Computeranimierte französische Galeere

Galeotto

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Für alle seefahrtinteressierten habe ich hier einen Link zu einer wunderschön computeranimierten Galeere aus der Zeit von Ludwig XIV.,der" Fleur de Lis". Man sieht zunächst das Schiff von allen Ansichten, geht durch den Rumpf ,sieht das an Bord holen des Beibootes und das lichten des Ankers. Anschließend kann man die Ruderer bei ihrer mörderischen Arbeit beobachten.
YouTube - Galère La Fleur de lis 1690
Es handelt sich bei der" Fleur de Lis" um eine "Galere ordinaire"(einfache Galeere) mit 26 Riemenpaaren. Galeeren die den Rang extraordinaire führten hatten 31 Riemen pro Seite und waren die Kommandoschiffe eines Geschwaders. Die königliche Galere extraordinaire trug den Titel Reale und besaß einen blauen Anstrich.

Dieser Link zeigt die einzige original erhaltene Galeere im Marinemuseum von Istanbul. Sie stammt aus dem 17. Jh. und war das Staatsschiff des Sultan Ahmed. Sie überlebte die Jahrhunderte weil sie in einem Bootshaus im Laufe der Zeit von Gerümpel zugestellt war und so in Vergessenheit geriet.
http://www.youtube.com/watch?v=JdTKxxp0K6E
 
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Eine sehr schöne CAD-Arbeit. Beim Betrachten stellte sich mir willkürlich die Frage: Welchen Kampfwert hatten diese Schiffe Ende des 17. Jahrhunderts? Im Grunde waren es mobile Gefängnisse und Planstellen für Adlige, die sonst wo keinen Dienst fanden.
Ansonsten ist eine Galeere, seit der Antike, immer wieder ein schönes Schiff. Es hat, wenn man vom Elend der Ruderer absieht, eine unvergleichliche Eleganz.
 
Tolle Arbeit, die sehr schön Konzeption und Funktion dieser Schiffe darstellt (auch wenn in beiden Malen ein "Fehl-" davor stehen könnte, wenn man vergleichend an die Schiffe herantritt).
 
Eine sehr schöne CAD-Arbeit. Beim Betrachten stellte sich mir willkürlich die Frage: Welchen Kampfwert hatten diese Schiffe Ende des 17. Jahrhunderts? Im Grunde waren es mobile Gefängnisse und Planstellen für Adlige, die sonst wo keinen Dienst fanden.
Ansonsten ist eine Galeere, seit der Antike, immer wieder ein schönes Schiff. Es hat, wenn man vom Elend der Ruderer absieht, eine unvergleichliche Eleganz.
Du hast völlig Recht, der militärische Nutzen der Galeeren war im 17. und 18. Jh. gleich Null. Im Kaperkrieg gegen gegnerische Handelsschiffe konnten Sie aber, auf Grund ihrer höheren Schnelligkeit und Beweglichkeit noch durchaus gefährlich werden. Die Galeerenflotte von Ludwig XIV. war aber, wie vieles was er tat, vollkommen überdimensioniert.Schwimmende Gefängnisse wurden sie allerdings erst aus dem Mangel an Ruderern. Das sieht man schon daran, dass auch ständig Sklaven zusätzlich gekauft werden mussten, da die Verurteilten nicht ausreichten die Galeeren zu bemannen. Man holte sogar Irokesen aus den amerikanischen Kolonien, musste sie aber, auf die Bitten des Gouverneurs von Neufrankreich, Graf de Denonville wieder zurückbringen, da das zu Indianerrevolten führte.
Die Planstellen für die Söhne aus den Adelsgeschlechtern stimmen absolut. Alle höheren Offiziere und Kapitäne waren Malteserritter, die auf ihre angestammten Posten auf den Galeeren bestanden.
Es war wohl wirklich die Eleganz und Schönheit dieser Fahrzeuge weshalb man so lange ,im Mittelmeer an ihnen festhielt. Man konnte wunderbar mit einer unter vollem Flaggenschmuck fahrenden Galeere repräsentieren. Allerdings sind sich alle zeitgenössischen Berichterstatter darin einig, dass eine geschmückte Galeere ein Fest für die Augen aber keinesfalls für die Nase war.
 
Du hast völlig Recht, der militärische Nutzen der Galeeren war im 17. und 18. Jh. gleich Null.

Na das würde ich nicht so pauschal sagen. Sicherlich waren diese Schiffe den zu diesen Zeitpunkt beherrschenden Segelkriegsschiffen an der Bewaffnung weit unterlegen.

Aber gerade in flachen Küstengewässern waren diese Schiffe gut einzusetzten. Hinzukommt, daß man durch den Ruderantrieb nicht auf den Wind angewiesen war, was das Fahren in Küstennähe und in Buchten extrem erleichtert und man damit kleineren Segeleinheiten überlegen war.

