Literatur zu Rommel?

soundlink91

Neues Mitglied
Hallo,
als letzter G9 Jahrgang in Bayern hab ich noch die "Ehre" eine Facharbeit schreiben zu müssen, die vor Weihnachten dieses Jahres abgegeben werden muss.
Schreiben werde ich im Fach Geschichte (LK) über die Themenfrage:
"Rommel: Militärischer Held oder Marionette der Ns-Propaganda??"
Das Hauptaugenmerk liegt also mehr an seiner Beteiligung am Wiederstand (Stichwort 20.7.44) und seiner Funktion für die Propaganda als auf Militärstrategien oder Siege in Frankreich, Afrika...
Mein Lehrer meinte ich sollte noch die Meinungen verschiedener Autoren analysieren wie sie Rommel beurteilen und zum Schlusss mir selbst eine Meinung bilden.
Kennt jemand gute Literatur über Rommel die sich damit befasst?
Super wäre ein Autor der ihn eher positiv sieht und einer der ihn eher negativ betrachtet.
Vielen Dank!
MfG
soundlink91
 
Hier ein paar Literaturtipps:

Maurice Philip Remy
Mythos Rommel
List Verlag
416 Seiten 2004

Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Erwin Rommel: Geschichte und Mythos
270 Seiten 2009

Ralf Georg Reuth
Rommel: Das Ende einer Legende
306 Seiten 2005


Auf der Wiki-Seite zu Rommel findest du auch noch Tipps zum weiterklicken:

Erwin Rommel ? Wikipedia

Schau dir vor allem die Einzelnachweise an, da hat es einiges.

Dann ein Spiegeldossier:

Erwin Rommel - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Und dann hier noch die Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte. Ist zwar aus dem Jahr 1953, das heisst unbedingt den neusten Forschungsstand beachten, denoch würde ich den Artikel mal durchlesen:

http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1953_1.pdf Seite 65 - 71
 
Vielleicht geht es nur mir so, aber bei der Aufgabenstellung fände ich zu viele Ausführungen zum Widerstand als Themenverfehlung. Militärischer Held oder Marionette verstehe ich eher als Frage, ob er wirklich militärisch so ein toller Hecht war als Divisions-, Korps-, Gruppen- und Armeebefehlshaber (was man ab einer gewissen Kommandoebene bezweifeln kann), oder seine Erfolge mehr oder minder überzeichnet, gar erfunden wurden. Falls Dir Dein Lehrer aber anderes gesagt hat, vergiß natürlich mein Statement.
 
Das Spannende aus meiner Sicht an Rommel ist die evolutionäre Entwicklung vom Günstling des NS-Regimes zum Gegner des Regimes.

Es ist dabei sicherlich kein Zufall, dass der "Westen" in stärkerem Maße geeignet war, der Kristallisationspunkt des nationalkonservativen militärischen Widerstands zu sein.

Und interessant sind die Vorstellungen von Rommel zur Abwehr der Invasion und zur Fähigkeit, noch zu einem Separatfrieden mit den West-Allierten zu kommen.

Vielleicht würde ich in diesem Zusammenhang zwei weitere Personen mit einführen:
- Speidel, Bedeutung und Rolle
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Speidel
- Ernst Jünger, Bedeutung, Rolle und sein Manifest
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_J%C3%BCnger

Zumindest ist Rommel, wie kein anderer WM-General geeignet, die Ambivalenz einer Karriere im NS-System zu verdeutlichen und auch deutlich zu machen, dass die Widersprüche dennoch mit erzeugt werden, die zum Ausstieg aus diesem System führen.
 
Das sind interessante Gedanken.

Die mediale Inszenierung Rommels als Marionette ist dann ein Ereignis, das natürlich bei der Person anknüpft, die in gewisser Weise "mitmacht". Es weist aber auch über die Person hinausgehende Aspekte auf.

Der erste Rommel-Rummel fiel in die propagandistische "Saure-Gurken-Zeit" vor dem Rußlandfeldzug (März-Mai 1941 bis vor Tobruk, lediglich dann parallel zum Balkanfeldzug - auch die horrenden Verluste auf Kreta konnten recht gut überspielt werden). Hier wurden die italienischen Rückschläge vom Winter 40/41 kompensiert.

Der Rückschlag für Rommel im Herbst 1941 ging mehr oder weniger im Getöse der feststeckenden Ostfront vor Moskau unter.

