Ostrock und der Westen

...und die frühen Lieder von Nina Hagen.
"Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael" von Automobil (google-Video) :rofl:

Bei uns im Südwesten war die Kultsendung für alle Rocker der Pop-Shop vom Südwestfunk
Also d i e ARD-Kultsendung im TV war doch eher der "Beat-Club" bzw. dann der "Musikladen", oder? Jedenfalls bei uns in Berlin, wo ich geboren u. aufgewachsen bin...
Natürlich haben wir auch das Fernsehprogramm der DDR empfangen und uns manchmal eher zur Belustigung die Hetzsendung mit Herrn Schnitzler u.ä. rein gezogen. Musiksendungen der DDR aber nie, die waren uns zu spießig, und die Musik zu "sauber".
Allerdings haben wir als Kinder das DDR-Sandmännchen, oder so, geschaut...;)



Saludos!
 
Mir war durch den Musikunterricht bekannt, dass "über 7 Brücken" im Original von Karat ist. Bedauerlich fand ich immer, dass es aufgebauscht wurde, Maffay hätte den Song geklaut. Sowohl von Maffay als auch von Karat meine ich gelesen zu haben, dass es in beidseitiger Übereinstimmung in Ordnung war, dass Maffay das Lied verwendet.

Über andere Musikgruppen habe ich nichts mitbekommen. Ich kenne manche nur dem Namen nach.

Aber: wer spricht noch von den "Lords"? Wieviele gehen zu Konzerten von Hannes Wader? Wer denkt ohne Grausen an NDW? Wer gibt zu, Truckstopp zu hören? Usw....

Ist wohl so, wie der Spruch sagt: der Prophet im eigenen Land ist nichts wert.
 
Sehr richtig und ich kann es heute auch nicht nachvollziehen, wie diese "Rock"-Bands mit FDJ-Charakter sich wieder Beliebtheit erfreuen...
Nun ja, einer von den Puhdys (glaube ich) hat in einem Interview im Fernsehen auch vor Kurzem zugegeben, daß sie eben nicht gegen das Regieme protestiert haben, denn sonst hätten so etwas machen müssen, wie Biermann, aber so waren sie eben nicht. Wer will den DDR-Bands das auch verübeln. Sie haben nichts anderes gemacht, als der Rest des Volkes über Jahrzehnte auch: Sich den Gegebenheiten unterworfen und ihre Abeit gemacht, so gut es eben ging. Und im stillen Kämmerlein hat sich jeder seinen Teil gedacht.
Die Frage, warum sich die Bands jetzt 20 Jahre nach der DDR eigentlich mehr Beliebtheit erfreuen, als zu der Zeit, wo es die DDR noch gab, habe ich mir auch schon gestellt. Ich bringe es mit der Ostalgiewelle in Verbindung, die ohnehin gerade über die ostdeutschen Länder hinweg rollt.
Damit bin ich auch schon bei meinen eigenen Erfahrungen mit der Musik aus der DDR:

...Viele ostdeutsche Bands waren sicher keine schlechteren Musiker als die im Westen. Aber es gehörte sich einfach für einen ostdeutschen Jugendlichen nicht sie gut zu finden. Vielleicht sind viele westdeutsche Zuhörer da unbefangener gewesen. Wir Ostjugendlichen(jedenfalls alle die ich kenne) haben uns absolut nicht für die Ostmusik interessiert und haben auf Konzerten nur darauf gewartet, dass die Bands Led Zeppelin oder Deep Purple nachspielten.

