Wie weit sind die Kelten nach Norden vorgestossen?

Die Frage die sich mir stellt ist die einer von der Jungsteinzeit ausgehenden Siedlungskontinuität bei diesen Oppidae die bis in die Zeit der Kelten reichte.

Eine Siedlungskontinuität von der Jungsteinzeit bis in die Spätlaténezeit gab es nicht. Das solche topographisch herausragende Orte immer wieder mal besiedelt wurden ist auf jeden Fall nichts besonderes.

Ich hatte mal plötzlich die Eingebung,Alteburg und Heidetränke könnten etwas zeitlich versetzt ,also kurz hintereinander ,zu Gunsten des Dünsberg-Oppidums als neuen zentralen Ort, aufgegeben worden sein

Das macht keine Sinn, der Dünsberg "beherrscht" die Gießener Senke, die Altenburg als Nachfolgeanlage der Altenburg bei Römersberg "beherrscht" das Fritzlaer Becken und die angrenzenden Gebiete.
Außerdem zeigen die Funde um und aus dem Dünsberg einen sehr deutliche Bezug zu der Spätlaténekultur, während die Funde der Altenburg bei Niedenstein, diesen Bezug durch die Funde nicht aufweißen, es fehlt z.B. typisches Fundgut in größerer Anzahl wie Glasarmringe, Nauheimer Fibeln, Graphittonkeramik etc.
 
Eine Siedlungskontinuität von der Jungsteinzeit bis in die Spätlaténezeit gab es nicht. Das solche topographisch herausragende Orte immer wieder mal besiedelt wurden ist auf jeden Fall nichts besonderes.

Es gibt keinen logischen Grund, für diese Anlagen eine Siedlungskontinuität anzunehmen. Man hat zu verschiedenen Zeiten immer wieder die Höhen befestigt, es gab aber auch immer Phasen, in denen sie nur begangen wurden. Zwar liegen von allen Anlagen auch Funde älterer Keramik vor, aber diese bezeugen erstmal nur eine Begehung. Wallanlagen dieser frühen Phase fehlen wo immer sie datierbar waren. Gräberfelder, die eine Siedlung bezeugen könnten, sehe ich ebenfalls nicht im näheren Umfeld der Anlagen. Also: Nix "Kontinuität" wegen ein paar Scherben!

Das macht keine Sinn, der Dünsberg "beherrscht" die Gießener Senke, die Altenburg als Nachfolgeanlage der Altenburg bei Römersberg "beherrscht" das Fritzlaer Becken und die angrenzenden Gebiete.
Außerdem zeigen die Funde um und aus dem Dünsberg einen sehr deutliche Bezug zu der Spätlaténekultur, während die Funde der Altenburg bei Niedenstein, diesen Bezug durch die Funde nicht aufweißen, es fehlt z.B. typisches Fundgut in größerer Anzahl wie Glasarmringe, Nauheimer Fibeln, Graphittonkeramik etc.
Tja, Geist, und hier wird es spannend: Das macht meines Erachtens nur vor einem Hintergrundszenario Sinn: Ein Niedergang der keltischen Anlagen aufgrund von Siedlungsaufgabe und Abwanderung (?!), mglw. nach Norden/britische Inseln, wobei sich hier in dieser frühen Zeit keine grossen Hinweise auf eine starke Zunahme der Besiedlung ergeben.
Nach einem Vortrag von Schulze-Forster vor einigen Jahren ist es nämlich eben so, dass nach der Aufgabe des Heidetränk-Oppidums die Münzwirtschaft und auch die Produktion von Schmuck und Kleingerät auf dem Dünsberg sogar noch einmal einen Aufschwung erlebt. Vor dem Hintergrund der zahlreichen Funde kann man sogar von einem Höhepunkt sprechen.
Die anderen keltiscchen Anlagen scheinen dagegen alle in der Zeit von 70 bis (spätestens) 30 v. Chr. aufgegeben worden zu sein.
Ist damit eines der Oppida, in diesem Fall der Dünsberg, das "gallische Dorf", das wir alle immer suchen? :yes:

Für alternative Erklärungen bin ich ausdrücklich offen.
 
Ein Niedergang der keltischen Anlagen aufgrund von Siedlungsaufgabe und Abwanderung (?!), mglw. nach Norden/britische Inseln, wobei sich hier in dieser frühen Zeit keine grossen Hinweise auf eine starke Zunahme der Besiedlung ergeben.
Für Nordhessen vermute ich, dass sich durch starke Akulturations- und Assimilationsprozesse die lateniode geprägten Gruppen sich nach und nach den "germanischen" Materialgruppen angepasst haben.
Festgestellt habe ich auf jeden Fall ab der Mittellaténezeit einen Rückgang des besiedelten Raums und der Anzahl der Siedlungen im Vergleich zu den Perioden Ha C - LT B.
 
