Straßenbenennung

Ezio

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Hallo liebes Forum,

Ich wüsste gerne eure persönliche Meinung zu einer Straße (wer es genau wissen will, in Bayreuth, Bayern) die nach einem Kleriker des Dritten Reiches benannt ist.
Sollten die Straßen, die nach Hans Meiser benannt sind umbenannt werden?

Würde mich über Meinungen freuen.

Lg Ezio
 
Hallo liebes Forum,

Ich wüsste gerne eure persönliche Meinung zu einer Straße (wer es genau wissen will, in Bayreuth, Bayern) die nach einem Kleriker des Dritten Reiches benannt ist.
Sollten die Straßen, die nach Hans Meiser benannt sind umbenannt werden?

Würde mich über Meinungen freuen.

Lg Ezio

*meine Meinung*

Das sollten die Leute vor Ort entscheiden, denn sie müssen damit letztendlich leben...

http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Meiser_(Bischof)
 

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Die Diskussion um eine Umbenennung der Meiser-Straße ist nicht auf Bayreuth beschränkt. Auch bei uns in München hat es diese Diskussion gegeben. Die Hans-Meiser-Straße soll in Katharina-von-Bora-Straße umbenannt werden. Das "Evangelische Sonntagsblatt München" hat hierzu viele Beiträge gebracht, Auswahl hier:

meiser - Google-Suche

Sorry, Du wolltest keine Links, aber vielleicht sind hier ein paar Argumente für und wider enthalten.

Ein Enkel Meisers hat kürzlich gegen die Umbenennung geklagt und war erst vor dem VG München, dann auch vor dem VGH Bayern damit gescheitert.

Inzwischen haben sich aber auch schon Leute gefunden, die gegen eine Ehrung der Katharina von Bora sind, da auch bei ihr angeblich eine antisemitische Einstellung vorgeherrscht haben soll. Damit stellt sich auch die Frage, ob aus diesem Grunde Straßen überhaupt noch nach Luther, Wagner usw. benannt werden sollen. Noch weiter ging der Bürgermeister eines Ortses, in dem Freunde von mir leben, wo es auch Streit um einen belasteten Straßennamen ging. Der sagte sinngemäß: "Man sollte überhaupt keine Straßen nach Leuten benennen, denn wenn man tief genug schürft, findet man bei jedem etwas Negatives. Ausgenommen Gandhi und Mutter Teresa."
 
Der sagte sinngemäß: "Man sollte überhaupt keine Straßen nach Leuten benennen, denn wenn man tief genug schürft, findet man bei jedem etwas Negatives. Ausgenommen Gandhi und Mutter Teresa."

Eigentlich ist das ein gutes Thema für das GF, sagt es uns doch einiges über die unterschiedliche Einschätzung des Lebenswerks, der durch Straßenwidmung geehrten Personen.
Im Osten hat man die Leninstraßen sofort nach der Wende umgetauft, ganze Städte wechselten den Namen. Dass die Hitlerstraßen sofort nach dem Krieg verschwanden, versteht sich von selbst, den wollte danach keiner mehr in seiner Adresse haben.
Bei uns stehen z.Zt. einige unbekanntere Stadtgrößen und deren scheinbar erst heute erkannte Verbindung zur NS-Zeit oder Kolonialzeit auf der Umbenennungsagenda. Dagegen wehren sich teilweise die Anwohner, weil sie an ihrem Straßennamen hängen und favourisieren eine sehr pragmatische Lösung. Sie suchen einen namensgleichen, unbelasteten Menschen und wollen dann nur den klein geschriebenen, unteren Teil des Straßenschildes austauschen.
Ob das allerdings eine Lösung für die Hans-Meiser-Straße wäre?
 
Umbennungen sind in vielen Fällen sinnvoll, nur soll man nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten.

Ein konkretes Beispiel aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft:
Ich wohne in einem kurz vorm Mauerfall in Rostock errichteten Viertel. Die meisten Straßen tragen die Namen von anerkannten Humanisten (Gandhi, A. Schweitzer, M. Niemöller, Allende), damit hat natürlich niemand ein Problem. Es gibt aber auch eine Ilja-Ehrenburg-Straße. Vermutlich hätte man die schon längst (m.E. zu Recht) umbenannt, hätte nicht das braune Gesocks dieses Thema Mitte der 1990er entdeckt. Es gab seitdem mehrere NPD-Demos dort. Jetzige Chancen für eine Umbenennung - Null, man will ja diesen Leuten nicht noch Recht geben.

Ähnlich ist es mit den Umbenennungen von Bundeswehrkasernen (aktuell: http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Kammhuber), für die es bei der Truppe meist wenig Verständnis gibt.
 
