Die Kurden

Wenn wir keine der von mir angeführten Hypothesen zur Ethnogenese der Kurden gelten lassen, dann dürfte das kurdische Volk eigentlich überhaupt nicht existieren.

Keine dieser Hypothesen wird seitens der Wissenschaft ernsthaft vertreten. Nach heutigem Forschungsstand sind die Kurden die Nachkommen sprachlich iranisierter Bergvölker.
»Kurden stammen gemeinsam von Nachkommen iranisierter Bergvölker verschiedenster Herkunft in Ost-Anatolien, Nordwest-Iran und Nord-Mesopotamien ab. […] Sie haben eine eigene Sprache ausgebildet. Diese besteht aus neuiranischen Dialekten der nordwest-iranischen Sprachenfamilie. « (Hennerbichler, Ferdinand: Die Kurden. Geschichte des kurdischen Volkes von Anfängen bis zur Gegenwart, korrigierte und für das Internet adaptierte Ausgabe, 2009, S. 98)

Wie ich bereits sagte, ist die Ethnogenese der Kurden unklar und die verschiedenen Hypothesen lassen sich nicht beweisen. Die erste urkundliche Erwähnung der Kurden im 7. Jh. sagt nichts über die Zeit ihrer Entstehung aus. Auch die Ethnogenese der Germanen vermutet man um 500 v. Chr. während ihre erste urkundliche Erwähnung viele Jahrhunderte später erfolgte.

Im Grunde genommen hast du Recht. Trotzdem ist es unsinnig, eine 5000 jährige Geschichte der Kurden zu propagieren. Schon in sumerischen Quellen ist von „Kurden“ die Rede. Zur damaligen Zeit war „Kurde“ aber nur ein Sammelbegriff für Bergvölker unterschiedlicher Herkunft und Sprache. Erst im islamischen Mittelalter werden die heutigen Kurden historisch greifbar.

»Ein weiterer Grund dafür, dieses Kapitel im 7. Jahrhundert beginnen zu lassen, ist die Tatsache, daß die zuverlässig dokumentierte Geschichte Kurdistans überhaupt erst mit der arabischen Geschichtsschreibung, d.h. mit der arabisch-islamischen Eroberung des Mittleren und Nahen Ostens, einsetzt.(10) Versuche, die Geschichte 'der Kurden' in den vor diesem Datum liegenden Zeiten zu ergründen, endeten bislang regelmäßig in unergiebigen Spekulationen(11), da man hier auf kein anderes Material zurückgreifen kann als auf die bloßen Namen für die Völker der Region, wie sie in einigen wenigen frühen Schriftdokumenten festgehalten sind. Zur Klärung etwa der Frage, ob die Namen 'Guti', 'Kar-du', 'Cyrtii' oder 'Karduchen' ein und dasselbe Volk bezeichneten und ob dieses eventuell mit „den Kurden“ identisch ist, gibt es keine andere Entscheidungsgrundlage als die Exegese der Schriftzeichen selbst, in denen diese Namen notiert wurden.(12) Als wissenschaftliche Verzweiflungstat muß es einem da erscheinen, wenn etwa der britische Altphilologe Godfrey Rolles Driver nach seitenlanger Beweisführung einen linguistischen Zusammenhang zwischen den Worten 'Kurde' und 'Kar-du' für unhaltbar erklären muß, dann jedoch behauptet, die 'Kar-du' seien trotz allem die direkten Vorfahren der Kurden, da sie – laut sumerischen Tontafeln – vor über 4.000 Jahren in derselben Region halbnomadische Almwirtschaft betrieben hätten wie die Kurden heute.(13) Ich kann Limbert nur zustimmen, wenn er sagt:

' [...] die Frühgeschichte der Kurden kann nicht verläßlich rekonstruiert werden. Unglücklicherweise führte der Mangel an Fakten sowie die Romantisierung der Kurden durch Amerikaner und Europäer [...] zu einem Erguß an pseudo-gelehrtem Unsinn, voller wilder, niemals schlüssig zu widerlegender Theorien. '(14) (engl. Original)

Beim gegenwärtigen Stand der Kenntnisse hat daher die vorgeblich ‚wissenschaftliche‘ Beschäftigung mit der 'Herkunft der Kurden' ihren Platz im wesentlichen im Rahmen politisch motivierter Rechtfertigungsrethorik.(15) « (Behrendt, Günter Max: Nationalismus in Kurdistan, überarbeitete Fassung von 1993, Online-Publikation, S. 56f)
 
Da die Leute vorangegangene Posts anscheinend nicht lesen, habe ich mir erlaubt, die Hypothesen zur Ethnogenese der Kurden nochmals zu kopieren.