Keltische Bevölkerung

Für Nordhessen vermute ich, dass sich durch starke Akulturations- und Assimilationsprozesse die lateniode geprägten Gruppen sich nach und nach den "germanischen" Materialgruppen angepasst haben.
Aber wenn dem so gewesen ist, warum finden wir dann in einer atemberaubend kurzen Zeit keinerlei Reste der latenoiden Kunst mehr, warum zeigt sich die Kultur innerhalb weniger Jahrzehnte als fast von den Kelten "befreit"? Sollten nicht auch die keltischen Wurzeln in diesem akkulturationsprozess ihr Recht behalten? Ich würde mal sagen, momentan bleibt uns schlicht nichts anderes als diese Annahme übrig, aber ich finde sie genauso unbefriedigend wie eine reine Abwanderung (ich sehe "Völker" einfach nicht gerne "wandern")

Festgestellt habe ich auf jeden Fall ab der Mittellaténezeit einen Rückgang des besiedelten Raums und der Anzahl der Siedlungen im Vergleich zu den Perioden Ha C - LT B.
Also wir sind uns einig, dass die Bevölkerungszahl in den einzelnen Phasen der Hallstatt- und Latenekultur Schwankungen unterliegt.
Das grosse Problem mit der Phase LT D, also der spätestkeltischen Zeit ist, dass es keine beziehungsweise viel zu wenige Gräber aus dieser Zeit gibt, der Grabbrauch scheint sich geändert zu haben. Oder die Bevölkerung ging wirklich stark zurück, was wir, glaube ich, bislang nicht ausschliessen können.

Wenn wir die schriftlichen Quellen zu Rate ziehen, dann werden wir ja doch annehmen müssen, dass die überlieferten Keltenzüge durch Griechenland und ganz Europa auch Bevölkerungsteile von den angestammten Sitzen fortgeführt haben. Und die Galater werden vermutlich nicht der einzige Stamm gewesen sein, der nach dieser Zeit der Söldnerdienste gänzlich abgewandert ist. Damit würde ich versuchsweise auch den Rückgang der Siedlungsgröße in der Mittellatenezeit verbinden.

Wie sich dann allerdings der Einschnitt zwischen dem Aufkommen der Oppida als große Zentralsiedlungen und den wenigen Bestattungen auflösen lässt, dafür fällt mir schlicht nichts besseres ein als Abwanderung. Das soll aber nicht heissen, dass die verbliebenen Reste der "Kelten" einem Akkulturationsprozess unterworfen wurden (bzw. sich freiwillig unterworfen haben).
 
Also wir sind uns einig, dass die Bevölkerungszahl in den einzelnen Phasen der Hallstatt- und Latenekultur Schwankungen unterliegt.
Das grosse Problem mit der Phase LT D, also der spätestkeltischen Zeit ist, dass es keine beziehungsweise viel zu wenige Gräber aus dieser Zeit gibt, der Grabbrauch scheint sich geändert zu haben. Oder die Bevölkerung ging wirklich stark zurück, was wir, glaube ich, bislang nicht ausschliessen können.

Für die Mittellaténezeit ist eine deutliche und recht schnelle (knapp 10 Jahre) Kiimaverschlechterung, belegt. (Vgl. Ch. Maise, Archäoklimatologie - Vom Einfluß nacheiszeitlicher Klimavariabilität in der Ur- und Frühgeschichte. Jahrb. SGU 81, 1998, 197-235).
Diese hat sich, nach meinen Untersuchungen, signifikant im Besiedlungsbild niedergeschlagen. D.h. in den Phasen der älteren Eisenzeit wurden die Siedlungsräume auch auf höhere Lagen z.B, angelegt.
In der jüngeren Eisenzeit wurden die Siedlungen fast nur noch in den Tälern mit einen größeren Abstand zu den Gewässern und mit einem nicht mehr so starken Bezug zu den Lößböden angelegt (Mglw. steht hier eine veränderte Wirtschaftsgrundlage als These im Hintergrund). Das Klima wurde kühler und feuchter.
Man kann als These davon ausgehen, dass sich Bevölkerungsteile auf den Weg gemacht haben könnten.
Des weiteren deckt sich der Klimaumschwung fast exakt mit dem Wechsel von Lt B zu Lt C.
Das Problem mit den Gräbern sehe ich ähnlich, wobei für die MLT so gut wie kein Grab aus Nordhessen bekannt ist, das diese Stufe schwer zu fassen ist in der sog. Peripherie ist bekannt.
Da es sich bei den LT D Bestattungen um Brandgräber gehandelt hat, sind diese schwer zu entdecken und werden leider auch oft durch den Pflug restlos zerstört, leider viel zu oft ohne das die Landwirte das dem LdA weitermelden.
Ich glaube nicht das viel weniger Gräber gab, sondern das die meisten Gräberfelder einfach wegpflügt wurden...........:weinen:
 
Die anderen keltiscchen Anlagen scheinen dagegen alle in der Zeit von 70 bis (spätestens) 30 v. Chr. aufgegeben worden zu sein.
Ist damit eines der Oppida, in diesem Fall der Dünsberg, das "gallische Dorf", das wir alle immer suchen? :yes:

Für alternative Erklärungen bin ich ausdrücklich offen.

