Goebbels war nach dem gescheiterten Kapp-Putsch aus der Ferne begeistert von einer deutschen Roten Armee die gegen die Republik marschierte.
Aus seinen Erinnerungsblättern:
Osterferien 1920 in Rheydt
Hans (anm. von mir: Hans ist sein Bruder) bringt Hass mit und Kampfgedanken. (...) Kapp-Putsch. Rote Revolution im Ruhrgebiet. Sie (anm. von mir: damit ist Anka Stalherm gemeint. lernt dort den Terror kennen. Ich bin aus der Ferne begeistert.
Aus einem Brief vom 14.4.1920 an Anka Stalherm:
"Kann man es da den Millionen verdanken, wenn sie für ihre Interessen, und auch nur für ihre Interessen eintreten? Kann man es ihnen verdenken, wenn sie eine internationale Gemeinschaft anstreben, deren Ziel der Kampf gegen den korrupten Kapitalismus ist? Kann man es verurteilen, wenn ein grosser Teil der gebildeten Stürmerjugend dagegen angeht, dass die Bildung käuflich ist und nicht dem zuteil wird, der die Befähigung dazu hat? Ist es nicht ein Unding, dass Leute mit den glänzendsten geistigen Gaben verelenden und verkommen, weil die andern das Geld, das ihnen helfen könnte, verpassen, verjubeln und vertuen?"
Bereits 1919 schrieb Goebbels ein Fragment eines Dramas mit dem Titel: "Kampf der Arbeiterklasse" und im März 1920 schrieb er das Drama "Die Saat. Ein Geschehen in drei Akten".
In dem Drama "die Saat" schreibt er: "Wenn die Arbeiter erst erwachten, legten sie die Saat für das "Geschlecht, das heranreift, dem starken, schönen neuen Menschen."
Goebbels sah sich selber als einen materiell benachteiligt an. Er kam zur der vermeintlichen Erkenntnis, dass der Materialismus die Wurzel des Übels sei. Eine seiner wichtigsten Lektüre war Oswald Spenglers Buch Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte. Er schreibt in der Westdeutschen Landeszeitung vom 6.2.1922 folgendes über das Buch:
"Ich liebe Spenglers Buch sehr und verdanke ihm manche kostbare Stunde. Das aber kann mich nicht abhalten, zu behaupten, dass das Buch unserem deutschen Geiste mehr geschadet denn genutzt hat; aber leider haben viele daraus einen krankhaften Pessimismus geschöpft, und Pessimismus ist heute mehr denn je Gift für unseren Volkskörper".
Ab 1922 begann Goebbels zischen dem zunehmenden verhassten Materialismus und dem Judentum einen Zusammenhang herzustellen.
Er äusserte sich gegenüber Anke Stahlherm über den Literaturgeschichtler Adolf Bartels: " Du weisst ja, dass ich diese übertriebene Antisemitentum nicht besonders leiden mag. (...) Ich kann ja auch nicht gerade sagen, das die Juden meine besonderen Freunde wären, aber ich meine durch Schimpfen oder gar durch Pogrome schafft man sie nicht aus der Welt, und wenn man es auf diese Weise könnte, dann wäre das sehr unedel und menschenunwürdig".
Seine damalige Freundin Else Janke war eine Tochter einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters. Er änderte seine Haltung ihr gegenüber deswegen nicht, für ihn existierte aber bereits eine Judenfrage. Nur muss man dazu sagen, dass "die Judenfrage" auch von den jüdischen Gemeinden ein Thema war.
Ab November 1923 gehörte das Buch von Housten Stewart Chamberlain; Grundlagen des 19. Jahrhunderts zu seinem Fundus. Der Brite hatte die Rassenlehre des Franzosen Gobineau weiterentwickelt. Goebbels sah nun die Juden immer mehr als Übel der Welt an.
Goebbels unterschied zwischen Marxismus und Bolschewismus, diese Differenzierung revidierte er dann unter dem Einfluss Hitlers. Er sah im Bolschewismus den Erben des russischen Nationalismus. Kein Zar habe das russische Volk in seinen Instinkten so verstanden wie Lenin, der im Gegensatz zu den deutschen Kommunisten kein internationalistischer Marxist sei.
1923 bezeichnete sich selbst als deutschen Kommunisten. Er schreibt in seinen Erinnerungsblättern von Januar bis August 1923 in Cöln:
"Zurück nach Cöln. Verzweiflung, Selbstmordgedanken. Die politische Lage. Chaos in Deutschland. Die Franzosen. England. Amerika. Hans schwer erkrankt. Cöln ein Ekel, die Bank Sinnlosigkeit. Gehalt gleich Null. Krank an Körper und Geist. Nicht mehr auszuhalten. (...) Ich muss heraus. Gewissenbisse. Ich weiss, dass ich nach Cöln nicht mehr zurück kann. (...) Der Tod oder aus diesem Kasten heraus. Chamberlain "Grundlagen". Judenfrage. (...) Die Inflation. Tolle Zeiten. Der Doller klettere wie ein Jongleur. Bei mir heimliche Freude. Ja das Chaos kann kommen, wenn es besser werden soll. Der Kommunismus. Judentum. Ich bin deutscher Kommunist".
Ein deutscher Kommunist war für ihn identisch mit einem nationalen Sozialisten. Aus all dem ergab sich für Goebbels ab ca. Ende 1923 eine unerbittliche Logik, nämlich diejenige, dass der Weg in eine bessere Welt über den Existenzkampf gegen das internationale Judentum führen musste.
In dieser Zeit drang auch Hitler in das Bewusstsein Goebbels ein. Goebbels war 1924 einziger Redakteur eines Kampfblättchens namens "Völkische Freiheit" darin feierte Goebbels Hitler als "grossen deutschen Apostel" (15.11.1924), als die Inkarnation unseres Glaubens und unserer Idee, einer Idee, die dem Führerprinzip ihre Vollendung finden sollte.
Über Gregor Strasser kam Goebbels mit Hitler in Kontakt. Am 12. Juli 1925 trafen sich Hitler und Goebbels das erste Mal in Weimar. Am 23.11.1925 schreibt er in sein Tagebuch: "Ich komme an. Hitler ist da. Meine Freude ist gross. (...) Wie lieb ich ihn! So ein Kerl.(...) Ich muss auf Wunsch zuerst sprechen. Und dann redet er. Wie klein ich bin! Er gibt mir sein Bild. Mit einem Gruss ins Rheinland. Heil Hitler!"
Quelle: Joseph Goebbels, Tagebücher, Band 1, 1924 bis 1929. S. 5 - 46