Die von Xenophon angeführten Karduchen müssten in der Tat ebenfalls Erwähnung finden. Ob sie allerdings wirklich mit den rund 1000 Jahre später erstmals in Schriftquellen erwähnten Kurden identisch sind, ist unsicher.

Eine mir vorliegende Publikation meint dazu:

Stimmt. Ob die heutigen Kurden mit den Karduchen Xenophons aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert zu identifizieren sind, ist völlig unklar.

»In den einschlägigen Quellen, v.a. Inschriften, werden Namen erwähnt, die auf eine gewisse Nähe zu dem Begriff 'Kurden' verweisen (bes. die Konsonanten 'k', 'r' und 'd'). Ob Kardu, Karduchen (erwähnt in der Anabasis Xenophons um 400 v. Chr.) oder Kyrtii (bei Strabo) – all diese Namen haben spitzfindige philologische Spekulationen ausgelöst, aber bis heute keine Wissenschaftliche Klarheit geschaffen. « (Strohmeier, Martin, in: Die Kurden. Geschichte. Politik. Kultur, 2., durchgesehene Auflage, München 2003, S. 26)
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Keine dieser Hypothesen wird seitens der Wissenschaft ernsthaft vertreten. Nach heutigem Forschungsstand sind die Kurden die Nachkommen sprachlich iranisierter Bergvölker.

Wie meine Posts zeigen, werden diese Hypothesen durchaus von der Forschung diskutiert.

Im Grunde genommen hast du Recht. Trotzdem ist es unsinnig, eine 5000 jährige Geschichte der Kurden zu propagieren. Schon in sumerischen Quellen ist von „Kurden“ die Rede. Zur damaligen Zeit war „Kurde“ aber nur ein Sammelbegriff für Bergvölker unterschiedlicher Herkunft und Sprache. Erst im islamischen Mittelalter werden die heutigen Kurden historisch greifbar.

Kein Mensch behauptet, es habe im Jahr 2000 v. Chr. bereits ein kurdisches Volk gegeben. Das ist natürlich völliger Unsinn.

Hier geht es vielmehr darum, wer die Vorfahren der Kurden waren, d.h. auf welcher ethnischen Basis ihr Volkstum entstanden ist. Denn die Kurden sind natürlich nicht vom Himmel gefallen, sondern ihre Ethnie entstand in einem bestimmten geografischen Raum mit einer Bevölkerung von langer geschichtlicher Tradition. Mit dieser altansässigen Bevölkerung, die sich ebenfalls nicht in Luft auflöste, haben sich die Vorfahren der Kurden im Lauf vieler Jahrhunderte vermischt.

Im Siedlungsgebiet der heutigen Kurden sind im 3./2. Jahrtausen v. Chr. die Hurriter fassbar, ein vermutlich kaukasisches Volk. Die ältesten Spuren ihrer Siedlung lassen sich südlich des Van-Sees in Ostanatolien nachweisen - heute ein Kerngebiet kurdischer Siedlung. Später dehnten sich ihre Siedlungen im Tal des oberen Euphrat, in Nordsyrien und im Osten des Tigris aus.

Im 13. Jh. v. Chr. finden wir im Raum zwischen Araxea und Van-See die Urartäer, die im 9. Jh. v. Chr. das Reich Urartu gründeten und die mit den vorangegangenen Hurritern verwandt waren.

Seit dem 1. vorchristlichen Jahrtausend vollzieht sich im Verlauf der medisch-persischen Expansion die allmähliche Iranisierung des Raums Ostanatolien/Van-See/Urmiasee, seit dem 10. Jh. n. Chr. kommen auch turkstämmige Einsprengsel hinzu.

Auf dem Boden dieser Völker und Kulturen entstand das Volk der Kurden, die man demzufolge als iranisierte Nachfolger einer autochthonen Bevölkerung bezeichnen muss.