Ich stimme dir zu, daß die DDR-Bands bei uns Jugendlichen (Anfang/Mitte der ´80er Jahre) absolut out waren. Schlechter vom musikalischen Können waren sie ganz sicher nicht. Wer Musiker in der DDR werden wollte, mußte auch Musik studiert haben.
Ich glaube aber nicht, daß die Musik aus Prinzip abgelehnt wurde, sondern daß die DDR-Musiker - auch die Rock-Bands - einfach nicht den Musikgeschmack der Jugendlichen trafen - jedenfalls war das bei mir so. Wer eine DDR-Band gut fand, gab das auch zu. Da kannte ich auch jemanden. Ich habe durchaus auch extra mal einen DDR-Radiosender eingeschaltet und habe mir die Musik bewußt mal angehört. Mir hat dieser DDR-Rock einfach nicht gefallen - die ganze Musikrichtung inklusive der Machart nicht.
Es gab ein paar Jahre vor der Wende einen Song von Electra - so hieß die Gruppe - und der gefiel mir. Ich habe den Titel mal als Hörprobe herausgesucht: Electra - Augen der Sehnsucht Video - loveboatdragon - MyVideo
Aber als ich daraufhin den Plattenladen gestürmt habe und mir die ganze Platte mal angehört habe, da hat mir eben nur dieses eine Lied gefallen, der Rest klang mir schon wieder zu sehr nach DDR-Rock. Es war einfach die ganze Musikrichtung, die mir nicht gefallen hat. Das waren keine Vorurteile oder so - mir hat die Musik nicht gefallen. Das ist eben Geschmacksache.
Letztes Wochenende hab ich mich z. B. mal überreden lassen, zu einem City-Konzert zu gehen und siehe da - ein oder zwei Titel gefielen mir tatsächlich, bezeichnenderweise allerdings neuere Titel. Hierzu auch eine Hörprobe: city-yeah yeah yeah Video - robbihi - MyVideo
Finde ich gut den Song.
"Am Fenster" sagt mir dagegen auch jetzt noch nichts.
Na ja und "Sing mei Sachse sing" war damals schon kultig und hat mir gefallen. Das hatte ich auch auf Kassette damals. :D
Den kennen sicher alle hier oder?

Ich glaube, es wurde einfach zu viel am Musikgeschmack der Bürger vorbei produziert. Ich vermute, daß das mit den auch hier fehlenden marktwirtschaflichen Bedingungen zu tun hat.
Von was haben die DDR-Musiker damals eigentlich gelebt? Weiß das jemand?
Doch sicher nicht nur von Plattenverkäufen - oder? Ich schätze, dann hätten viele Bands und Sänger wohl aufgeben müssen...
:grübel:

Edit:
Mir war durch den Musikunterricht bekannt, dass "über 7 Brücken" im Original von Karat ist. Bedauerlich fand ich immer, dass es aufgebauscht wurde, Maffay hätte den Song geklaut. Sowohl von Maffay als auch von Karat meine ich gelesen zu haben, dass es in beidseitiger Übereinstimmung in Ordnung war, dass Maffay das Lied verwendet...

Da gibt es aber noch mehr Beispiele. Den Song "White Dove" von den Scorpions kennt sicher jeder, aber weiß auch jemand, daß der eigentlich von der ungarischen Band Omega ist? Hier: http://www.youtube.com/watch?v=CGt-rTDkMcM
 
Zuletzt bearbeitet:
Also d i e ARD-Kultsendung im TV war doch eher der "Beat-Club" bzw. dann der "Musikladen", oder?
Wer spricht denn von TV, der echte Rocker hörte Radio und da war SW3 damals der Rock-und Popsender schlechthin 7 Tage die Woche und 12 Stunden am Tag
Aber: wer spricht noch von den "Lords"? Wieviele gehen zu Konzerten von Hannes Wader? Wer denkt ohne Grausen an NDW? Wer gibt zu, Truckstopp zu hören
Na,ich zum Beispiel :),wobei die Lords weniger mein Fall waren als die Rattles ;)
Ich glaube aber nicht, daß die Musik aus Prinzip abgelehnt wurde, sondern daß die DDR-Musiker - auch die Rock-Bands - einfach nicht den Musikgeschmack der Jugendlichen trafen -
Wie ich oben schon sagte,für einen Außenstehenden wie mich war da einfach nichts aufregend Neues,weder textlich noch musikalisch. Das klang alles wie das ,was man ein paar Jahre vorher bereits aus England oder den USA gehört hatte,nur eine Spur bräver und angepasster.
Als ich das erste Mal Deep Purple ,Procol Harum, Wishbone Ash ,Emmerson,Lake & Palmer ,Led Zeppelin oder Steppenwolf hörte,da hat mich das auf Anhieb begeistert ., Beim DDR-Rock dagegen dachte man bestenfalls "Ganz nett",aber vom Hocker hat mich da nichts gerissen.
Diese gewisse Bräsigkeit mag an den Beschränkungen gelegen haben,die den Bands auferlegt wurden und an der Eigen-Isolation der DDR .
Ich erinnere mich an eine Fahrt in den Mitte Siebzigern nach Prag und Budapest. Und was da in den einschlägigen Kellern und Clubs gespielt wurde klang erheblich ansprechender als das,was ich als DDR-Rock kannte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bekannt sind eigentlich viele der Namen von Bands aus der DDR. Sie kamen hier auch mal im Radio, obwohl zur damaligen Zeit alles, was deutsche Texte hatte, aber so was von uncool war. Handwerklich war die Musik gut, in etlichen Fällen sogar besser als die westliche.


