DDR heruntergewirtschaftet

nebben

Neues Mitglied
Hallo,



die DDR war im Jahr 1989 „heruntergewirtschaftet“. Welche Weichenstellungen haben dazu geführt?
 
für jeden den es interessiert



Ø Einführung Neues Ökonomisches System
Ø Betriebe dürfen eigenverantwortlicher handeln und Gewinne selbst nutzen.
Ø Ausweitung der Konsumgüterproduktion in den 1970er Jahren
Ø kostenfreien Gesundheitsvorsorge, Bildung, Wohnungsbau, Sozialpolitik, Ausbau des Verkehrswesen
Ø Ab den 1970er Jahren „lebt die DDR über ihre Verhältnisse.
Ø Starke Verschuldung
Ø Planwirtschaftliche Export (Güter wurden nicht nachgefragt)
 
Wenn man die Ausgangsfrage betrachtet:


da werden nun Ursachen und Wirkungen sowie Maßnahmen vermischt.
 
@nebben

Silesia hat es in #4 bereits angemerkt. Du bringst in Deiner Aufzählung einiges durcheinander.

Ich empfehle Dir folgendes Buch:

Hermann Weber: Geschichte der DDR - Rezension

Allein schon aus der Rezension geht der Erklärungsansatz hervor, und zwar "Strukturdefizite", also systemimmanente soziologische, ökonomische und politische "Fehler" des Sozialismusmodells.

Realsozialismus ? Wikipedia

Sozialismus ? Wikipedia


Wenn Du einen Vortrag oder eine Arbeit über das Scheitern der DDR halten resp. schreiben mußt, dann würde ich empfehlen, diesen systemischen Ansatz zu wählen.

Nun zu Deiner Stichwortsammlung, hier vermengst Du Kategorien unterschiedlichster Ebenen, das Neue Ökonomische System (NÖS), war als Reform der Planwirtschaft gedacht und endete als Ökonomisches System des Sozialismus (ÖSS) und wurde letzlich auf dem VIII. Parteitag der SED wieder verworfen. In der "Honecker-Ära", Du beschreibst es als "ab Beginn der 1970-Jahre", stand die sog. "Hauptaufgabe" im Vordergrund der Wirtschafts- und Sozialpolitik.

Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik ? Wikipedia

Neues ökonomisches System

Also ich würde Dir folgende Analysepyramide vorschlagen:

- Scheiten des Modells des Sozialismus
- Scheitern des Sozialismus auf deutschem Boden (DDR), unter Einbezug der besonderen nationalen Komponenten (DDR <=> BRD)
- Entwicklungsetappen des Sozialismus in der DDR (hier kannst Du dann über NÖS, ÖSS usw.) ausführen.

M.
 
Scheiten des Modells des Sozialismus

Der Sozialismus als Gesellschaftsmodell ist nicht gescheitert, weil viel zu allgemein, wenn man sich die Vielzahl sozialistischer Modelle anschaut. So bestehen unterschiedliche sozialistische Modelle in China, Kuba, Venezuela, Nordkorea und Bolivien nach wie vor. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Wenn, ist es der Sozialismus sowjetischer Prägung, der gescheitert ist.

Im übrigen ist die DDR weniger am System zugrundegegangen, als an dem ausufernden Sozialstaat, der die Wirtschaftsleistung überbeanspruchte, was insbesondere politische Entscheidungen Einzelner waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht zu vergessen, dass in der DDR durch das Westfernsehen und Westverwandtenbesuche im Osten fast jeder die Realität selbst vergleichen konnte. Das können die Leute in Nordkorea heute nicht.
 
Der Sozialismus als Gesellschaftsmodell ist nicht gescheitert, weil viel zu allgemein, wenn man sich die Vielzahl sozialistischer Modelle anschaut. So bestehen unterschiedliche sozialistische Modelle in China, Kuba, Venezuela, Nordkorea und Bolivien nach wie vor. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Wenn, ist es der Sozialismus sowjetischer Prägung, der gescheitert ist.

Im übrigen ist die DDR weniger am System zugrundegegangen, als an dem ausufernden Sozialstaat, der die Wirtschaftsleistung überbeanspruchte, was insbesondere politische Entscheidungen Einzelner waren.

