Timur Lenk: Sunnit oder Schiit?

Osman61

Mitglied
Hallo Leute,
ich habe in letzter Zeit sehr viele Bücher über die Osmanen gelsen, doch beim Thema Timur gibt es Unterschiede: In meinem jetzigen Buch Imperium der Sultane von Wolfgang Gust wird er als Sunnit dargestellt, den jedoch seine Religion nicht sonderlich intressiert. In einem anderen Buch,aber wird der Kampf Timurs gegen die Osmanen begründet,dass er Schiit sei und es so einen Glaubensstreit gab. Aber jetzt bin ich verwirrt: - ist Timur Sunnit oder Schiit?
- war ein Glaubenskämpfer oder ein unreligiöser Kämpfer?
LG Osman61
Hoffe auf schnelle Antworten!
P.S. Ich heiß übrigens Timur!
 
Danke, aber ich frage mich, warum Timur Lenk 1402 nach der Schlacht von Ankara nicht den Rest von Anatolien erobert hatte, dass hätte dem Reich den Todesstoß gegeben. Oder war es einfach nur die Sehnsucht nach China, die ihn zurücktrieb?
 
Ich vermute, Timur war einfach zu ungeduldig - umso mehr, als er bei der Schlacht von Ankara schon alt und schwach war. Ihn lief die Zeit davon. Von der Persönlichkeit her ähnelte er wohl Pyrrhos von Epiros: Der wandte sich auch mal hier hin, mal dorthin, brachte aber nichts wirklich zu Ende. Auch Timur machte sich nicht die Mühe, sein Reich ordentlich zu organisieren und zu konsolidieren, sondern zog von einer Eroberung zur nächsten.
 
Timur Lenk war gewiss kein Schiit aber für Timur war die Religion auch nicht so wichtig, wenn man die Geschichte von Korankindern kennt dan kann man sich über Timur Gedanken machen. Als Timur Sivas erobert hat, wollte eine Kindermenge Timurs Armee begrüßen diese Kinder hatten den Koran mit sich. Vielleicht wollten die armen Geschöpfe damit den Zorn des Eroberers entgehen aber Timur befahl seinen Reitern die Kinder mit seinen Pferden zu zertrampeln und zu töten.
 
ich habe in letzter Zeit sehr viele Bücher über die Osmanen gelsen, doch beim Thema Timur gibt es Unterschiede: In meinem jetzigen Buch Imperium der Sultane von Wolfgang Gust wird er als Sunnit dargestellt, den jedoch seine Religion nicht sonderlich intressiert ... Aber jetzt bin ich verwirrt: - ist Timur Sunnit oder Schiit? - war ein Glaubenskämpfer oder ein unreligiöser Kämpfer?

Timur war ganz im Gegenteil ein eifriger Moslem, obwohl uns das heute angesichts seiner verheerenden und überaus blutigen Feldzüge merkwürdig erscheinen mag. Josef Matuz sagt dazu in seinem Standardwerk zum Osmanischen Reich:

Timur war ein fanatischer Muslim - auch sufische Züge sind bei ihm zu erkennen -, der den Islam um jeden Preis unter den Gläubigen verbreiten wollte. Timurs sprichwörtliche Greueltaten sind allerdings nicht nur aus dieser religiösen Einstellung heraus zu interpretieren, sie waren für ihn zugleich nüchtern kalkulierte Einschüchterungsmaßnahmen.

(Josef Matuz, Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte, Darmstadt 1985/2008, S. 45)

P.S. Ich heiß übrigens Timur!

Aber "lahm" wie Timur Läng bist du hoffentlich nicht? :D
 
Auch Timur machte sich nicht die Mühe, sein Reich ordentlich zu organisieren und zu konsolidieren, sondern zog von einer Eroberung zur nächsten.
Das kann man so nicht sagen, seine Basis in Mittelasien verwaltete er vernünftig, förderte Wissenschaft und Kunst sowie baute eifrig: Man blicke nur mal nach Samarkand und Buchara. Ringsum schuf er verbrannte Erde und das sogar wiederholt in der gleichen Gegend. Offenbar hatte er an territorialen Erweiterungen kein Interesse.
Timur Lenk
 