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Um die Eingangsfrage zu beantworten:

Ich würde die Straße ihren Namen belassen. Durch die Präsenz des Namens "Hans Meiser" in der Öffentlichkeit diskutiert man über diese historische Person mit ihrem positiven und negativen Handlungen (wobei die Beurteilung dann wieder aus dem jeweiligen Blickwinkel sicherlich differiert). Verbannen wir den Namen aus dem öffentlichen Raum, wird auch die Diskussion über die Persönlichkeit im größeren Kreise erlöschen.

Um solchen Diskussionen aus dem Wege zu gehen, könnten wir uns auch auf unverfängliche Namen beschränken

- Friedhofstraße
- Marktplatz
- Pappelallee

In größeren Städten wird es dann bald schwierig (so finden wir in Berlin allein fünf x eine Birkenstraße. Das sollte man im Zeitalter von Navigationsgeräten tunlichst vermeiden).

Bei der Akzeptanz von Goethe ist man sich noch weitgehend einig, bei Luther scheiden sich schon die Geister. Was ist die Lösung? Auf die Benennung nach Personen zu verzichten und Vogelarten zu wählen? Manches Möwenviertel (Silber-, Schrei-, Sturm-, etc) an der Küste mag ja BalticBirdy entzücken, außerhalb von Touristenquartieren finde ich das nicht überzeugend.
;)

Die Wellen schlagen immer hoch, wenn Personen gewählt werden, welche

- im 3. Reich
- in der Kaiserzeit (1871 - 1918)

gelebt haben. Für mich entlarvend ist es dann, wenn Salvador Allende ohne Dissens als Straßenname akzeptiert wird, dagegen Hans Albers hitzige Diskussionen auslöst. Hier wird m. E. das überwiegend negative Geschichtsbild über diese Zeitabschnitte der deutschen Geschichte auf einzelne Personen übertragen. Stauffenberg wird dann zu Last gelegt, dass er kein lupenreiner Demokrat war, einem Herbert Wehner wird seine Verbindung zu Moskau vorgeworfen. Und gerade deshalb, diese Leute auf die Straßenschilder! Sollen sich die nachfolgenden Generationen daran reiben, wie die Menschen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sich an Bismarck und Hindenburg gerieben haben. Für jede Togostraße bin ich dankbar, weil so der Kolonialismus nicht in Vergessenheit gerät. Und ich freue mich schon auf die "Richard-von-Weizsäcker-Allee" und den "Helmut-Schmidt-Ring".

Wider den Weichspülern und Wattebäuschchenwerfern.
 
Beispiel:

Bei mir vor Ort gab es eine "Karl Peters Str." erstmals genannt in einem Bebauungsplan von 1904.
Jahrzehntelang hat dies Keinen weiter gestört.
Allerdings ist das Gewerkschaftshaus in der Straße angesiedelt. Und irgendwann ist tatsächlich einem der "Hänge-Peters" unangenehm aufgestoßen.
Nun muss nach dem ja unstrittig keine Straße benannt sein.
Andererseits gibt es ein paar Firmen und Freiberufler in der Straße die ihre Drucksachen auch nicht einstampfen wollten. Bis der letzte Kunde die "neue" Adresse kennt, das kostet ja richtig Geld.

Hat einer der Freiberufler in der Straße die mMn salomonische Lösung gefunden:
"Der Karl mit K ist ja schon immer "falsch", nehmen wir dem Peters doch einfach noch das "s" weg, dann erinnert nichts mehr an das Schwein."

Womit jetzt alle leben können.
 
In Bergen auf Rügen gibt es immer noch eine "Strasse der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft".
http://www.internetstadtplan.com/BergenRuegen/revilakmap.html

Man hat im Osten viel umbenannt, es gab früher fast in jeder Kleinstadt einen Leninplatz oder eine Ernst-Thälmann-Strasse. Etliche davon existieren immer noch.
An Rosa Luxemburg hat man z.B. fast nie Hand angelegt, auch an Karl Marx nur selten.
 
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In Albstadt-Ebingen nach einem Lokalpolitiker.
In Bremen behielt die Straße nach Diskussion ihren Namen, soll aber künftig an den Strafrechtsreformer Karl Peters erinnern. :p
 
Also ich möchte einfach nur ganz stolz auch das Köbis-Dreieck in Berlin hinweisen.

Und auch Kultur ist heute im Strassennamenswesen erlaubt, wenn auch auch auf einem anderen Kontinet.

Ich sage nur: Joey Ramone Place
 
Mich fragt jemand mit einer roten Bemerkung, ob ich Immobilenmakler sei?

Also wenn ich ein Banker wär, dann würde ich die negative Bewertung verstehen, aber so finde ich es schön, daß gerade der Name "Köbis" auch in unsere Hauptstadt verwendung findet.

Neidisch:p
 
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