Vieles was über die Kaiserliche Marine geschrieben wurde, konnte ich in amtlichen Dokumenten, aber auch in der Literatur nicht bestätigt finden.
Das liegt sicher an der Literaturauswahl.
feif:
Dieser angebliche Zusammenhang ist falsch.
Tatsächlich muß der Verteidiger erheblich bessere Aufklärungsarbeit leisten als der Angreifer, denn der Angreifer kann den Ort und Zeitpunkt wählen, während der Verteidiger größere Räume verteidigen / bzw. sichern muß - ergo nicht überall gleichzeitig stark sein kann.
So sehe ich das auch.
Abgesehen davon ist dieses hier teilweise falsch und teilweise eine unvollständige Betrachtung:
Die Deutschen wussten nicht, dass die Engländer vom 12.08 bis 19.08.1914 nach Süden Richtung Deutsche Bucht und wieder nach Norden kreuzten (Einzelheiten in #19). Nur warum wussten sie es nicht? Weil sie nicht aufklärten! Warum klärten sie nicht auf? Weil sie sich einigelten! Die extreme Zurückhaltung hatte die eingeschränkte Aufklärung zur Folge. Ist man offensiver, wird auch aufgeklärt werden (siehe auch die Maßnahmen bei Scheers Dienstantritt als Hochseechef. So heißt es in einer Aufzeichnung Tirpitz 07.08.1914, die Aufklärung „dürfe sich nicht auf engen Sicherheitsgürtel beschränken, sondern Aufklärung im weiteren Maße, evtl. mit der ganzen Flotte wäre notwendig.“
Der Fehldarstellung des Admiral T. liegt wohl kaum in seiner unzureichenden Information.
1. gaben die deutschen Agentenberichte aus England fälscherweise an, dass die Kanaltransporte ab dem 16.8.1914 beginnen würden.
2. werden oben die Abläufe verzerrt:
a) der erste verfügbare Sicherungsstreifen von 10 U-Booten zur Aufklärung der weiten Blockade von der 1. Flottille ausgesandt (6.8. bis 11.8.), Aufklärungsstreifen von der mittleren Nordsee bis Linie Scapa Flow/Hardanger - 7Seemeilen-Abstand, danach Linie Scapa Flow/Stavanger.
b) die Verlustrate betrug 20 %, nämlich 2 Boote (U13, U15). 1 Boot (U5) kehrte wegen Schäden vorzeitig zurück.
c) ausgewählt wurden die älteren - als bzgl. der Mannschaften als zuverlässig und erfahren angesehene - UBoote.
d) die brandneue 2. Flottille mit nicht eingefahrenen Besatzungen wurde um Helgoland zur notwendigen Deckung gegen britische Vorstöße zurückgehalten - auch hieraus strickte das Marinearchiv ex post eine phantasiereiche Diskussion, die den Boden der Realitäten und der Informationslage im August 1914 verläßt, was nämlich alles hätte besser gemacht werden können.
e) sonst noch verfügbar waren damit lediglich 4 UBoote - diese wurden am 8.11.1914 in Linie Terschellig/Swarte ausgesandt (U 19,21,22,24), wo die vorderen britischen Patrouillen vermutet wurden.
f) sämtliche Boote waren am 11.8.1914 zurück oder auf Heimfahrt. Damit waren die
Aufklärungspotentiale für einige Tage erschöpft.
g) U20 und U21 wurden als erste am 15.8. Richtung Norwegen ausgesandt. U22 ging Richtung Humber. U19/U24 gingen am 18.8. Richtung Downs, begleitet von Kleinen Kreuzern Stalsund und Strassburg, sowie Kolberg (bereits 17.8.). Die Kleinen Kreuzer wurden von britischen Kräften aufgeklärt.
h) am 20.8. ging die Aufklärung Richtung Doggerbank, bestehend aus Strassburg, Rostock und der 6. TB-Flottille (Hipper hielt hier übrigens die Rückendeckung durch Schlachtkreuzer - 150 sm vor Helgoland - für zu riskant (!), weswegen der Kleine Kreuzer Mainz die Rückendeckung spielen durfte).
Soweit ein kurzer Abriss der völlig überschaubaren deutschen Aufklärungspotentiale. Das gesamte U-Boot-Potential wurde benutzt, soweit aufgrund Ausbildungsstand verantwortbar. Bewaffnete Kleineinheiten ohne Rückendeckung zwecks Aufklärung Richtung Kanaltranporte wären in die britischen Vorpostenstreifen des Kanals gelaufen. Abgesehen davon gab es umgekehrt britische Aufklärung bis vor die deutsche Küste. Dafür wurde jedes verfügbare Schiff (einige Hundert, darunter auch Trawler etc.) mobilisiert.
Quelle: Goldrick: The Kings Ship were at Sea, The War in the North Sea August 1914 - February 1915.