Ganz unabhängig davon ist die Frage, seit wann es ein kurdisches Volk bzw. eine kurdische Identität gibt. Da ist der Spekulation Tür und Tor geöffnet, denn wenn die Kurden im 7. Jh. erstmals erwähnt werden, werden sie nicht zu diesem Zeitpunkt entstanden sein. Eine kurdische Ethnie kann es also seit der Zeitenwende geben, vielleicht auch schon früher, wenn man Xenophons Erwähnung der "Karduchen" um 400 v. Chr. auf die Kurden bezieht, was natürlich nicht gesichert ist.

In der Fachliteratur heißt es dazu:

Die Kurden sind wohl Nachfahren der von Xenophon als Karduchen und von Strabo als Gordyäer bezeichneten Stämme südlich des Van- und Urmia-Sees. Sie entstammen sicherlich der seit der Überlieferung in diesem Raum alteingesessenen Bevölkerung (Hurriter etc.), die im 1. Jahrtausend v. Chr. vor allem durch die Meder iranisiert wurde.

(Lexikon der Völker und Kulturen, Braunschweig 1982, S. 76)

oder ...

Die iranische Hochebene war seit alters her ein wichtiger Schnittpunkt zwischen dem Vorderen Orient und Zentralasien bzw. dem indischen Subkontinent sowie Schauplatz von Wanderungsbewegungen von Völkern, die aus dem Osten kamen.

Vermutlich sind die Vorfahren der Kurden um die Wende vom zweiten zum ersten Jahrtausend v. Chr. im Zuge von Einwanderungswellen indogermanischer Arier nach West-Iran gekommen und haben sich mit der ansässigen Bevölkerung vermischt. Diese Region war Teil der altorientalischen Reiche der Sumerer, Assyrer, Urartäer und Meder. Im 6. Jh. v. Chr. lösten die Achämeniden die Meder als Herrscher über weite Teile Irans ab. In den folgenden Jahrhunderten herrschten Seleukiden, Parther und Sassaniden über diese Gegend ...

Die Einordnung der Kurden unter iranische bzw. indoeuropäische Völker gründet sich auf linguistische und nicht auf ethnogenetische Belege. Ohnehin lassen sich Herkunft und Abstammung von Völkern kaum ermitteln, weil sich über lange Zeiträume hinweg Vermischungen mit anderen Völkern ergeben haben. So auch im Fall der Kurden, die Kontakte mit semitischen und türkischen Völkerschaften gehabt haben.

(M. Strohmeier, L. Yalcin-Heckmann, Die Kurden. Geschichte. Politik. Kultur, München 2000, S. 25 f., Becksche wissenschaftliche Reihe)

Wikipedia sagt zur kudischen Ethnogenese:

Zur Frage der Ethnogenese liegen verschiedene Thesen vor, wobei zu beachten ist, dass über diesen langen Zeitraum Völkervermischungen stattgefunden haben. Wie John Limbert betont,[1] muss man zwischen dem Namen des Volkes und der Landschaft unterscheiden. Die antiken Namen sind von fremden Berichterstattern überliefert, die nicht immer mit den politischen und ethnischen Verhältnissen vertraut und oft auch nicht interessiert waren. Namen für Bevölkerungsgruppen und Landschaften wurden nicht genau unterschieden und oft von einer Gruppe auf eine andere übertragen.[2] Eine spätere Gruppe kann zudem auf einem älteren Namen zurückgreifen. Oft verwenden antike und mittelalterliche Historiker für neue Gruppen historische Namen, wie etwa auch Skythen oder Perser.[3]

  • Nach dem Lexikon "Der Kleine Pauly" sind die Karduchoi des Xenophon als die Vorfahren der Kurden anzusehen.[4][5] Diese Ableitung wird von Limbert aus linguistischen Gründen angezweifelt.[6]
  • G. Driver hält die Qarda südlich des Vansees, die seit dem 1. Jahrtausend belegt sind für mögliche Vorfahren der Kurden.[7][8]
  • Theodor Nöldeke identifizierte die Bezeichnung Kyrtioi (κνρτιοι) Strabos (Geographika Strabo 11, 523, 727) und die Cyrtii des Livius (z.B. 42, 58, 13) als Vorform des Namens Kurden.[9] Die Gleichsetzung der Kyrtoi mit den Kurden geht auf F. C. Andreas zurück.[10]
  • Wladimir Fjodorowitsch Minorski will die kurdische Sprache von der medischen herleiten[11], verweist aber auf die Gefahr, Sprache und biologische Abstammung zu verwechseln[12], und hält einen mongolischen Einschlag bei einigen kurdischen Stämmen für möglich[13].
  • Safrastian hält die Kurden für die direkten Nachkommen der Gutäer und Kassiten [14]. Auch Elphinston berichtet, leider ohne Angabe von Quellen, dass die Kurden von "einigen Autoritäten" von den Guti - "Kardaka, Kurtie oder Guti" am Vansee hergeleitet werden.[15].

