Blattkrone oder Pferdeohren?

Hmm... es könnten auch surrealistisch grosse Mistelblätter sein.

Hörner sind ein Zeichen des Angriffs und der Stärke, meistens nach vorne gerichtet (um eben anzugreifen). Was hier nicht der Fall ist.

Ohne mich den Spekulationen im Thread anschließen zu wollen (obwohl ich die Pferdeohrenthese für bestechend halte*) möchte ich doch anmerken, dass der Keltenfürst von Glauberg eine doch eher zweidimensionale Statue ist, ob nun die Hörner/Ohren/Mistelblätter/das modische Accessoire nach vorne gerichtet sind oder nicht, würde ich daher doch zumindest als nicht beantwortbar sehen.

Interessant wäre auf jeden Fall neben der Vorderansicht auch die Rückansicht des "Fürsten":
keltenfuerst.jpg

*Das heißt nicht, dass ich sie als glaubwürdiger ansähe als die anderen Thesen (Hörner, Misteln). das funktionslose modische Accessoire erscheint doch am wahrscheinlichsten.
 
Ich will auch nicht dogmatisch meine These durchboxen, mir ging es darum die Diskussion anzuregen... und die Pferdeohrenthese ist denke ich -wie die Mistel und Hörnerthese- erstmal nicht schlecht.

Ein eher funktionsloses accessoir anzunehmen ist mit Sicherheit erstmal die einfachste Lösung...

und garnicht so unwahrscheinlich. Trotz oder gerade wegen den Unklarheiten aber, interessiert mich weiterhin die Frage nach dem Matierial der "Krone".

Ausserdem würde mich interessieren ob man die "Ohrengesichter" nach Spuren von Farbpugmenten untersucht hat... ob sie evtl. wie griechische Statuen einmal bemalt waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich auch noch einbringen möchte an dieser Stelle:
Keltische Statue von Holzgerlingen

die Stele von Holzgerlingen...

man beachte wie die Ohren oder Hörner am Kopf befestigt sind, es erinnert stark an den Glauberger und Heidelberger Kopf.Ausserdem erinnert die Armhaltung an den Glauberger.

DIESE Figur wird meist als gehörnte Gottheit gedeutet... andererseits ist die die Ähnlichkeit zu Tierohren wieder viel größer!
 
@Haerengil Jetzt, wo ich den Zentauren von Reinheim sehe, fallen mir die Ähnlichkeiten schon ins Auge.

Hier noch ein netter Link mit merkwürdigen Blattkronentheorien.
Interessanter sind die Abbildung des Drahtes vom Glauberg. Daneben wurden wohl Spuren von Holz und Leder gefunden.
Interessant ist auch die Abbildung der Heidelsberger Blattkrone von der Seite!
Sehr merkwürdig.:grübel:

Als mögliche Vergleichsmodelle zur "Blattkrone" vielleicht noch ein Hörnerhelm vom Gundestrupkessel, ein eisenzeitlicher Hörnerhelm aus England, die mittelalterliche Helmzier im Wappen von Mecklenburg. Im Grunde sind das anachronistische Vergleichsmodelle, auffällig ist jedoch die Krümmung nach innen und die unnatürlich verdickten Enden oder Kugeln an der Hornspitze.
 
Gell?

Die Theorien auf der Seite kann ich nicht so wirklich nachvollziehen...

allerdings ist das mit den Holz- und Lederresten am Draht der "Krone" interessant.

Beim Gundestrupkessel finde ich zwei Dinge auffallend: einige der Figuren scheinen "Kappen" zu tragen, die dem Kupfputz ähneln, auf dem bei den Kronen die Ohren befestigt sind.Zum zweiten erinnert das Gesicht des Cernunnos stark an das Gesicht der Blattkronenköpfe (sowohl von der Batrracht her als auch vom groben Stil des Gesichtes).Ich möchte aber deshalb nicht soweit gehen in ihnen Cernunnos wiederzuerkennen... eher einen bestimmten künstlerischen Stil und vielleicht eine modische Barttracht der damaligen Zeit.
 
Frühkeltische Stelen und spätkeltische Kessel

Die germanischen Kimbern, Teutonen und Ambronen durchstreiften 113 v. Chr. während ihrer Wanderung das Gebiet der Skordisker.Der Kessel von Gundestrup ist eine Skodiskische Silberschmiedearbeit.Er kam durch rückflutende Teutonen oder Kimbern nach Dänemark,der Fürst vom Glauberg war da schon 300 Jahre tot.
Die frühkeltische Welt der Fürstensitze und die spätkeltische der Oppidakultur werden wohl was die Darstellung von Priesterfürsten und Gottheiten angeht Entwicklungen durchgemacht haben.In der arbeitsteiligen Oppidagesellschaft waren die Darstellungen von Gottheiten und Stammesoberhäuptern wahrscheinlich reformierter und getrennter.
 
das mit der Herkunft des Kessels bei den Skordiskern und seiner Wanderung in den Norden durch Teutonen ist lediglich eine Theorie... auch wenns sich gut anhört.

Nichts desto trotz.. warum sollte man trotz der zeitlichen Diskrepanz nicht formale Vergleiche zwischen beiden kunststilen ziehen dürfen?
 
Die Röntgenfluoreszens-Spektroskopie zeigt, dass es Silber aus dem dem Teil des ehemaligen Jugoslawiens ist,in dem die Skordisker siedelten,als die Teutonen durchzogen.Die Theorie hat schon was!
Außerdem hast du Recht ,warum sollte man keine Vergleiche ziehen dürfen.Grüße, Peter
 
hier noch so'n Ding von Privat

Hier noch ein bei einem bedeutenden Privatsammler gemachte Bilder.Es ist kein Abguss.Das Foto ist alt ,der Sammler inzwischen verstorben,das Ding verkauft.
 

