Einzelsäule

hjwien

Aktives Mitglied
Hallo,

ich hätte da mal ein Gedankenspiel:

Auf der libanesischen Hochebene steht mitten in der Pampa eine einzelne Säule, die sogenannte Säule von Ya'at. Sie ist gut zehn Meter hoch und trägt ein korinthisches Kapitell, was darauf war, ist unklar, auf jeden Fall gehörte die Säule nicht zu einer Architektur und auch in keinen Siedlungskontext. Sie ist wahrscheinlich römisch, in der Nähe ist das Unterbett einer alten Straßenpflasterung zu sehen, doch ist diese Straße nicht datiert.
Die Frage ist, was stellt diese Säule dar? Ein Grabmal ist es wohl nicht, als Straßenmarke macht sie keinen großen Sinn, ob sie einen religiösen Grund hatte, ist nicht ersichtlich. Ich würde gern wissen, ob jemand noch Vorschläge oder Ideen hat, wozu so eine Säule gedient haben könnte?
Danke.
 
Mit Straßenmarke meinst du vermutlich einen Meilenstein? Das wäre nämlich mein erste Vermutung. Aber eine Inschrift trägt sie vermutlich nicht?
 
Ich nehme an, die Säule ist ausreichend gut verhalten, dass man mit einiger Sicherheit sagen kann, dass sie nie eine Inschrift trug, oder ist sie verwittert?
Wenn sie gut erhalten ist, kann man den Meilenstein ja wohl ausschließen. Zehn Meter wären für einen Meilenstein auch hoch.

Aber gab es nicht irgendwo in der südsyrischen Wüste auch einen Triumphbogen mitten im Nichts? So, dass wir es hier mit einer Art Denkmal zu tun hätten?
 
Tourism @ Lebanon.com
Local legend associates it with St. Helena, but it is most likely a funerary monument.

Iaat - Wikipedia, the free encyclopedia
At one point a plaque was installed on the northern side of the monument, however it has been removed and no other history is known of the column, which is believed to be a funerary monument.

Der englische Wikipedia-Artikle ist ein wenig komisch, insbesondere, was die Transkription des Ortsnamens angeht. Ich würde den Namen Iy'āt transkribieren.Vielleicht äußern sich ja Turandokht, Ilan, Mulan oder Lynxxx dazu.Was die Info Funerary monument angeht, so steht diese ja im Widerspruch zum Eingangsbeitrag von HJWien, dem ich aber hier im Zweifelsfalle mehr Vertrauen schenken würde, als der englischen Wikipedia oder einer libanesischen Tourismus-Website.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wurde das Kapitell eigentlich schon einmal genauer untersucht (bei der Höhe wohl etwas schwierig)? Will sagen - gibt es Einlassspuren auf dem Oberlager?
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die ersten Meinungen. Der englische Wikipedia-Artikel ist in der Tat noch mit vielen Fragen zu versehen, von einer Tafel ist jedenfalls weit und breit nichts mehr zu sehen, es wäre interessant zu erfahren, wann die da dran gewesen ist.
Also, 18 Meter hoch, ok, da habe ich wohl zu wenig geschätzt, obwohl auch da mal geguckt werden muß, wer das gemessen hat.
Für die Deutung als Grabmonument ist problematisch, daß dort noch nie gegraben wurde, aber ich würde eine derartig hohe Säule für ungewöhnlich für einen derartigen Zweck halten. Dem Stein der Säulentrommeln ist jedenfalls nirgendwo anzusehen, daß er eine Inschrift enthielt, eine tabula ansata oder ähnliches hätte Spuren hinterlassen.
Das Kapitell habe ich nur von unten angesehen, von der Oberseite wissen wir bis jetzt nichts, da hilft auch Google Earth nichts. Ich würde aber erwarten, daß da etwas draufstand.
Auch wenn das Kapitell stark verwittert ist, ich würde es nur schwer nach 200 n. Chr. datieren wollen, was für einen christlichen Säulenheiligen noch etwas früh wäre.
Und zur Schreibweise: in der Literatur wird immer Ya'at geschrieben.
siehe: M. van Ess, Th. Weber, Baalbek, Im Bann römischer Monumentalarchitektur (1999) S. 116, Abb. 117

Und an El Quijote: Welchen Bogen in der südsyrischen Wüste meinst Du, das würde mich interessieren?
 
