Geschlechterrollen sind ein kulturelles Konstrukt, es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, welche (Geschlechter)rollen angenommen werden können.
Da sich aber die gelebte Kultur so gut wie überhaupt nicht am archäologischen Material ablesen lässt, kann man über dieses Thema viel spekulieren, aber bis her wenig gehaltvolles sagen.
Überhaupt ist mir beim durchlesen dieses Themas aufgefallen, das wir uns alle mehr oder weniger in den Geschlechterkonstruktionen bewegen die uns bekannt sind.
Es werden z.B. weiblich Figuren aus dem Neol. dafür genutzt um die Stellung der Frau in der Gesellschaft zu untermauern.
Ob das in dem betrachteten Zeitraum auch so von den Herstellern(innen) dieser Figuren auch so verstanden wurde, ist wiederum spekulativ.
Einen Überblick an Literatur zur Genderforschung in der Archäologie gibt es unter:
http://www2.hu-berlin.de/nilus/net-publications/ibaes2/Naeser/text.pdf
Aus der Ethnologie gibt es einige gute Bsp. die verschiedene Geschlechterrollen beschreiben.
Vgl. z.B.
- Sabine Lang
"Männer als Frauen – Frauen als Männer. Geschlechtsrollenwechsel bei den Indianern Nordamerikas." Wayasbah Verlag, Hamburg 1990
ISBN 3-925682-22-8
- Ina Rösing
Religion, Ritual und Alltag in den Anden.
Die zehn Geschlechter von Amarete.
ISBN 978-3-496-02706-5
Alte Kulturen und nordamerikanische Indianervöl-ker waren an diesem Punkt häufig aufgeschlossener. Sie machten das Geschlecht eines Menschen nicht biologisch fest, sondern am sozialen Rollenverhalten (Gender). Neben Frauen und Männern kannten Indianer Zwischengeschlechter, so genannte "Two-spirit-people", früher Berdachen genannt: Mannweiber - Frauen, die Männertracht trugen und mit auf die Jagd oder in den Krieg zogen - und Weibmänner, Männer, die sich als Frau fühlten, sich wie diese kleideten und traditionelle Frauenarbeiten verrichteten.
Das Parlament, Nr. 46 2004, 08.11.2004 - Von Weibmännern und Mannweibern
Two-Spirit ? Wikipedia
Was ich damit sagen möchte, ist dass man kaum zu belastbaren Thesen zu den Geschlechterrollen in der Steinzeit kommen kann. Die obigen Bsp. sollen dabei nur helfen zu verstehen, dass Gender ein sehr variables Konstrukt sein kann, das vor allem nicht an dem biologischen Geschlecht festgemacht werden kann.
Des weiteren soll darauf hingewiesen werden, dass vor allem die materielle Kultur nur m.E. überhaupt dienlich ist um Aussagen zu der Geschlechterrolle zu kommen.
Ein befreundeter Frühmittelalterarchäologe hat mich z.B. darauf aufmerksam gemacht, dass eine nicht geringe Anzahl von "Kriegergräbern" aus der Völkerwanderungszeit und dem beginnenden Frühmittealter, laut anthropologischen Untersuchungen, Frauen waren. Bei der Entdeckung von Gräbern, die im übrigen zumeist die Hauptquelle für die Definition von Geschlecht ist und nicht immer mit anthropologischen Untersuchungen untermauert ist, wird fast immer das Fundmaterial für die Definition des Geschlechtes herangezogen.
In diesem Sinne eine frohe Ostern und dicke Eier.