So glaube ich mich zu erinnern, daß nicht nur Frankreich noch im 18. Jh. mit Rudergaleeren arbeitete, sondern gerade Russland und Schweden diese Art von Kriegsschiffen sehr lang nutzte auf der Ostsee nutzte.
 
Na das würde ich nicht so pauschal sagen. Sicherlich waren diese Schiffe den zu diesen Zeitpunkt beherrschenden Segelkriegsschiffen an der Bewaffnung weit unterlegen.
Aber gerade in flachen Küstengewässern waren diese Schiffe gut einzusetzten. Hinzukommt, daß man durch den Ruderantrieb nicht auf den Wind angewiesen war, was das Fahren in Küstennähe und in Buchten extrem erleichtert und man damit kleineren Segeleinheiten überlegen war.
Sicher konnten sie noch einiges ausrichten aber Kosten und Nutzen einer Galeere standen in keinem Verhältnis. Ein Schiff dessen größte Decksfläche für den Antrieb verbraucht wurde war nicht wirtschaftlich. Die Galeeren des Mittelalters waren noch eine echte Waffe, da die Ruderer zum größten Teil Freie waren, die im Kampf auch das Ruder mit einer Armbrust oder Pike vertauschen konnten. Auch bei der schwedischen Schärenflotte ruderten Soldaten. Auf den Sträflingsgaleeren des 17. Jh. musste dagegen mitten im Kampfeinsatz ein Teil der Soldaten abgestellt werden die Ruderer des eigenem Schiffs in Schach zu halten und eine Meuterei zu verhindern. Hinzu kommt noch, dass sie nur im Sommer fuhren, den ganzen Herbst und Winter hindurch aber weiter unterhalten werden mussten.
 
Hinzu kommt noch, dass sie nur im Sommer fuhren, den ganzen Herbst und Winter hindurch aber weiter unterhalten werden mussten.

Dieser Aspekt gilt aber nicht nur für die Galeeren. Sicherlich war es hier der witterungsbedingte Einsatz der Flachbordigen Schiffe, die durch geringen Tiefgang keine große Standfestigkeit hatten, bei stärkeren Wellengang.

Aber die Kriegsflotten wurden allgemein in den Wintermonaten abgetakelt und "eingemottet".
Die volle Gefechtsbereitschaft stellten meist nur wenige Linienschiffe aber meist kleinere Segler, so Fregatten oder Korvetten, Briggs usw. die auch in den Wintermonaten ihren normalen Dienst schoben.
Das war vor allem eine Kostengrund.

Einen besonderen Härtefall stellt die z. B. die russische Baltische Flotte dar, die fast komplett in den Wintermonaten in Kronstadt vom Eis eingeschlossen wurde und meist komplett abgetakelt wurde.
 
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Hallo,
beim Blick auf das Video stellt sich mir die Frage, wie groß der EInsatzradius eines solchen Schiffes war.
Rudern unter diesen Bedingungen dürfte ja härteste körperliche Arbeit gewesen sein und besonders viel Stauraum kann ich da nicht erkennen.
Wie haben die denn das ganze Wasser mitgeschleppt, das, gerade unter der Mittelmeersonne, ein jeder da verbraucht haben wird?.
Und wie war das mit der Seegängigkeit. Schon bei relativ geringem Seegang muß da doch erheblich Seewasser ins Schiff geschwappt sein, oder sieht das jetzt nur so flach aus?

Gruß,
Theoderich
 
Hallo Theoderich,
Galeeren fuhren größtenteils in Küstennähe um bei aufkommenden Stürmen schnellstens in eine Bucht oder einen Hafen einlaufen konnten. Auch musste alle paar Tage Wasser gebunkert werden, da der Verbrauch der Ruderer enorm hoch war. Bei Wellen über einen Meter Höhe standen die Ruderer teilweise im Wasser. Deshalb war das Deck gewölbt um den Ablauf zu gewährleisten. Der erhöhte Mittelgang, die Corsia, frz. Coursie diente auch als Barriere, die das komplette Überspülen des Decks verhinderte. Der Rumpf einer Galeere war durch das Deck komplett geschlossen. Das übernehmen des Wassers hatte aber auch einen kleinen Vorteil. Das Ruderdeck wurde dadurch etwas gereinigt.
In einigen Fällen wurden die Galeeren aber auch im Atlantik eingesetzt, wie man auf einem Wandgemälde im Escorial sehen kann. Es stellt die Besetzung der Azoren durch die Spanier, Ende des 16. Jh. dar und es sind neben Segelkriegsschiffen sowohl Galeeren als auch Galeassen abgebildet. Das dürfte aber die Ausnahme gewesen sein.Oronoz Leefoto
Die in Dünkirchen stationierten französischen Galeerenkorps hatten große Schwierigkeiten mit den Gezeiten fertig zu werden.
 
