Römerlager entdeckt?

Divico

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Hallo zusammen,

beim virtuellen Überfliegen Nordwestfalens fielen mir kürzlich zwei Bodenstrukturen auf, die sehr an römische Militärlager erinnern:

Struktur A
Struktur B

Besonders bemerkenswert ist, dass sich Struktur A in 2X km Luftlinie entfernt von einem sehr bekannten Römerlager befindet, Struktur B liegt wiederum genau 2X km entfernt von Struktur A.

Was meinen die Spezialisten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmmm ... Bei Struktur B wäre man bei der Errichtung des Gehöfts doch vermutlich auf Spuren gestoßen ...
 
Hallo zusammen,

beim virtuellen Überfliegen Nordwestfalens fielen mir kürzlich zwei Bodenstrukturen auf, die sehr an römische Militärlager erinnern:

Struktur A
Struktur B

Besonders bemerkenswert ist, dass sich Struktur A in 2X km Luftlinie entfernt von einem sehr bekannten Römerlager befindet, Struktur B liegt wiederum 2X km entfernt von Struktur A.

Was meinen die Spezialisten?

Bin zwar kein Spezialist, aber die leidlich erkennbaren Strukturen ("Spielkartenformat") könnten auf ein Römerlager hindeuten. Soweit ich weiß, sind am Niederrhein im weiteren Umfeld des Römerlagers Castra Vetera (nahe Xanten) einige sogenannte Übungslager durch Luftbilder entdeckt worden. Übungslager deshalb, weil dort das Anlegen von Marschlagern geübt worden ist. Es sind auch einige "Teillager" entdeckt worden, bei denen nur Teile konstruiert worden sind. Sind diese Strukturen eventuell in der Nähe von Castra Vetera? Was heißt denn "2X km"? Etwa 20 - 30 km?

Ansonsten würde ich mich an das LVR wenden:
Ggf. können die sagen, ob das etwas Römisches ist, und falls nicht, worum es sich handelt. Gerade am Niederrhein ist wohl schon alles systematisch abgegangen worden. Aber vor Überraschungen ist man ja nie sicher.

BesucheranschriftLVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Endenicher Str. 133
53115 Bonn
Telefon: +49 (0) 228 / 98 34 - 0
Fax: +49 (0) 228 / 98 34 - 119
E-Mail: bodendenkmalpflege@lvr.de

Internet: www.lvr.de
www.bodendenkmalpflege.lvr.de
 
Hmmm ... Bei Struktur B wäre man bei der Errichtung des Gehöfts doch vermutlich auf Spuren gestoßen ...

jein, falls es ein Marschlager oder sogar nur ein Übungslager gewesen wäre, wäre das im Prinzip nur ein Zeltplatz mit Wall und Graben gewesen, ohne daß im Inneren viel an Spuren (vielleicht Zelthering oder ein paar Münzen) zurückbleiben müßte.
 
Aber soweit ich weiß, wurden Marschlager doch nach Gebrauch wieder zerstört? Die Schanzpfähle wieder mitgenommen und der Graben zugeschüttet? Ich kenne mich da nicht so aus, aber würden da überhaupt erkennbare Strukturen zurückbleiben?
 
Sollte im Pflanzenwuchs zu erkennen sein, da das Bodengefüge nicht mehr so ist wie vorher. Damit sind die Spurenelemente im Boden in anderer Verteilung und durch das Werkzeug andere Elemente hinzu gekommen. Das Problem ist natürlich, wenn dann noch andere Strukturen drüber gebaut wurden sieht man es nicht mehr.

Apvar
 
Aber soweit ich weiß, wurden Marschlager doch nach Gebrauch wieder zerstört? Die Schanzpfähle wieder mitgenommen und der Graben zugeschüttet? Ich kenne mich da nicht so aus, aber würden da überhaupt erkennbare Strukturen zurückbleiben?


Die Pfähle haben sie wohl mitgenommen. Ob die Gräben zugeschüttet worden sind, ist mir jetzt nicht bekannt.:grübel:

Gibt es dazu etwas in der Literatur?

Ansonsten gilt immer noch: "Nichts ist so dauerhaft wie ein Loch." Das hat doch vor über 100 Jahren ein Archäologe dem erstaunten Kaiser Wilhelm II erklärt.

