Die Völkerwanderung als große Migration

Eher im Gegenteil. Die Kimbern und Teutonen hätten sich noch problemlos in Nord- oder Zentralgallien oder am Balkan niederlassen können, ohne dass die Römer etwas dagegen unternommen hätten, weil sie in diesen Gegenden noch keine unmittelbaren Interessen hatten. Zur Zeit der tatsächlichen Völkerwanderung war die Auswahl der möglichen Siedlungsgebiete wesentlich beschränkter.
Europa war zu der Zeit schon ganz gut besiedelt. Es gibt Stämme wie die Friesen, die nie gewandert sind. Gutes fruchtbares Land war in der Regel vergeben. Die Kimbern hatten z. B. auch kein Glück bei den Boiern in Böhmen oder den Skordiskern im Karpatenbogen. Die keltischen Sequaner schlossen zwar mit ihnen Durchzugsverträge, weil sie sich nicht mit den Siegern über die Römer anlegen wollten, aber sie sollen sich nach der Schlacht von Aquae Sixtiae dafür gerächt haben, dass die Kimbern wie Heuschrecken ihr Land "leer gefressen" hatten.

Mit einer Heimat auf einem Boden, der die Kimbern und Teutonen auf Dauer ernähren würde, sah es damals also auch nicht allzu üppig aus. Und der Historiker Lucius Annaeus Florus fragt: "... und was für Land hätte das römische Volk ihnen geben sollen, wo es selbst im Begriff stand, sich um die Ackergesetze im Bürgerkrieg zu entzweien?"
 
Und was war mit den Vandalen in Nordafrika? Die haben dort recht munter vor sich hin gelebt - Klima hin oder her. Die Ostgoten sind in Süditalien und Sizilien auch nicht dem Klima zum Opfer gefallen, sondern Belisar und Narses.
Erzähle das den Kaisern Otto II., Otto III. und Heinrich VI., dem König Konrad IV., Herzog Otto I. von Schwaben und Bayern, Herzog Friedrich IV. und Friedrich V. von Schwaben etc.
Die Wandalen und die Ostgoten hatten Zeit, sich zu akklimatisieren, da sie über Generationen hinweg in den Süden vorstießen. Die Wandalen z. B. nisteten eine Weile in Spanien, ehe es nach Nordafrika ging. Die Ostgoten machten lange Halt am Schwarzen Meer und am Balkan, ehe es nach Italien ging. Außerdem, wer weiß, wie viele unbekannt gebliebene Wandalen und Ostgoten dem ungewohnten Klima und der Malaria zum Opfer fielen? Die Kimbern und Teutonen stießen in wenigen Jahren nach Süden vor, also ähnlich wie die Deutschen, die über die Alpen auf Italienzug gingen.
 
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Die Wandalen und die Ostgoten hatten Zeit, sich zu akklimatisieren, da sie über Generationen hinweg in den Süden vorstießen. ...
Das gehört nun eigentlich nicht zum Thema, aber es reicht, sich an den Gewohnheiten der Einheimischen des Südens zu orientieren (u. a. Flüssigkeitsbedarf). Einen Hitzschlag kannst Du auch an der Nordsee bekommen. Krankheiten wie Malaria sind eine andere Sache. Daran litten die Einheimischen auch. Oder sie waren klug genug, die Gebiete zu meiden.
 
Dieses Wissen muss man aber erst einmal haben. Wenn man sich ansieht, wie viele Urlauber aus dem Flachland in Sandalen auf den Alpen herumspazieren, würde ich nicht allzu viel auf die Lernfähigkeit der Menschen geben. Da orientiert sich auch kaum jemand an den Einheimischen ... Aber auch hier wird es einen großen Unterschied macht, ob man im Laufe vieler Jahrzehnte allmählich in den Süden vordringt oder in wenigen Jahren plötzlich.
Des weiteren würde ich schon sagen, dass es einen Unterschied macht, ob man für zwei Wochen im Urlaub bzw. einer Hitzewelle im Sommer oder dauerhaft ungewohntem Klima und ungewohnten Lebensbedingungen ausgesetzt ist. Die Söldner der verschiedenen europäischen Handelskompanien der Neuzeit z. B. starben auch wie die Fliegen, egal ob in Surinam, Indien oder Batavia.
 
