Was ist Zeit?

Köbis17

Gesperrt
Wir im Heute und Jetzt, leben geplant, geplant nach jeder Miunte, nach jeder Sekunde.

Alles wird an der Zeit gemessen, sie ist die Grundeinheit des Lebens.

Wenn wir heute über historische Vorgänge diskutieren, ob nun gesellschaftlich oder kulturell oder gerade militärisch, ist der wichtigste Aspekt immerwieder die Zeit.
Die Zeit ist immer Gleich, eine Stunde hat 60 Minuten und eine Minute hat 60 Sekunden, doch ist das Empfinden der Zeit auch gleich?

Haben wir heute Streß, einen Weg von 20 km in mehr als ein Stunde hinter uns zu bringen, hatte man wohl vor hunderten Jahren einen ganzen oder zumindest einen halben Tag Zeit dafür.

Sind heut Soldaten in wenigen Stunden im Krisengebiet, waren es damals noch Wochen, die die Reise dauerte.

Wie beeinflußt die Zeit die menschliche Gesellschaft?

Dabei sollten wir immer darauf Achten, nicht wir regieren die Zeit, die Zeit regiert uns.

Hat die Zeit, die wir, die Menschen versuchen zu bezwingen doch mehr in der Geschichte Ereignisse und Ergebnisse des Wandels gelenkt, als uns lieb war?
 
Nu, die Stunde ist erst seit 1344 (Einführung einer Schlaguhr in Padua) 60 Minuten lang, vorher wurde der Tag in sommerfette und winterkarge Zwölftel eingeteilt. Geschwindigkeit hingegen, die Überwindung gr. Distanzen mit rel. Hindernissen oder unter extr. Bedingungen in kurzer Zeit (Paul Revere, Laura Secord) war schon immer ein tolles Ding und eine anerk. Leistung. Letztlich, so ganz ohne Zeit wäre das Geschichtsforum rel. obsolet. Wäre doch schade.

Da es hier mehr um philos. Betrachtungen als um Wissenschaft geht, soll ich den Thread in den Smalltalk verschieben?
 
In meinem Physikbuch von letztem Jahr (sowie auf wikipedia) steht folgendes:

Eine Sekunde ist das 9.192.631.770-fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden Strahlung.

Damals wie heute finde ich, einen weltfremderen Ansatz, Zeit zu beschreiben gibt es gar nicht.

Ich ziehe da lieber folgende Definition aus Biffy Clyro's "Living is a problem because everything dies" vor: Time's what we don't have.

Cheers,

Nex
 
Zuletzt bearbeitet:
Da es hier mehr um philos. Betrachtungen als um Wissenschaft geht, soll ich den Thread in den Smalltalk verschieben?

Na verschieb nur, ich war e nicht sicher, wo ich es hinpacken sollte, fehlte mir doch die Zeit.:still:

Na nun aber mal im Ernst, gemessen an gefühlter Zeit, war z.B. der 30ig jährige Krieg auch im Empfinden so lang? Immerhin lag die Lebenserwartung der Menschen damals deutlich niedriger, als heute und dass ohne Krieg gemessen.
Demnach ging der Krieg für den ein oder anderen ein Lebenlang, doch "gefühlt" lang waren sicherlich auch die 4 Jahre französische Schützengraben, doch ging da das Leben schon schneller, obwohl die Zeit gleich blieb.
Heute schreiben wir einen Beitrag und können uns in Sekunden der ganzen Welt mitteilen, damals mußte erst ein Brief geschrieben werden der dann wochenlang auf Reisen ging, bis er am Zielort war. Bedeutet nun das Warten auf die Nachricht zwischen den Menschen einen ganz anderen Zeitraum zu haben, daß sich dies auch auf die Zeit des Lebens niederschlug?
 
Zeit kann für mich flexible sein. Schon rein vom Interesse her. Ich empfinde die Römer zeitlich näher als z.B. Otto I.
Ich kann mich in Francis Drake hineindenken, Horatio Nelson ist mir jedoch fern.
Ich kann 1588 förmlich anfassen, 1805 liegt etwas außerhalb meiner Reichweite. Nur so vom Gefühl her.
 
