Ausfuhrverbote und Lizenzherstellung von Maschinen aus GB

Genauso wenig hat der Text mit irgendwelchen Lizenzen zu tun

Na gut, das Wort kommt sogar im Text vor. Allerdings erst im Schluss-Satz.:still:

und von deutschen Rückschritten lese ich da auch nichts.

da hat sich der Anfrager mMn lediglich falsch ausgedrückt. Er meinte sicher "Rückstände".


Und ja es geht eindeutig um die englische Vormachtstellung, insbesondere scheint mir der Text ein nettes Beispiel zu sein, wie das Aufholen anderer Nationen von englischer Seite so begründet und interpretiert wird. Auf der Grundlage könnte man zwar irgendwann zu einem übergreifenden Lizenz- und Patentrecht kommen, vordergründig geht es aber doch um was anderes.

letztendlich schon.
Aber ich schrieb ja:
Die Intention für die Kommission, die Briten haben bemerkt, dass aufgeholt wird, und wollten näheres wissen.


Es ist wirklich wahr, die Deutschen haben hundert Jahre vorher genau so ungeniert kopiert und "geklaut" wie später die Ostasiaten.
Sie wurden darin lediglich von den Schweizern übertroffen.:devil:
 
Melchior hat oben schon sehr zu recht auf die Quellenkritik, insbesondere den Kontext hingewiesen.

Ausfuhrverbote für Maschine und Ausreiseverbote für erfahrene Arbeitskräfte und Maschinenbauer kann man parallel zu den Innovationen und der Technisierung der Produktion verfolgen, starke Bemühungen ab dem Ende des 18. Jahrhunderts. Ein erstes Ziel schon im 18. JH war Frankreich, auch hier fanden sich englische Maschinen und Arbeiter (-> Seé, Wirtschaftsgeschichte Frankreichs), danach Deutschland.

Die Quelle ist mE auch eine Spiegelung der Krisen (anhand derer solche Tendenzen Aktualität gewannen oder verloren) sowie des innerenglischen Streits in diesen Dekaden zwischen den Free-Tradern und den Protektionisten.

Kennt das hier jemand, nach dem Titel passt es genau:
Damming the Flood: British Government Efforts to Check the Outflow of Technicians and Machinery, 1780-1843
David I. Jeremy
The Business History Review
Vol. 51, No. 1 (Spring, 1977), pp. 1-34

siehe auch:
http://books.google.com/books?id=_Z...ransfer technology eighteenth century&f=false
ab S. 123.

Die Anhörung 1841 müßte Teil einer Kampangne gewesen sein, wiederum mit dem Ziel "prohibition against emigration and export of machines"; der Ursprung, das Problem und die Zielsetzungen sind erheblich älter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Anhörung 1841 müßte Teil einer Kampangne gewesen sein, wiederum mit dem Ziel "prohibition against emigration and export of machines"; der Ursprung, das Problem und die Zielsetzungen sind erheblich älter.

Seit den 1780ern gab es in England die "Society of Arts" (Scot Russell) eine Vereinigung von "Maschinenbauern".
Wesentlich später (aber vor 1840) entstand die "British Ass. of Advancement of Sience" (Charles Babbage) die nicht Müde wurde den britischen Rückstand (1840) in den Wissenschaften und der Erziehung zu geißeln.
Insbesondere bei der Ausbildung bemühte zB Preussen aber auch die anderen dt. Staaten sich seit 1820 sehr.

Die Zollschranken/Freihandelsdiskussion in den Jahren in England wurde schon genannt.

Ich denke, dass die Kommission aus diesem Kontext heraus nach Deutschland geschickt wurde.
Vielleicht gehört noch ins Bild:
Albert, Gatte der Königin Victoria, besuchte 1844 die Zollvereinsausstellung in Berlin.
 
Ich denke, dass die Kommission aus diesem Kontext heraus nach Deutschland geschickt wurde.

Bestimmt.

1836/37 waren zudem wirtschaftlich von einer starken Krise geprägt, inkl. Landwirtschaft. Gegen Ende des Jahrzehnts wird daher das Gejammer über Technologieklau und abgekaufte Arbeitskräfte Konjunktur gehabt haben.

Aber, wie gesagt, das findet sich ähnlich auch 100 Jahre zuvor.
 
Bestimmt.

1836/37 waren zudem wirtschaftlich von einer starken Krise geprägt, inkl. Landwirtschaft. Gegen Ende des Jahrzehnts wird daher das Gejammer über Technologieklau und abgekaufte Arbeitskräfte Konjunktur gehabt haben.

Aber, wie gesagt, das findet sich ähnlich auch 100 Jahre zuvor.


Natürlich.
Aber inzwischen gab es Eisenbahnen die den Reiseverkehr sehr erleichterten, und Reisen bildet.
Wissenstransfer.

Die Industrie- und Gewerbeausstellungen sind vor allem vor dem Hintergrund zu sehen.
 