U Die Ostgoten sind in Süditalien und Sizilien auch nicht dem Klima zum Opfer gefallen, sondern Belisar und Narses.

Nicht nur den Temperaturen - aber einem luxuriösen und üppigen Leben, das unsere Vandalen tüchtig genossen. Darüber verloren sie allerdings den militärischen Biss, den sie aus purer Selbsterhaltung in den vorausgegangenen 100 Jahren täglich beweisen mussten. Und so fielen sie dem nicht einmal sonderlich ehrfurchtgebietenden byzantinischem Heer wie eine überreife Pflaume in den Schoß - Parasiten im Fell der arbeitenden romanisierten Bevölkerung Afrikas, die außerstande waren, sich ohne die unterworfene Bevölkerung zu erhalten.

Um diese Vandalen war es weiß Gott nicht schade!

Das gilt auch für die Ostgoten, die ebenfalls parasitär von den Früchten der arbeitenden italischen Bevölkerung lebten, ohne für ihren Lebensunterhalt einen Finger krumm zu machen. Sie waren die "Kriegerkaste", die Ostgoten! Was heißt das schon?

Invasoren, die lediglich vom Ertrag der unterworfenen Bevölkerung leben und weder deren Religion noch ethnische Identität teilen, haben wenig Anspruch darauf, in ihrem Untergang betrauert zu werden. Die italische Bevölkerung hat sie bestimmt nicht betrauert!

Dass ich damit unserer Ostrogotha einen Pfeil ins Herz treibe und laute Proteste riskiere, muss ich wohl ertragen! :devil:
 
Naja, so mancher Italiener hat zumindest dem ostgotischen Steuersystem nachgetrauert, als sich wieder die byzantinischen Steuereintreiber breitmachten. Das war auch mit ein Grund für Totilas anfängliche Erfolge.

Die byzantinischen Steuerblutsauger waren legendär - auch in Anatolien, das ohne große einheimische Trauer den islamischen Seldschuken anheim fiel. :weinen:

Zur Ehrenrettung der Byzantiner muss man aber hinzufügen, dass ihnen die Existenzgrundlagen rapide entzogen wurden - zumindest im islamisch werdenden Kleinasien, weniger im Exarchat Ravenna.
 
Hallo, Gemeinde!

Um die Diskussion mal auf die ursprüngliche Frage - wie funktioniert Völkerwanderung "organisatorisch" - zurückzulenken, gebe ich zwei Punkte zu bedenken:

- Wie hier mehrfach angemerkt wurde, waren die Völker mehrere Jahre unterwegs. Sie können unmöglich genügend Lebensmittel mitgeführt haben, um sich zu ernähren. Und nur von Plünderung konnten sie auch nicht leben. Sie mussten immer wieder Halt machen und für Nachschub sorgen. Dabei waren sie sicher nicht willkommen und mussten jeweils erzwingen, dass sie bis zur nächsten Ernte bleiben konnten.

- Wenn die Menschen dann auf dem Marsch waren, hatten sie ihren gesamten Besitz bei sich. Auch ihren kompletten Viehbestand. Das Viehzeug musste unterwegs ernährt werden. Dies schließt aus, dass die Leute im Gänsemarsch über irgendwelche Römerstraße gezogen sind. Die Vorhut hätte das ganze Land kahlgeweidet und ab der Mitte des Zugs wäre sämtliches Vieh verhungert.

MfG
 
Was meinst du, wenn du Magistrat in einem römischen Oppidum bist und du stehst plötzlich einem vieltausendfachen Volk von hungrigen Germanen gegenüber: Du gibst denen einen Teil deiner Vorräte in der Hoffnung, dass du selbst mit wenigstens einem Teil deiner Vorräte verschont wirst. Und wenn du Magistrat in einer Civitas bist, dann hoffst du, dass die Mauern hoch und breit genug sind um die Barbaren von einer längeren Belagerung abzuhalten.
 
Was meinst du, wenn du Magistrat in einem römischen Oppidum bist und du stehst plötzlich einem vieltausendfachen Volk von hungrigen Germanen gegenüber: Du gibst denen einen Teil deiner Vorräte in der Hoffnung, dass du selbst mit wenigstens einem Teil deiner Vorräte verschont wirst. Und wenn du Magistrat in einer Civitas bist, dann hoffst du, dass die Mauern hoch und breit genug sind um die Barbaren von einer längeren Belagerung abzuhalten.