Bei Wikipedia gibt es neuerdings die Behauptung, die Altenburg bei Niedenstein habe bis 25 n. chr. existiert.
Altenburg (Niedenstein) ? Wikipedia

Ist für mich schwer glaubhaft, wiesen doch die gängigen Angaben, z.B. bei Jockenhövel/Hermann, Vorgeschichte Hessens, auf ein Ende der Anlage um 50 v. Chr. Allerdings soll es von einer Ulrike Söder dazu eine Publikation aus dem Jahr 2004 geben, die ich noch nicht kenne.

Die Publikationen zu den Salinengrabungen in Bad Nauheim stehen ja noch aus, doch weisen diese vom Hörensagen eher auf eine Siedlungszeit bis zum römischen Vordringen in dieser Gegend hin. Wobei die ja wegen der Nähe wieder ganz gut zum Dünsberg passen könnten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Allerdings soll es von einer Ulrike Söder dazu eine Publikation aus dem Jahr 2004 geben, die ich noch nicht kenne.

Ulrike Söder, Die eisenzeitliche Besiedlung der Altenburg bei Niedenstein, Schwalm-Eder-Kreis. Rahden, Westf. 2004 (Marburger Studien zur Vor- und Frühgeschichte, 21).

Soweit ich mich entsinne steht aber in der Diss. nichts über eine Datierung um 25 v.chr.
 
Grabung Bad Nauheim

Da ich selbst das Vergnügen hatte, an den grossen Grabungen an der Johanneskirche in Bad Nauheim (Keltische Saline) mitzuwirken, hierzu nur ein paar kurze Worte.

Das Fundmaterial streut über den gesamten Latenezeitraum, einige schöne Stücke aus der Mittellatenezeit hatte ich selbst in der Hand. Überraschend für den als Arbeitsort/Industriebetrieb zu betrachtenden Platz war die hohe Qualität der Fundstücke, es machte den Eindruck, als seien einige der Arbeiter in vollem "Sonntagsputz" in die Saline gegangen (Glasperlen, Arm- und Beinringe, etc.). Es war ein gewaltiger Fundanfall zu verzeichnen, die abschliessende Publikation wird wohl noch auf sich warten lassen.
Von besonderem Interesse für eine Datierung werden die zahlreichen Holzreste sein, die in einer Tiefe von unter 4m (durch den hohen Salzgehalt des Bodens?) wunderbar erhalten waren. Dazu zählen Bottiche, Röhren, Bohlen sowie Holzgeräte (Schalen, Deichseln, etc.). Das Material macht den Fundort einzigartig, eine solche Holzerhaltung habe ich ausserhalb vielleicht von den Siedlungen des Federseemoores bislang noch nicht gesehen.

Ein Ende der Anlage muss vor dem Beginn der römischen Besiedlung stattgefunden haben, eine Villa bzw. ein Stadthaus wurde über den keltischen Salinen errichtet, die ehemaligen Becken wurden zu Badezwecken genutzt. Eine Herstellung von Salz fand in römischer Zeit nicht mehr statt. In direkter Nähe der Salinen wurde bei den Grabungen ein Spitzgraben gefunden, der zu einer römischen Anlage (Kastell? evtl. ähnliche Siedlung wie Waldgirmes?) gehört haben muss. Er war mit Ziegeln und Bauschutt verfüllt, gute Grundlage für eine ordentliche Datierung, möchte ich meinen. Soll zu den frühen Anlagen aus augusteischer Zeit gehören, siehe Rödgen et al.

Ob man allerdings die Salinen von Bad Nauheim noch in einen Bezug zum Dünsberg setzen muss, da bin ich mir nicht sicher. Gleiches wurde ja mit dem Glauberg versucht, um den Reichtum der Bestattung zu erklären. Man sollte nicht übersehen, dass auch der Johannisberg von Bad Nauheim Ringwallanlagen trägt, die meines Wissens nach bislang undatiert sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man sollte nicht übersehen, dass auch der Johannisberg von Bad Nauheim Ringwallanlagen trägt, die meines Wissens nach bislang undatiert sind.
Die Anlage auf dem Johannisberg ist mehrfach besiedelt worden, wenn du die Vorgeschichte Hessens zur Hand haben solltest, wirst du die folgenden Angaben dort ab S.315 finden:
Die vorgeschichtlichen Funde, die bereits 1909 bei der Ausgrabung des röm. Wachturms zutage kamen, und aus weiteren Aufsammlungen stammen, beginnen mit Siedlungsfunden der Michelsberger Kultur, [...]...[...] und erlangen ein erste Verdichtung in der späten UK.[...]....[...] Aus dem Endabschnitt der Hallstattzeit (Ha D/Flt) stammt die Masse der Funde[...]...[...]. Drehscheibenkeramik und besenstrichverzierte Keramik belegen eine Besiedlung auch während der Spätlaténezeit (Lt D).
Lit:
Herrmann, Wetteraurer Geschichtsblätter 26,1977,1ff,
 
Danke für die prompte Schlauermachung, Geist.
Hatte die Vorgeschichte Hessens leider nicht zur Hand.