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vorfahren der Kurden vermutlich eine iranisierte altansässige Vorbevölkerung repräsentieren. Seit wann es freilich eine kurdische Identität gibt, ist hypothetisch und spekulativ. Da die Kurden jedoch im 7. Jh. n. Chr. erstmals unzweifelhaft Erwähnung finden, wird das spätestens zur Zeitenwende - möglicherweise auch erheblich früher - der Fall gewesen sein.
 
Kein Mensch behauptet, es habe im Jahr 2000 v. Chr. bereits ein kurdisches Volk gegeben. Das ist natürlich völliger Unsinn.

Doch, kurdische Nationalisten behaupten das.

Hier geht es vielmehr darum, wer die Vorfahren der Kurden waren, d.h. auf welcher ethnischen Basis ihr Volkstum entstanden ist. Denn die Kurden sind natürlich nicht vom Himmel gefallen, sondern ihre Ethnie entstand in einem bestimmten geografischen Raum mit einer Bevölkerung von langer geschichtlicher Tradition. Mit dieser altansässigen Bevölkerung, die sich ebenfalls nicht in Luft auflöste, haben sich die Vorfahren der Kurden im Lauf vieler Jahrhunderte vermischt.

Das schreibt Hennerbichler zur Ethnogenese der Kurden:

»Kurden sind Nachkommen von Ureinwohnern sowie zahllosen absorbierten Einwanderern, stiegen unter dem Einfluss von Medern und Parthern auf Nordwest-Iranisch um und entwickelten daraus eine eigenständige, neu-iranische Sprache. Diese These von Kurden als Erben von später iranisierten Ureinwohner Bergvölkern und integrierten Einwanderern im heutigen Kurdistan knüpft an alte Vorstellungen von Kurden über ihre Herkunft an. « (Hennerbichler, Ferdinand: Die Kurden. Geschichte des kurdischen Volkes von Anfängen bis zur Gegenwart, korrigierte und für das Internet adaptierte Ausgabe, 2009, S. 132)


Im Siedlungsgebiet der heutigen Kurden sind im 3./2. Jahrtausen v. Chr. die Hurriter fassbar, ein vermutlich kaukasisches Volk.

Nach neusten Forschungen waren die Hurriter ein kaukasischsprachiges Volk:

»Lange Zeit galt das Hurritische – ähnl. wie das Sumer., Hatt. und Urartäische – als isolierte Sprache. Neuere Forschungen weisen auf die Zugehörigkeit des Hurrit. zur Familie der ostkaukas. Sprachen. « (Haarmann, Harald: Lexikon der untergegangen Völker. Von Akkader bis Zimbern, München 2005, S. 98)

Hennerbichler schreibt übrigens, dass die Bergvölker-Kurden die Unterworfenen der Hurriter waren. Er unterscheidet strikt zwischen Bergvölkern und Hurriter:

»Nach der großen landwirtschaftlichen Revolution hat damit zunächst ein Volk die Bergvölker-Kurden dominiert: die Hurriter. Dieses Volk hat eine Sprache gesprochen, die mit nordost-kaukasischen Dialekten Ähnlichkeiten aufweist. Ob die Hurriter damit aber ein Kaukasusvolk waren, ist unklar. Sie könnten ihre Sprache auch in den Kaukasus gebracht haben. Die Hurriter haben jedenfalls seit dem 4./3.Jts. BC die Bergvölker Kurdistans beherrscht und zivilisiert. « (Hennerbichler, Ferdinand: Die Kurden. Geschichte des kurdischen Volkes von Anfängen bis zur Gegenwart, korrigierte und für das Internet adaptierte Ausgabe, 2009, S. 137)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vorfahren der Kurden vermutlich eine iranisierte altansässige Vorbevölkerung repräsentieren. Seit wann es freilich eine kurdische Identität gibt, ist hypothetisch und spekulativ. Da die Kurden jedoch im 7. Jh. n. Chr. erstmals unzweifelhaft Erwähnung finden, wird das spätestens zur Zeitenwende - möglicherweise auch erheblich früher - der Fall gewesen sein.