Klar. Da bin ich Deiner Meinung. Die Wanderenden waren nirgendwo willkommen. Sie wurden bekämpft oder zähneknirschend geduldet. Der Punkt ist nur: Was der von Dir zitierte Magistrat geben konnte, reichte bei weitem nicht, um diese Menschenmasse zu versorgen. Und der Magistrat konnte das, was er geben konnte, auch nur einmal geben. Im nächsten Jahr wäre dann die Bereitschaft, zu den Waffen zu greifen, drastisch gestiegen. Es ist undenkbar, dass ganze wanderende Völkerschaften jahrelang von Plünderung oder erpressten Lebensmitteln existieren konnten. Sie mussten auch eigene Vorräte für ihre weitere Wanderung schaffen. Und auch das ging nur eine gewisse Zeit gut, denn sie mussten dazu Ackerböden bebauen, die eigentlich anderen Leuten gehörten. Es war einfach nirgendwo genug Platz, um so viele Leute unterzubringen.

Deshalb waren diese Wanderungen für alle Beteiligten - sowohl für die Wandernden als auch für die unfreiwilligen "Gastgeber" - eine Tortur. Nur so ist zu erklären, dass die Völker überhaupt gewandert sind: Zu bleiben, wäre noch schlimmer gewesen.

Und das ganze funktionierte nur mit Gewalt. Die Völkerwanderung setzte einen hohen Organisationsgrad und eine weit reichende "Militarisierung" voraus. Die Wanderungen mussten ununterbrochen erkämpft werden - die Märsche ebenso wie die "Ackerbaupausen". Meiner Ansicht nach hat sich deshalb eine Religion entwickelt, die den "Heldentod" auf dem Schlachtfeld zur Eintrittskarte ins Paradies erklärt hat.

Aber eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass man sich die Völkerwanderung nicht so vorstellen darf, als wären zehntausende von Soldaten in Reih und Glied über befestigte Straßen marschiert. Das hat vermutlich eher so ausgesehen wie der Einflug eines Heuschreckenschwarms - wobei die erste Welle aus bewaffneten Kriegerheuschrecken bestand.

MfG
 
... Parasiten im Fell der arbeitenden romanisierten Bevölkerung Afrikas, die außerstande waren, sich ohne die unterworfene Bevölkerung zu erhalten.

Um diese Vandalen war es weiß Gott nicht schade!

Das gilt auch für die Ostgoten, die ebenfalls parasitär von den Früchten der arbeitenden italischen Bevölkerung lebten, ohne für ihren Lebensunterhalt einen Finger krumm zu machen. Sie waren die "Kriegerkaste", die Ostgoten! Was heißt das schon?

Invasoren, die lediglich vom Ertrag der unterworfenen Bevölkerung leben und weder deren Religion noch ethnische Identität teilen, haben wenig Anspruch darauf, in ihrem Untergang betrauert zu werden. Die italische Bevölkerung hat sie bestimmt nicht betrauert!

Dass ich damit unserer Ostrogotha einen Pfeil ins Herz treibe und laute Proteste riskiere, muss ich wohl ertragen! :devil:
Du treibst mir keinen Pfeil ins Herz, sondern treibst mich mehr zum Lachanfall :rofl:.

Gut, dass Du uns mal darüber aufklärst, welches Volk eine Daseins-Berechtigung hat und welches nicht. Da saß also jeder noch so einfache Gote auf seinem eroberten Landsitz und ließ die römische Bevölkerung für sich schuften, drehte Däumchen und schwang zeitweilig die Waffen. Wo hast Du denn die naive Vorstellung vom Alltagsleben her? Aus der Fachliteratur wohl kaum; eher aus irgendwelchen Geschichts-Käseblättchen. Natürlich gab es die reinen Krieger, aber ebenso gab es Bauern, Handwerker, Händler… wie in jedem anderen Volk. Und es gab Wehrdienstpflicht --- wie bei uns auch. Du teilst ja anscheinend die Berufe in nützlich und unnütz ein. Wie klassifizierst Du denn dann einen heutigen Berufssoldaten? Die Goten ersetzten nur den militärischen Part, den zuvor die Legionen eingenommen hatten, nämlich den Schutz des Reiches.