Auch aus den Überlegungen, die wir zur Genese der Ubier angestellt haben, fällt mir hier aber etwas auf: Auch auf dem Johannisberg endet ja anscheinend die Besiedlung nach der Spätlatenezeit. Kann es denn sein, dass alle keltischen Höhensiedlungen in dieser Zeit aufgegeben wurden? Und siedelte man vielleicht innerhalb einer kurzen Zeitspanne nicht mehr auf den Höhen, sondern in Flussnähe? Das würde auch für das Forum von Waldgirmes passen. Und ähnliche "Ent-Höhensiedlungs-Prozesse" scheinen sich ja auch vor der Urnenfelderzeit und am Übergang von der Urnenfelderzeit zur Hallstattzeit abgespielt zu haben.

Liegt der Grund dafür, dass wir aus der Spätphase der Latenezeit weniger Siedlungen und Gräber haben vielleicht irgendwo hier?
Es besteht ja zum Beispiel die Möglichkeit, dass Siedlungen in Flussnähe abgeschwemmt oder von Lehmschichten überlagert wurden, ausserdem liegen in der Region auch die heutigen Ansiedlungen überwiegend in Fluss/Bachnähe, was das Bild der keltischen Siedlungen zusätzlich verschleiern würde.

Komischerweise kenne ich aber kaum nennenswerte Fundanhäufungen bei den Gewässerfunden, und die müsste man doch bei einem solchen Vorgang eigentlich annehmen? Mir sind nur zwei Schwerter aus der Lahn bei Heuchelheim und eines aus der Gegend von Niederweimar (Kiesgrube) bekannt. Nicht gerade viel, wenn es wirklich einen solchen Prozess der Niederungssiedlung gegeben haben sollte.

Aber irgendwo müssen die Bewohner der Oppida doch geblieben sein, oder?
Übrigens, um mal wieder auf das topic zurück zu kommen: Die Nordgrenze der Latenekultur würde ich in der Spätzeit in Hessen auf einer Linie zwischen Marburg und Giessen ansetzen, mit der Amöneburg als nördlichstem, dauerhaft besiedelten Platz. (Wobei mir grade die Spätlatenefunde von der Amöneburg nicht geläufig sind, gibt eure Festschrift Frey dazu nicht irgendwas her?)
Aber mit den Ergebnissen der Burgenuntersuchungen in Niedersachsen kann sich dieses Bild jederzeit einschneidend ändern.

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Deutscher von Geburt,
Oberhesse durch erfolgreichen pränatalen Kampf :pfeif:
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber irgendwo müssen die Bewohner der Oppida doch geblieben sein, oder?
Übrigens, um mal wieder auf das topic zurück zu kommen: Die Nordgrenze der Latenekultur würde ich in der Spätzeit in Hessen auf einer Linie zwischen Marburg und Giessen ansetzen, mit der Amöneburg als nördlichstem, dauerhaft besiedelten Platz. (Wobei mir grade die Spätlatenefunde von der Amöneburg nicht geläufig sind, gibt eure Festschrift Frey dazu nicht irgendwas her?)
Aber mit den Ergebnissen der Burgenuntersuchungen in Niedersachsen kann sich dieses Bild jederzeit einschneidend ändern.

So, dann schalte ich mich auch mal in die Diskussion ein, obwohl ich wohl nicht annähernd ein so fundiertes Wissen wie Ihr beiden (Ogrim und Der Geist) habe:
Würde eine Grenzziehung der Latenekultur zwischen Marburg und Gießen nicht den geomorphologischen Gegebenheiten widersprechen? Liegt beides im Lahntal und wird nicht von einer Wasserscheide getrennt, die im Allgemeinen sonst Kulturen und Sieldungsgebiete voneinander abtrennt. Ginge man von deiner Grenzziehung aus, Ogrim, dann läge der Dünsberg recht nahe an dieser Grenze, oder? Ist aber nicht davon auszugehen, dass der Dünsberg höchstwahrscheinlich das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des Stammes (ob Ubier oder nicht) war, der eben jenes Oppidum erbaut und die Gegend besiedelt hat, und deshalb im Kerngebiet dies Gebiets gelegen haben müsste? Wenn Du eine Grenze der Spätlatene zwischen Marburg und Gießen, wie passt dann das Siedlungs-und Fundarreal von Niederweimar, das auf eine recht lange, kontinuierliche und großfläche Besiedlung des Ortes schließen lässt, in dieses System? Müsste nicht von einem relativ dünn besiedelten Grenzgebiet zwischen der Spätlatene im Süden und der Kultur, die beispielsweise das "Oppidum" auf der Altenburg bei Niedenstein (ausdrücklich nicht die Chatten...) in Nordhessen, die Heinemeyer in seiner Gesamtdarstellung zur hessischen Geschichte deutlich von der keltischen Latene unterscheidet, ausgegangen werden?
Zudem gab es wohl noch nördlich der von dir vorgeschlagenen Grenze Oppida, die Paralellen zum Dünsberg aufwiesen wie z.B.:
Der 'Eisenberg' bei Frankenberg/Eder

Will und werde mir nicht anmaßen, mit euch auf einer Ebene zu diskutieren. Dazu ist mein Wissen viel zu rudimentär und laienhaft und ihr zu sehr Profis auf eurem Gebiet. Wollte nur mal ein paar Fragen anfügen, die mir beim Verfolgen eurer spannenden Diskussion gekommen sind.