Das kann man so nicht sagen, seine Basis in Mittelasien verwaltete er vernünftig, förderte Wissenschaft und Kunst sowie baute eifrig: Man blicke nur mal nach Samarkand und Buchara. Ringsum schuf er verbrannte Erde und das sogar wiederholt in der gleichen Gegend. Offenbar hatte er an territorialen Erweiterungen kein Interesse.
Timur Lenk

klar verwaltete er sie vernünftig, die verwaltung hat er ja auch übernommen von seinen vorgängern, eine besonders eigenständige förderung und eigene impulse hat er jedoch nicht gegeben! es hat nur die tradition mehr oder weniger fortgeführt. und zum islam würde ich sagen jain, Herrscher nehmen oft die religion an, die ihnen am meisten nützt, genauso wie konfessionen, hast du in europa in der zeit der reformation genauso! dabei spielt der theologische gedanke weniger die Hauptrolle.
 
Vielen Dank für all eure Antworten!
Aber eins ist mir immer noch unklar: War er jetzt Sunnit oder Schiit?
Ich bin irgendwie verwirrt: Wikipedia sagt dass er eigentlich Sunnit ist aber in manchen Quellen als Herr der Schia auftaucht.
Also was meint ihr?
 
Wer sagt denn, dass er es selbst nicht wusste? Er muss ja wohl gewusst haben, welcher Richtung er anhängt.
 
Wer sagt denn, dass er es selbst nicht wusste? Er muss ja wohl gewusst haben, welcher Richtung er anhängt.

Nein, dass muss er nicht. Zu seiner Zeit gab es in Mittelasien kein schwarz/weiß. Sein Vater war Tatar, seine Mutter Mongolin. In seinem Reich gab es gefestigte iranische und türkische Schiiten und Sunniten, aber auch nur oberflächlich islamisierte mongolische Schamanisten. Er wird je nach Bedarf gehandelt haben. Ob er überhaupt persönlich irgendwie religiös war, kann man sogar in Frage stellen.
 
Dann wusste er aber, dass er nicht religiös war. Falls er doch religiös war, muss er doch gewusst haben, wie er z. B. zum Kalifen Ali steht.
 
War August der Starke evangelisch oder katholisch? Oder hatte er andere "Prioritäten"?
Als König von Polen war er Katholik, als Kurfürst von Sachsen war er Oberhaupt des seit dem 30jährigen Krieg traditionell wichtigsten protestantischen Fürstentums und damit sozusagen "Schutzherr der Protestanten". Und als Friedrich August ein Politiker, der auf Machterweiterung aus war - last, but not least.
 
Vom offiziellen Bekenntnis her war er nach seiner Konversion katholisch, und zwar natürlich überall, in Polen und in Sachsen. Wie seine innerliche Überzeugung aussah, ist freilich eine andere Frage, aber auch da kann er nur entweder oder gewesen sein oder er hatte gar keine religiösen Überzeugungen.
 
...aber auch da kann er nur entweder oder gewesen sein oder er hatte gar keine religiösen Überzeugungen.
Keine wohl nicht, aber vielleicht waren sie bzw. die dogmatischen Details nicht das wichtigste für ihn. Das Entweder/Oder gilt für das, was auf dem Papier steht, und da war er zweifellos zuerst evangelisch und dann katholisch. Aber im "wirklichen Leben" gibt es alles mögliche dazwischen. :friends:
Da es im Islam vergleichbare formelle Konfessionszugehörigkeiten nicht gibt, ließ sich für Timur noch leichter das Entweder/Oder vernachlässigen und sagen, egal wer sonstwo der rechtmäßige Nachfolger des Propheten sein will, in meinem Herrschaftsbereich bin ich der Kalif.
 
Hätte den Kalifen doch in Anführungszeichen setzen sollen. Wollte damit nur ausdrücken, dass er m.E. seine "Privatreligion" hatte (solche Leute können sich das ja leisten) bzw. nur das "rechtgläubig", "wahr" oder, wie immer man es nennen will, war, was mit seinen Herrschaftsinteressen vereinbar war.
Oder ins Positive gewendet: Den Sunniten war er ein guter Sunnit, den Schiiten ein guter Schiit und den mongolischen Traditionalisiten ein guter Mongole.
Aber ich glaube, ich habe jetzt zum Thema gesagt, was ich einigermaßen sinnvolles in petto hatte.:still:
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben