Ostrock und der Westen

balticbirdy

Ehemaliges Mitglied
Ich habe lange überlegt, ob ich das in den Smalltalk packen soll.

Die Jugend in der DDR hörte natürlich "Westmusik", Beatles-Platten wurden unter der Hand zu Monatsgehältern gehandelt.

Aber ich merke, das die alten DDR-Titel, seinerzeit unter uns Ossi-Jugendlichen verlacht (und heimlich oft doch für gut befunden), heute immer mehr Anklang auch bei jungen Leuten finden, obwohl es ja "Opa-Musik" ist.

Meine Frage an die Älteren: Was habt ihr im Westen damals davon mitbekommen? Puhdys, Karat etc.?

Meine Frage an die jungen Leute U30: Kennt ihr "Ostrock" überhaupt noch, sagt euch das etwas?

Zur Illustration mal die Eisbären-Hymne von den Puhdys (der 2.ältestes Rockband nach den Stones) Die Eisbären sind heute die Bayern des Eishockeys) - jetzt wo Hansa im Fussball endgültig da gelandet ist, wo sie hingehören .:D
YouTube - Puhdys - Hey, wir woll'n die Eisbärn sehn 2007
 
Meine Frage an die Älteren: Was habt ihr im Westen damals davon mitbekommen? Puhdys, Karat etc.?

Ich kenne praktisch alles, was die Puhys vor der Wende gemacht haben, weil meine Eltern die Sachen (teils als LPs, teils als überspielte Kassetten) besaßen; hab ich ne Weile auch selber gehört, aber da gabs die DDR schon nicht mehr. Andere DDR-Bands waren mir zwar von Namen her ebenfalls ein Begriff (Karat bspw), hatte ich aber keine Zugang zu , kenne sie daher nicht.

Reinecke, West-Berliner, Jahrgang 1975
 
Ich habe mehrere Live-Konzerte der Puhdys im Westen gesehen. Das lag daran, dass mein Studienort Marburg ein DKP-Schwerpunkt war.

Mir kam es entgegen, weil ich es in den 70ern als Mangel empfunden habe, dass es keine deutschsprachige Rockmusik im Westen gab.

Inzwischen erfahre ich aber von meinen Kollegen aus dem Osten, dass sie diese Musik damals als mega-out - weil SED-konform - empfunden haben.
 
Meine Frage an die Älteren: Was habt ihr im Westen damals davon mitbekommen? Puhdys, Karat etc.?
Nichts. Wirklich bewusst wargenommen habe ich die beiden von dir genannten Bands erst in den 90ern, als ich mehr durch Zufall über eine Doku zur Jugendkultur in der DDR (?) gestolpert bin. Gehört habe ich deren Musik allerdings nie, ich weiß halt jetzt wo ich sie einordnen kann, mehr aber auch nicht.
 
Inzwischen erfahre ich aber von meinen Kollegen aus dem Osten, dass sie diese Musik damals als mega-out - weil SED-konform - empfunden haben.

Sehr richtig und ich kann es heute auch nicht nachvollziehen, wie diese "Rock"-Bands mit FDJ-Charakter sich wieder Beliebtheit erfreuen. In DDR Zeiten SED-Konform und wärend der Wende plötzlich gegen das Regime, um in der heutigen Zeit wieder die alten politischen Ansichten in die Linke Bewegung zu transportieren? Okay, da wirds tagespolitisch:still:

Aber ich höre immer nur die DDR-Rockmusik. Noch viel wichtiger war der Punk in der DDR. Das ist eine Geschichte der Bewegung und Musik-Machens gegen die Regime-Reglen.

Punk in der DDR ? Wikipedia
 
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Sehr richtig und ich kann es heute auch nicht nachvollziehen, wie diese "Rock"-Bands mit FDJ-Charakter sich wieder Beliebtheit erfreuen.

Ich schon @Köbi, mein alter "Kommiefresser". Was gute Musik ist, hängt primär nicht an Ideologien. Zumal weder die Puhdys noch sonstwer eine SED-Band waren. Dass sie in der DDR vom Staat als "Gesicht des Sozialismus" vereinnahmt wurden (wie Katarina Witt), ist nicht ihre Schuld.
 
Ich schon @Köbi, mein alter "Kommiefresser". Was gute Musik ist, hängt primär nicht an Ideologien. Zumal weder die Puhdys noch sonstwer eine SED-Band waren. Dass sie in der DDR vom Staat als "Gesicht des Sozialismus" vereinnahmt wurden (wie Katarina Witt), ist nicht ihre Schuld.