Gruß
Aragorn
 
So, dann schalte ich mich auch mal in die Diskussion ein, obwohl ich wohl nicht annähernd ein so fundiertes Wissen wie Ihr beiden (Ogrim und Der Geist) habe:

Lieber Aragorn, ich glaube nicht, dass das Sinn der Übung hier ist: Die Diskussion lebt doch gerade davon, dass jeder sein Wissen beisteuert. Und mir hat die Diskussion hier schon viel gebracht, dass muss ich zugeben. Für mein Detailwissen, das sich im Übrigen weitestgehend auf Archäologie beschränkt, kann ich nix, das wurde mir an der Uni quasi mit Gewalt eingetrichtert. Auf alle Fälle möchte ich nicht, dass du dich in dieser Form zurück setzt.

Würde eine Grenzziehung der Latenekultur zwischen Marburg und Gießen nicht den geomorphologischen Gegebenheiten widersprechen? Liegt beides im Lahntal und wird nicht von einer Wasserscheide getrennt, die im Allgemeinen sonst Kulturen und Sieldungsgebiete voneinander abtrennt.
Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob wir annehmen müssen, dass sich antike Besiedlung an geomorphologischen Gegebenheiten ausrichtet. Tendenziell würde ich eher nein sagen, wichtiger waren sicherlich Faktoren wie Fernsicht oder ökonomische Verkehrswege. Ich kann nämlich auch die Begründung nicht mehr hören, der römische Limes verliefe genau da am nördlichsten Punkt, wo die fruchtbaren Böden der Wetterau aufhören. Glaube irgendwie kaum, dass da ein römischer Zenturio mit der Bodensonde rumgestochert hat, um dann den Grenzverlauf bekannt zu geben. Hat mit deinem Einwurf aber nur am Rande zu tun.

Ginge man von deiner Grenzziehung aus, Ogrim, dann läge der Dünsberg recht nahe an dieser Grenze, oder? Ist aber nicht davon auszugehen, dass der Dünsberg höchstwahrscheinlich das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des Stammes (ob Ubier oder nicht) war, der eben jenes Oppidum erbaut und die Gegend besiedelt hat, und deshalb im Kerngebiet dies Gebiets gelegen haben müsste?
Ja, das ist richtig. Eine Anlage wie der Dünsberg macht funktional nur dann Sinn, wenn sie Zentrumsfunktionen übernehmen kann - in jeglicher Hinsicht. Aber wie gross nun genau der kontrollierte oder beeinflusste Bereich ist bzw. sein musste, kann ich leider nicht angeben. Die nächsten Ringwälle liegen vom Dünsberg aus auf dem Hangelstein (undatiert), ca. 10km Luftlinie entfernt und auf dem Hausberg bei Butzbach (ca. 25km Luftlinie, beide Angaben geschätzt). Reicht das für ein Zentrum aus, oder sind sie vielleicht nicht gleichzeitig? Genaue Vorschriften hat es sicher nicht gegeben, ich kenne keine Untersuchung, die für die Entfernung zweier Oppida irgendwelche Regeln oder Maße wahrscheinlich macht.

Zudem gab es wohl noch nördlich der von dir vorgeschlagenen Grenze Oppida, die Paralellen zum Dünsberg aufwiesen wie z.B.:
Der 'Eisenberg' bei Frankenberg/Eder
Ich weiss, ich weiss, das war einfach zu ungenau. Leider kenne ich weder das Fundmaterial von Niederweimar noch das von Mardorf 23 aus eigener Anschauung, aber das wollte ich mit "Amöneburg als nördlichstem dauerhaft besiedelten Punkt" eigentlich beschreiben. Ohne Frage gibt es "Ausreisser" nach Norden, darauf wollte ich auch mit den Burgen in Niedersachsen hinaus.

Wollte nur mal ein paar Fragen anfügen, die mir beim Verfolgen eurer spannenden Diskussion gekommen sind.

Gruß
Aragorn
also bin ich nicht der einzige, der diese Debatte für spannend hält?
 
@Aragorn, ich habe mir gerade mal den Eisenberg auf der Karte angesehen und ich muss zugeben: Ich bin überrascht. Der Fundort war mir neu. Und wenn Schulze-Forster, der das Material vom Dünsberg als einer von wenigen in Deutschland überblicken kann, ausdrücklich Parallelen zieht, dann stehen wir doch wieder vor dem gleichen Problem, nur ein Stückchen nördlicher: Wer hat in diesen Städten gesiedelt, welchen "Wanderungen" waren sie unterworfen und wie beziehungsweise warum enden sie? Diese Fragen stellen sich bei jeder dieser Siedlungen, wobei der Eisenberg auch noch den Zugang zum gesamten Lahngebiet von Norden kontrollierte. Auf die Vorlage des Materials bin ich gespannt.