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Dieser Aspekt gilt aber nicht nur für die Galeeren. Sicherlich war es hier der witterungsbedingte Einsatz der Flachbordigen Schiffe, die durch geringen Tiefgang keine große Standfestigkeit hatten, bei stärkeren Wellengang.
Das stimmt natürlich für die nördlichen Breiten. Im Mittelmeer betraf es aber fast nur die Galeerenflotten. Die Seeschlacht von Lepanto hätte fast nicht stattgefunden, da viele Befehlshaber Bedenken wegen der ungünstigen Jahreszeit hatten. Normalerweise wurden die Galeeren schon im Oktober abgetakelt. Nach der Schlacht geriet die Flotte der Liga auch in zahlreiche schwere Stürme und verlor dabei auch Schiffe.
Im 17. und 18. Jh. waren die französischen Galeeren aber nicht nur im Winter untätig sondern lagen auch den größten Teil des Sommers untätig im Hafen. Im Gegensatz dazu war die kleine Galeerenflotte der Malteserritter ziemlich oft im Einsatz. Sie fuhren regelmäßig auf Karawane (Korsareneinätze wurden auf Malta so genannt) in die Levante um muslimische Schiffe aufzubringen. Auf der Insel wurden die Ruderschiffe noch am längsten verwendet. Das passte allerdings auch zu einem festgefahrenen, altmodischen Ritterorden den die Zeit längst eigeholt hatte. Als Napoleon die Insel einnahm verfügte der Orden noch immer über zwei fahrtüchtige Galeeren.
 
Na das würde ich nicht so pauschal sagen. Sicherlich waren diese Schiffe den zu diesen Zeitpunkt beherrschenden Segelkriegsschiffen an der Bewaffnung weit unterlegen.

Aber gerade in flachen Küstengewässern waren diese Schiffe gut einzusetzten. Hinzukommt, daß man durch den Ruderantrieb nicht auf den Wind angewiesen war, was das Fahren in Küstennähe und in Buchten extrem erleichtert und man damit kleineren Segeleinheiten überlegen war.

So glaube ich mich zu erinnern, daß nicht nur Frankreich noch im 18. Jh. mit Rudergaleeren arbeitete, sondern gerade Russland und Schweden diese Art von Kriegsschiffen sehr lang nutzte auf der Ostsee nutzte.


Die Galeerenstrafe existierte noch zu Napoleons Zeiten. Der fränkische Kreis hatte noch Ende des 18. Jhds ein Auslieferungsabkommen mit der Republik Venedig, das Strafgefangene als Ruderer übernahm.

Noch Ende des 17. Anfang des 18. Jahrhunderts war Venedig das Zentrum des Galeerenbaus, und dorthin wollte auch Peter I. reisen, um dort Fachleute anzuheuern. Dummerweise kam ihm der Aufstand der Strelitzen dazwischen.

Im Großen Nordischen Krieg setzten die Russen mit großem Erfolg Galeeren ein, um Landungsoperationen in schwedischen Küstengewässern durchzuführen und die schwedische Flotte vom Ladogasee zu vertreiben. Dabei bedienten sich die Russen kleiner Miniaturgaleeren, die die schwedischen Fregatten in Massen attackierten.

Galeeren boten den Vorteil, dass man sie schnell und billig bauen und zum Bau billiges Kiefernholz statt Tannen- oder Eichenholz verwenden konnte. Außerdem ließen sich damit in Küstengewässern Marineinfanteristen gut an Land setzen und schließlich konnten galeeren noch andere Schiffe schleppen, die in eine Kalme gerieten.
 
Galeerenartige Kanonenboote wurden im 18. Jahrhundert erfolgreich von den Spaniern gegen die Briten bei Gibraltar verwendet.

Die Dänischen Kanonenschaluppen, die nach der Zerstörung der dänischen Flotte durch Nelson gegen die Briten fuhren, kann man auch noch als einen direkten Nachfahren der Galeere betrachten. Sie hatten meistens eine große Kanone (24 pfünder) die nach vorne schoss.

In engen Gewässern mit häufigen Kalmen haben geruderte Kriegsschiffe auch bis relativ spät Erfolge gegen Segler verzeichnet.
 
Die Galeerenstrafe existierte noch zu Napoleons Zeiten. .
die Strafe gab es noch bis zu Napoleon III. aber es gab eigentlich keinen Bedarf mehr für die Ruderer, da das französische Galeerenkorps 1748 aufgelöst wurde. Es gab noch 3 Galeeren die sporadisch Dienst als Küstenwache versahen oder Schiffe in den Hafen schleppten. Es waren nur noch Gefängnisschiffe auf denen die Sträflinge ihre Zeit absaßen oder zu Arbeiten in der Stadt eingesetzt wurden. Die letzte Galeere ,die "la Ferme" wurde 1814 endgültig stillgelegt. Die Galeerenstrafe existierte aber dem Namen nach immer noch. In wirklichkeit handelte es sich um Bagnohaft bei der die Sträflinge auf den Werften von Toulon eingesetzt wurden. Später kamen die Bagnosträflinge in die Lager von fr. Guayana.
 
die Strafe gab es noch bis zu Napoleon III. aber es gab eigentlich keinen Bedarf mehr für die Ruderer, Die Galeerenstrafe existierte aber dem Namen nach immer noch. .

Ich war der Meinung "Papillon" wäre auch noch zur "Galeere" verurteilt worden.
Was heißen würde auch noch in der 3. Republik.

In wirklichkeit handelte es sich um Bagnohaft bei der die Sträflinge auf den Werften von Toulon eingesetzt wurden. Später kamen die Bagnosträflinge in die Lager von fr. Guayana

So kenne ich das auch.
 
So glaube ich mich zu erinnern, daß nicht nur Frankreich noch im 18. Jh. mit Rudergaleeren arbeitete, sondern gerade Russland und Schweden diese Art von Kriegsschiffen sehr lang nutzte auf der Ostsee nutzte.

Wenn ich mich richtig erinnere, hatten alle Seemächte des Mittelmeers (inkl Rußland am Schwarzen Meer) noch Galeeren in Diensten; in den populärwissenschaftlichen Büchern, die ich zu dem Thema kenne, wird vor allem auf die relative Windarmut des Mittelmeers im Vergleich zum Atlantik verwiesen.

Auch ein anderer Schiffstyp, der im Mittelmeer verbreitet war, die Schebecke, konnte bspw gerudert werden, auch wenn hier die Besegelung wichtiger war als auf den herkömmlichen Galeeren und während Gefechten nicht abgebaut wurde.

http://www.modelships.de/Schebecke/fg2.jpg

Eine so schöne Rekontruktion bzw Animation kann ich leider nicht bieten...
 
@Reinecke, über die Schebecke habe ich hier schon mal einen Thread geschrieben.
http://www.geschichtsforum.de/f328/die-schebecke-schnellsegler-der-korsaren-28991/
Die Masten wurden bei den Mittelmeergaleeren im Gefecht nicht umgelegt, wie das wahrscheinlich in der Antike getan wurde. Die Rahen wurden teilweise als Enterbrücke auf hochbordige Schiffe genutzt. Das sah dann so aus.
bhdh0eo5d4va73hwh.jpg
 
Es ging mir weniger um die Masten als um die Segel; Galeeren wurden im Gefecht nicht gesegelt. ;)

Danke für den Hinweis auf den anderen Thread, der ist an mir vorbei gegangen; sind wqirklich sehr schöne Schiffe...
 
Hier habe ich ein Bild, welches sehr schön eine für die Parade geschmückte Galeere zeigt. Es handelt sich um die Capitana des Großmeisters der Malteserritter, Nicolas Cotoner im vollem Ornat.
Während die Rümpfe gewöhnlicher Galeeren rot gestrichen waren zeigte sich die Capitana der Johanniter stets schwarz. Die sogenannte Karrosse, die Heckkabine war fast vollständig vergoldet. Die Reling wurde mit roten Stoffbahnen ,in die weiße Malteserkreuze gestickt waren, verkleidet.
Gerudert wurden die Johannitergaleeren fast ausschließlich von moslemischen Sklaven und nur wenigen Sträflingen. Pro Ruderbank war ein sogenannter Buonavoglia, ein fast Freiwilliger (meist ein Schuldner der seine Schulden abarbeitete) als Vorruderer platziert. diese wurden aber nicht viel besser behandelt als die Sklaven. Ihr Privileg war eine etwas reichlichere Verpflegung und eine Haarsträhne die sie von den vollkommen geschorenen Sklaven unterschied.
Die Johanniter hatten eine fast schizophrene Art des Umgangs mit den Galeerensklaven. Auf den Schiffen wurden sie wie der letzte Dreck behandelt , barbarischer Strafen unterzogen und mussten unter unmöglichen hygienischen Bedingungen dahinvegetierten, waren sie hingegen krank oder verletzt so wurden sie im Hospital völlig gleichrangig mit den freien Patienten behandelt. Sie wurden von den adligen Rittern bedient und mit "Monsigneur Malade" angesprochen, lagen in sauberen Betten und wurden von Silbergeschirr gespeist. Kaum waren sie genesen saßen sie wieder im Dreck der Ruderbank.

bhlrqecfmvz9jg9r5.jpg
 
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