Postkartenpropaganda im ersten Weltkrieg

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Gast

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Hallo
Ich bin in der 12 Klasse am Gymnasium und darf eine Seminararbeit schreiben. Eine Mitschülerin hat 230 Postkarten aus dem ersten Weltkrieg mitgebracht und wir haben beschlossen diese auszuwerten, wobei ich den Bereich der Postkartenmotive mache. Wie ihr euch sicher vorstellen könnte, sind 80% der Motive Propaganda. Daher liegt mein Hauptaugenmerk auf der Propaganda, das ist interessanter als Panoramabilder von Köln oder Nürnberg und es lässt sich mehr herauslesen.
Die Aufhänger meiner Arbeit sind bisher folgende "Fragen":
Was ist Propaganda?; die Kartenmotive und ihre Bedeutung; Effektivität bei den Soldaten(Propaganda allgemein);Effektivität an der Heimatfront(Propaganda allgemein);Zensur(konnte jeder Postkarten drucken, wie er lustig war?); gibt es einen Zusammenhang,zwischen den Postkartenmotiven und dem schriftlichen Inhalt der Postkarte?

Bevor mir jetzt jemand eine schlechte Arbeitsmoral oder Faulheit vorwirft, ich habe mich selber schon lang und breit mit dem Thema auseinandergesetzt. Allerdings bin auch ich nicht allwissend und vielleicht hat hier jemand noch eine Anregung oder einen Buchtipp, auf die/den ich noch nicht gekommen bin?
 
So ganz kann ich Dir nicht folgen ;)
Deine Aufhänger sind doch schon sehr gut und wenn du die Punkte erläuterst hast du doch schon eine ganze Menge.

Oder hast du bei der Definition deiner Aufhänger Probleme?

Wie gesagt, so ganz versteh ich dein Anliegen noch nicht.
 
Stimmt, vielleicht sollte ich das wirklich noch ein bisschen konkretisieren. Mein erstes Anliegen ist einfach Ideen von euch. Vielleicht fällt einem noch eine schöne Fragestellung ein oder vielleicht gibt es das Buch der Bücher zur Postkartenpropaganda, von dem ich noch nichts weiß.
Inhaltlich tun sich auch einige Fragen auf z.B. zur Effektivität. Es wird allgemein geschrieben, dass die deutsche Propaganda nicht sehr erfolgreich war aber eine differenzierung zwischen Heimatfront und Soldaten habe ich nicht gefunden.

@Köbis: keine der 230 Postkarten hat irgendwas mit der Marine zu tun, deswegen hilft mir das leider nicht weiter :(

damit ihr euch selber mal ein Bild von einigen der Postkarten machen könnt:
Picasa-Webalben - David.Johnathan.W... - Seminarkurs 2...
 
Ich habe mir mal in der Bücherei folgendes Buch ausgeliehen (und fand es ganz gut):

Die bunte Welt des Krieges: Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg 1914-1918: Amazon.de: Christine Brocks: Bücher


Aus der Beschreibung:
Der Erste Weltkrieg war ein visueller Krieg. Bildmedien spielten von 1914 bis 1918 eine zentrale Rolle bei der Konturierung nationaler Feindbilder, bei der Zuschreibung von Geschlechterrollen an Front und Heimatfront und bei der schleichenden kulturellen Gewöhnung an die massive Präsenz von Tod und Zerstörung. Das Buch geht diesen Themen anhand von Bildpostkarten nach, einem Medium, das gerade wegen seiner massenhaften Verbreitung und Trivialität viele interessante Einblicke in die Ikonographie des ersten totalen Krieges ermöglicht. Millionenfach zwischen den Soldaten an der Front und ihren Angehörigen an der Heimatfront verschickt und von vielen gesammelt, gehörten Bildpostkarten zu den wichtigsten Kommunikationsmitteln im Ersten Weltkrieg. Im Ergebnis zeigt sich, dass die traditionelle Bilderwelt der Postkarten eine scheinbare Idylle des Kämpfens und Sterbens suggerieren konnte. Mit einem innovativen semiotischen Ansatz der Bildanalyse wird die bunte Welt des Krieges im wilhelminischen Deutschland auf Spannungen, Übergänge und Mischungen zwischen Affirmation und Kritik der Gewalt hin analysiert.