@beetle:
Von den Lords spricht hier (fast) niemand mehr - ist aber kein großer Verlust. Das war Hitparadenkram mit grauslich falschem Englisch...
Die Rattles waren schon eine andere Liga, oder auch Inga Rumpf (ua Frumpy) - das konnte 'man' hören. Und Wader macht keine guten Texte mehr, seit er parteipolitisch äh: gebunden ist, ebenso wie Degenhardt.
 
@beetle:
Von den Lords spricht hier (fast) niemand mehr - ist aber kein großer Verlust. Das war Hitparadenkram mit grauslich falschem Englisch...
also vielleicht gar nicht so viel Unterschied zu "uns Lena".....:pfeif:

Die Rattles waren schon eine andere Liga, oder auch Inga Rumpf (ua Frumpy) - das konnte 'man' hören. Und Wader macht keine guten Texte mehr, seit er parteipolitisch äh: gebunden ist, ebenso wie Degenhardt.

Inga Rumpf hatte ich jetzt mit Inga Humpe verwechselt. Musste erstmal nach beiden googeln. :rotwerd:
Wader hat sich auch wohl deshalb von der Musik abgewendet, weil er spürbar Mühe hat, sich seine Texte zu merken. Von Degenhardt habe ich insgesamt wenig bis gar nichts mit bekommen.

@Barbarossa: danke für den Hinweiß mit white dove. War mir auch nicht bekannt. Ach ja, die Scorpione: hier zu Lande rümpft auch fast jeder die Nase, wenn es um die Hanoveraner geht. In Asien haben sie Megakultstatus.
 
Die Frage, warum sich die Bands jetzt 20 Jahre nach der DDR eigentlich mehr Beliebtheit erfreuen, als zu der Zeit, wo es die DDR noch gab, habe ich mir auch schon gestellt. Ich bringe es mit der Ostalgiewelle in Verbindung, die ohnehin gerade über die ostdeutschen Länder hinweg rollt.
Die "Legende von Paul und Paula", wozu die "Puhdys" keinen geringen Anteil hatten, wurde ja nach der Wende erst wieder richtig bekannt. Im DDR-Fernsehen soll der Film nach der Ausreise der beiden Hauptdarsteller (laut Wikipedia) nicht mehr gezeigt worden sein.
Insgesamt ist der Film von Plenzdorf/Carow ja durchaus regimekritisch und die Lieder der Puhdys scheinen auch vor dem Hintergrund ein bisschen rebellischer. Die Texte werden durch die Handlung des Films quasi illustriet.
 
Na,ich zum Beispiel ,wobei die Lords weniger mein Fall waren als die Rattles
Wobei Hannes Wader heute vornehmlich oder nur noch seine eigenen Lieder spielt. Berühmt wurde er aber durch die Volkslieder oder Arbeiterlieder, welche er einspielte. Ersteres mag heute anhand des Folkhipes der 60er/70er ("The Dubliners" auch im deutschen Fernsehen, Bob Dylan, Eric Bogle etc.) einleuchtend erscheinen, war aber damals dennoch bemerkenswert, da man Volksmusik eher konservativ belegt kannte. Von seiner politischen Ausrichtung her war aber natürlich Hannes über jeden Zweifel diesbezüglich erhaben.
Weil Du ihn hörst: spielt er heute noch Arbeiterlieder etc.? (Ich habe ihn bis jetzt nie live wegen obiger Bedenken gehört.)

Die Tonträger von Hannes, ob raubkopiert oder gekauft, sind aber zumindest in der linken Szene noch verbreitet. Ich kann mir gut vorstellen, dass er auch heute noch Einfluss auf die Musik der Richtung hat - allerdings nur bezogen auf das, was er damals in seinen wilden Jahren machte. (Außer seine Version von "Heute hier morgen dort" konnte ich seinem eigenen Zeugs nie viel abgewinnen.)


Zu den DDR-Bands im Übrigen:
Man muss auch bedenken wie groß die DDR war. Bevölkerungsmäßig nicht mehr als NRW. 16,7 Mio 1988 (NRW: 16,7 Mio 1985). Und wieviele Einwohner von NRW hören Musik aus NRW? Wird sich da das Ohr gegenüber auswärtiger Musik verschlossen?
Und obendrein: man hört doch gern, was man nicht darf.

Ganz spannend finde ich auf jeden Fall, welches Zerrbild von der westlichen Musik im Osten ankam. Klar wie sollte man den Punk z.B. einordnen, wenn man selbst solche soziale Verhältnisse, die der Hintergrund der musikalischen Strömung waren, nicht näher kannte?
Aber überhaupt wird auch eine gewisse Sehnsucht nach der Freiheit bestanden haben, welche durch die westlichen Medien doch auch vermittelt wurde(der Traum vom gelobten Westen).
Über das Thema habe ich schon als Kind einiges von Verwandten gehört, welche natürlich gern über ihre Jugend schwärmten, als Schulkameraden Beatlessongs mitschrieben, verbreiteten, ohne dass sie den Text verstanden (abgesehen von denen, die dann Englisch als Fremdsprache hatten).
 
Ganz spannend finde ich auf jeden Fall, welches Zerrbild von der westlichen Musik im Osten ankam. Klar wie sollte man den Punk z.B. einordnen, wenn man selbst solche soziale Verhältnisse, die der Hintergrund der musikalischen Strömung waren, nicht näher kannte?

Ist zwar OT hier, aber Brisso, kannst Du mir das bitte näher erläutern?
 
Ist zwar OT hier, aber Brisso, kannst Du mir das bitte näher erläutern?
Ich denke jetzt daran, dass man doch Arbeitslosigkeit oder das Mililieu von anderen britischen Bands nicht aus eigener Anschauung kannte.
Der Wikipediaartikel, den Du selbst verlinkt hast, benennt das doch ganz gut:
Die Punkszene in der DDR war wesentlich vom Fremdbild der Punks in den westlichen Ländern geprägt. Gerade, da kaum szeneinterne Schriften wie Fanzines im Umlauf waren, orientierte man sich am Bild der damaligen Westmedien, wie die Bravo und Der Spiegel, die auf dem Schwarzmarkt verfügbar waren. Sie übernahmen daher die Stilelemente ohne den gesellschaftlichen Hintergrund, aus dem sich der Punk entwickelte, zu kennen.
Punk in der DDR ? Wikipedia

Ich frage mich auch ein bisschen wie das hätte klappen sollen mit dem Hintergrund der Punkbewegung. Klar gibt es verschiedene Quellen des Punk. Aber nehmen wir mal Bands, die darauf Wert legen, dass sie dem Arbeitermilieu entstammten. Wie soll man sich damit im Arbeiter- und Bauernstaat profilieren/abheben?

Hier werden zumindest das englische Klassensystem und die wirtschaftlichen Probleme als Hintergründe des Punks aus dem Vereinigten Königreich angesprochen. Punk ? Wikipedia
 
OT@Brisso:
Also in einem anderen Thread wurde schon viel zum Thema Punk zusammengetragen und ich bin der Meinung, daß hier diese Jugendkultur nicht allein auf die sozialen Misstände zu gründen sind, denn immernoch schwerer im Vordergrund steht die Musik.