Der zweite Hype ging los, als Rommel im Mai 1942 auf Tobruk und dann Richtung Alexandria antrat. Obwohl "Nebenkriegsschauplatz", fand das im Sommer 1942 sehr große Beachtung in der Bevölkerung, eben neben dem U-Boot-Krieg und Stalingrad. Hier sind die Berichte des Sicherheitsdienstes zur "Stimmung in der Bevölkerung" interessant, die eine größere Bedeutung des nordafrikanischen Kriegsschauplatzes belegen.

Während dann Rommels zwischenzeitliche Station in Italien wenig beachtet wurde, gelang es der NS-Propaganda in den Wochenschauen und Zeitungen, Rommel wieder voll in das "Westwall-Konzept" zu integrieren. Hier wurde quasi sein Ansehen in der Bevölkerung und bei der Truppe genutzt, um Vertrauen in die Abwehr der Invasion und damit Durchhaltewillen im Krieg zu erzeugen.


Es ist daher ganz interessant, hinter die Motive der Marionettenfunktion für den NS-Propagandaapparat zu schauen: wofür und zu welchen Zeitpunkten wurde er benutzt.
 
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Rommel hätte nicht Marionette des 3.Reichs werden können ohne seinen eigenen Ehrgeiz und seiner eigenen Inszenierung.

So war er, nmW, der einzige höhere Offizier des Heeres welcher einen eigenen "Pressechef" in seinem Stab hatte (während dem Afrikafeldzug).
Rommel übergab nach dem Frankreichfeldzug Hitler das sogenannte "Rommelalbum" in der die Leistungen der, von ihm geführten 7.Panzerdivision, maßlos übertrieben wurden.
Blitzkrieg-legende: Der Westfeldzug 1940 - Google Bücher
 
Als "positiver" Autor käme vielleicht sein Sohn in Frage
Manfred Rommel: 1944 - Das Jahr der Entscheidung: Erwin Rommel in Frankreich Hohenheim Verlag, Stuttgart 2010.
 
Ich habe dieses Forum auf der Suche nach der deutschsprachige Ausgabe der "Rommel Papers". Soll "Krieg ohne Hass" heissen, und enthält die Kommentare von GM F. Bayerlein und Manfred Rommel, nicht aber die von Cpt. Basil Liddell Hart. Allerdings habe ich das Gefühl, da ist einiges "lost in translation" bei der englische Ausgabe.

Interessant finde ich in jedem Fall, dass die Texte relativ zeitnah am Geschehen waren (so subjektiv sie auch sein mögen, wie schliesslich alle Memoiren sind), was im Falle andere Memoiren (Verlorene Siege, Erinnerungen eines Soldaten...) nicht gegeben ist.
 
Das Spannende aus meiner Sicht an Rommel ist die evolutionäre Entwicklung vom Günstling des NS-Regimes zum Gegner des Regimes.

Zudem sehe ich immer wieder (nicht wider (hat nichts mit thanepower zu tun)), dass Rommel vollkommen überbewertet wird.
Man hat da einen aufrechten Helden gesucht und ihn, da er Selbstmord beging, im unchristlichen aber preußisch, soldatischen Sinne, gefunden. Da steht jemand konsequent für seine "Fehler" ein.
Das sollte jetzt nicht gegen Religion gehen, da Preußen ja auch mit Religion zu tun hat. Calvin, Luther, Hugenotten, Pietisten usw.

Preußen hat gesiegt, wenn da nicht Napoleon und das Deutsche Reich gewesen wären.
 
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Wenn du dich für den Wüstenkrieg interessierst und auch dem Englischen mächtig bist empfehle ich "Rommel's Desert War" von Martin Kitchen.

Die gelungene Biographie "Mythos Rommel" ist tendenziell zu wohlwollend abgefasst.
 
Rommel hat meines Wissens sich bewusst der Propaganda und ihrer Möglichkeiten bedient, um seinen Ruf als militärischer Führer zu festigen. Außerdem hatte er einen guten Draht zum "Führerhauptquartier".

Seine Beteiligung am Widerstand ist umstritten, wobei ich einräumen muss, dass ich da nicht auf dem neuesten Forschungsstand bin und mein Interesse bis jetzt mehr dem Widerstand allgemein als der Militärgeschichte gilt.

In der Memoirenliteratur (die späteren Bundeswehroffiziere Speidel und Ruge zum Beispiel) wird der Feldmarschall immer mit dem 20. Juli in Verbindung gebracht. Eine bekannte Fernsehspieldokumentation aus den frühen siebziger Jahren, moderiert von Joachim C. Fest, ordnet Rommel ebenfalls dem Widerstand zu.

