Erdbeben in Mitteldeutschland zu DDR-Zeiten?

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Liebes Geschichtsforum-Team,

wir behandeln in der Schule gerade das Thema "DDR". Unsere Lehrerin hat erzählt, dass es in Mitteldeutschland aufgrund des Raubbaus der DDR an Erdschätzen - im speziellen von Kali-Salzen - mehrfach zu unterirdischen Einbrüchen der Stollen kam. Diese haben dann oberirdisch Erdbeben ausgelöst, die eine ganze Stadt in Thüringen in Schutt und Asche gelegt haben soll (Deutschental oder so ähnlich).

Auf genauere Nachfragen konnte unsere Lehrerin leider nicht antworten. Aber jetzt bin ich schon neugierig und wende mich an euch. Habt ihr nähere Informationen dazu?

Spannendes Thema, oder? Vor allem bewegt mich als in Eisennach-Lebender (mit dem Kali-Abbau direkt vor der Haustür) eine Frage: Wäre das auch heute noch möglich? *bibber*

Vielen Dank und viele Grüße,
Martin
 
Liebes Geschichtsforum-Team,

wir behandeln in der Schule gerade das Thema "DDR". Unsere Lehrerin hat erzählt, dass es in Mitteldeutschland aufgrund des Raubbaus der DDR an Erdschätzen - im speziellen von Kali-Salzen - mehrfach zu unterirdischen Einbrüchen der Stollen kam. Diese haben dann oberirdisch Erdbeben ausgelöst, die eine ganze Stadt in Thüringen in Schutt und Asche gelegt haben soll (Deutschental oder so ähnlich).

Auf genauere Nachfragen konnte unsere Lehrerin leider nicht antworten. Aber jetzt bin ich schon neugierig und wende mich an euch. Habt ihr nähere Informationen dazu?

Spannendes Thema, oder? Vor allem bewegt mich als in Eisennach-Lebender (mit dem Kali-Abbau direkt vor der Haustür) eine Frage: Wäre das auch heute noch möglich? *bibber*

Vielen Dank und viele Grüße,
Martin

"In Schutt und Asche" - oh man wer erzählt nur solchen Mist. Und natürlich "Raubbau der DDR an Bodenschätzen". Klar die gibts ja nicht mehr, auf die kann man alles schieben. Und genaues dazu sagen kann sie natürlich auch nicht.:autsch:

Sie meinte wahrscheinlich den Gebirgsschlag von Völkershausen – Wikipedia. Wobei man dann sagen muß, das alles so beschädigt wurde, das nur noch ein Abriss in Frage kam.

In Deutschland bebt es aber gar nicht mal so wenig. Und nicht nur in ehemaligen und aktuellen Bergbaugebieten. Es gibt da schon Gegenden, wo man gefährlicher lebt.
Hier mal ein paar Links dazu:

Planet Wissen - Erdbeben in Deutschland?
Freiburg-Schwarzwald.de: Geologie, Bergbau und Bergwerke
BNS - Erdbebenstation Bensberg

Im letzteren sind auch die Beben des aktuellen Monats registriert und es gibt einen Katalog bis 1975.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im MDR ist vor einiger Zeit glaube ich eine Dokumentation zu diesem Thema gelaufen. Die Grube ist aber nun Geschlossen.
Zu der frage, kann das wieder passieren? Im Prinzip ja, aber ob das bald wieder vorkommt? Vor einiger Zeit kam es durch Kohle-abbau an der Saar zu Erdbeben. Im Steinkohlebergbau werden die Abbaustrecken normalerweise nicht mehr verfüllt, so das das Deckgebirge nachgibt. Kann theoretisch auch beim Salzbergbau oder Erzbergbau passieren. Hier bleibt aber von dem Gebirge (Abzubauendes Gut) etliches stehen, so das das Deckgebirge unter normalen umständen nicht einbricht.

Apvar
 
Zu den Oberflächen-Schäden durch die Senkungen in der DDR kann ich nichts sagen, aber zu dem Vorgängen:

Kali-Bergbau fand im Südharz in mehreren Hundert Meter Tiefe statt. Anders als etwa bei der Steinkohle wird Kali großflächig abgebaut, einige Gebiete unter Tage haben 20 - 40 km Ausdehnung.

In den Großstollen werden beim Abbau "Stützpfeiler" stehen gelassen. Die Berechnung dieser Stützen orientiert sich an der Traglast, also das Deckgebirge über dem Abbau. Senkungen im Kali sind dabei normal - dazu werden spezielle Fahrzeuge eingesetzt, die quasi die Stollenhöhen durch Abtrag der Deckenschichten konstant halten.

Das Verbleiben von stützender Masse ist ein Sicherheitsfaktor - zugleich ein Rentabilitätsfaktor, da das Material idR abbaubar wäre. Wird zuviel abgebaut, sind spontane Senkungen möglich. Ein solcher Vorfall ereignete sich 1987/88, wobei das Beben noch bis in die Frankfurter Hochhäuser spürbar war.


Mit Aufgabe des Abbaus waren die Gruben bergrechtlich überwacht zu schließen - die Verwahrung. Die dabei vorgenommenen Verfüllungen sollten technisch so berechnet sein, dass Senkungen wie in Form der damaligen Unfälle nicht möglich sind. Langsame Senkungen/Setzungen, die aber Bergschäden an der GOK bewirken können, sind dennoch denkbar und werden - soweit ich weiss - durch die Bergämter laufend beobachtet.


Wen das unter Tage interessiert, dem kann man das Erlebnisbergwerk „Glückauf“ in Sondershausen empfehlen.
Erlebnisbergwerk "Glückauf" - Das Erlebnis unter Tage :|: Fahrradfahren, Biathlon, Konzerte, Laufen, Grubenfahrt, Kahnfahren auf dem Laugensee, Kegeln oder Ihre eigene Festlichkeit vom Firmenjubiläum bis zur Hochzeit :|: Geschichte
 
Ich glaube auch, da hat der Gast etwas falsch verstanden im Unterricht.
Stolleneinbrüche gibt es doch überall, wo Bergbau betrieben wird.
"In der DDR war das natürlich ein Erdbeben."
 
Zuletzt bearbeitet:
Das letzte schwere Erdbeben in Deutschland:
Erdbeben in der Geschichte

Schwäbische Alb 1978:

© Alexander Stahr Erdbeben in Deutschland
Auch Mitteleuropa wird von schwereren Erdbeben nicht verschont. Sie treten jedoch im Vergleich zu den Erdbeben in den typischen Erdbebengebieten nur relativ selten und bislang mit geringeren Magnituden auf. Eine → Erdbebenzone in Mitteleuropa ist die Schwäbische Alb. Das letzte schwere Erdbeben auf der Alb fand am Morgen des 3. Septembers 1978 gegen 6.08 Uhr statt. Es forderte keine Menschenleben, beschädigte jedoch 800 Häuser und erstreckte sich über einen Radius von 300 km. Die Stärke des Bebens lag bei Magnitude 5,7 auf der → Richter-Skala.

In Staufen haben sie Erdwärmebohrungen "versucht" da hebt sich jetzt der Erdboden (ob sie wohl den Faust aufgeweckt haben=))
 
Ich glaube auch, da hat der Gast etwas falsch verstanden im Unterricht.
Stolleneinbrüche gibt es doch überall, wo Bergbau betrieben wird.
"In der DDR war das natürlich ein Erdbeben."
Auch woanders wurde das schon als Erdbeben bezeichnet.
So z. B. auch hier:

24. Februar 2008 Saarland: Erdbeben – 3600 Bergleute verlieren ihre Arbeit
aber eben auch hier und zwar gleich mehrmals:

Dezember 1985, März 1989 u. Oktober 2000: Unruhe im Vogtland
Also gar kein so seltenes Ereignis.
;)

Und übrigens: Bergbau ist irgendwie immer "Raubbau" an der Natur.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, es hat dort schon ganz schön "gerumst". Und da sind nicht nur ein paar Stollen eingestürzt. 6,8 km² Abbaufläche sind schon "etwas" mehr. Und wer damals darüber wohnte,
der fand das auch nicht so normal.
Interessant aus deutsch-deutscher Sicht ist die Schuldzuweisung durch die DDR an die BRD.
Gebirgsschlag-1989
SÜDTHÜRINGER ZEITUNG | Das Beben wird zum Politikum

Aber wie @Silesia schon geschrieben hat, es ist gar nicht so einfach Rentabilität und Sicherheit im Bergbau in Einklang zu bringen.
Woran es nun ganz genau lag, weis man bis heute nicht 100 prozentig.
 
Das Verbleiben von stützender Masse ist ein Sicherheitsfaktor - zugleich ein Rentabilitätsfaktor, da das Material idR abbaubar wäre. Wird zuviel abgebaut, sind spontane Senkungen möglich.
Richtig.

Und da gab es eben Unterschiede zwischen DDR und BRD - und das meinte die Lehrerin wohl mit "Raubbau" im Eingangsbeitrag.

Letzten Sommer habe ich mir das Bergwerk Merkers angeschaut - sehr empfehlenswert.
Das liegt ja nun an der ehemaligen Grenze, der Abbaubereich grenzt unmittelbar an den der westdeutschen Bergwerke in Philippsthal.

In der Gruppe waren einige Bergleute bzw. Ingenieure, die in Hattorf (Philipptshal) bzw. Merkers gearbeitet hatten und da wurde sehr ausführlich über diese Stützmassen diskutiert.
Es war wohl so, daß die früher üblichen Sicherheitsstandards zu DDR-Zeiten sukzessive zurückgefahren wurden - um eben mehr Material abbauen und den Plan erfüllen zu können.
Und die Fachleute aus Ost und West waren sich einig, daß die in der Endphase des Abbaus üblichen Stützmassen gefährlich gering waren und das Risiko von Einbrüchen entsprechend groß.
 
Naja, es hat dort schon ganz schön "gerumst".
Danke für die Links, das ist ja genau das Gebiet bei Merkers und dann war es wohl auch Völkershausen, über das die Kumpels bei der Besichtigung diskutiert haben.

Wenn ich da lese:
Bei dem Beben der Stärke 5,7 bis 5,8 auf der Richterskala das in weiten Teilen Deutschlands zu spüren war, handelt es sich um den weltweit grössten Gebirgsschlag, der jemals registriert worden ist.
dann hat die Lehrerin im Prinzip wohl schon recht gehabt mit ihrer Darstellung.
 
Der Gast bezog sich wohl auf das hier und es scheint was dran zu sein:

Teutschenthal – Wikipedia

Trotz Stilllegung des Kaliwerkes im Jahre 1982 entwickelte sich Teutschenthal-Bahnhof zu einem industriellen und gewerblichen Zentrum.
Die durch die Kaligewinnung entstandenen Hohlräume stellen ein großes Problem dar, da das Carnallitit-Salzgestein Instabilität bedingende physikalische Eigenschaften (z. B. Sprödbruch) aufweist. Bereits am 24. Mai 1940 waren bei einem derartigem Gebirgsschlag 42 Bergleute ums Leben gekommen. Der letzte Hohlraumeinsturz ereignete sich am 11. September 1996, und zog ein knapp 2 Sekunden andauerndes Erdbeben mit einer Magnitude von ML=5,6 nach sich. Das Beben wurde weltweit von Seismographen registriert. Heute werden in einem Versatzbergwerk große Anstrengungen unternommen, die noch verbliebenen Hohlräume von rund 7 Millionen Kubikmeter durch Verfüllung (bergbaulich: Versatz) zu sichern.

Der Ort liegt allerdings nicht in Thüringen, sondern in Sachsen-Anhalt, und er steht noch.
 
Der Gast bezog sich wohl auf das hier und es scheint was dran zu sein:

Teutschenthal – Wikipedia



Der Ort liegt allerdings nicht in Thüringen, sondern in Sachsen-Anhalt, und er steht noch.

Dachte ich auch erst. Aber beides fand vor bzw. nach der DDR-Zeit statt.
Wobei es bestimmt zu DDR-Zeiten auch kleinere Einbrüche gab.
Aber wie du schon bemerktest - weder in Thüringen und von "Schutt und Asche" auch keine Spur.
 
Dachte ich auch erst. Aber beides fand vor bzw. nach der DDR-Zeit statt.
Wobei es bestimmt zu DDR-Zeiten auch kleinere Einbrüche gab.
Aber wie du schon bemerktest - weder in Thüringen und von "Schutt und Asche" auch keine Spur.

Na ja gut, der Tagebau fing ja nicht kurz vor dem Beben in Teutschenthal an. Und das Beispiel von Völkersdorf zeigt ja ein gewisses Gefahrenpotential an.
 
Gestern abend rumorte es in der Nordsee 85 km westlich von Thysted. In Jütland war das Beben zu spüren, die dänischen Polizeitelefone kamen nicht mehr zur Ruhe. Wir waren eine Stunde vorher im nahen Esbjerg eingelaufen und haben an Bord nix bemerkt. 4,7 Richterskala reicht halt nicht für einen Tsunami. In Dänemark gibt es sowas eigentlich nicht, es war heute früh die Meldung des Tagen im dänischen Fernsehen.
 
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