Und, weil Dieter, der das hier sicherlich lesen wird, da immer so bestimmt in die Debatte haut, nochmal eine grundsätzliche Anmerkung: Natürlich setze ich voraus, dass alle Fachwissenschaften, Archäologie, Historik, Sprachwissenschaften und Numismatik sind hier wohl zu nennen, erstmal sich ein Bild auf der Basis ihres Materials bilden. Nun stehen wir aber vor dem Problem, dass die Annahme der Historiker, dass rechtsrheinisch Germanen siedelten, sich nicht mit den Annahmen der Archäologen deckt, die hier keltische Sachkultur erkennen. Um es nochmal zu konkretisieren. Aber es bringt uns nicht weiter, kategorisch zu argumentieren oder um den heissen Brei herum zu reden. Wir haben ja in der Debatte schon gesehen, wie weit das führen kann (Dieser ganzen Nordwestblocktheorie kann ich immer noch nichts abgewinnen). Jeder sollte versuchen, das eigene Material so weit zu belasten, dass es für den anderen auswertbar wird. Hat doch bislang ganz gut funktioniert.

Für mich sitzen in der Phase der römischen Kolonisation rechtsrheinisch ganz ursprüngliche, reine Kelten, die eigentlich garkeine germanischen Aspekte aufweisen, sondern ganz in eine jahrhundertelange Tradition eingebunden sind. Damit widerspreche ich wissentlich einem jahrhundertealten Topos der Geschichtswissenschaft, und zwar meines Erachtens auf der Basis des aktuellsten Materials (Dünsberg/Waldgirmes). Diese Besiedlung endet mit der Phase der römischen Okkupation, wobei man von Fundort zu Fundort, von Dorf zu Dorf einen jeweiligen Endpunkt festlegen muss.

Die Spanne der denkbaren Ereignisse, die zur Aufgabe eines Oppidums oder einer Siedlung führten, ist eben größer als nur römische Umsiedlung oder klimatische Verschlechterung.

Nur, weil es mir gerade einfällt: Der Graf von Laubach in Hessen soll zum Beispiel die mittelalterliche Stadtflucht dadurch beschleunigt haben, dass er kurzerhand kleinere Dörfer anstecken liess. Da sind die ehemaligen Bewohner doch gleich viel lieber umgezogen. Aber: Warum finden wir keinen einheitlichen Brandhorizont? Fragen über Fragen.
All diese Überlegungen wird man im Übrigen auch anstellen müssen, wenn die Grenze zwischen den beiden Kulturen (wohlgemerkt: die eine archäologisch definiert, die andere in dieser frühen Phase überwiegend historisch) etwas weiter nördlich gezogen werden soll.
 
Danke für die prompte Schlauermachung, Geist.
Hatte die Vorgeschichte Hessens leider nicht zur Hand.

Auch aus den Überlegungen, die wir zur Genese der Ubier angestellt haben, fällt mir hier aber etwas auf: Auch auf dem Johannisberg endet ja anscheinend die Besiedlung nach der Spätlatenezeit. Kann es denn sein, dass alle keltischen Höhensiedlungen in dieser Zeit aufgegeben wurden? Und siedelte man vielleicht innerhalb einer kurzen Zeitspanne nicht mehr auf den Höhen, sondern in Flussnähe? Das würde auch für das Forum von Waldgirmes passen. Und ähnliche "Ent-Höhensiedlungs-Prozesse" scheinen sich ja auch vor der Urnenfelderzeit und am Übergang von der Urnenfelderzeit zur Hallstattzeit abgespielt zu haben.

Liegt der Grund dafür, dass wir aus der Spätphase der Latenezeit weniger Siedlungen und Gräber haben vielleicht irgendwo hier?
Es besteht ja zum Beispiel die Möglichkeit, dass Siedlungen in Flussnähe abgeschwemmt oder von Lehmschichten überlagert wurden, ausserdem liegen in der Region auch die heutigen Ansiedlungen überwiegend in Fluss/Bachnähe, was das Bild der keltischen Siedlungen zusätzlich verschleiern würde.

Komischerweise kenne ich aber kaum nennenswerte Fundanhäufungen bei den Gewässerfunden, und die müsste man doch bei einem solchen Vorgang eigentlich annehmen? Mir sind nur zwei Schwerter aus der Lahn bei Heuchelheim und eines aus der Gegend von Niederweimar (Kiesgrube) bekannt. Nicht gerade viel, wenn es wirklich einen solchen Prozess der Niederungssiedlung gegeben haben sollte.

Aber irgendwo müssen die Bewohner der Oppida doch geblieben sein, oder?
Übrigens, um mal wieder auf das topic zurück zu kommen: Die Nordgrenze der Latenekultur würde ich in der Spätzeit in Hessen auf einer Linie zwischen Marburg und Giessen ansetzen, mit der Amöneburg als nördlichstem, dauerhaft besiedelten Platz. (Wobei mir grade die Spätlatenefunde von der Amöneburg nicht geläufig sind, gibt eure Festschrift Frey dazu nicht irgendwas her?)
Aber mit den Ergebnissen der Burgenuntersuchungen in Niedersachsen kann sich dieses Bild jederzeit einschneidend ändern.

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Deutscher von Geburt,
Oberhesse durch erfolgreichen pränatalen Kampf :pfeif:

Nun, es gibt ja interessanterweise aus der Gegend im Lahntal neuere Siedlungsfunde der Epoche, wobei diese Funde auf durchgehende Kontinuitäten hindeuten. Da wäre zum einen das nach einer mittelalterlichen Wüstung benannte Gebiet "Dalheim" bei Wetzlar.