Und als Invasoren erster Güte haben sich zu allen Zeiten die Römer hervor getan. Sie haben Steuern eingetrieben, die zu Aufständen führten; sie haben den Tempel in Jerusalem zerstört, wenn Du auf das Thema Religion anspielst. Die Goten bewiesen in letzterem totale Toleranz im Gegensatz zu Byzanz, das seine eigene Bevölkerung verfolgte. Also brauchst Du den Untergang des RR demzufolge auch nicht zu betrauern und die Römer haben bekommen, was sie verdienten: einen Vormund. Das mal ganz ketzerisch und kurz als Schlussfolgerung zu Deinen Äußerungen.

Aber Maelonn hat Recht, zurück zur Ursprungsfrage.
Wie ich schon geschrieben hatte, war nicht das ganze Volk in einer Marschkolonne auf derselben Straße unterwegs, wie bei den Ostgoten belegt. Und wenn man zeitlich versetzt aufbricht, kann schon so einiges nachgewachsen sein fürs Vieh. Denk mal an das verdammte Rasen mähen zuhause. Nach einer Woche steht das Gras schon wieder hoch. Außerdem schneidelte man; etwas, was heute nicht mehr üblich ist. Die Ressourcen waren demzufolge etwas größer, als wenn man nur betrachtet, was auf dem Boden wächst. Und so riesig werden die Herden auch nicht gewesen sein. Vor dem Winter schlachtete man, um nicht zuviel durchfüttern zu müssen. Und natürlich auch, um selbst Fleisch zu haben. Man schloss Durchzugsverträge (wie ich schon von den Kimbern dazu geschrieben hatte) und man versuchte mit militärischen Druck das, was E. Qu. schon genannt hat. Es ist bekannt, dass man auf die Weise auch Kleidung „beschafft“ hat.

 
Die Ostgoten sind in Süditalien und Sizilien auch nicht dem Klima zum Opfer gefallen, sondern Belisar und Narses.

Ihr geht immer davon aus, die Ostgoten seien nach Süditalien und Sizilien gezogen. Ich habe Hinweise dafür, dass sich die Ostgoten ausgehend von Norditalien bis an die Donau ausgebreitet und niedergelassen haben (etwa von 490 bis 510). Die Provinzen Rätien und Norikum waren als Folge der Völkerwanderung und des Machtvakuums nach dem Zusammenbruch des Imperium Romanum ziemlich ausgedünnt. Es gab also genug Siedlungsraum.

Die Ostgoten haben also einen Anteil an der Ethnogenese der Bajuwaren. Ich selber bin ein lebendes Beispiel dafür. Meine genetische Abstammung (väterlicherseits) lässt sich auf Nordeuropa zurückführen. :)

ein link:
Von den Bajuwaren über die Hunnen zu den Goten
 
Ihr geht immer davon aus, die Ostgoten seien nach Süditalien und Sizilien gezogen. Ich habe Hinweise dafür, dass sich die Ostgoten ausgehend von Norditalien bis an die Donau ausgebreitet und niedergelassen haben (etwa von 490 bis 510). Die Provinzen Rätien und Norikum waren als Folge der Völkerwanderung und des Machtvakuums nach dem Zusammenbruch des Imperium Romanum ziemlich ausgedünnt. Es gab also genug Siedlungsraum.
Dass sich das Ostgotenreich bis nach Noricum und Raetien hinein erstreckte, stimmt ja auch. Aber es umfasste auch ganz Italien und Sizilien - nebenbei auch noch Dalmatien.

Die Ostgoten haben also einen Anteil an der Ethnogenese der Bajuwaren. Ich selber bin ein lebendes Beispiel dafür. Meine genetische Abstammung (väterlicherseits) lässt sich auf Nordeuropa zurückführen. :)
In Nordeuropa wohnten aber ursprünglich nicht nur die Ostgoten ...
 
Dass sich das Ostgotenreich bis nach Noricum und Raetien hinein erstreckte, stimmt ja auch. Aber es umfasste auch ganz Italien und Sizilien - nebenbei auch noch Dalmatien.