Das stimmt, aber sie sind den Weg des geringsten Widerstandes gegangen.
Und ja, musikalisches Empfinden ist natürlich vor allem im Ohr gelagert und weniger an eine Ideologie geknüpft.
Und genau darum kannte keiner die DDR-Rockbands, vor allem vor dem Mauerfall 1989. Und das lag nicht daran, daß die Amiga-Platten (Amiga (Plattenlabel) ? Wikipedia) nicht auch Devisenträchtig im Westen verkauft worden sind, sondern weil die Bürger im Westen sich wenig mit dem Osten beschäftigten, geschweige deren Musik hörten.:pfeif:
 
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Da ich mich als U-30 angesprochen fühlen darf, äußere ich mich zu dem Teil deiner Frage.

Ja ich kenne durchaus Ostrock und bin auch stolzer Besitzer einiger CDs. Ich besitze zum Beispiel eine Sampler von Renft und Am Fenster von City. Geläufig sind natürlich auch Bands wie Puhdys, Karat und Co. Ich habe aber in letzter Zeit auch einige andere Bands schätzen gelernt, wie bspw. Stern Combo Meissen. Und natürlich gehören die Prinzen in meine Jugendzeit.

Ein kleines Detail am Rande muss ich dazu noch los werden. Die Generation meiner Eltern hat schon immer "Über 7 Brücken musst du gehen" im Original von Karat gehört und das in einem kleinen Süddeutschen Ort. Die Version von Maffey gefällt nicht so.

Ich hänge noch einen Link zu den Ergebnissen der Hitparaden von SWR1 an (für deine Statistik bb). Hier tauchen immer wieder auch Ost-Bands auf. Am Fenster hat es die letzten Jahre immer wieder unter die Top 50 geschafft. SWR1 Baden-Württemberg :: Musik :: Hitparade | SWR.de
 
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Nichts. Wirklich bewusst wargenommen habe ich die beiden von dir genannten Bands erst in den 90ern, als ich mehr durch Zufall über eine Doku zur Jugendkultur in der DDR (?) gestolpert bin. Gehört habe ich deren Musik allerdings nie, ich weiß halt jetzt wo ich sie einordnen kann, mehr aber auch nicht.

Akzeptiert, Lili. Weisst du, dass "Über sieben Brücken musst du gehen" ursprünglich von Karat ist? Es lohnt sich mal zu stöbern.

PS: Jetzt beim Thema fehlt unser @flo.
 
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Akzeptiert, Lili. Weisst du, dass "Über sieben Brücken musst du gehen" ursprünglich von Karat ist? Es lohnt sich mal zu stöbern.
Nein, wusste ich bis gerade eben nicht. :red: Zu meinem Schutz muss ich aber auch sagen, dass meine Familie keinerlei Kontakte in die DDR hatte. Bis zur Wende war ich bzgl. DDR völlig unbedarft. (Dafür bekam ich es dann gleich richtig knüppeldicke: an meinem 10. Geburtstag (9.11.89) wollte jeder lieber Fernsehen als mich zu feiern stattdessen bekam ich meinen ersten DDR-Crash-Kurs)

PS: Jetzt beim Thema fehlt unser @flo.
ja, allerdings...
 
Vom Ostrock her kenne ich nur die "Sieben Brücken", "Alt wie ein Baum" und die frühen Lieder von Nina Hagen. Gefällt mir alles nicht, wobei das nicht mal ostspezifisch sein muss. Auch mit dem in etwa gleichzeitigen Krautrock konnte ich nie viel anfangen.
Ich habe viele Verwandte im Osten, die zur Wendezeit etwa Teenager waren. Die hörten fast ausschließlich Westmusik (die im Umkreis Berlin anscheinend nicht schwer zu bekommen war), v.a. NDW, Ärzte etc.
 
Eigentlich hatten wir das Thema schon einmal hier http://www.geschichtsforum.de/f319/die-puhdys-kultband-des-ostens-26257/
Viele ostdeutsche Bands waren sicher keine schlechteren Musiker als die im Westen. Aber es gehörte sich einfach für einen ostdeutschen Jugendlichen nicht sie gut zu finden. Vielleicht sind viele westdeutsche Zuhörer da unbefangener gewesen. Wir Ostjugendlichen(jedenfalls alle die ich kenne) haben uns absolut nicht für die Ostmusik interessiert und haben auf Konzerten nur darauf gewartet, dass die Bands Led Zeppelin oder Deep Purple nachspielten.
 