Hier noch zu Übungslager bei Castra Vetera:

Vetera ? Wikipedia

(Ach ja: Alpen ist hier nicht "die Alpen", sondern ein Ort am Niederrhein ganz ohne Berge)

Übungslager zwischen Xanten und Alpen [Bearbeiten]

Wie heutzutage in einer modernen Armee wurden auch im römischen Heer die Truppen in Friedenszeiten durch allerlei Übungs- und Trainingsmaßnahmen für den jederzeit möglichen Einsatz in Form gehalten. Dazu gehörte insbesondere das Training des Lagerbaus. Durch luftbildarchäologische Prospektionen konnten beidseitig der Straße, die Vetera mit Asciburgium verband und die in ihrem Verlauf der heutigen B 57 entsprach, zwischen Xanten und Alpen mehr als sechzig solcher Übungslager identifiziert werden. Insgesamt stellte sich hier gleichsam ein antiker Truppenübungsplatz vom über 10 km² Größe dar.[77] Es handelt sich bei diesen Übungslagern in den meisten Fällen nicht um vollständig ausgeführte Lager. Vielmehr beschränkten sich die Instruktoren darauf, die technisch anspruchsvollen Bereiche des Lagerbaus, insbesondere den Bau der Lagerecken zu trainieren.[77] Zwei der Lager wurden 1961/1962 von Hermann Hinz auf dem Kaninenberg in Winnenthal ausgegraben.[78] Ein am südlichen Rande des Übungsgeländes befindliches, vollständig ausgeführtes Lager, wird als Marschlager angesprochen, in dem eine Verstärkungstruppe auf dem Weg nach Vetera campiert habe.[77] Leider fehlt für alle Lager datierendes Fundmaterial, so dass keine dieser Anlagen einer bestimmten Bauphase Veteras zuzuordnen ist.
 
Soweit ich weiß, sind am Niederrhein im weiteren Umfeld des Römerlagers Castra Vetera (nahe Xanten) einige sogenannte Übungslager durch Luftbilder entdeckt worden. Übungslager deshalb, weil dort das Anlegen von Marschlagern geübt worden ist. Es sind auch einige "Teillager" entdeckt worden, bei denen nur Teile konstruiert worden sind. Sind diese Strukturen eventuell in der Nähe von Castra Vetera? Was heißt denn "2X km"? Etwa 20 - 30 km?

Die Strukturen befinden sich deutlich östlich des Rheins, grob gesagt südlich von Kalkriese.

Mit den "2X" meine ich eine exakte Zahl (+/- 500 m) zwischen 20 und 30 (zu einfach möchte ich es eventuell mitlesenden Raubgräbern nicht machen).

Ansonsten würde ich mich an das LVR wenden:

Werde ich wohl machen, danke.
 
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Grob: Südlich von Kalkriese?

In der Nähe eines sehr bekannten Römerlagers?

Deutlich östlich vom Rhein?

Fällt mir auf Anhieb nur Anreppen ein.

Nun ja, sieht nach einer fröhlichen Ratestunde aus.:yes:
 
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Grob: Südlich von Kalkriese?

In der Nähe eines sehr bekannten Römerlagers?

Deutlich östlich vom Rhein?

Fällt mir auf Anhieb nur Anreppen ein.

Nun ja, sieht nach einer fröhlichen Ratestunde aus.:yes:


Beide Strukturen liegen nördlich zwischen Oberaden und Anreppen. Nichts Sensationelles also; sie scheinen die Verbindung nach Sparrenberger Egge zu bilden und wären wohl ohnehin zu erwarten gewesen.
 
Wir hatten ja schon viele Leute, die Luftbilder einstellten, weil sie meinten, da wären archäologische Strukturen - und ich muss sagen, das hier sieht wirklich mal nach römischen Lagern aus, Glückwunsch!

Allerdings bin ich auch kein Fachmann.
 
Ich gehe davon aus, daß Dir der Landschaftsverband Rheinland auch weiterhelfen könnte, aber es dürfte wohl das westfälische Pendant dafür zuständig sein:

LWL - - LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen


LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen
Fürstenbergstr. 15

48147 Münster

Vermittlung: 0251 / 591 - 01
Durchwahl: 0251 / 591 - 4036
E-Mail: afdw@lwl.org

Viel Erfolg bei den weiteren Ermittlungen. Warst Du bereits vor Ort?
 
Ich gehe davon aus, daß Dir der Landschaftsverband Rheinland auch weiterhelfen könnte, aber es dürfte wohl das westfälische Pendant dafür zuständig sein:

Ja, es sind eindeutig die Westfalen zuständig, E-Mail geht morgen raus.

Viel Erfolg bei den weiteren Ermittlungen. Warst Du bereits vor Ort?

Nein, ich habe die beiden Lagerkandidaten erst vorgestern Abend entdeckt und bin auch zu weit weg um dort einfach mal hinzufahren. Wobei man vor Ort ohne Suchequipment sicher auch weit weniger sieht als daheim am Bildschirm.