Bereich für Ur- und Frühgeschichte

Deutschlandweit ist kein Fundplatz bekannt, an dem sich keltische (4.-1. Jahrhundert v. Chr.), römerzeitliche (1.-4. Jahrhundert n. Chr.), frühmittelalterliche (5.-9. Jahrhundert n. Chr.) sowie hoch- und spätmittelalterliche Relikte (10.-14. Jahrhundert n. Chr.) der Eisenproduktion auf einem Areal von nur wenigen 100m Ausdehnung nebeneinander erhalten haben.

Dann kommt dazu noch weiter nördlich Niederweimar - die dortige Dorfsiedlung soll wohl auch die Zeitenwende überdauert haben. Das fügt diesem Thema wieder ganz neue Fragen hinzu. Schwer zu glauben ist es auf jeden Fall, diese Siedlungen hätten in der Zeitenwende vom romfeindlichen Einwohnern besetzt gewesen sein können.
 
Schwer zu glauben ist es auf jeden Fall, diese Siedlungen hätten in der Zeitenwende vom romfeindlichen Einwohner besetzt gewesen sein können.
Wohlgemerkt: "Schwer zu glauben" ist natürlich sehr unwissenschaftlich. Vielleicht könnte man ja auch sagen: solange nicht das Gegenteil bewiesen ist?
Aber ich gebe dir Recht, es ist wirklich schwer zu glauben. Aber nicht unmöglich.
 
Lieber Aragorn, ich glaube nicht, dass das Sinn der Übung hier ist: Die Diskussion lebt doch gerade davon, dass jeder sein Wissen beisteuert. Und mir hat die Diskussion hier schon viel gebracht, dass muss ich zugeben. Für mein Detailwissen, das sich im Übrigen weitestgehend auf Archäologie beschränkt, kann ich nix, das wurde mir an der Uni quasi mit Gewalt eingetrichtert. Auf alle Fälle möchte ich nicht, dass du dich in dieser Form zurück setzt.

Ach quatsch, Ogrim. Fühle mich nicht zurückgesetzt. Wollte damit nur ausdrücken, dass ich keine Archäologiestudent/Archäologe bin...;)

Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob wir annehmen müssen, dass sich antike Besiedlung an geomorphologischen Gegebenheiten ausrichtet. Tendenziell würde ich eher nein sagen, wichtiger waren sicherlich Faktoren wie Fernsicht oder ökonomische Verkehrswege. Ich kann nämlich auch die Begründung nicht mehr hören, der römische Limes verliefe genau da am nördlichsten Punkt, wo die fruchtbaren Böden der Wetterau aufhören. Glaube irgendwie kaum, dass da ein römischer Zenturio mit der Bodensonde rumgestochert hat, um dann den Grenzverlauf bekannt zu geben. Hat mit deinem Einwurf aber nur am Rande zu tun.

Klar, was die römische Besetzung des rechtsrheinischen "Germaniens", ergo auch in der Wetterau betrifft, werden die Militärs ihre Grenzziehungen wohl kaum an Wasserscheiden u.ä. ausgerichtet haben. Aber wie stehts diesbezüglich mit den sog. Barbaren, in Mittel- und Nordhessen also den Trägern der Spätlatene- bzw. der Altenburg-Kultur (ich nenn die jetzt einfach mal so!)? Sicherlich wird es eine Übergangszone gegeben haben zwischen beiden den jeweiligen kulturtragenden Stämmen, wenn man überhaupt von Stämmen reden kann und nicht eher von Sippen und Clans, die einander durch Handel, Sympathie oder gemeinsame machtpolitische Bestrebungen nahe stehen.
Könnte mir vorstellen, dass diese durch Funde belegten Unterschiede zwischen der Bevölkerung in Mittelhessen und Nordhessen in der zweiten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts an der Rhein-Weser-Wasserscheide (siehe Anhang) als Grenze ausgerichtet haben. Wobei dabei wieder die Zuordnung des Eisenbergs bei Battenberg/Eder fraglich würde.

Ja, das ist richtig. Eine Anlage wie der Dünsberg macht funktional nur dann Sinn, wenn sie Zentrumsfunktionen übernehmen kann - in jeglicher Hinsicht. Aber wie gross nun genau der kontrollierte oder beeinflusste Bereich ist bzw. sein musste, kann ich leider nicht angeben. Die nächsten Ringwälle liegen vom Dünsberg aus auf dem Hangelstein (undatiert), ca. 10km Luftlinie entfernt und auf dem Hausberg bei Butzbach (ca. 25km Luftlinie, beide Angaben geschätzt). Reicht das für ein Zentrum aus, oder sind sie vielleicht nicht gleichzeitig? Genaue Vorschriften hat es sicher nicht gegeben, ich kenne keine Untersuchung, die für die Entfernung zweier Oppida irgendwelche Regeln oder Maße wahrscheinlich macht.

Ja, stimme Dir zu. Letztlich wird es auf die Exponiertheit des Siedlungsplatzes und die damit von dir angesprochene Fernsicht, auf die Lage an Handelswegen und auf verteidgungsstrategische Überlegungen zur Anlage eines Oppdiums angekommen sein. Man wird nicht gesagt haben: "Hier ist die Mitte unseres Siedlungsgebietes, hier bauen wir unser Stammeszentrum auf!", wenn dafür nicht die geeigneten Gegebenheiten vorhanden waren.