Allerdings werde ich mir wohl in Zukunft Wiki-Links genauer durchlesen müssen, bevor ich es hier vorstelle.:hmpf:

Die Jugendbewegung Punk war ein Elemend der Jugend die sich gegen die sozialen und gesellschaftlichen Zustände in der jeweiligen Nation "erheben" wollten, dass allerdings zu verallgemeinern macht keinen Sinn. So hatten der Punk im einzelnen andere Hintergründe in der USA sich zu entwickeln, wie auch in Großbritannien oder in Europa. Das hier dann diverses Aussehen und Style übernommen wurden ist doch nur normal.
Das hat aber nichts damit zu tun, warum hier die Subkultur der Jugend sich auch in der DDR ausbreitete und wenn es hier vielleicht keine soziale Armut gab, wobei hier sehr stark zu differenzieren ist, was Armut und soziale Randgesellschaft im Vergelich in der BRD oder DDR darstellten, hatten die Kids im Osten ebenfalls ihre sozialen Konflikte mit der Gesellschaft.

Und glaube mir, die Musik kam ungefiltert aus dem Westen, da wurde nichts verzerrt. Und das sage ich aus persönlicher Erfahrung.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz spannend finde ich auf jeden Fall, welches Zerrbild von der westlichen Musik im Osten ankam. Klar wie sollte man den Punk z.B. einordnen, wenn man selbst solche soziale Verhältnisse, die der Hintergrund der musikalischen Strömung waren, nicht näher kannte?.
Du willst doch nicht wirklich damit sagen, dass jeder westdeutsche Jugendliche sich über die sozialen Verhältnisse den Kopf zerbrochen hat, wenn er Punk gut fand. Ein Jahr nach den Sexpistols war es doch schon zur vermarkteten Mode geworden, ebenso wie Rock oder Beat, was auch als Revolte begonnen hat und binnen kürzester Zeit zum Geschäft wurde.
 
Es geht ja nicht nur um die Puhdys. Ja, damals fanden wir alles was aus dem eigenen Land kam als Scheisse. Aber heute, mit 20 Jahren Abstand?

Dem kann ich so nicht zustimmen.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich die LP "Goldene Brücken" von Veronika Fischer & Band oft auf dem Plattenteller gedreht habe, weil ich den letzten Song der ersten Seite "Der Vagabund" und den 1. Song der zweiten Seite "Niemals mehr" besonders gut fand/finde.

Der Song "Niemals mehr" trägt den Untertitel "für G.Z. und H.P.", ist eine Aufarbeitung des erlittenen Verlustes zweier wichtiger Menschen. Jeder Mensch darf trauern, Künstler setzen dies oft mit großartigen Werken um. Gott sei Dank, sonst wäre das großartige Album "Wish You Were Here" von Pink Ployd nie entstanden.
Unter diesem Aspekt muss sich jemand, der DDR-Musik als ""Rock"-Bands mit FDJ-Charakter" versteht, nicht wundern, wenn er Assoziationen zum kalten Krieg weckt. [Mod: Formulierung gelöscht, siehe Begründung]
Musik ist eben nicht nur gesellschaftliche Aussage, sondern künstlerisches Mittel und für den Hörer ein gutes Stück Lebensqualität.

Musik gut finden und es auch artikulieren sind zwei Paar Schuhe. Galt/gilt auch für mich. Ob ich immer ehrlich wahr? Sicherlich nicht, kam/kommt auch immer auf den Gegenüber an. Dies galt/gilt nicht nur für DDR-Musik, ich war einmal völligem Unverständnis ausgesetzt, wie ich mir denn das Doppelabum von Supertramp "Paris" kaufen könnte. Heute ernte ich erstaunte, ungläubige Gesichter, wenn ich Namen wie Nightwish, Edenbridge (neues Album am 03.07.10!) oder Witt (=> Silly) nur erwähne.

Ich bin in der DDR geboren und auch mit der DDR-Musik groß geworden. Natürlich habe ich auch "Westmusik" gehört, keine Frage: Pink Floyd, Jethro Tull, Manfred Manns Earthband, Frumpy ... keine Frage, nur immer City mit "Am Fenster" oder Karat mit "Der blaue Planet" oder Ute Freudenberg mit "Jugendliebe" ist einfach zu wenig. Gute Songs aber damals gnadenlos totgespielt, ich konnte sie nicht mehr hören.
Und diese "Westmusik" zu hören, war so schwierig gar nicht. Ich weiß nicht mehr welcher Sender, jedenfalls gab es die Möglichkeit, Freitags 19:00 eine Albumseite mitzuschneiden. Und dies ohne "reinquatschen" oder Werbung. Und so hatte ich z.B. die Musik von "The Wall" von Pink Floyd sogar glatt zum Nulltarif.