Der Witz ist, eigentlich hatte ich ganz woanders recht erfolglos rumgeforscht, war frustriert und dachte, warum suchst du nicht mal da, wo man etwas finden müsste, zwischen bekannten Stand- bzw. Schlachtorten halt, und zack, gleich zweimal fündig geworden! - Nunc est bibendum.
 
Nachschlag

Die Methode erweist sich als überraschend erfolgreich, und so kann ich noch drei heiße Kandidaten in der gleichen Gegend präsentieren:

Struktur C
Struktur D
Struktur E

Alle liegen wieder in fast identischem Luftlinienabstand zueinander (+/-2 km).

Edit: Hier ein größerer Bildausschnitt von der besonders interessanten Struktur D. Offenbar handelt es sich hier um mehr als nur ein temporäres Marschlager.
 
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Horstmar

Wie ich schon angedeutet hatte, bilden die mittlerweile fünf verdächtigen Strukturen Ketten in recht genau definiertem Abstand unter Einbeziehung bekannter Lager. An einer Stelle jedoch fehlt ein Lagerschatten auf freiem Land, dafür liegt dort, wieder im nahezu perfekten Abstand zu den nächstgelegenen lagerähnlichen Strukturen, die Stadt Horsmar.

Horstmars uralt erscheinender Name, der mir nebenbei im nördlichen Westfalen seltsam deplatziert erscheint, passt nicht so recht zum nahezu quadratischen Grundriss der Altstadt -- oder eben gerade doch?
 
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Wie ich schon angedeutet hatte, bilden die mittlerweile fünf verdächtigen Strukturen Ketten in recht genau definiertem Abstand unter Einbeziehung bekannter Lager. An einer Stelle jedoch fehlt ein Lagerschatten auf freiem Land, dafür liegt dort, wieder im nahezu perfekten Abstand zu den nächstgelegenen lagerähnlichen Strukturen, die Stadt Horsmar.

Horstmars uralt erscheinender Name, der mir nebenbei im nördlichen Westfalen seltsam deplatziert erscheint, passt nicht so recht zum nahezu quadratischen Grundriss der Altstadt -- oder eben gerade doch?

Ich glaube eher nicht, daß Horstmar auf ein römisches Lager zurückgeht. Das würde voraussetzen, daß nach der Aufgabe der rechtsrheinischen Stützpunkte Germanen ein Römerlager zur Siedlung übernommen hätten. Aber die Siedlungsweise der Germanen waren doch eher kleine Gruppen von Gehöften.

Allerdings schließt es natürlich nicht aus, daß irgendwo auf dem Stadtgebiet von Horstmar ein römisches (Marsch-)lager liegen könnte.

Die regelmäßige, quadratische Stadtgrundriß ist wahrscheinlich ein Ergebnis späterer Stadtgründung oder Stadtneuaufbau z. B. nach einem Stadtbrand. Näheres könnte auf Anfrage vielleicht ein Heimatverein o. ä. vor Ort mitteilen.


Ansonsten wünsche ich Divico viel Erfolg mit seiner Anfrage!:yes:
 
Die regelmäßige, quadratische Stadtgrundriß ist wahrscheinlich ein Ergebnis späterer Stadtgründung oder Stadtneuaufbau z. B. nach einem Stadtbrand. Näheres könnte auf Anfrage vielleicht ein Heimatverein o. ä. vor Ort mitteilen.

Die im Netz vom Heimatverein veröffentlichte Stadtgeschichte von Horsmar berichtet erstaunlicherweise nichts von einem, wie ich zunächst vermutete, neuzeitlichen Wiederaufbau, dafür liest man dort einerseits, dass "die Siedlung Horstmar wohl zur Altsachsenzeit" entstanden sei, dann wird von einer hochmittelalterlichen Stadtgründung berichtet, auf die die rechteckige Wall-und-Graben-Befestigung (keine durchgängige Mauer nachweisbar!) zurückzuführen sei.

Rechteckige Stadtgründungen würde ich den Römern zugestehen, und dann, zumindest was den norddeutschen Raum betrifft, erst wieder frühestens in der frühen Neuzeit erwarten -- oder liege ich da falsch?

Wobei mir eine Ausnahme, zwar ein Kloster und keine Stadt, nämlich das berüchtigte Corvey einfällt (Antiqua-Inschriften, Ziegelsplittmörtel, Bleirohre, verdächtige Fresken usf.). Und beim näheren Betrachten ist die Ähnlichkeit mit Horsmar wirklich verblüffend, inklusive der gegenüber der geografischen Nord-Süd-Achse um -12° gekippten Ausrichtung.

Ansonsten wünsche ich Divico viel Erfolg mit seiner Anfrage!:yes:

Danke!
Bin echt gespannt, wie die reagieren.
 
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