In Nordeuropa wohnten aber ursprünglich nicht nur die Ostgoten ...

Das ist kein Scherz, ich habe die männliche y-Haplogruppe R1a1, und zwar eine Variante, die den Wikingern zugeordnet wird, diese geht in der direkten männlichen Linie auch nicht verloren, auch wenn sich viele Menschen mit anderer Abstammung in diesem Volk befinden.

Das heißt nicht, dass ich ein nordeuropäisches Aussehen habe. Jeder Mensch hat viele Vorfahren, von denen er sein Aussehen und andere Merkmale geerbt hat.

gruss decordoba
 
Das ist kein Scherz, ich habe die männliche y-Haplogruppe R1a1, und zwar eine Variante, die den Wikingern zugeordnet wird, diese geht in der direkten männlichen Linie auch nicht verloren, auch wenn sich viele Menschen mit anderer Abstammung in diesem Volk befinden.
Abgesehen davon, dass man die Ostgoten ohnehin nicht so einfach mit den Wikingern (besser: Nordgermanen, da "Wikinger" kein Volk, sondern eher einen Lebensstil bezeichnet) gleichsetzen kann (und es auch nicht "die" Wikinger gab), ist nicht einmal sicher, dass sie wirklich aus Skandinavien stammen, wie Iordanes behauptet. Eventuell stammen sie aus dem Weichselraum.
Über die Fragwürdigkeit, anhand von Haplogruppen eindeutige ethnische Zuordnungen vornehmen zu wollen, gibt es in diesem Forum bestimmt auch schon einen Thread.
 
Abgesehen davon, dass man die Ostgoten ohnehin nicht so einfach mit den Wikingern (besser: Nordgermanen, da "Wikinger" kein Volk, sondern eher einen Lebensstil bezeichnet) gleichsetzen kann (und es auch nicht "die" Wikinger gab), ist nicht einmal sicher, dass sie wirklich aus Skandinavien stammen, wie Iordanes behauptet. Eventuell stammen sie aus dem Weichselraum.
Über die Fragwürdigkeit, anhand von Haplogruppen eindeutige ethnische Zuordnungen vornehmen zu wollen, gibt es in diesem Forum bestimmt auch schon einen Thread.

Ich habe noch ein Beispiel:
Eine Humangenetikerin der Firma Igenea stammt aus Spanien, sie hat im Igenea Forum angegeben, dass ihr Vater (die direkte väterliche Linie) von den Wikingern abstammt. Sie führt das auf die Westgoten zurück, die sich nach dem Ende des Römerreiches dort niedergelassen haben. Warum darf ich das nicht tun, was eine Wisssenschafterin (Biologin) auch tut?

iGENEA Forum: Primitive Tribes / Nations
 
Eine Humangenetikerin von Igenea wird natürlich für ihre Arbeitgeberin und deren Methoden werben. Falls sie wirklich Wikingervorfahren hat, kann das auch schlicht daran liegen, dass eine ihrer Vorfahrinnen von einem plündernden Wikinger vergewaltigt wurde. Die Goten jedenfalls waren Ostgermanen und somit schon vom Ursprung her nicht mit den Nordgermanen identisch, obendrein nahmen sie auf ihrer langen Wanderung noch diverse andere Völkerschaften und Splitter auf. Dass die Ost- und Westgoten, die sich in Italien bzw. Spanien niederließen, reinblütige Nachfahren von Berigs mythischen Auswanderern aus Skandinavien waren, ist längst nicht mehr haltbar.
 
Ich habe noch ein Beispiel:
Eine Humangenetikerin der Firma Igenea stammt aus Spanien, sie hat im Igenea Forum angegeben, dass ihr Vater (die direkte väterliche Linie) von den Wikingern abstammt. Sie führt das auf die Westgoten zurück, die sich nach dem Ende des Römerreiches dort niedergelassen haben. Warum darf ich das nicht tun, was eine Wisssenschafterin (Biologin) auch tut?

iGENEA Forum: Primitive Tribes / Nations

Du darfst das natürlich, du schadest ja keinem damit.
Du hast dir aber schon ausgerechnet, wieviele andere Vorfahren du außer deinem y-Haplo-Spender noch hast?
 
