Die Henkersmahlzeit

Jeder hat schon mal davon gehört und sich auch vielleicht gefragt, warum der zum Tode veruteilte, noch einmal in seinem Leben so richtig schlemmen durfte.
Diese Mahlzeit war manchmal ein Abendessen, häufig ein letztes Frühstück vor der Hinrichtung. In der Regel bestellt der Verurteilte Speisen, mit denen er angenehme Erinnerungen verbindet und bekommt sie, seien sie noch so reichlich und ausgefallen, auch.
Diese Mahlzeit ist aber kein Akt der Humanität, sondern eher eine Art Besänftigungsritual; evtl. auch, um das eigene Gewissen zu beruhigen.
Der zum Tode verurteilte soll damit milde gestimmt werden, damit er nicht er nicht als Racheengel wiederkehre, als Untoter, der keinen Frieden findet und die Lebenden drangsaliert. Er wird quasi noch einmal durch´s Schlaraffenland geführt, um ihn gnädig zu stimmen.

Der älteste Bericht über eine solche Mahlzeit stammt aus dem Jahre 1435, später wurde sie sogar vorgeschrieben.
 
Quellenangaben:

Koch, Tankred "Die Geschichte der Henker"
Wagner/Failing " Vielmals auf den Kopf gehacket.."
Keller, Albrecht " Henker, Blutvogt, Carnifex"
Schubert, Ernst " Räuber, Henker, arme Sünder"
Ehrlich, Anna "Hexen, Mörder, Henker"

In Ordnung?
 
Quellenangaben:

Koch, Tankred "Die Geschichte der Henker"
Wagner/Failing " Vielmals auf den Kopf gehacket.."
Keller, Albrecht " Henker, Blutvogt, Carnifex"
Schubert, Ernst " Räuber, Henker, arme Sünder"
Ehrlich, Anna "Hexen, Mörder, Henker"

In Ordnung?

Sicher;)

Mich interessiert wo genau man diesen Bericht findet? Gibt es den abgedruckt? Finde eben solche Quellen immer sehr spannend. :winke:
 
Eine genaue Angabe findest Du in "Vielmals auf den Kopf gehacket...", das im übrigen sehr informativ und gut zu lesen ist; reichaltiges Bildmaterial ergänzt das Büchlein.
 
Nur so am Rande: was würdet ihr euch als Henkersmahlzeit servieren lassen?

Ich dachte an ein Gläschen Sherry (beste Qualität, faßgereift), dann einen bunten Salatteller, ein Spargelcremesuppe, einen Saibling mit Zitronenmousse und ein Früchtesorbet. Als Abschluß ein Gläschen Rosenlikör.
Das Bukett des Likörs stimmt mich so hochgemut, so fröhlich, dass ich in himmlische Spähren schwebe...
Der Scharfrichter, überwältigt von soviel Zuversicht, gibt augenblicklich seinen Beruf auf und entläßt mich in die Freiheit....;)
 
[...], warum der zum Tode veruteilte, noch einmal in seinem Leben so richtig schlemmen durfte.
Diese Mahlzeit war manchmal ein Abendessen, häufig ein letztes Frühstück vor der Hinrichtung. [...]

Also ich würde mir ne Schüssel mit Müsli bestellen und immerwieder Milch nachfüllen...ich meine, es gibt ja keine Zeitlimmit für die letzte Mahlzeit, oder?

Aber Spaß beiseite, wenn ich daran Denke, daß die zu Tode verurteilten aus allen Sichten der Gesellschaft kamen, fällt es mir schwer vorzustellen, daß ein Koch für alle Verurteilten bereit stand, um eine Mahlzeit nach Wunsch zu zubereiten. Abgesehn davon, daß es wohl viel Zeit in Anspruch genommen haben könnte bzw. die Speisen garnicht vorrätig waren.

Also die Regel war so eine Henkersmahlzeit wohl sicherlich nicht.
 
Also ich würde mir ne Schüssel mit Müsli bestellen und immerwieder Milch nachfüllen...ich meine, es gibt ja keine Zeitlimmit für die letzte Mahlzeit, oder?

Oder du gehst nach der Mahlzeit aufs Klo. Da könntest du theoretisch auch ewig sitzen, weil es könnte ja immer noch etwas kommen:D
 
Oder du gehst nach der Mahlzeit aufs Klo. Da könntest du theoretisch auch ewig sitzen, weil es könnte ja immer noch etwas kommen:D


OT: Das verstehe ich jetzt nicht :S?
Okay, das Verdauen von Mahlzeit hat auch etwas mit dem Prozeß zu tun, aber ich dachte die Henklersmahlzeit bezog sich nur auf die Nahrungszuführung und nicht auf die Abgabe?

Aber das ist natürlich keine sachliche Aussage zum Eingangsthema, sondern "vielleicht" an einer falschen Stelle gezeigter Humor?
 
OT: Das verstehe ich jetzt nicht :S?
Okay, das Verdauen von Mahlzeit auch etwas mit dem Prozeß zu tun, aber ich dachte die Henklersmahlzeit bezog sich nur auf die Nahrungszuführung und nicht auf die Abgabe?

Ach nein, ich dachte du hast hier auf die eine Folge bei "Two and a half man" angespielt, wo dieses Thema ebenfalls zur Sprache kam.
 
Stimmt. Zum Thema: Ich denke die Henkersmahlzeit war keineswegs eine individualisierte Mahlzeit, sondern einfach die letzte schmackhafte (mehr oder weniger) Mahlzeit, die der Verurteilte zu sich nehmen konnte. Dabei waren zwei Dinge besonders wichtig: Fett und vor allem Alkohol. Beides sollte dafür sorgen, dass der Verurteilte über seine Todesängsten einschlafen kann und (und das war wohl der entscheidende Grund) keine Ausbruchsversuche unter dem Motto "Schlimmer gehts nimmer" zu unternehmen.
 
... wenn ich daran Denke, daß die zu Tode verurteilten aus allen Sichten der Gesellschaft kamen, fällt es mir schwer vorzustellen, daß ein Koch für alle Verurteilten bereit stand, um eine Mahlzeit nach Wunsch zu zubereiten. Abgesehn davon, daß es wohl viel Zeit in Anspruch genommen haben könnte bzw. die Speisen garnicht vorrätig waren.

Also die Regel war so eine Henkersmahlzeit wohl sicherlich nicht.

Selbst heute ist die Wahl des letzten Mahls eingeschränkt. Um mal ein Beispiel zu nennen:

"To avoid extravagance, the food to prepare the last meal must cost no more than $40 and must be purchased locally."

Diese Regel gilt für den Bundesstaat Florida und in anderen Staaten gibt es ähnliche Vorschriften. Wenn ein Verurteiler z. B. eine letzte Zigarette rauchen möchte wird nichts daraus, weil in den US-amerikanischen Gefängnissen ein striktes Rauchverbot gilt.
 
Selbst heute ist die Wahl des letzten Mahls eingeschränkt. Um mal ein Beispiel zu nennen:

"To avoid extravagance, the food to prepare the last meal must cost no more than $40 and must be purchased locally."

Diese Regel gilt für den Bundesstaat Florida und in anderen Staaten gibt es ähnliche Vorschriften. Wenn ein Verurteiler z. B. eine letzte Zigarette rauchen möchte wird nichts daraus, weil in den US-amerikanischen Gefängnissen ein striktes Rauchverbot gilt.

Mist, ich hätte mir diese extravagante japanische Fischspezialität (keine Ahnung wie der Fisch jetzt heißt) gewünscht, wo das eigene Überleben von der richtigen Zubereitung durch einen Spezialkoch abhängt. Man kann ja nur einmal sterben.
 
Ha, du meinst bestimmt Fugu. Eigentlich keine schlechte Idee. Da kann der Koch auch mal den Lehrling ranlassen.

Ja, der müßte es sein. Wenn der Koch einen Fehler macht bzw. der Lehrling mal darf, kann man dem Henker ja eventuell noch ein Schnippchen schlagen.

Wie sieht es eigentlich in so einem Fall bzw. bei einer "normalen" Lebensmittelvergiftung während der Henkersmahlzeit mit ärztlicher Hilfe aus?
Wiederbelebung nur um dann doch später hingerichtet zu werden?
Und gibts dann noch mal eine Henkersmahlzeit?
 
Die Henkersmahlzeit hatte, und hat wohl auch noch heute, den Hintergrund, dass wer satt, beschwipst und zufrieden ist, keine bösen Gedanken hegt und als Wiedergänger zurückkehrt.

Fugu halte ich eher für unwahrscheinlich und einen Aufschub wegen Lebensmittelvergiftung gibt´s sicher auch nicht ;).
 
Aber Spaß beiseite, wenn ich daran Denke, daß die zu Tode verurteilten aus allen Sichten der Gesellschaft kamen, fällt es mir schwer vorzustellen, daß ein Koch für alle Verurteilten bereit stand, um eine Mahlzeit nach Wunsch zu zubereiten. Abgesehn davon, daß es wohl viel Zeit in Anspruch genommen haben könnte bzw. die Speisen garnicht vorrätig waren.
Also die Regel war so eine Henkersmahlzeit wohl sicherlich nicht.
Einen eigenen Koch wird man gar nicht gebraucht haben. Man konnte das Essen einfach von einer Schänke liefern oder von den Anghörigen des Verurteilten zubereiten lassen.
http://deutsche-geschichte.suite101...rsmahlzeit-war-weder-armselig-noch-bescheiden Auf dieser Seite ist eine Aufzählung von Gerichten, die ein zum Tode Verurteilter an mehreren Tagen bekam. Der hat richtig geschlemmt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Richtig, selbst gekocht wurde da nicht, sondern ein Wirt hatte sich meistens verpflichtet, das Essen zu liefern.
Es war aber nicht nur für den Verurteilten/die Verurteile selbst, sondern auch für den Rat der Stadt.
Als die Kindsmörderin Susanne Brandt 1772 in Frankfurt hingerichtet wird, läßt sich die Stadt nicht lumpen. Im Armsünderstübchen des Turms wird von der Wirtschaft Ritter, nebst Essbesteck, folgendes geliefert:

1.) eine Schüssel gute Gerstensuppe
2.) eine Schüssel Blaukraut
3.) eine Schüssel Bratwurst von 3 Pfund
4.) 10 Pfund Rindfleisch
5.) 6 Pfund gebackener Karpfen
6.) 12 Pfund gespickter Kalbsbraten
7.) eine Schüssel Konfekt
8.) 30 Milchbrote
9.) 2 Schwarzbrote
10.) 8 1/2 Maß 1748er Wein

Die wachhabenden Soldaten bekamen Edamer, Schwarzbrot und 12 Maß Bier.

Die Verurteile, die übrigens Goethe, der bei der Hinrichtung anwesend war, zur Gestalt des Gretchens inspirierte, trank nur ein Glas Wasser.
 
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