Warum enden Dörfer oder Städte auf -hagen?

Leachen.

Neues Mitglied
Hallo
Also wir sollen herausfinden warum Städte wie zum Beispiel Nienhagen
mit -hagen ende?
Hat da einer eine idee vielleicht war das ja auch irgend ein berühmter Held der Hagen hieß?
 
Das leitet sich von -hagen für umfriedete Grundstücke her. Im Nordosten sind diese Orte Neugründungen aus dem 12./13. Jahrhundert.
 
Hallo,
wir sollen herausfinden warum Städte - wie zum Beispiel Nienhagen - auf
-hagen enden
Hat da einer eine Idee? Vielleicht hängt das ja auch mit dem berühmten Helden der Hagen hieß zusammen?

Hallo Leachen,

nein, mit Hagen von Tronje hat dieser Zusatz nichts zu tun. Sollte dessen Name irgendwo in einem Ortsnamen enthalten sein, wäre eher zu erwarten, dass er der erste Bestandteil wäre. Also *Hagensstadt, *Hagensdorf, *Hagen(s)rode oder ähnlich. Das Sternchen <*> bedeutet jeweils, dass es diese Orte nicht gibt, sie sollen nur veranschaulichen, wo ein Personenname in einem Stadtnamen auftaucht.

Nun gibt es ja mehrere Nienhagen, eines be Bad Doberan, ein anderes bei Celle, das -hagen könnte also unterschiedlichen entstanden sein. In Mecklenburg-Vorpommern könnte es sich sowohl um einen deutschen Namen handeln, aber auch um eine Eindeutschung eines slawischen Namens. Dagegen ist in Niedersachsen (also zumindest westlich der Elbe) eher mit einer deutschen Namensbildung zu rechnen. Dann hat das vermutlich etwas mit Hag(en) zu tun:

Und damit ich dir deine HA nicht ganz mache, kämpfst Du Dich für den Rest jetzt durch diesen Artikel:
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
 
Dass altbekannte (männliche) Vornamen gleichzeitig auch als Nachname auftreten, ist doch nix Besonderes.
 
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Da ich in einer Hagenecke geboren wurde, musste ich doch weitersuchen Die deutsche Sprache und ihre ... - Google Bücher
Nett finde ich die Begründung der Benennungsmoden. Auch wenn Neusiedler aus einem Ort mit -büttel, -heim usw stammten, nannten sie das neue Dörfchen nicht etwa Neuheim sondern Neu(Nien)hagen, weil -hagen im 12./13. Jhdt. eine zeitgemäße Dorfendung war. Diese Hagendorfer wurden also überwiegend in jener Zeit angelegt und befanden sich oft auf den schlechteren Böden, weil die guten eben schon besetzt waren.
Wahrscheinlich findet man deshalb in Norddeutschland so viele Orte mit -hagen. Meine Geburtshagen wirtschaften übrigens auch auf schlechtem Acker.
Dann sollten die anhaltinischen -lebendörfer älter sein und auf besserem Grund ackern, stimmt das? Die -lebenecke ist mir beim Durchfahren immer aufgefallen.
 
Dann sollten die anhaltinischen -lebendörfer älter sein und auf besserem Grund ackern, stimmt das? Die -lebenecke ist mir beim Durchfahren immer aufgefallen.
Die "Lebensdörfer" in Sachsen Anhalt haben die höchste Bodenwertzahl in Deutschland.
Diese Bodenwertzahl wurde als Grundmesser für alle anderen Gegenden angenommen.
Siehe Börde.
 
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Zitat aus Wiki
Unter „Hagen“ wird eine schützende Einfriedung durch Büsche und Bäume, eine Wallhecke oder eine ebenerdige Anpflanzung zur Einhegung von Weidetieren oder zum Schutz der Äcker gegen Wild verstanden.
Der Begriff findet aber auch Verwendung im Zusammenhang mit einer besonderen Rechtsform, dem Hagenrecht. Als Reaktion auf die im 12. und 13. Jahrhundert in Mitteleuropa stark steigenden Bevölkerungszahlen bemühten sich die Landesherren, ihren Untertanen Alternativen zur einsetzenden Abwanderung und Gründung neuer bäuerlicher deutscher Siedlungen im Osten (Ostkolonisation) zu bieten. Auch im heutigen Westfalen wurde deshalb bis dahin unbewohntes, siedlungsfeindliches Gebiet zur Kolonisation freigegeben. Siedler, die sich hier niederließen, das Land rodeten und es urbar machten, genossen in den ersten Jahren Abgabenfreiheit. Das Hagenrecht eröffnete darüber hinaus die Möglichkeit einer beschränkten Form der Selbstverwaltung und bot den so genannten "freien Hägern" im Unterschied zu den Hörigen ein weniger drückendes Eigentums- und Erbrecht.

Weiß jemand mehr über dieses Hagenrecht aus der Regionalgeschichte, worin im einzelnen die Unterschiede zwischen freien Hägern und Hörigen bestanden?
Hagenrecht - Mittelalter Lexikon
 
Zitat: El Quijote
Nun gibt es ja mehrere Nienhagen, eines be Bad Doberan, ein anderes bei Celle, das -hagen könnte also unterschiedlichen entstanden sein. In Mecklenburg-Vorpommern könnte es sich sowohl um einen deutschen Namen handeln, aber auch um eine Eindeutschung eines slawischen Namens.

Wenn es eine " Eindeutschung" eines slawischen Namens war, dann wurde dies im Nationalsozialismus - besonders im Zeitraum 1936 - getan,aber nicht im 12/13 Jh!
Die Namensendung -hagen ,-wald,-berg,-horst u.s.w. waren Ortsgründungen von deutschen Ostkolonisten im Hoch- und Spätmittelalter.
Die Ortsendungen -ow,-in sind slawische Siedlungen und sind meistens auch, älteren Ursprungs.
 
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Wenn es eine " Eindeutschung" eines slawischen Namens war, dann wurde dies im Nationalsozialismus - besonders im Zeitraum 1936 - getan,aber nicht im 12./13. Jh!

Eine Eindeutschung muss nicht zangsläufig politischer Natur sein, wie das im Nationalsozialismus der Fall war. Diese kann genauso gut aufgrund von Lehnübersetzungen (Castra Regina - Regensburg) oder aufgrund von etymologisch falsch gesehenen Zusammenhängen vollzogen werden. So etwa, wie die Niederländer aus englisch hamoc, einem ursprünglich karibischen Wort (hamaca, span. hamaca, frz. hamac) hangmat machten und damit dem Wort einen Sinn verliehen. Lübeck könnte so ein Fall sein. Eigentlich Liubice wäre doch als Eindeutschung *Libitz o.ä. zu erwarten. -beck ist aber im Niederdeutschen eine beliebte Ortsnamenendung (Ahlbeck, Einbeck, Schönebeck, Sonsbeck, Schermbeck, Borbeck, Riesenbeck), die -bach bedeutet.
 
Weiß jemand mehr über dieses Hagenrecht aus der Regionalgeschichte, worin im einzelnen die Unterschiede zwischen freien Hägern und Hörigen bestanden?
Hagenrecht - Mittelalter Lexikon

In meiner Dorfgeschichte wird ein leider nicht weiter charakterisiertes Hagenrecht zitiert: "Das ist das beste Recht, daß kein Zinskorn vom Lande gegeben wird und zum anderen kein Maihaberschatz, Zehntfüllen oder Kälber, Mastschweine oder Schafe, zum dritten, daß Kinder und Erben frei sein und mögen binnen oder außerhalb des Landes ohne den Freibrief sich verheiraten, wohin Gott sie berufen hat."
 
@Muspilli
kannst du bitte den Maihaberschatz näher definieren? Ich habe nichts dazu gefunden ... Danke! :winke:

Interessant, dass Ernte und Erzeugnisse im Land(-kreis) bleiben sollen, ansonsten aber jeder siedeln darf, wo er mag. :friends:
 
Ohne Gewähr:
1.) Es sollte nicht heißen, dass nichts von der Ernte außer Landes durfte, sondern dass keine Abgaben davon zu leisten waren.
2.)
Hafer sollte frühzeitig gesät werden, da
er als Langtagspflanze die noch kurzen
Tage im März und April für die
Jugendentwicklung braucht. „Maihafer
ist Spreuhafer“, so werden Qualitäten
beschrieben, die nach verspäteter Aussaat
noch erreicht werden können.
aus: http://www.hybro.de/data/documents//ueberraschungssieger.pdf
 
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Ohne Gewähr:
1.) Es sollte nicht heißen, dass nichts von der Ernte außer Landes durfte, sondern dass keine Abgaben davon zu leisten waren.
Hatte ich wohl überlesen ... :red:
Ist auch recht ungewöhnlich, weder Zins (Steuer) noch Zehnt(Kirche) von Korn, Kälbern und Säuen zu nehmen. :S
 
In meiner Dorfgeschichte wird ein leider nicht weiter charakterisiertes Hagenrecht zitiert: "Das ist das beste Recht, daß kein Zinskorn vom Lande gegeben wird und zum anderen kein Maihaberschatz, Zehntfüllen oder Kälber, Mastschweine oder Schafe, zum dritten, daß Kinder und Erben frei sein und mögen binnen oder außerhalb des Landes ohne den Freibrief sich verheiraten, wohin Gott sie berufen hat."

Das klingt fast so, als hätten die freien Häger gar keine Steuern und Abgaben zu zahlen brauchen. In meinem Wiki-Zitat vom 21.02. wird eine Freistellung für die ersten Jahre erwähnt. Das erscheint mir plausibel, der Grundherr gab den Hägern wildes, minderwertiges Land, dass sie zunächst roden mußten. Das war auch im Interesse des Grundherrn, denn langfristig wurde sein Besitz wertvoller und er hielt seine Leute von der Auswanderung in den Osten ab.

@Muspilli
kannst du bitte den Maihaberschatz näher definieren? Ich habe nichts dazu gefunden ... Danke! :winke:

Interessant, dass Ernte und Erzeugnisse im Land(-kreis) bleiben sollen, ansonsten aber jeder siedeln darf, wo er mag. :friends:

Über den Maihaberschatz rätsele ich auch, Liborius Erklärung überzeugt mich nicht so ganz, es muss doch mit Abgaben zusammenhängen? Ist ein Zehntfüllen ein Fohlen, das an den Grundherrn ging, wenn man nicht Häger war.
Ich glaube jedoch nicht, dass die Häger siedeln konnten, wo sie wollten, der Grundherr könnte bestimmte Gebiete freigegeben haben.
 
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