Rommel war seit Ende 1942 der Auffassung, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden könnte. Noch im Juni 1944 trug er diese Ansicht dem Diktator vor; nicht viele höhere Offiziere hatten diesen Mut.

Der englische Rommel-Biograph David Frazer bezweifelt, dass Rommel in die Einzelheiten des Attentats eingeweiht war (vgl. David Frazer, Rommel. Die Biographie, Berlin 1995, S. 500). Eine genaue Antwort wird wohl unmöglich sein, denn wir haben es mit Quellen zu tun, die man nur mit Vorsicht genießen kann: Memoiren, Interviews im hohen Alter, Verfolgerakten.
 
Rommel hat meines Wissens sich bewusst der Propaganda und ihrer Möglichkeiten bedient, um seinen Ruf als militärischer Führer zu festigen. Außerdem hatte er einen guten Draht zum "Führerhauptquartier".

Seine Beteiligung am Widerstand ist umstritten, wobei ich einräumen muss, dass ich da nicht auf dem neuesten Forschungsstand bin und mein Interesse bis jetzt mehr dem Widerstand allgemein als der Militärgeschichte gilt.

In der Memoirenliteratur (die späteren Bundeswehroffiziere Speidel und Ruge zum Beispiel) wird der Feldmarschall immer mit dem 20. Juli in Verbindung gebracht. Eine bekannte Fernsehspieldokumentation aus den frühen siebziger Jahren, moderiert von Joachim C. Fest, ordnet Rommel ebenfalls dem Widerstand zu.

Rommel war seit Ende 1942 der Auffassung, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden könnte. Noch im Juni 1944 trug er diese Ansicht dem Diktator vor; nicht viele höhere Offiziere hatten diesen Mut.

Der englische Rommel-Biograph David Frazer bezweifelt, dass Rommel in die Einzelheiten des Attentats eingeweiht war (vgl. David Frazer, Rommel. Die Biographie, Berlin 1995, S. 500). Eine genaue Antwort wird wohl unmöglich sein, denn wir haben es mit Quellen zu tun, die man nur mit Vorsicht genießen kann: Memoiren, Interviews im hohen Alter, Verfolgerakten.

In wie weit Rommel in die Pläne der Attentäter eingweiht war, ist umstritten. Sein Sohn erwähnte in einem Interview, vor ein paar Jahren, dass einer der "Verschwörer" (der Name ist mir jetzt entfallen, muss ich nachschauen) kurz vor dem 20. Juni ihn besucht habe. Was da besprochen wurde, ist nicht aufgezeichnet worden.

Wirklich beteiligt war er aber nicht. Unter wirklich beteiligt verstehe ich, dass er bei der Planung mitgeholfen hat.

Es ist aber viel Spekulation dahinter, weil die Quellen fehlen.
 
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In wie weit Rommel in die Pläne der Attentäter eingweiht war, ist umstritten. Sein Sohn erwähnte in einem Interview, vor ein paar Jahren, dass einer der "Verschwörer" (der Name ist mir jetzt entfallen, muss ich nachschauen) kurz vor dem 20. Juni ihn besucht habe. Was da besprochen wurde, ist nicht aufgezeichnet worden.
Wirklich beteiligt war er aber nicht.

Das wird sich vielleicht nicht mehr klären lassen. Rommel wäre für die "Phase II" eine Schlüsselfigur geworden, nämlich bezüglich der Frage, ob die Waffen-SS-Verbände der Westfront seiner Kommandogewalt in einen Waffenstillstand folgen würden. Das konnte man aufgrund seiner Popularität annehmen.

http://www.geschichtsforum.de/264024-post44.html
 
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Das wird sich vielleicht nicht mehr klären lassen. Rommel wäre für die "Phase II" eine Schlüsselfigur geworden, nämlich bezüglich der Frage, ob die Waffen-SS-Verbände der Westfront seiner Kommandogewalt in einen Waffenstillstand folgen würden. Das konnte man aufgrund seiner Popularität annehmen.

http://www.geschichtsforum.de/264024-post44.html

Es gab ja auch ein Gespräch zwischen Rommel und SS-Führer Sepp Dietrich, wo es wohl in Andeutungen um den etwaigen Fall ging. Wenn es zu "Veränderungen" komme, wo Dietrich mit seinen Truppen "dann stehe".
 
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