Die DDR Musik lebt in meiner Erinnerung: Unvergessen ein Konzert der Stern Combo Meißen ca. 1978. 2 Keyboader, 2 Schagzeuger ... Vocal Reinhard Fißler; den 2. Teil des Konzertes bildete der Song "Kontraste" 45 Minuten lang und danach nie wieder gehört.

Dann Transit so um 1980. Die Fans forderten "Udo". Der eingeweihte weiß, dass Egon Linde, der Bandchef eine ähnliche Stimme wie Udo Lindenberg hat/te? Jedenfalls fragte Egon: "Warum? Spielt der denn was von uns?" Es wurde ein grandioses Konzert ...
Später oder früher? habe ich Transit noch einmal in Salzwedel zum Parkfest erlebt. Dort spielten sie auch U.Lindenbergs "Sister Kingkong". Und kein Mensch, keine DDR-Macht störte sich daran, dass die bundesdeutsche Nationalhymne über den Park dröhnte ...

Dass DDR-Musik nicht aus der Retorte kam, habe ich 1988 erlebt. Damals tourten die Puhdys mit den Lords. Das Wetter war bescheiden, sprich es regnete. Dann fiel der Strom aus. Und dann lieferten beide Bands ein unplugged- Konzert vom feinsten ab, gelernt ist eben gelernt.

Und noch eine Erinnerung: "The Great Gig In The Sky" von Pink Floyd lief im Hintergrund als ich ein lang umworbenes Mädel endlich ver... (ihr wißt schon) konnte.
Ja, so ist das mit der Musik.

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und diese "Westmusik" zu hören, war so schwierig gar nicht. Ich weiß nicht mehr welcher Sender, jedenfalls gab es die Möglichkeit, Freitags 19:00 eine Albumseite mitzuschneiden. Und dies ohne "reinquatschen" oder Werbung. Und so hatte ich z.B. die Musik von "The Wall" von Pink Floyd sogar glatt zum Nulltarif.
Das war auf DT64 die Sendung "Duett - Musik für den Recorder". :D
 
@Brissotin
Wobei Hannes Wader heute vornehmlich oder nur noch seine eigenen Lieder spielt. Berühmt wurde er aber durch die Volkslieder oder Arbeiterlieder, welche er einspielte
Nun,das war damals so eine Strömung,die aus der Liedermacherszene /Burg Waldeck hervorging. Man sammelte historische Volkslieder,die einen politisch-sozialen Hintergrund hatten,quasi als Gegenbewegung zum kommerzialisierten Heile-Welt-trallala-Volkslied ala Silbereisen. & Co
Hier kamen insbesondere Arbeiterlieder,Bauernkriegsgesänge und Lieder der 1848er Revolution in Betracht. Neben Wader waren da besondes Hein&Oss aus der Pfalz bekannt, die 48er Lieder sammelten.Wolf Biermann tendierte ja in eine ähnliche Richtung wie Hannes Wader.
Aber im Prinzip hat Wader nicht nur an seinem Mix (Arbeiterlieder,eigene alte Songs ) nichts geändert , er ist auch dort musikalisch und thematisch stehen geblieben, was bei seinem Potential her eigentlich schade ist.
Das letzte Konzert was ich von ihm gehört habe (schon ein paar Jahre her) wurde übrigens abgebrochen,weil der Interpret sturzbesoffen auf der Bühne stand und seinen Text nicht rauskriegte. :( Da dies wohl öfter vorkam ist des wohl auch einer der Gründe ,warum er kaum noch Konzerte gibt.
 
@Brissotin
Das letzte Konzert was ich von ihm gehört habe (schon ein paar Jahre her) wurde übrigens abgebrochen,weil der Interpret sturzbesoffen auf der Bühne stand und seinen Text nicht rauskriegte. :( Da dies wohl öfter vorkam ist des wohl auch einer der Gründe ,warum er kaum noch Konzerte gibt.

Nun sei mal nicht so streng. Denk mal an Joe Cocker, Ozzy Osbourne oder Kurt Cobain.
Übrigens soll das auch bei der "Schunkelfraktion" Gang und Gebe sein.
 
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