Da es relativ teuer ist, empfehle ich auch Dir die Ausleihe.

Auch gut ist dasTaschenbuch

Der Erste Weltkrieg: Wahrheit und Lüge in Bildern und Texten: Amazon.de: Brigitte Hamann: Bücher

in dem Propaganda und Wirklichkeit im 1. Weltkrieg aus deutscher und österreichischer Sicht behandelt werden. Auch die damals sehr beliebten und weitverbreiteten Krigespostkarten spielen eine große Rolle.

Meine "Lieblingspostkarte" ist übrigens diese:

Soldat.jpg
 
Ich habe vor einigen Jahren von Prof. Gerhard Schneider über Feldpostkarten im WKI gehört, sowohl französische Feldpostkarten die Deutsche als Barbaren darstellten, als auch deutsche FPKn, die Russen als Barbaren darstellten. Die FPK Russische Kultur mit der Druckaufschrift "Hier laust sich der Vater etc." würde gut dahinein passen. Ich habe keine Ahnung, ob Schneider etwas dazu veröffentlicht hat, aber du kannst ja mal fragen (falls er auf Mails antwortet): Pädagogische Hochschule Freiburg: Emeritierte Professoren.
 
Die ausgesprochenen Propaganda- oder Verunglimpfungskarten scheinen in der Sammlung die Ausnahme zu sein, und es scheinen auch nur deutsche zu sein. Sonst hättest du auch untersuchen können, ob und ggf. welche Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern es gab.
Vor längerer Zeit gab es schon mal einen Thread zu dem Thema, jetzt aber anscheinend nicht mehr.
Übrigens enthält die von Quijote angesprochene Karte auch einen Hinweis auf die Zensur.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Köbis: keine der 230 Postkarten hat irgendwas mit der Marine zu tun, deswegen hilft mir das leider nicht weiter :(

Wer über Propaganda im 1. Wk sprechen möchte, kommt nicht umher auch die Zeit vor dem Krieg zu betrachten, sowie den riesen Propagandazirkus um des Kaisers Marine.

Die Ansichtspostkarte wird als Urspungsjahr 1870 genannt. So hatte der Generalpostmeister Heinrich von Stephan des Norddeutschen Bundes 1870 die Correspondenzkarte eingeführt, die sich wegen des niredrigen Portos großer Beliebtheit erfreute.
Noch im selben Jahr stellte der Oldenburger Buchdrucker Schwarz eine Karte her, deren Vorderseite die Abbildung eines Kanoniers zeigte.

Somit war die Postkarte natürlich das ideale Werbemedium jener Zeit, und Militärische Abbildungen waren vorrangig beleibt, stand doch gerade das Militär in jenem Zeitalter an der Spitze der Gesellschaft.

So waren im Krieg Postkarten mit Seehelden der kaiserlichen Marine, vornehmlich der Ubootwaffe natürlich ebenfalls Propaganda für diese Art der Kriegsführung zu See.

Auch wenn sich keine Marinepostkarten unter den 230 vorhanden befinden.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Großmutter hat die Postkarten die sie während des 1. Weltkrieges von meinem Großvater und ihrem Bruder bekam, aufbewahrt.
Sie befinden sich inzwischen in meinem Besitz.

Die genannten Propagandakarten fehlen aber vollständig.
Vorherrschend ist "das fröhliche Soldatenleben", "Wer weiß denn, ob wir uns je Wiedersehen, am grünen Donaustrand" ein paar Bilder von Heerführern.
Auf einer ist ein britischer Tank abgebildet. Das letzte Lebenszeichen meines Großonkels.
 
Es gibt eine CD der digitalen Bibliothek:

"Der erste Weltkrieg in deutschen Bildpostkarten"

herausgegeben vom Deutschen Historischen Museum

Vermutlich das richtige für Dich.

Gruß

Cisco

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