Ich weiss, ich weiss, das war einfach zu ungenau. Leider kenne ich weder das Fundmaterial von Niederweimar noch das von Mardorf 23 aus eigener Anschauung, aber das wollte ich mit "Amöneburg als nördlichstem dauerhaft besiedelten Punkt" eigentlich beschreiben. Ohne Frage gibt es "Ausreisser" nach Norden, darauf wollte ich auch mit den Burgen in Niedersachsen hinaus.

Naja, wie willst Du auch genau sein, wenn sich aufgrund der Funde noch keine genauen Angaben machen lassen.:winke:
Denke mal, dass in nordöstlicher Richtung die Amöneburg mithin einen der letzten Vorposten spätlatenezeitlicher Kultur darstellt. Nicht weit davon entfernt, ca. 8 km Luftlinie östlich liegt schon die Rhein-Weser-Wasserscheide entfernt, die wie bereits von mir geschrieben eine "Kulturgrenze" darstellen könnte.

also bin ich nicht der einzige, der diese Debatte für spannend hält?
Natürlich bist Du nicht der einzige. Da ich auch aus Oberhessen (oder Mittelhessen, wie es neudeutsch heißt ;-)) komme, finde ich dieses Kapitel der regionalen Geschichte mehr als spannend. Ich mein ein Oppidum von der Größe des Dünsbergs gibts nicht überall in West-und Mitteleuropa, genauso wenig wie die Funde von Waldgirmes oder neueridngs auch die von Niederweimar. Und dasganze Thema hat nichts an Brisanz verloren, seitdem die Bewohner des Dünsberges mit den Ubiern assoziiert werden...

Gruß
 

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Natürlich bist Du nicht der einzige. Da ich auch aus Oberhessen (oder Mittelhessen, wie es neudeutsch heißt ;-)) komme, finde ich dieses Kapitel der regionalen Geschichte mehr als spannend.
Tja, da haben wir doch mal einen interessanten Punkt, der eigentlich zu den ganzen "Ethnien"-Threads gehören sollte.
Ich habe (fast) garnichts am Hut mit dem neumodischen "Mittelhessen", wo ich geboren bin. Diese stinklangweilige Verwaltungsgliederung hat einfach keinen "Drive", die Orte, die heute dazu gezählt werden, haben auch meist wenig geschichtliche Basis für Gemeinsamkeiten.

Ganz anders dagegen die - viel ältere - Gliederung "Oberhessen". Nicht nur, dass der Begriff historisch gewachsen ist (als Gegenbegriff zu den thüringischen Besitzungen und der Gegend um Katzenellnbogen), sondern die Bewohner verbindet unter diesem Begriff auch eine Mehrhundertjährige Geschichte. Und auch heutige Künstler versuchen, diese Region gezielt wiederzubeleben, wie zum Beispiel der selbsternannte "König von Oberhessen", Matthes I.

Deshalb fühle ich mich einfach als "Oberhesse" gemütlicher. Warum sollte es sowas nicht auch in keltischer oder germanischer Zeit gegeben haben? Wer schreibt den Menschen denn vor, als was sie sich zu fühlen haben?? Ausser den Römern, natürlich.
Na gut, ich gebe es zu, dieser Beitrag wäre unter "Die Ubier" besser aufgehoben, weil wir da die ganze Zeit über solche Fragen diskutieren.
 
Wohlgemerkt: "Schwer zu glauben" ist natürlich sehr unwissenschaftlich. Vielleicht könnte man ja auch sagen: solange nicht das Gegenteil bewiesen ist?
Aber ich gebe dir Recht, es ist wirklich schwer zu glauben. Aber nicht unmöglich.

Sehr viel mehr kann man halt noch nicht sagen, finde ich, da auch diese beiden Ausgrabungen der ausführlichen Publikation harren. Gerade die Wetzlarer Fundstätten liegen allerdings so nahe dran am Dünsberg und Waldgirmes, dass doch eine römische Kontrolle anzunehmen ist. Interessant ist ja auch, dass dort ein Teil der Waldgirmeser Reiterstatue gefunden worden ist. Als hätten die Leute von dort die ehemals römische Siedlung hinterher geplündert.
 
Interessant ist, dass nach meinen Informationen in "mehreren" kleinen Siedlungen dieser Zeit jeweils einzelne Teile der Reiterstatue gefunden wurden, bitte frag mich nicht, woher ich diese Info habe. Das macht nämlich sogar den Eindruck, als habe man gemeinsam die Reiterstatue des Augustus gesprengt (also erhitzt und dann mit einem Vorschlaghammer o.Ä. darauf eingeschlagen) und die Fragmente der Statue danach gezielt auf die einheimischen Siedlungen verteilt. Was für ein Licht wirft das auf das Ende von Waldgirmes?!
 
Es können auch verschiedene Sippen in der aufgegebenen Siedlung nach brauchbaren Resten gesucht haben und diese dann in ihre Dörfer mitgenommen haben.
 
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