@Gendiskussion:
Wie auch immer die Abstammungen sein mögen. Ich erinnere nur an den Medienhype während der Vorwahlen der US-Demokratischen-Partei, als es darum ging ob Obama oder Hillary Clinton gegen George Bush antreten sollte. Irgendein findiger Abstammungsaugur wollte herausgefunden haben, dass Beide im 9ten Grad (oder mehr?) sowohl miteinander, als auch mit Lady Diana verwandt sein sollten… Das ist mir als Nichtbiologen schon Kommentar genug.

@Allgemeine Diskussion:
Man kann schon sicher sagen, dass solche Völkerwanderungen sehr lange dauern konnten und oft unterbrochen wurden. Nicht nur um neue Ernten abzuwarten, sondern auch um Verluste zu ergänzen oder per Diplomatie neue Ziele zu erkennen, Durchmarschrechte oder Hilfslieferungen auszuhandeln oder dergleichen mehr. Selbst während der Großen Völkerwanderung innerhalb des Römischen Reiches schlossen sich oft genug „Römer“ den Barbaren an! Es waren nicht nur geflohene Sklaven oder rebellierende Bauern/Handwerker, sondern auch Andere. In den Berichten findet man immer wieder Beispiele dazu, welche Attraktivität ein durchziehendes Foederatenheer vor allem für die Unterschichten hatte. Derweil ihre satten Patrone lieber das süße Nichtstun pflegten, sich um ihre Pfründe ängstigten und auf jene schimpften, die ihrer Knechtschaft entflohen waren!

Von der Rolle der Diplomatie spricht auch die Geschichte der keltischen Galater. Sie wurden nach den Plünderungen auf dem Balkan und in Griechenland 278 v.Chr. durch den hellenischen Herrscher Nikomedes von Bithynien nach Kleinasien in die heutige Türkei angeworben um ihm als Söldner zu dienen. Anschließend ließen sie sich dort nieder. Auch in Cäsars „Gallischem Krieg“ finden sich Hinweise, dass die Helvetier um Durchmarschrechte nachgesucht hatten und versuchten durch Verhandlungen für die Bereitstellung von Hilfsgütern zu sorgen. Ein Abenteuer ins Blaue waren solche Völkerwanderungen nicht, die Etappenziele wurden so gut als möglich geplant. Und genau das spricht wieder für eine Organisation, die oberhalb von Familien und Sippen anzusiedeln ist!

Übrigens brauchten die Westgoten rund 40 Jahre vom Zeitpunkt ihres Übertritts ins Römische Reich im heutigen Bulgarien (376), bis sie in Südfrankreich durch die römische Zentralregierung (418) längerfristig angesiedelt wurden. Zuvor hatten sie zeitweilig einige Jahre in Thrakien gelebt, ehe spätestens mit Alarich der neue Treck wieder begann…
Geiserich brauchte für seine vandalische Großgruppe nur 10 Jahre vom Aufbruch aus Spanien bis zur Eroberung Karthagos im Jahre 439. Diese Gruppe hatte die Grenzen des Imperiums lange vor seiner Zeit angeblich in der Silvesternacht 406 überschritten, womit sie bis Karthago nicht ganz 40 Jahre brauchten. Französische Forscher haben die Geschwindigkeit versucht zu berechnen, mit welcher Geiserich in Afrika vorankam mit Heer und Volk. Dabei kam man auf eine Durchschnittsleistung zwischen 5 bis 6 km/Tag. Angesichts der geschilderten Probleme stehen solche Berechnungen wohl eher auf wackligen Füßen.
Betrachtet man die jeweils rund 40 Wanderjahre dieser germanischen Völker vor dem Kontext des Exodus aus der Bibel, wird man ebenfalls stutzig: Moses zog mit den Israeliten angeblich 40 Jahre nach dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste, ehe sie sich im gelobten Land ansiedelten!


…Ansonsten: Wirklich bedauerlich, dass meine älteren Argumente zu den Besonderheiten der Großen Völkerwanderung im Römischen Reich so gar nicht beachtet wurden. Selbst wenn ich Aussagen gezielt widersprochen habe, kam nichts weiter als Antwort, als Allgemeinplätze. Schlagworte sind wohl angenehmer zu lesen als Versuche zu differenzieren? …Sei es drum
 
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