Dafür müsste ich in meinen Unterlagen sehr tief graben. Mal schau'n, ob ich noch was finde; erinnere mich doch bitte kommenden Samstag, ja?
 
Also, wenn auf der Oberseite der Säule etwas angebracht war, gibt es doch einige Vergleiche. Im hiesigen Raum würde ich eine Juppiter-Gigantensäule vorschlagen, die Säule ist dafür zwar sehr hoch und ich weiss nicht, wie weit diese Säulen im römischen Raum verbreitet waren, aber der Vergleich wäre gut.
Ansonsten fällt mir noch die Trajans-Säule ein, die zwar am Schaft reich verziert war, aber auch ursprünglich eine Statue des Trajan trug. Heute steht irgendein Papst darauf.

Eine Deutung als Grabmonument halte ich für unwahrscheinlich, da lassen sich doch nur schwer Vergleiche beibringen, vor allem mit solchen Ausmassen. Sonst wäre die Säule von Igel ein Vergleichsstück, aber auch hier ist der Schaft mit Bildern verziert.
 
Ich würde auf eine Ehrensäule, für einen römischen oder byzantinischen Kaiser tippen, ähnlich der Phokassäule auf dem Forum Romanum. Sicher trug sie eine Statue. Eine Inschrift würde der Sockel tragen, der aber völlig zerstört aussieht.
 
Danke für den Beitrag, ich hatte schon befürchtet, so eine olle Säule interessiert keinen weiter.
Tja, die Jupiter-Gigantensäulen kenne ich auch nur aus den Nordwestprovinzen, und die sind ja eigentlich immer an eine Siedlung angebunden, und mit Reliefs verziert.
Ich weiß nicht, ob auf der libanesischen Säule eine Statue stand, es könnten ja auch rein theoretisch ein Steingefäß oder eine Sphinxfigur gewesen sein.

Mein Chef meint ja, es wäre eine Landschaftsmarkierung gewesen, da bin ich aber skeptisch.
 
Ich würde auf eine Ehrensäule, für einen römischen oder byzantinischen Kaiser tippen, ähnlich der Phokassäule auf dem Forum Romanum. Sicher trug sie eine Statue. Eine Inschrift würde der Sockel tragen, der aber völlig zerstört aussieht.

So zerstört ist der Sockel gar nicht, man würde es schon sehen, wenn da irgendwo eine Inschrift dran gewesen wäre. Tja, eine Kaisersäule, aber warum mitten in der Pampa?
 
So zerstört ist der Sockel gar nicht, man würde es schon sehen, wenn da irgendwo eine Inschrift dran gewesen wäre. Tja, eine Kaisersäule, aber warum mitten in der Pampa?
Ein Sockel für eine Säule war meist rechteckig. Auf dem Bild sieht er aus als ob Teile davon eigestürzt sind oder schlchtweg fehlen. Falls der Sockel ursprünglich mit Marmorblatten verkleidet war, sind die sicher längst geklaut.
Wenn dort eine Straße war, könnte die Ehrensäule den Kaiser als Erbauer ehren und gleichzeitig als Wegmarke dienen.
 
Ja, so wie in Kyzikos (türkische Schwarzmeerküste), wo aus den hellenistischen und römischen Marmorteilen Kalk gebrannt wird. Archäologisch gesehen katastrophal, aber die Leute müssen ja von irgendetwas leben!
 
hjwien, ist in der Nähe vielleicht die Königsstraße?, diese führt ja von Syrien bis nach Arabien und Ägypten runter.
 
Das Problem ist, daß das nahe Baalbek die Aufmerksamkeit der Reisenden stets kanalisierte. Es scheint aber so, als wäre die Säule in situ, ich muß am Montag nochmal bei Krencker nachgucken. Falls im 20 Jh dort restauriert wurde, gibt es keine Unterlagen, was wegen des libanesischen Bürgerkrieges kein Wunder ist.

@galeotto: Marmorplatten hätten Befestigungsspuren hinterlassen, die sind mir nicht aufgefallen. Die Straße war wohl nicht so bedeutsam wie zum Beispiel die via nova traiana, und da gab es solche Monumente ja wohl nicht, oder?

Kann man hier auch Bilder einbringen?
 
Zurück
Oben