Die kurdische Identität gibt es bestimmt nicht schon seit 1300 Jahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Doch, kurdische Nationalisten behaupten das.

Das kann uns hier nicht interessieren, denn eine solche Behauptung entbehrt jeder Grundlage.

Das schreibt Hennerbichler zur Ethnogenese der Kurden:

Ein Volk, das Jahrhunderte oder gar Jahrtausende in einer Region lebt, hat im Lauf seiner Geschichte zahlreiche andere Völker, Volkssplitter und fremde Ethnien überschichtet und assimiliert. Das ist eine Grundtatsache der Ethnografie und gilt für Deutsche, Franzosen, Russen oder Italiener gleichermaßen wie für Kurden.

Ich habe im Verlauf dieses Threads mehrfach versucht klarzumachen, dass die Kurden das Produkt einer Verschmelzung vieler Ethnien sind, wobei der iranische Teil so dominant war, dass die Kurden die iranische Sprache übernahmen.

Nach neusten Forschungen waren die Hurriter ein kaukasischsprachiges Volk:

Das habe ich oben bereits gesagt und so neu ist diese Tatsache, die man bei Harald Haarmann nachlesen kann, nun auch wieder nicht.

Die kurdische Identität gibt es bestimmt nicht schon seit 1300 Jahren.

Wenn die Kurden im 7. Jh. erwähnt werden, werden sie nicht just zu diesem Zeitpunkt entstanden sein.
 
Ein Volk, das Jahrhunderte oder gar Jahrtausende in einer Region lebt, hat im Lauf seiner Geschichte zahlreiche andere Völker, Volkssplitter und fremde Ethnien überschichtet und assimiliert. Das ist eine Grundtatsache der Ethnografie und gilt für Deutsche, Franzosen, Russen oder Italiener gleichermaßen wie für Kurden.

Da stimme ich dir voll und ganz zu.
Ich habe im Verlauf dieses Threads mehrfach versucht klarzumachen, dass die Kurden das Produkt einer Verschmelzung vieler Ethnien sind, wobei der iranische Teil so dominant war, dass die Kurden die iranische Sprache übernahmen..

Das die Kurden von vielen Völkern abstammen, entspricht ja auch voll und ganz den Tatsachen.


Das habe ich oben bereits gesagt und so neu ist diese Tatsache, die man bei Harald Haarmann nachlesen kann, nun auch wieder nicht.

Ich glaub du hast dasselbe Buch. Vielleicht hab ich den Satz anders verstanden. Ich hab den Satz so interpretiert, dass die kaukasische Klassifikation der Hurritischen Sprache sicherer ist als einfach nur eine Vermutung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaub du hast dasselbe Buch. Vielleicht hab ich den Satz anders verstanden. Ich hab den Satz so interpretiert, dass die kaukasische Klassifikation der Hurritischen Sprache sicherer ist als einfach nur eine Vermutung.

Die Frage, die sich in den unzähligen Kurdendiskussionen stellt, ist jedesmal folgende: Ist das Bergland um den Van-See - Kerngebiet der Kurdensiedlung - nach den autochthonen Hurritern und Urartäern so unberührt geblieben, dass diese Völker als unmittelbare und lediglich iranisierte Vorfahren (!) der Kurden gelten können, oder haben westiranische Populationen diese Autochthonen weitgehend assimiliert und sind ihrerseits als Ahnen oder Urahnen der Kurden anzusehen.

Diese Fragen lassen sich allerdings kaum entscheiden, da die Quellenlage viel zu dürftig ist. Daher ist die Ethnogenese der Kurden bis heute von Hypothesen und Spekulationen geprägt und eine Spielwiese kurdischer Nationalisten und ihrer gleichermaßen nationalistischen türkischen Gegenspieler.

Allerdings tauchen türkische Oghusen und Seldschuken im Iran und Kaukasusvorland nicht vor dem 10 Jh. auf und da hat es die Kurden mit Sicherheit schon seit einigen Jahrhunderten gegeben! :D
 
Allerdings tauchen türkische Oghusen und Seldschuken im Iran und Kaukasusvorland nicht vor dem 10 Jh. auf und da hat es die Kurden mit Sicherheit schon seit einigen Jahrhunderten gegeben! :D


Ich glaub, die Oghusen wurden erstmals im 8. Jh. in den alttürkischen Orchon-Inschriften erwähnt. Nach Ansicht von Barthold waren schon die Herrscher der Göktürken (6-8 Jh.) oghusischer Herkunft. Die Kurden treten erstmals in 10 Jh. in Form einiger kleiner Dynastien auf, verschwinden aber bereits im 11. Jh. wieder aus der Geschichte.
 
