Militär 2. Landesdefension im 18. Jh.
1.
Ich lese gerade "Der Mythos vom Befreiungskrieg" von Ute Planert. Darin geht es um Süddeutschland und Vorderösterreich taucht immer wieder auf. Das Freiburger Bürgermilitär besonders, wegen der Stellung einer Bürgermiliz von 600 Mann in vier Kompanien ab 1796, die erfolgreich gegen General Moreau bei Wagenstadt eingesetzt wurde und danach den Rückzug der Österreicher deckte. Es handelte sich um drei Füsilierkompanien und eine Scharfschützenkompanie.
2.
Bei Landesdefensionen wurden oft überwiegend am Rande der Gesellschaft stehende Personen eingezogen. Wie sieht es denn mit Exemtionen und der Stellung von Ersatzleuten in Vorderösterreich im 18. Jahrhundert aus?
1.
Ich finde übrigens auch noch 2 Geschütze bei dieser Truppe, welche von Konstanz herangeschafft wurden.
Hier kurz zum Aufbau der Landesdefension, welcher gerade im 18.Jh. einem enormen
Wandel aber am Ende des Jahrhunderts auch einer enormen
Renaissance unterworfen war.
Ursprünglich verfügte die Landesdefension über die schon einmal (siehe Militär 1. !) 8 Landfahnen. Diese sollten alle Wehrfähigen vom 16. bis 40. Lebensjahr umfassen und wurden jeweils von einem Landvogt (Ammann) angeführt. Der 1. und 2. Auszug der Defension sollte je 3.000 Mann umfassen.
Jedoch verschwanden die Fahnen im 18.Jh. zusehends. Hier die Zahlen:
- ab
1713: nur noch 4 Fahnen
- ab
1734 nur noch 2 Fahnen (Hauensteiner, Rheinfelder)
- ab
1770 nur noch 1 Fahne (Hauensteiner)
Die langlebigste Hauensteiner Fahne, die sogar noch nach 1803 aktiv war, war 1703 z.B. in 4 Zügen mit insgesamt 906 Mann aufgeteilt.
Mit dem Beginn des 1. Koalitionskrieges stieg die Bedrohung des Breisgaus auf einen bis dato lange nicht mehr erreichten Grad (Die umfangreichsten Kampfhandlungen in der Gegend waren im Span. Erbf.krieg und in der 1. Hälfte des Österr. Erbf.krieges bis 1745.). Daher wurde 1793 ein Bataillon unter Major Galluri aufgestellt. Bald darauf gab es schon 3 Landsturmgeneräle: Dominique, Andlau, Pfürdt.
Mit dem Auseinanderfallen der Koalition und dem preußischen Verrat von Basel
1795 und weiteren Abfällen anderer dt. Staaten, musste Österreich zwangsläufig einen enormen Aufwand zur Verteidigung der Rheinlinie mobilisieren, der nun fast ganz allein auf diesem Staat lag. 1794-96 wurden 40-60.000 Mann unter dem Befehl von Wurmser, Albert-Kasimir von Sachsen-Teschen bzw. Erzherzog Carl am Rhein eingesetzt. Wurmser wurde für die Verteidigung der Rheinfront einmal in Freiburg (ich glaube das war 95) stürmisch bejubelt.
1796 bestand die Landesdefension schon wieder aus 5 Abteilungen:
Ortenauer (unter Georg Will)
Freiburger (Galluri)
Staufener (Lederle)
Hauensteiner (Jehle)
Säckingen-Rheinfelder (Hirsch)
Bemerkenswert neben der erneuten Wiederbelebung der Landesverteidigung ist auch die Rheinflottille, welche Erzhzg. Carl zusammen ziehen ließ, allerdings nicht mit Defensionern, sondern regulären Truppen besetzen ließ.
1799 brachte es die Landesdefension wieder auf 8 Bataillone mit der stattlichen Zahl von
6.000 Mann.
Sowohl im ersten, als auch im zweiten Koalitionskrieg kamen die Truppen offenbar zum Einsatz. Zu Bewaffnung und Bekleidung kann ich kaum was sagen.:cry: Tafeln von der Hauensteiner Defension von 1805 legen aber ein ziviles Erscheinungsbild mit lediglich Kokarden und Schärpen in Landesfarben (rot-weiß-rot) nahe.
2.
Dazu lässt sich wenig sagen. Durch den doch bedeutenden Umfang der Truppe in der Gefahrenzeit würde ich das aber eher bezweifeln. Wen man nicht haben wollte, steckte man offenbar eher in die reguläre Truppe. =) (siehe: Militär 3.)