Stimmt - das war allerdings zu einem früheren Zeitpunkt und betraf mW. den Export von Dampfmaschinen von GB
nach F.
Das sollte wohl die industrielle Ausweitung der franz. Textilindustrie verhindern.

Mich interessiert , wer hinter dieser Strategie steckt bzw.
wer hier eine "nationale " Konkurrenzpolitik untersucht ,
beobachtet und finanziert.
Gibt es bereits einen britischen Wirtschaftminister ?
Sind es Vereinigungen aus Industriellen ?
Eine " Kommission " ! in 1841 !
Wer setzte sie ein und bezahlte diese " Inspektion " ?
.

Das ist mir allerdings alles klar, ich frage vielmehr mate, wie ihr in Anbetracht des Textes auf solche Fragen kommt.

@Lili

Korrekt.

Der Text ist sehr tendenziös. Da wäre wohl eine äußerst genaue Quellenkritik angebracht. Immerhin, es geht um die industrielle Vormachtstellung von UK. Mit "Industriespionage" hat das m.E. nichts zu tun.

M.

Genauso wenig hat der Text mit irgendwelchen Lizenzen zu tun und von deutschen Rückschritten lese ich da auch nichts. Und ja es geht eindeutig um die englische Vormachtstellung, insbesondere scheint mir der Text ein nettes Beispiel zu sein, wie das Aufholen anderer Nationen von englischer Seite so begründet und interpretiert wird. Auf der Grundlage könnte man zwar irgendwann zu einem übergreifenden Lizenz- und Patentrecht kommen, vordergründig geht es aber doch um was anderes.

Edit:

Das hat aber im entsprechenden Zeitraum kaum was mit Industriespionage zu tun. Die englischen Maschinen konnten legal gekauft werden, lizenzrechtlich geschützt waren sie nur innerhalb des UK. Der aus dem text zitierte Satz ist schlicht und ergreifend ein Kleinreden der Fortschritte, die in Berlin gemacht wurden (aus zwei guten wurde eine sehr gute Maschine).


Sehr gewählt, ich muss schon sagen. :S

Melchior hat oben schon sehr zu recht auf die Quellenkritik, insbesondere den Kontext hingewiesen.

Ausfuhrverbote für Maschine und Ausreiseverbote für erfahrene Arbeitskräfte und Maschinenbauer kann man parallel zu den Innovationen und der Technisierung der Produktion verfolgen, starke Bemühungen ab dem Ende des 18. Jahrhunderts. Ein erstes Ziel schon im 18. JH war Frankreich, auch hier fanden sich englische Maschinen und Arbeiter (-> Seé, Wirtschaftsgeschichte Frankreichs), danach Deutschland.

Die Quelle ist mE auch eine Spiegelung der Krisen (anhand derer solche Tendenzen Aktualität gewannen oder verloren) sowie des innerenglischen Streits in diesen Dekaden zwischen den Free-Tradern und den Protektionisten.

Kennt das hier jemand, nach dem Titel passt es genau:
Damming the Flood: British Government Efforts to Check the Outflow of Technicians and Machinery, 1780-1843
David I. Jeremy
The Business History Review
Vol. 51, No. 1 (Spring, 1977), pp. 1-34

siehe auch:
Technological change: methods and ... - Google Bücher
ab S. 123.

Die Anhörung 1841 müßte Teil einer Kampangne gewesen sein, wiederum mit dem Ziel "prohibition against emigration and export of machines"; der Ursprung, das Problem und die Zielsetzungen sind erheblich älter.



Der Anfrager hat es verm. inzwischen in der Prophyläen TG Band 3 Seite 472-479 nachgelesen.

Um für die Anderen das Rätselraten auch zu beenden:

Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts gab es britische Verbote des Exports von Produktionsmitteln. Das letzte derartige Gesetz datiert von 1798. So weit gefasst, dass alle später erfundenen Maschinen darunter fielen.
Ausgenommen waren, anders als hier vermutet, Kraftmaschinen d.h. Dampfmaschinen.

1825 wurde vergeblich versucht, diese Exportverbote aufzuheben. Allerdings wurde die Möglichkeit geschaffen, Ausfuhrlizenzen für Einzelfälle zu beantragen. Gleichzeitg fiel die Einschränkung der Freizügigkeit von Facharbeitern.
In Deutschland gab es seit etwa 1820 die Gewerbeämter, (das in Stgt. heißt heute noch so) deren Ausfuhranfragen von den Briten (ging ja faktisch von Monarch an Monarch) in aller Regel genehmigt wurden. Die so bezogenen Maschinen standen allen Interessierten zur in Augenscheinnahme usw. usf. zur Verfügung.
Gleichzeitig wurde in großem Umfang geschmuggelt, waren eben die "Frachtkosten" höher.

Die englischen Maschinenbauer bemühten sich deshalb verstärkt ab Ende der 1830er um Aufhebung dieser Gesetze. Für deren Beibehaltung zB die englischen Textilhersteller eintraten.
Dies führte 1841 zur Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Das in der Anfrage genannte Protokoll stammt daraus.
In der Folge wurden die Exportverbote 1842 aufgehoben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben