Landenberg oder der Herzog Konradin von Schwaben auf der Meersburg.
Das ist richtig. Die kleinen Burgen sind oftmals nicht mehr erhalten oder von Ausbauten späterer Zeit umlagert, dass man als Besucher oft wohl einen falschen Eindruck bekommt.

Von hölzernen Burgen ist es viel, wenn man den ungefähren Standpunkt noch weiß. (Bin als Jugendlicher durch meine Heimat spaziert und habe mich an Stellen gestellt, wo angeblich dann und dann eine Burg gestanden.)
 
Puh, gebe zu kenn weder Kronenbräu oder Riegler, mal nachschauen wo ich hier so was bekomm oder besser nicht :D.

Auf Turm und Tor und Mauerkranz, auf raunende dunkle Tannen, fällt Flammenschein und Lichtertanz von Fackeln und aus Pfannen... von Detlev von Liliencron, die Tage alter Burgenherrlichkeit :pfeif:.
Wo wollen wir anfangen? Müssen die Verteidigungsbauten aus der Zeit ab Heinrich I mit in dieses Schema herangezogen werden oder schon die Anlagen aus der Merowingerzeit?
Dieser Bautyp des 9. und 10 Jahrhunderts war „recht primitiv“ aus Holz und Lehm. Hier kommt die Frage schon auf war es mehr ein Wehr- oder doch Wohnturm. Meiner Auffassung nach tendiere ich mehr zu einem Wehrturm, da es in den Wirtschaftsgebäuden einen besseren Lebensstandtat gab.

Oder setzen wir an den Anfang die Motte: Von, wenn ich mich recht entsinne, den Normannen entwickelt, in Frankreich und England weit verbreiteter Bautypus: Auf einem befestigten, natürlichen oder künstlichen Hügel würde ein hölzerner Wehr- oder Wohnturm erbaut, dem Wirtschaftshöfe als Vorburg vorgelagert waren. Die Anlage wurde durch Gräben und Palisaden geschützt. Die Konstruktion was aus Holz, da das Gewicht eines Steinbaues den Hügel zum Einsturz gebracht hätte.

Burg Grenchen - Bettleschloss
Wie soll die weitere Gliederung aussehen? Am besten wäre dies an Objekten die über einen längeren Zeitraum bestanden und verschieden Bauphasen in sich vereinen.

Bleiben uns nur noch die verschiedenen Burgentypen und ihre Entwicklung!
- Exkurs: Burgentypen im nordwestlichen Baden-Württemberg
Burgentypen

Als Luther 1528 sein Lied schrieb: Ein´ feste Burg ist unser Gott ... waren ein großer Teil der Burgen keine zeugen der Macht und Stärke mehr, sondern ein Relikt der Vergangenheit.

[FONT=&quot]Am besten und einfachsten wir nehmen erst einmal die Motto und die Höhenburg auseinander und sehen dann weiter.

und viel viel Zeit mitbringen :pfeif:

ne hesse
[/FONT]
 
(Bin als Jugendlicher durch meine Heimat spaziert und habe mich an Stellen gestellt, wo angeblich dann und dann eine Burg gestanden.)

Bin vor 15-20 Jahren mit meinen Kindern von Burgstall zu Burgstall gestrolcht.
Haben Tonscherben aufgesammelt.
Es gibt ein Fachbuch anhand dessen man die Burgen mit diesen "Lesefunden" gut datieren kann. (Mal schauen wo ich den Wälzer habe)
"Wir sind Burgenforscher" sagten meine Kinder.
War Klasse.
 
Zurück
Oben