Es ist für mich immer wieder so, dass ich ungläubig so manche Anweisung von einem Feldherren in einem Buch lese. Erstaunlich wird es dann erst recht, wenn man von eigentlich erfahrenen Fachleuten, die schon seit Jahren das Kriegshandwerk auch tatsächlich ausgeübt haben, dann völlig realitätsferne Ratschläge für ihre Untergebenen oder "Taktiken" liest.
Das Geringste ist ja noch die Vorstellung einiger Generäle des Amerikanischen Bürgerkrieges, welche dem Bajonett entscheidende Wirkung zumaßen. Sie sollen sich wohl an Vorbildern aus napoleonischer Zeit orientiert haben, wenngleich von nahem gesehen auch da die Feuerkraft schon die Hauptrolle spielte. Aber viel hatte sich geändert. Sogar der Standardsoldat des Bürgerkrieges hatte ein Gewehr mit gezogenem Lauf; die Perkussionsgewehre waren weniger anfällig als die Steinschlossmusketen; auch die mehrschüssigen Gewehre der Zeit waren nicht zu unterschätzen. Vielleicht hing bei dem Wunschtraum der Macht des Bajonetts auch eine Art Verblendung mittendrin: man wollte die Soldaten damit anfeuern und glaubte die Mär am Ende selber? :grübel:
Doch sowas meine ich weniger. Es geht mir eher um ganz unglaubliche Befehle, welche an die "Wachstubengeschichten" erinnern, welche Delbrück so gern als Vergleich bemüht.
Ein Beispiel liefert Gustav Adolf von Schweden. Er soll die kaiserlichen Kürassiere sehr gefürchtet haben, denn seine Kavallerie hatte überwiegend weder so eine gute Panzerung, bzw. garkeine, noch so große Pferde.
Ich habe mir schon wiederholt versucht das Vorzustellen. Der eine Reiter stößt mit seinem Rapier auf den Leib des gegnerischen Pferdes und dreht sein Schwert und der Gegner soll ihn dabei nicht längst erwischt haben?
Mir klingt das nicht gerade realistisch. Es hört sich vielmehr so an, als ob der Befehl davon ausgeht, dass zum einen der Kaiserliche völlig passiv bleibt und obendrein eigenes Pferd und gegnerisches still stehen bleiben.
In einer Feldschlacht war es aber ganz anders. Man war froh, wenn man von dem Gaul aus überhaupt was traf. Pferde bäumten sich auf, es herrschte Konfusion etc..
Was haltet ihr von der Anweisung? Ist sie realistisch? Ist sie ernst gemeint?
Kennt ihr ähnliche Beispiele, wo man nicht weiß, ob der Feldherr die Befehle nicht gar im Suff oder bei Fieber sprach?
*
Richard Brzezinski: "Die Armee Gustav Adolfs"
Siegler-Verlag, Königswinter, 2006
S. 85
Das Geringste ist ja noch die Vorstellung einiger Generäle des Amerikanischen Bürgerkrieges, welche dem Bajonett entscheidende Wirkung zumaßen. Sie sollen sich wohl an Vorbildern aus napoleonischer Zeit orientiert haben, wenngleich von nahem gesehen auch da die Feuerkraft schon die Hauptrolle spielte. Aber viel hatte sich geändert. Sogar der Standardsoldat des Bürgerkrieges hatte ein Gewehr mit gezogenem Lauf; die Perkussionsgewehre waren weniger anfällig als die Steinschlossmusketen; auch die mehrschüssigen Gewehre der Zeit waren nicht zu unterschätzen. Vielleicht hing bei dem Wunschtraum der Macht des Bajonetts auch eine Art Verblendung mittendrin: man wollte die Soldaten damit anfeuern und glaubte die Mär am Ende selber? :grübel:
Doch sowas meine ich weniger. Es geht mir eher um ganz unglaubliche Befehle, welche an die "Wachstubengeschichten" erinnern, welche Delbrück so gern als Vergleich bemüht.
Ein Beispiel liefert Gustav Adolf von Schweden. Er soll die kaiserlichen Kürassiere sehr gefürchtet haben, denn seine Kavallerie hatte überwiegend weder so eine gute Panzerung, bzw. garkeine, noch so große Pferde.
*"Vor der Schlacht [bei Breitenfeld] gab er seiner Kavallerie daher besondere Anweisungen für die anzuwendende Taktik. Es sei sinnlos auf den massiv geschützten Oberkörper der Kürassiere zu zielen. "Sie müssen nur dem Pferd einen tiefen Stoß versetzen, das Schwert drehen und die Wunde aufreißen. Auf diese Weise gehen Pferd und Reiter zu Boden und sind im Ergebnis auch geschlagen.""
Ich habe mir schon wiederholt versucht das Vorzustellen. Der eine Reiter stößt mit seinem Rapier auf den Leib des gegnerischen Pferdes und dreht sein Schwert und der Gegner soll ihn dabei nicht längst erwischt haben?
Mir klingt das nicht gerade realistisch. Es hört sich vielmehr so an, als ob der Befehl davon ausgeht, dass zum einen der Kaiserliche völlig passiv bleibt und obendrein eigenes Pferd und gegnerisches still stehen bleiben.
In einer Feldschlacht war es aber ganz anders. Man war froh, wenn man von dem Gaul aus überhaupt was traf. Pferde bäumten sich auf, es herrschte Konfusion etc..
Was haltet ihr von der Anweisung? Ist sie realistisch? Ist sie ernst gemeint?
Kennt ihr ähnliche Beispiele, wo man nicht weiß, ob der Feldherr die Befehle nicht gar im Suff oder bei Fieber sprach?
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Richard Brzezinski: "Die Armee Gustav Adolfs"
Siegler-Verlag, Königswinter, 2006
S. 85
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