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Die germanischen Kimbern, Teutonen und Ambronen durchstreiften 113 v. Chr. während ihrer Wanderung das Gebiet der Skordisker.Der Kessel von Gundestrup ist eine Skodiskische Silberschmiedearbeit.Er kam durch rückflutende Teutonen oder Kimbern nach Dänemark,der Fürst vom Glauberg war da schon 300 Jahre tot.
Die frühkeltische Welt der Fürstensitze und die spätkeltische der Oppidakultur werden wohl was die Darstellung von Priesterfürsten und Gottheiten angeht Entwicklungen durchgemacht haben.In der arbeitsteiligen Oppidagesellschaft waren die Darstellungen von Gottheiten und Stammesoberhäuptern wahrscheinlich reformierter und getrennter.

Lieber Andrix,
deine Selbsteinschätzung in allen Ehren, aber wo der Kessel von Gundestrup produziert wurde und wie er nach Dänemark an den Ort seiner schliesslichen, rituellen Deponierung gelangt ist, diese Frage füllt ganze Bände. Die Skordisker sind reizvoll und wegen ihrer Silberarbeiten nicht auszuschliessen, aber da würde ich mich nicht wirklich festlegen.

Thrakische Silberarbeiten sehen schon ganz anders aus als Gundestrup. Und wenn du die Phaleren von den Kanalinseln dazu nimmst, hast du faszinierende Vergleichsstücke - aus einer ganz anderen Epoche. Also vorsicht, bei Gundestrup wird wohl niemals das letzte Wort gesprochen sein.

Übrigens: Aus eigener Beobachtung überraschend gut vergleichbar ist auch der Kessel von Marlborough, von dem ich leider nirgends eine verwertbare Abbildung finde.
 
Hallo Aragorn,

danke für die Mit-Suche. Ja, das ist der Kessel. Aber ich würde nicht von "verwertbarer Abbildung" sprechen, das ist aber auch sehr schwierig, so, wie das Stück derzeit ausgestellt wird.
 
Andrix: Das Foto ist alt ,der Sammler inzwischen verstorben,das Ding verkauft.
Andrix, das ist doch nicht dein Ernst, oder?? Tatsächlich scheint es sich um eine Statue zu handeln, die exakt das gleiche Schmuckensemble trägt wie der Glaubergfürst, aber die Bruchstellen an den Füßen und die Anordnung der Kappe unterscheiden sich. Ich hoffe wirklich, du willst mich irgendwie verkohlen. Wenn diese Statue ein Original ist, dann muss sie vom Glauberg stammen und das halte ich für unwahrscheinlich, da solche Stücke nicht von Raubgräbern mit der Sonde aufgespürt werden können. Kannst du irgendwie an detailliertere Informationen zu diesem Stück gelangen?? BITTE!
 
Und jetzt nochmal kurz zu der Blattkrone/Pferdeohren-Theorie:
Ich denke, einige machen hier einen entscheidenden Fehler.

Man darf nicht nur ein Stück aus dem Grab vom Glauberg heraus greifen. Die gesamte Anlage ist entscheidend, und zu dieser gehören ausser dem Grabhügel auch noch ein Kalendarium und ein kleiner "Tempel", der vermutlich dem Ahnenkult gedient hat. Man kann also sagen, dass derjenige, der in diesem Hügel bestattet wurde, irgendeine Funktion im Kult gehabt haben muss. Nach der römischen Überlieferung würde sich am ehesten eine Rolle als Druide anbieten, denn diese waren nicht nur für den kultischen Bereich zuständig, sondern auch für die Sternenkunde, Wettervorhersage, etc.
Damit wäre der Tote vom Glauberg der erste Fund in Europa, in dem wir mit ausreichender Sicherheit (für mich, nicht für jeden!) einen Druiden sehen dürfen.

Wir kennen aber nur sehr wenige Zusammenhänge zwischen Druiden und Pferden, für die obskuren Praktiken mit weissen Stuten war auch im frühen England eher der König zuständig, nicht der Druide. Der wiederum sollte im Wald nach Misteln suchen, die uns als heilige Pflanze überliefert sind.
Also, auch wenn die Theorie mit den Pferdeohren ganz lustig klingt: Wahrscheinlicher ist die kultisch wichtige Mistel (übrigens ein Obstbaum-Parasit, der angeblich zur Krebs-Prophylaxe dienen soll).
 
und garnicht so unwahrscheinlich. Trotz oder gerade wegen den Unklarheiten aber, interessiert mich weiterhin die Frage nach dem Matierial der "Krone".

Ausserdem würde mich interessieren ob man die "Ohrengesichter" nach Spuren von Farbpugmenten untersucht hat... ob sie evtl. wie griechische Statuen einmal bemalt waren.

Die Frage mit dem Material haben wir inzwischen geklärt (Draht und Leder, möglicherweise organisches Füllmaterial/Heu?).
Die interessante Frage nach einer Bemalung ist meines Wissens bislang nicht ausreichend untersucht. Ich kenne keine Röntgenfluoreszenzanalyse der Glaubergstatuen, mit der man Farbspuren belegen könnte. Eine Untersuchung wäre aber wirklich wichtig, wie das Beispiel des "Hermes von Roquepertuse" zeigt:
 

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Lieber Haerangil,

leider bin ich in dieser Frage auch auf die Zeichnung angewiesen. Schwarz scheint belegt zu sein, ob auch weiss für die Haut zum Einsatz kam, weiss ich nicht. Ansonsten ist für die keltische Kultur die Farbkombination schwarz-weiss-rot sehr häufig, allerdings vor allem bei Keramik.
 
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