Venezuela und Bolivien = sozialistische Modelle? Weil dort die Rohstoffindustrie verstaatlicht wurde oder weshalb?
Die DDR ging an ausufernden Sozialleistungen zugrunde, die von dir genannten Modell-Länder lassen diese dann möglicherweise gleich ganz weg. Gibt es sie deshalb noch?
Politische Entscheidungen Einzelner bzw. kleiner Gruppen - hast du in jedem von dir genannten Land, sogar stärker als in der DDR.
 
Welche Weichenstellungen haben dazu geführt?

Also ohne dass ich hier ein großer Wirtschaftsexperte bin, sag ich, dass die Planwirtschaft das Grundproblem darstellte.

Hier wurde für 5 Jahre festgelegt, was zu produzieren sei. Dabei gab es kaum die Möglichkeiten auf äußere Einflüße im Innlandsbedarf, geschweige auf die Exportgüter, einfluß zu nehmen. Im schlimmsten Fall wurde für die Halde produziert, hauptsache die Planzaheln wurden übererfüllt.

Die Planwirtschaft kann nicht auf Nachfrage und Angebot reagieren, da hier ein starres System für einen großen Zeitraum die einzige Synergie in der Produktion darstellt. Muß der Produktionsplan aber innerhalb der geplanten Zeit doch umgestellt werden, verpufft der Nutzen. Darum wurde lieber wieder am Planziel festgehalten, auch wenn der Bedarf an den produzierenden Gütern nicht mehr vorhanden war.

Das widersprich jeglicher Ökonomie und macht den Staat auf Dauer wirtschaftlich Kaputt.
 
Ich sehe das wie Köbis.
Märkte, vor allem Exportmärkte sind nun einmal sehr schnellebig und reagieren äusserst empfindlich auf diverse Einflüsse. Und es kann nur in die Hose gehen, wenn man ständig am Bedarf vorbeiproduziert.

Auch "ausufernde" Sozialleistungen sind kein Problem, wenn dem nennen wir es Output ein entsprechendes Input gegenübersteht. Klar kann man kein Geld ausgeben, das man zuvor nicht eingenommen hat.

Wäre noch zu klären, was denn genau ausufernde Leistungen sind/sein sollen. :grübel:
 
Zuletzt bearbeitet:
@Ginger

muheijo hat es in #8 auf den Punkt gebracht:

"Wo denn "mehr"? Ein "Nicht-Zusammenbrechen" wuerde ich nicht unbedingt als Erfolg bezeichnen."

Das Problem, welches Du anführst, ist die Unschärfe der Kategorie "Sozialismus". Aus ML-Sicht ist der Grad des Erreichens des Sozialismus anhand des Grades der Vergesellschaftung der PM ablesbar.

"In der Ökonomie versteht man unter Vergesellschaftung die Überführung von Gütern in Gemeineigentum.
Karl Marx (1848) bezeichnet mit „Vergesellschaftung“ den Übergang der Produktionsmittel aus Privateigentum in gesellschaftliches Eigentum bzw. Gemeineigentum, meist durch Enteignung und Verstaatlichung. Die Vergesellschaftung der Produktionsmittel ist nach Marx die wichtigste Bedingung für den Sozialismus bzw. Kommunismus."

vergl.: Vergesellschaftung ? Wikipedia (Abruf 29. Juni 2010).

Das "Sozialismus-Modell sowjetischer Prägung" wie Du es benennst, beschreibt ein historisch-soziologisch definiertes Gesellschaftssystem und dieses ist gescheitert.

O.T. Als alter Ossi weiß ich das ;)

Verstaatlichungen resp. Planwirtschaft sind ein Indiz für "Sozialismus", aber aus ml-Sicht nicht die conditio sine qua non für Sozialismus, da fehlt noch einiges z.B.: die "Diktatur des Proletariates" usw. Hinzu kommen nationale Komponenten w.z.B. in China, aktuell politische Komponeten w.z.B. in Venezuela und Kuba.

Du siehst, daß ist ein weites Feld für Diskussionen.


M.
 
Verstaatlichungen resp. Planwirtschaft sind ein Indiz für "Sozialismus", aber aus ml-Sicht nicht die conditio sine qua non für Sozialismus, da fehlt noch einiges z.B.: die "Diktatur des Proletariates" usw. Hinzu kommen nationale Komponenten w.z.B. in China, aktuell politische Komponeten w.z.B. in Venezuela und Kuba.

Doch, das ist wohl doch das Hauptproblem. Bestes Beispeil ist China hierfür. Wir hatten bis in die 1990iger Jahre ebenfalls den Trend hoher staatlicher Verluste gerade durch die Planwirtschaft. Ab dieser Zeit begann sich der Staat aber aus den meisten Unternehmen zurückzuziehen oder privatisierte weniger wichtigere Unternehmen.
Doch wird als Gesellschaftsform der Sozialismus gelebt. Und nach der Jahrtausenwende wächst die Wirtschafts Chinas stetig.
Weiter will ich hier aber nicht gehen, da wir so nahe an die Tagespolitik geraden.
Aber eine Sozialistischer Staat muß nicht auch zwangsläufig an der Wirtschaft und Ökonomie zurgrunde gehen.
 
Köbis schrieb:
Die Planwirtschaft kann nicht auf Nachfrage und Angebot reagieren, da hier ein starres System für einen großen Zeitraum die einzige Synergie in der Produktion darstellt.

Sicher ein Manko der idealen Zentralverwaltungswirtschaft, daß in Bezug auf die Angebot und Nachfrageproblematik ein ideales marktwirtschaftliches System nicht hat. Dieses wiederum ist aber enorm Ressourcenverschwenderisch. Ist auch nicht so doll.
(Jeder kennt als Beispiel den Bäcker, der kurz vor Ladenschluß noch volle Auslagen hat, weil der Kunde bis zuletzt seine Auswahl haben möchte.
 
Sicher ein Manko der idealen Zentralverwaltungswirtschaft, daß in Bezug auf die Angebot und Nachfrageproblematik ein ideales marktwirtschaftliches System nicht hat. Dieses wiederum ist aber enorm Ressourcenverschwenderisch. Ist auch nicht so doll.
(Jeder kennt als Beispiel den Bäcker, der kurz vor Ladenschluß noch volle Auslagen hat, weil der Kunde bis zuletzt seine Auswahl haben möchte.

Naja, diese Problematik würde ich jetzt nicht überbewerten, denn hier liegt es im unternehmerischen Geschick, solche Überhänge entsprechend in die Kosten mit zu kalkulieren.:fs:
 
Bei der systemischen Ressourcenverschwendung geht es weniger um Kosten, sondern (vermeintliche) Bedürfnisse der Konsumenten. Würde dieser ökonomisch vernünftig handeln, also eine Kostenbetrachtung anstellen, würde er zu dem Schluß kommen, daß er nicht alle 2 Jahre ein neues Handy braucht, weil das alte Handy genausogut funktioniert.


Die Kosten spielen hier erst eine Rolle, weil der Konsument immer mehr- zu einem geringerem Preis verlangt, was einen rigorosen Wettbewerb herausbildet. Dieser führt dann dazu, daß der Konsument nahezu vom Warenangebot erschlagen wird und die Masse der Waren irgendwo, trotz Funktionstauglichkeit, auf der Müllhalde landet, oder in irgendwelchen Wohnungen ein Dasein als Gerümpel fristet.
 
Stimmt auch nicht so ganz. Du hast einen Markt XY (Potenzial) der sagen wir mal, insgesamt 10 Milliarden groß ist. Lassen wir 10 Firmen in diesem Markt tätig sein, dann könnte jede dieser Firmen theoretisch 1 Milliarde als ihren Kuchen betrachten, für den sie produzieren und dabei die Vorjahreszahlen als Rechengröße nehmen. Das tun sie aber nicht. Jede dieser Firmen hätte gern noch was vom Marktsegment der Anderen, am liebsten ja fast den ganzen Markt als Monopol für sich. Schlagworte z.B. primäre und sekundäre Marktforschung, desweiteren Marktantteils- berechnungen, Evolution-Indizees und und ähnliches mehr. Die Vorjahreszahlen braucht man nur, um die Entwicklung zum Vorjahr zu betrachten, nicht mehr und nicht weniger. Der Wirtschaft geht es heutzutage nicht um vernünftige Planung der Ressourcen, sondern nur um Wachstum. Schliesslich müssen den Aktionären Dividenden ausgeschüttet werden.

Um einen größeren Kuchen in seinem Sektor zu erhalten, ist aber in erster Linie nicht der Preis ausschlagggebend, sondern die Werbung, also Bedarfsweckung. Der Preis wird erst dann interessant, wenn die Modelle gleich sind und die gleichen Vor- und Nachteile für den Kunden haben, und die Werbung dem Kunden nicht vermitteln konnte, dass nur mein Produkt das einzig Wahre ist. Und der Preis wird dann wichtig, wenn meine Kunden nicht genügend Geld zur Verfügung haben und jeden Cent umdrehen müssen.

Dass technische Geräte immer günstiger werden, liegt daran, dass die Geräte von heute morgen schon alt sind, ähnlich wie die Nachrichten. Für die neuesten Modelle, ist man ja immer noch bereit einiges hinzublättern ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Preis wird erst dann interessant, wenn die Modelle gleich sind und die gleichen Vor- und Nachteile für den Kunden haben, und die Werbung dem Kunden nicht vermitteln konnte, dass nur mein Produkt das einzig Wahre ist. Und der Preis wird dann wichtig, wenn meine Kunden nicht genügend Geld zur Verfügung haben und jeden Cent umdrehen müssen.

Nach meiner Erfahrung handelt Otto Normalverbraucher so nicht. Er nimmt in der Regel, nach meinem Empfinden einer Mischung aus Bequemlichkeit und Geiz, nur einen Preisvergleich vor.
Auf den Inhalt eines Produktes selbst muß man ihn in aller Regel massiv aufmerksam machen, was also einem äußeren Anstoß bedarf.
Die Werbung selbst hat sich allerdings hier auch von einer Aufklärung schon lange verabschiedet und manipuliert im Grunde nur noch.
 
Nach meiner Erfahrung handelt Otto Normalverbraucher so nicht. Er nimmt in der Regel, nach meinem Empfinden einer Mischung aus Bequemlichkeit und Geiz, nur einen Preisvergleich vor.
Auf den Inhalt eines Produktes selbst muß man ihn in aller Regel massiv aufmerksam machen, was also einem äußeren Anstoß bedarf.
Also in meinem Umfeld nicht. Da wird sich ausgiebig ausgetauscht welche Vor- und Nachteile die einzelnen Produkte haben, welche Firma welchen Service bietet, und ob eben das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Ebenso wie darüber gesprochen wird, dass in Indien und überhaupt Asien billig produziert und hier zum doppelten Preis, mit entsprechendem Reingewinn verkauft wird. Es gibt sogar Apotheken bzw. Großhändler, die mit Reimporten Schnäppchen machen.

Schwierig ist das natürlich für preisgebundene Läden, Handwerks- und mittelständische Betriebe, die tatsächlich eine kleine Preisspanne haben. Die großen Produzenten, bzw. Großhändler, Importeure etc. verdienen sich eine goldene Nase.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ebenso wie darüber gesprochen wird, dass in Indien und überhaupt Asien billig produziert und hier zum doppelten Preis, mit entsprechendem Reingewinn verkauft wird. Es gibt sogar Apotheken bzw. Großhändler, die mit Reimporten Schnäppchen machen.

Die private Diskussion bei Otto Normalverbraucher führt doch aber in der Regel nicht dazu, daß er dann diese Produkte nicht kauft, sondern vom Prozedere her sieht er dann den Preis X bei Ware A und den Preis X+Y bei Ware B und greift dann zu Ware A.

Besonders deutlich sieht man das dann an den Eigenmarken der Lebensmittelhändler. Mittlerweile ist jeder dort ausgegebene 4. € einer für eine Eigenmarke- Tendenz steigend. Motiv der Kunden- billiger und vermeintlich dasselbe drin, wie beim Original. Isses aber meistens nicht, wenn man mal sich die Mühe macht und vergleicht und beliebig erpressbar ist der Produzent dann sowieso.

Aber ist halt schwierig hier einen kompletten Marktmechanismus zu diskutieren. Da kommt man ins Tausende.
 
Zurück
Oben