Hier ein Beitrag aus dem Internet. Zwar nicht wissenschaftlich, aber trotzdem zum Nachdenken anregend:

Zeit
Willst du den Wert von einem Jahr wissen,
dann frage einen Schüler der eine Klasse nachholt.

Willst du den Wert von einem Monat wissen,
dann frag die Mutter deren Kind zu bald geboren wurde.

Willst du den Wert einer Woche wissen,
dann frage den Verleger eines Wochenblatts.

Willst du den Wert einer Stunde wissen,
dann frage einen Verliebten vor der Verabredung.

Willst du den Wert einer Minute wissen,
dann frage den Menschen der einen Zug, oder Bus verpasst hat.

Willst du den Wert einer Sekunde wissen,
dann frage jemand der einen Unfall überlebt hat.

Willst du den Wert einer Millisekunde wissen,
dann frage einen Medalliengewinner der Olympiade.

Zeit wartet auf niemand. Schätze jeden Moment den du hast.
du weisst Zeit noch mehr zu schätzen,
wenn du die Zeit mit dem Menschen teilst den du liebst.
 
YouTube - David Bowie - TIME (HQ)

Die Götter verwünschen den Mann, der als erster entdeckt hat, wie man Stunden unterteilt - verwünsch ihn auch, ihn, der an dieser Stelle eine Sonnenuhr aufgestellt hat, um meine Tage so scheußlich zu zerschneiden und in kleine Stücke zu zerhacken! Als ich ein Junge war, war mein Magen meine Sonnenuhr – eine zuverlässigere, wahrhaftigere und genauere als jede andere. Diese Sonnenuhr gab an, wann es an der Zeit war, zum Essen zu gehen, wann ich essen sollte; Doch heutzutage darf ich, selbst wenn ich etwas habe, mich nicht darüber hermachen, bis die Sonne es mir erlaubt. Die Stadt ist so voll von diesen verwünschten Uhren…
Plautus

Aus Levine: Eine Landkarte der Zeit - ein sehr populärwissenschaftliches Buch!

Je exakter die Methoden wurden, Zeit zu messen, desto mehr wuchs auch die Gefahr des Verlustes der Freiheit über die eigene Zeit. In demselben Buch wird Frederick Taylors System des „Efficiency Engineering“ vorgestellt.

Zunächst „wurden die verschiedenen Bewegungen mit Standartnamen belegt,…
erforderte die Aufgabe das Aufheben eines Bleistiftes, so wurde dies folgendermaßen beschrieben: Transport leer, Stanzgriff, Transport beladen.“

„…dann wurde die Zeit gemessen, die jeder Arbeiter für jede Bewegung brauchte. Die Fabrikbesitzer trennten dann alle „überflüssigen Bewegungen“ – wie Reden, Gähnen, Am-Kopf-Kratzen – von denen, die direkt für die Herstellung des gewünschten Produkts notwendig waren. Die Genauigkeit dieser Messungen wurde schließlich bis auf die Zehntausendstelminute perfektioniert.“

Der Mensch wird von der Uhr gesteuert. „Moderne Zeiten“ lässt grüßen.
http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2006/02/_img/bild0205_400q.jpg

Haben wir heute Streß, einen Weg von 20 km in mehr als ein Stunde hinter uns zu bringen, hatte man wohl vor hunderten Jahren einen ganzen oder zumindest einen halben Tag Zeit dafür.

Ob das wirklich stressfreier war? Der Stress wird doch vor allem von der persönlichen Einstellung beeinflusst. Der eine geht gelassener damit um, der andere reagiert mit Stress.
Gab es auf der Reise unvorhergesehene Verzögerungen oder war das Zeitfenster zu klein, war der Kaufmann im Mittelalter bestimmt auch gestresst, weil er fürchtete, sein Ziel 2 Tage statt zwei Stunden, wie heute, zu spät zu erreichen. Der erwartete Grad an Pünktlichkeit hat sich aber gewiss geändert.

Na nun aber mal im Ernst, gemessen an gefühlter Zeit, war z.B. der 30ig jährige Krieg auch im Empfinden so lang? Immerhin lag die Lebenserwartung der Menschen damals deutlich niedriger, als heute und dass ohne Krieg gemessen.
Demnach ging der Krieg für den ein oder anderen ein Lebenlang, doch "gefühlt" lang waren sicherlich auch die 4 Jahre französische Schützengraben, doch ging da das Leben schon schneller, obwohl die Zeit gleich blieb.

Ich glaube, dass das eher eine Frage des persönlichen Alters als des Zeitalters ist. Wie IamNex in seinem Beitrag gezeigt hat, ist die gemessene Zeit erst einmal eine sehr abstrakte Größe. Fassbar wird die Zeit für den Menschen erst durch die Relation zu seiner erlebten Zeit. Deshalb ist für einen Fünfjährigen ein Jahr ein wesentlich längerer Zeitraum als für einen Erwachsenen. 4 Jahre Schützengraben waren für einen 20-jährigen „gefühlt“ wesentlich länger, als für einen 50-jährigen.
 
Augustinus von Hippo meinte das dazu
Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich's, will ich's aber einem Fragenden erklären, weiß ich's nicht.
Relativität der Zeit, frei nach Einstein (aber leider nicht von mir):
Wie lange fünf Minuten dauern, hängt davon ab, auf welcher Seite einer Toilettentür man sich befindet.
 
http://www.youtube.com/watch?v=rVPFzj3UnNw
Ob das wirklich stressfreier war? Der Stress wird doch vor allem von der persönlichen Einstellung beeinflusst. Der eine geht gelassener damit um, der andere reagiert mit Stress.

Ich denke, es geht auch nicht nur um die persönliche Einstellung, sondern auch um die Situation in der man sich befindet.

Bleiben wir beim Beispiel der 20km die man zurücklegen muss. Wenn ich am Morgen diese Strecke auf meinem Weg zur Arbeit fahren muss, bin ich sicher gestresster, weil ich schließlich pünktlich bei der Arbeit sein muss. Da regt man sich dann schnell über andere Autofahrer auf, über Fußgänger etc., ich denke, wir alle kennen das. Da regt man sich schnell über 5 vergeudete Minuten auf. Also ich zumindest.
Muss ich diesen Weg aber an einem Samstag oder Sonntag Nachmittag zurücklegen, damit ich z.B. an einem See spazieren gehen kann oder in einem guten Restaurant essen gehen kann, werde ich sicher nicht so gestresst sein und viel entspannter an die Sache ran gehen. Da wird man vielleicht auch sagen: "Nehmen wir zur Abwechslung mal den Zug, geht zwar länger, aber ist auch schön." Da sind mir 5 Minuten schneller oder länger völlig wurscht.

Ich könnte mir vorstellen, dass das früher auch so war. Je nachdem, aus welchen Gründen man unterwegs war, verspürte man früher sicher auch schon Stress. Oder eben keinen Stress. Wie auch immer.
 
Augustinus von Hippo meinte das dazu
Relativität der Zeit, frei nach Einstein (aber leider nicht von mir):
Wie lange fünf Minuten dauern, hängt davon ab, auf welcher Seite einer Toilettentür man sich befindet.

Einstein hat mit der Einführung der relativen Zeit und den Beweis,
dass es keine absolute Zeit gibt, den Grundstein für unser digitale Welt gelegt. Ohne seine Erkenntnisse wären Raumfahrt und UPS nicht möglich.

Spannend und verständlich zu lesen, ist das populäre Buch von St. Hawking, "Eine kurze Geschichte der Zeit". Er unterscheidet drei positiv gerichtetet Zeitpfeile:

- kosmologischer Zeitpfeil
- thermodynamischer Zeitpfeil
- persönlicher Zeitpfeil, unser persönliches Zeit"empfinden"
 
Zurück
Oben