Ich glaub, die Oghusen wurden erstmals im 8. Jh. in den alttürkischen Orchon-Inschriften erwähnt. Nach Ansicht von Barthold waren schon die Herrscher der Göktürken (6-8 Jh.) oghusischer Herkunft.

Türkische Großreiche in Innerasien gab es bereits im 8. Jh., so z.B. das Großreich der (Proto)bulgaren in Südrussland. Und wenn man der Hypothese einer türkischen Herkunft der Hsiung-nu Glauben schenkt, so gibt es Turkstämme bereits seit etwa 200 v. Chr. Aber in den Iran und ins südliche Kaukasusvorland sind sie erst seit dem 10. Jh. n. Chr. vorgestoßen und haben dort das Großreich der Seldschuken gegründet. Aber wie gesagt - zu dem Zeitpunkt waren die Kurden schon längst in ihren Sitzen um den Van-See präsent.

Die Kurden treten erstmals in 10 Jh. in Form einiger kleiner Dynastien auf, verschwinden aber bereits im 11. Jh. wieder aus der Geschichte.

Urkundliche Erwähnung finden die Kurden bereits im 7. Jh. und es ist kaum anzunehmen, dass sie erst zu diesem Zeitpunkt aus dem Ei gekrochen sind.

Das Problem der Kurden und ihrer Ethnogenese ist die Tatsache, dass sie ewig ein halbnomadisches Bergvolk blieben, sich historisch nicht sonderlich durch große Ereignisse hervortaten, keine großen Reiche gründeten, keine bedeutenden Kulturleistungen hervorbrachten und somit in den Quellen kaum Erwähnung finden.

Das sagt aber nichts über die Dauer ihrer Existenz aus und über ihre Forderung, als alteingesessenes Volk anerkannt und respektiert zu werden.
 
Urkundliche Erwähnung finden die Kurden bereits im 7. Jh. und es ist kaum anzunehmen, dass sie erst zu diesem Zeitpunkt aus dem Ei gekrochen sind.

Schon in sumerischen Quellen ist von „Kurden“ die Rede. Es stellt sich nur die Frage, ab wann die Quellen von Kurden im heutigen Sinne des Wortes berichten. Nach den meisten Historikern werden die Kurden im heutigen Sinne erst ab den 7. Jh. greifbar. Hennerbichler bezeichnet die Bergvölker, die in historischen Quellen als „Kurden“ bezeichnet werden, als „Bergvölker-Kurden“, und meint damit multiethnische Bergvölker.
Das Problem der Kurden und ihrer Ethnogenese ist die Tatsache, dass sie ewig ein halbnomadisches Bergvolk blieben, sich historisch nicht sonderlich durch große Ereignisse hervortaten, keine großen Reiche gründeten, keine bedeutenden Kulturleistungen hervorbrachten und somit in den Quellen kaum Erwähnung finden.

Das die Kurden kaum eine kulturelle Evidenz vorzuweisen haben, ist in der Tat ein Problem. Vor allem für die Kurden. Es gibt nur kaum Hinterlassenschaften der Kurden. Keine historischen Bauwerke. Keine schriftlichen Zeugnisse in kurdischer Sprache aus dem Mittelalter (schon gar nicht aus dem Altertum). Auch keine Kunstschätze. Es ist überhaupt sehr schwer, sich über die Kultur der Kurden zu informieren. In Büchern über die islamische Kunst werden die Kurden überhaupt nicht erwähnt. Aber auch in Büchern über die Kurden werden solche Themen kaum behandelt. Nur die Literatur wird kurz behandelt. Aber ich kenne kein Buch, wo man sich über eine spezifisch „kurdische Kunst“ informieren kann.

Das sagt aber nichts über die Dauer ihrer Existenz aus und über ihre Forderung, als alteingesessenes Volk anerkannt und respektiert zu werden.

Natürlich haben die Kurden das Recht, als Volk anerkannt und respektiert zu werden.
 
Schon in sumerischen Quellen ist von „Kurden“ die Rede.

Ja, ich kenne die Geschichte von den Sumerern und den Kurden und sie sind natürlich kompletter Unsinn - zufällige Namensähnlichkeiten, wie ja auch die gern bemühte Identität der Karduchen des Herrn Xenophon mit den Kurden nicht beweisbar ist. Sie mag zutreffen - oder auch nicht. Zumindest bewegen wir uns 400 v. Chr. schon in einem Bereich, der hinsichtlich der kurdischen Ethnogenese nicht gänzlich utopisch ist.

Hennerbichler bezeichnet die Bergvölker, die in historischen Quellen als „Kurden“ bezeichnet werden, als „Bergvölker-Kurden“, und meint damit multiethnische Bergvölker.


Nun ja, wenn Bergvölker im Siedlungsgebiet der Kurden im frühen Mittelalter als "Kurden" bezeichnet werden, so muss man davon ausgehen, dass es sich auch um Kurden handelt.
 
was ist den mit dieser theorie..

Das die Kurden von den Medern abstammen ???


und stimmt es das..das wort karda schon zur sumerischen zeit stammt?
wenn ja legt bitte quellen vor...
 
Das die Kurden von den Medern abstammen ???

Das ist eine von mehreren Hypothesen zur Abstammung der Kurden.

und stimmt es das..das wort karda schon zur sumerischen zeit stammt? wenn ja legt bitte quellen vor...

Woher diese Silbe stammt, ist mit nicht bekannt. Der Grieche Xenophon erwähnt im 4. Jh. v. Chr. ein Volk der Karduichen, doch ist es ungewiss, ob damit die Kurden gemeint sind.
 
was ist den mit dieser theorie..

Das die Kurden von den Medern abstammen ???


und stimmt es das..das wort karda schon zur sumerischen zeit stammt?
wenn ja legt bitte quellen vor...

Du hast hier ja schon einige Abstammungsfragen gestellt, daher möchte ich dich fragen:
Was interessiert dich daran?
Von wem sollten die Kurden deiner Meinung nach abstammen?
Welche Abstammung wäre dir am angenehmsten?
 
was ist den mit dieser theorie..

Das die Kurden von den Medern abstammen ???


und stimmt es das..das wort karda schon zur sumerischen zeit stammt?
wenn ja legt bitte quellen vor...


Ich kenne keinen heutigen Wissenschaftler, der die Auffassung vertritt, dass die Kurden von den Medern abstammen. Die Forschung geht heute davon aus, dass die Kurden die Nachkommen sprachlich iranisierter Bergvölker sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
.. Es ist überhaupt sehr schwer, sich über die Kultur der Kurden zu informieren. ....

Hier nochmal ein Zitat aus einer neueren seriösen Enzyklopädie:

Josef W. Meri (Hrsg,): Medieval Islamic civilization. An encyclopedia. New York 2006. S. 444 f.

"KURDISH
In general, the term Kurdish applies to a range of lan-
guages and dialects belonging to the Iranian language
family spoken in the Kurdish areas, from eastern
Anatolia via northern Iraq and northern Syria to west-
ern Iran and by significant groups in Georgia and
Armenia (see also Kurds). From a perspective of histor-
ical linguistics, however, these languages can be divided
into Kurdish proper on the one hand and Gurani and
Zazaki on the other. The latter two languages derive
from a different Old Iranian dialect than does Kurdish.
The oft-heard assertion that Kurdish derives from an-
cient Median is not borne out by the available data.
Kurdish proper can be divided into three groups of
dialects: Northern, Central, and Southern Kurdish.
Northern Kurdish, which is also known as Kurmanji,
is now spoken in Turkey, northern Syria, northwest-
ern Iraq, northwestern Iran, Georgia, and Armenia.
Central Kurdish, or Sorani, is spoken in northeastern
Iraq and the adjoining regions in Iran. Southern
Kurdish dialects, such as Lakki, are spoken in Iran
in the provinces Ilam, Kermanshah, and Lorestan.
Southern dialects do not have a standard written
form and have not yet been adequately studied.
Zazaki is spoken in eastern Anatolia in the triangle
formed by Diyarbakir, Sivas, and Erzurum. Gurani
or Hawrami, once an important literary language in
the region, is now spoken by a relatively small number
of people in the Iranian province of Kermanshah.
There is no evidence that a significant written litera-
ture existed in any of these languages before the late
sixteenth century CE. The textual traditions of religious
groups such as the Yazidis and Ahl-i Haqq were com-
posed during the medieval period; these were mainly
transmitted orally, but writing may have played a role
in their genesis. For most forms of written communica-
tion, however, Kurds used the dominant language of
their region—Arabic, Persian, or Turkish—so that no
literary standard languages evolved until later. The
existence of a standard language often counteracts a
tendency for dialects and subdialects to diverge rapidly.
Their absence in the Kurdish sphere during the medie-
val period may account in part for the profound differ-
ences that developed between, for example, Northern
and Central Kurdish. Although the former dialect still
has case endings and gender, the latter does not; con-
tacts with Gurani, it seems, caused Central Kurdish to
adopt a number of grammatical features of that
language, which are unknown in Kurmanji. Therefore,
from a grammatical point of view, these dialects are
very different from each other. Even subdialects be-
longing to the same dialect group can show consider-
able differences. Given the use of languages other than
Kurdish for purposes of writing and the considerable
similarities in vocabulary, it seems unlikely that dialec-
tal or linguistic differences were perceived as markers of
separate linguistic identities during the Middle Ages."

"KURDS
The word Kurd is generally used for an ethnic and
linguistic group living in a more or less continuous
area from the eastern part of Anatolia, via northern
Iraq and northern Syria, to the central western
regions of modern Iran. During the medieval period,
some Kurdish groups lived in Transcaucasia. An ac-
count of Kurdish society and history during the peri-
od from the mid-seventh to the sixteenth centuries CE
can at best be tentative, owing to the scarcity of
reliable data. A contributory factor to these uncer-
tainties is that the word Kurd was not necessarily used
in medieval sources in the sense it has today. In pre-
Islamic, Sasanian Iran, it is thought, the word
denoted the largely tribal populations of the moun-
tainous areas to the west of the Iranian heartland, so
certain non-Iranian tribes in those areas may have
been referred to as Kurd, whereas sedentary people
speaking an early form of Kurdish may not. Because
a significant part of the population in question spoke
Iranian languages, however, the word eventually
came to be used particularly for speakers of these
languages. Except in discussions of historical linguis-
tics, speakers of the Gurani and Zazaki languages are
generally regarded as Kurds.
During the period under discussion, Kurdish socie-
ty was strongly tribal in character, with tribal confed-
erations, (semi-)nomadic tribes, and subtribes and a
sedentary population at the bottom of the social struc-
ture. Tensions usually existed between the Kurds’
aspirations to autonomy and the desire of surround-
ing states to control them. During the early centuries
of Islam, the Kurds were a force to be reckoned with.
They are known to have revolted several times against
the Umayyads. They supported the ‘Abbasid al-
Ma’mun against his brother al-Amin in the 810s CE,
and they rebelled repeatedly when ‘Abbasid power
grew weaker during the second half of the ninth cen-
tury. On the other hand, Kurdish troops, with their
reputation for military prowess, were often recruited
into the ‘Abbasid—and later into the Seljuq—army.
Saladin (Salah al-Din, born in 1138 of Kurdish par-
entage), who defeated the Crusaders and founded the
Ayyubid dynasty that ruled in Egypt, Syria, and Iraq,
is the best known of many Kurds who achieved fame
as military leaders in the Islamic army. Among the
Kurdish tribes in the heartlands, Islamization was a
slow process, and large tribal groups were still said to
be Magians (adherents of a non-Islamic Iranian faith)
during the early thirteenth century.
As ‘Abbasid power waned, several Kurdish dynas-
ties emerged for a time, most notably the Shaddadids
(955–1075) in Transcaucasia, the Marwanids (984–
1083) in the region from Diyarbakir in the north to
the Jazira area in the south, and the Hasanwayhids
(959–1095) in the Zagros region. None of these dynas-
ties seem to have been very influential, and they were
quickly defeated when the Seljuqs and others reas-
serted their authority over the region. The Kurdish
areas suffered greatly under the Mongols from 1231
to 1258 and later again under Tamerlane in 1393 and
1401. With the new balance of power between the
surrounding Safavid and Ottoman states during the
sixteenth century, the Kurds entered a new phase in
their history.
PHILIP G. KREYENBROEK"
 
Du hast hier ja schon einige Abstammungsfragen gestellt, daher möchte ich dich fragen:
Was interessiert dich daran?
Von wem sollten die Kurden deiner Meinung nach abstammen?
Welche Abstammung wäre dir am angenehmsten?


Haste ein Problem damit???

Ich darf hier freie Fragen stellen..und wenn's dir nicht gefällt dann lies es einfach nicht!
 
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