Eigentlich hatten wir das Thema schon einmal hier http://www.geschichtsforum.de/f319/die-puhdys-kultband-des-ostens-26257/
Viele ostdeutsche Bands waren sicher keine schlechteren Musiker als die im Westen. Aber es gehörte sich einfach für einen ostdeutschen Jugendlichen nicht sie gut zu finden. Vielleicht sind viele westdeutsche Zuhörer da unbefangener gewesen. Wir Ostjugendlichen(jedenfalls alle die ich kenne) haben uns absolut nicht für die Ostmusik interessiert und haben auf Konzerten nur darauf gewartet, dass die Bands Led Zeppelin oder Deep Purple nachspielten.

Es geht ja nicht nur um die Puhdys. Ja, damals fanden wir alles was aus dem eigenen Land kam als Scheisse. Aber heute, mit 20 Jahren Abstand?
 
Birdy,da hast Du recht.Flo hätte mit Sicherheit einiges zum Themaa beitragen können.

Da ich sozusagen die Geschichte der Rockmusik seit den Beatles live mitbekommen habe,kann ich aber vielleicht auch einiges aus westlicher Sicht dazu sagen:

Bei uns im Südwesten war die Kultsendung für alle Rocker der Pop-Shop vom Südwestfunk (heute SWR) und da kam auch ab und an die eine oder andere DDR-Band vor . Daher sind mir die Renft-Combo, Karat,die Puhdys ,City und Silly aber auch Panta Rhei,Prinzip,MCB oder Formel1 durchaus ein Begriff. Im Verhältnis zu Bands wie Deep Purple, The Who,Uriah Heep, ACDC ,Steppenwolf,Iron Maiden oder Led Zeppelin waren sie aber eher Randerscheinungen. oder Exoten.
Man nahm sie zwar wahr, dachte beim einen oder anderen auch "nicht schlecht" und wunderte sich daß sowas aus dem spießigen Arbeiter-und Mauernstaat kam, aber letztlich war das ganze nicht unbeding was aufregend Neues, was einem elektrisieren konnte, sondern eher eine Kopie von schon mal Gehörtem . Das Neue, Interessante kam im wesentlichen aus England und den USA.
 
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Es geht ja nicht nur um die Puhdys. Ja, damals fanden wir alles was aus dem eigenen Land kam als Scheisse. Aber heute, mit 20 Jahren Abstand?
Ja heute schaue ich schon etwas differenzierter auf die Ostmusik von damals zurück und finde auch dass der eine oder andere Titel eigentlich gar nicht schlecht war. Ich muss in ein paar Wochen auf ein Konzert der Phudys gehen, da wir die Karten von meiner Schwiegertochter geschenkt bekamen:weinen:. Der große Ostalgiejubel kommt da bei mir aber sicher nicht auf. Mit denen konnte ich noch nie viel anfangen.

Für mich war, der den meisten Westdeutschen sicher auch unbekannte "Arthur der Engel" ,eine ungarische Zeichentrickserie eher Kult als unsere Rockmusik.
http://www.youtube.com/watch?v=G9JhJeQd-OM&feature=related
 
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Ich habe in Potsdam, also in Sichtweite von RIAS, studiert. "Heute morgen hab ich mir ein Ei gebraten - Auah, das hat wehgetan".
Lord Knud ? Wikipedia
Was ist denn eigentlich aus Lord Knud geworden? Lebt der noch? Dem seine Sendung am Sonnabend morgen war aber musikalisch eher etwas für meine Eltern. Seine DDR und Polenwitze waren aber gut. Ich habe mir lieber den RIAS-Treffpunkt reingezogen oder bei Rock over RIAS, in der Weihnachtszeit mir die Nächte mit aufnahmebereitem Tonbandgerät um die Ohren geschlagen.
 
Ich habe viele Verwandte im Osten, die zur Wendezeit etwa Teenager waren. Die hörten fast ausschließlich Westmusik (die im Umkreis Berlin anscheinend nicht schwer zu bekommen war), v.a. NDW, Ärzte etc.
Irgend welche Westsender waren fast in der ganzen DDR zu empfangen. Ausnahme war Dresden, das Tal der Ahnungslosen. Derhalb hieß ARD bei uns, Außer Raum Dresden.
Bei mir in Chemnitz waren das die drei bayerischen UKW-Sender und der RIAS Berlin, der einen Umsetzer in Hof in Bayern hatte und aus Versehen die DDR bestrahlte:D
 
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