Anschluss Österreichs 1938

Österreich hatte, nach die Vereinigung mit dem Deutschen Reich von den Alliierten untersagt worden war, erhebliche finanzwirtschaftliche Probleme und musste mit Anleihen des Völkerbundes über Wasser gehalten werden. Das war natürlich auch der "Zerschlagung" des ursprünglichen Territoriums der k.u.k. Monarchie geschuldet. Eine vorsichtige Konsolidierung gelang unter dem christ-sozialen Prälaten Seipel. Auch wenn der Anschluss verboten war, blieb dies Thema präsent und es kam zur Konfronatation quasi militärischer linker und rechter Gruppierungen und dies verhinderte den Aufbau einer Demokratie. Österreich schlidderte an einem Bürgerkrieg vorbei.

Als im Jahre 1927 rechte Heimwehr-Leute des Mordes an Sozialisten angeklagt waren, und diese freisgesprochen wurden, kam es in Wien zu blutigen Unruhen. Diese Heimwehr drohte in schöner Regelmäßigkeit ganz nach dem Vorbilde Mussolinis mit dem Marsch auf Wien, um dort die Demokratie zu liquidieren. Just zu jenem Zeitpunkt hat Frankreich erfolgreich verhindert, das Österreich mit dem Deutschen Reich eine Zollunion vereinbarte. Die Franzmänner hatten gegenüber alles was nach Vereinigung Österreich Deutschland auch nur entfernt aussah, nahezu eine Psychose. Ähnlich wie beim Nachbarn Deutschland wurden dieses negative Wirken der Alliierten den österreichen Demokraten angelastet.

1932 wurde im Zuge der Vereinbarung von Lausanne von Österreich verlangt, das sie nur dann mit finanzieller Unterstützung rechnen dürfen, wenn sie definitv auf eine Vereinigung mit Deutschland verzichten. Das war natürlich Wasser auf den Mühlen der Rechten. Es hat in der gebeutelten Republik dann wieder gekracht und die Demokratie löste sich immer mehr auf.
 
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Das stimmt so nicht. Der deutsche Widerstand ist einfach bekannter, das bedeutet aber nicht das es in Österreich keinen gab.

Mehr dazu hier:

DW - Dokumentationsarchiv des sterreichischen Widerstandes

http://www.geschichtsforum.de/f66/j-discher-widerstand-sterreich-35712/


Das ist zweifellos richtig.

Der Widerstand gegen die Nazis hat aber wenig, bis nichts mit einem "Widerstand gegen den Anschluss" zu tun.
"Großdeutschland" hier überhaupt nicht negativ gemeint, war eine alte Forderung schon der Liberalen seit 1848 hinter der auch SPD und SPÖ standen.

So mancher hat bei der Volksabstimmung 38 die Kröte Hitler geschluckt, weil "man gegen den Anschluss ja nicht sein konnte"
 
Ihr habt das falsch verstanden,mit den Beispiel 3. Reich wollte ich nur zeigen welche Ähnlichkeiten die Geschichte der Österreicher und Deutschen hat.
Man könnte auch das Heilige Römische Reich nennen da war Österreich ein Teil des Reiches der Deutschen.
Deswegen finde ich den Roten Stern mehr als falsch gesetzt,man redet doch heute noch vom Deutschen Raum und damit meint man Deutschland und Österreich,übrigens war die Besetzung 1938 nicht mit Kämpfen verbunden wieder ein Beweis das die Österreicher sich als Deutsche fühlen.
Und nur,weil ich das 3. Reich als Beispiel nannte bin ich doch kein Nazi.
 
Sehr interessanter Thread!

Ich kenn mich mit den ganzen politischen Hintergründen nicht so aus wie ihr, aber ich möchte nur kurz eine Stimme aus dem Volk einfließen lassen.

Meine Oma meinte einmal, als ich sie für eine Arbeit befragt habe, dass '38 in der Bevölkerung kaum jemand gewusst habe, wer Hitler überhaupt war und was der wollte (sie war damals 16). Gemeint ist hier Dornbirn, in Vorarlberg. Ich weiß nicht, vielleicht war es ja östlich vom Arlberg anders...

Fiel mir nur gerade beim Durchlesen ein.
 
Ihr habt das falsch verstanden,mit den Beispiel 3. Reich wollte ich nur zeigen welche Ähnlichkeiten die Geschichte der Österreicher und Deutschen hat.

Dieser Schuss ging aber schön nach hinten raus.

Man könnte auch das Heilige Römische Reich nennen da war Österreich ein Teil des Reiches der Deutschen.

Oder man könnte das auch umkehren.

Im übrigen kommen die Ur-Habsburger (Name der Stammburg) aus meiner Gegend ;)


Deswegen finde ich den Roten Stern mehr als falsch gesetzt,man redet doch heute noch vom Deutschen Raum und damit meint man Deutschland und Österreich,übrigens war die Besetzung 1938 nicht mit Kämpfen verbunden wieder ein Beweis das die Österreicher sich als Deutsche fühlen.

Der deutschsprachige Raum, dazu gehört auch ein Tei der Schweiz. Sind wir nun auch Deutsche? Du solltest dich wirklich mal eingehend mit der Geschichte auseinandersetzen. Die Besetzung der Tschechoslowakei war auch nicht mit Kämpfen verbunden, sind nun die Tschechen auch Deutsche?

Und nur,weil ich das 3. Reich als Beispiel nannte bin ich doch kein Nazi.

Ich glaube davon geht auch niemand aus. Du bist einfach zuwenig informiert was Geschichte angeht.
 
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Oder man könnte das auch umkehren.

Absolut.

Ich glaube davon geht auch niemand aus. Du bist einfach zuwenig informiert was Geschichte angeht.
Das ist richtig, hab ich auch nicht gedacht. Du hattest nur das Pech, an einem Thema zu kratzen, und das noch recht ungeschickt, das die Gemüter hoch kochen lässt. Besonders, wenn du die Nation Österreich und das Österreicher sein so "hinunterspielst" und quasi als nicht existent bezeichnest. Das ist nicht wirklich schön für Österreicher, was du ja gemerkt hast.

Aber @Mods, ich glaub, das gehört in den "Anschluss Österreichs"-Thread, oder?
 
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Sehr interessanter Thread!

Ich kenn mich mit den ganzen politischen Hintergründen nicht so aus wie ihr, aber ich möchte nur kurz eine Stimme aus dem Volk einfließen lassen.

Meine Oma meinte einmal, als ich sie für eine Arbeit befragt habe, dass '38 in der Bevölkerung kaum jemand gewusst habe, wer Hitler überhaupt war und was der wollte (sie war damals 16). Gemeint ist hier Dornbirn, in Vorarlberg. Ich weiß nicht, vielleicht war es ja östlich vom Arlberg anders...

Fiel mir nur gerade beim Durchlesen ein.

Wer Hitler war, haben auch jenseits vom Pfänder 1938 nicht sooo viele begriffen gehabt.
Von Matthöfer, 1933 preußischer Landtagsabgeordneter und natürlich KZ, habe ich gelesen, "wie man die ganzen 30er Jahre mit der Faust in der Tasche herumlief, was die Siegermächte sich von Hitler alles gefallen ließen, was der Republik nie durchgegangen wäre".
 
mal eine Frage: ich dachte, ich hätte irgendwann und irgendwo gelesen (natürlich nicht gemerkt, wo), dass die SS, die Wehrmacht und die deutsche Polizei einen Großteil der "Jubler" auch mit gebracht hätte.

Gestern konnte ich dazu nichts mehr finden. Ist jemand etwas in dieser Richtung bekannt? Oder war das so ein hartnäckiges Gerücht?
 
mal eine Frage: ich dachte, ich hätte irgendwann und irgendwo gelesen (natürlich nicht gemerkt, wo), dass die SS, die Wehrmacht und die deutsche Polizei einen Großteil der "Jubler" auch mit gebracht hätte.

Gestern konnte ich dazu nichts mehr finden. Ist jemand etwas in dieser Richtung bekannt? Oder war das so ein hartnäckiges Gerücht?


Ne ne
ich habe mal eine Glosse gelesen,
bei der neuerlichen Verkündung der Republik wäre es auf dem Heldenplatz fast wie im März 38 gewesen, ein paar Jubler weniger vielleicht, aber sonst....

Heim ins Reich war lässig 2/3 Mehrheitsfähig.
 
Vor ca. 20 Jahren hatte ich die Gelegenheit mit mehreren sehr betagten Herren zu sprechen, die nach dem Anschluss aus Österreich nach Südamerika ausgewandert sind, einige davon als Juden, andere als Anhänger verfolgter politischen Richtungen.

Es war höchst interessant. Einer der Herren wurde immer noch wütend wenn er sich daran erinnerte, wie die Nachbarn kamen um seine Mutter zu zwingen den Gehweg zu schrubben. Ein anderer, dessen Onkel den Krieg als Sozialist im KZ verbracht hatte, erzählte, dass man diesem, nach dem Krieg in seinem Österreichischen Heimatort (ich glaube es war Salzburg) wie einen Aussätzigen behandelte.
Ein weiterer berichtete über die Enttäuschung, dass die Freunde und Bekannte die angeblich progressiven Parteien angehörten, nach dem Anschluss auf einmal nicht mehr mit ihm und seiner Familie sprachen (Juden). Überrascht war er dagegen über den Anruf von einem konservativen Bekannten der seiner Familie seine Unterstützung versicherte.

Es ist selbstverständlich nicht wissenschaftlich und höchst subjektiv, laut dieser Herren waren die Österreicher als Volk nicht weniger vom Nationasozialismus durchdrungen als die (Reichs)Deutschen. Irgendwer erwähnte auch mal, dass bei der SS die Österreicher überproportional vertreten waren.

Ich meine, man kann nicht von einer Besetzung sprechen, Anschluss ist schon der richtige Begriff.

Ein sehr böszüngiger Freund aus Kärnten hat es auch mal so dargestellt: "Das österreichische Volk hat heftigen Widerstand gegen den Anschluss geleistet, in dem es Blumensträusse gegen die Kühlerhauben der Wehrmachtsfahrzeuge klatschte."
 
Ein wesentlicher Aspekt zum Verständnis der Entwicklung in Österreich war die extreme Verarmung des Landes. Zwar konnte die Inflation früher eingedämmt werden als im Reich und der österreichischen Regierung gelang es, den Schilling durch große Geldreserven zu stabilisieren.
Als in den 30er Jahren die Weltwirtschaft aber wieder anspringt gehts in Österreich weiter bergab. Das Reich verhängte gleichsam eine Wirtschaftsblockade, vor allem die schon damals so wichtige Freitzeitindustrie war durch die Tausend-Mark-Sperre schwer getroffen.

Wien nach 1918 war eine Stadt die sehr tief gefallen ist. Von der Metropole eines Kaiserreichs zur Hauptstadt eines Kleinstaates. Wenn man genauer hinschaut, kann man diesen Fall besser verstehen. Wien vor 1914 war eine Verwaltungsstadt. Industrie gab es an den Randzonen, doch war die Stadt sicher nicht das industrielle Zentrum Österreich-Ungarns. Diese lagen in Nordmähren um Ostrau oder im böhmischen Pilsen. In Wien waren die Konzernzentralen, die Börse, die Banken. Nach 1918 verlagerten die Unternehmen natürlich ihre Zentren weg von der einstigen Metropole - die grandiose Bauhausarchitektur in Brünn zeugt z.B. von diesen Boomjahren der mährischen Kapitale.

Ähnliches galt für die Versorgung mit Lebensmitteln, diese stammten vor allem aus Ungarn. Es ist bezeichnend, dass nach dem Zusammenbruch Wien ärger von Hunger gebeutelt wurde als z.B. Berlin 1918/19.

1900 noch waren Wien und Paris die Kulturmetropolen Europas. Die wichtigsten Impulse in bildender Kunst, Architektur, Literatur und Musik wurde in diesen Städten gesetzt. Wien war darüber hinaus führend im Bereich der Medizin, die zweite Wiener Schule entwickelte Standards die heute noch Anwendung finden.

Nach 1920 setzte ein Braindrain unglaublichen Ausmaßes ein, vor allem Künstler und Literaten gingen in Scharen nach Berlin. Zwar gab es nach Hitlers Machtergreifung eine kurze Umkehr, viele flüchteten aus Nazideutschland nach Österreich, doch 38 wars auch hier vorbei.

Was will ich damit ausdrücken?
Die Republik Österreich war nach 1918 das ausgeblutete Überbleibsel einer untergegangen Großmacht. Darüberhinaus war dieser Rest im Inneren ideologisch zerstritten und geriet wirtschaftlich - ab 33 auch durch Druck von außen - immer mehr ins Abseits.
Nach der Machtergreifung Hitlers hatte das Land nur noch zwei demokratische Nachbarn: Die Tschechoslowakei - das Verhältnis war nicht gerade friktionsfrei - und die Schweiz. Sonst Dikaturen, faschistische oder nationalsozialistische Nachbarn.

Was dieser bedrängten Republik damals noch nicht gelang war die Schaffung eines umfassenden "österreichisch-republikanischen Nationalgefühls" aus der habsburgischen Konkursmasse.

Schuschniggs Rede vom 11. März 1938 (sehr spannend dazu die Seite der Österreichischen Mediathek Chronik) gipfelte in den bewegenden Worten:
So verabschiede ich mich vom österreichischen Volk mit einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch: Gott schütze Österreich
Diese Worte verhallten damals und nur wenigen war bewußt, welch verbrecherischen Rattenfänger da jubelnd nachgelaufen wurde.

Die Saat ging aber nach 45 auf - die österreichische Nation stand dann ausser Frage (von ein paar brauenen Ewiggestrigen mal abgesehen), bewusst knüpfte man an die erste Republik an und versuchte, die Fehler von damals nicht zu wiederholen. (Man machte neue - an der Harmoniesucht scheiterte bis jetzt fast jede Reform in unserem schönen Land, aber das ist Tagespolitik). Als Bundeskanzler Figl seine bewegende Weihnachtsrede 1945 hielt:
Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben, ich kann Euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!
hatte er eine überwältigende Mehrheit schon längst hinter sich.
 
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@silesia, vielen Dank für das Feedback!
Ich bin überzeugt dass viele Missverständnisse im Deutsch-Österreichischen Verhältnis (im Deutsch-Schweizer ist es nicht viel anders, ich verweise auf die entsprechenden Threads) durch Nichtwissen entstehen. Während Österreicher und Schweizer recht gut über Deutsche Geschichte (und Zeitgeschichte) Bescheid wissen, ist es umgekehrt nicht der Fall. Kein Wunder - während deutsche Medien - oder auch nur Bücher - in Österreich wie der Schweiz omnipräsent sind findet man relativ wenig Information über unsere Länder in Deutschland. (Der Informationsfluss zwischen Österreich und der Schweiz was Geschichte betrifft ist zumindest aus Österreichischer Sicht suboptimal. Mal sehen was Ursi dazu sagt).
Daher kanns passieren das man oft Dinge äußert, die man mehr vermutet als weiß. Bzw. etwas wiedergibt, das man nicht kritisch hinterfragt hat.
Und Geschichte ist eben meist eine äußerst komplexe Angelegenheit.
 
Es ist selbstverständlich nicht wissenschaftlich und höchst subjektiv, laut dieser Herren waren die Österreicher als Volk nicht weniger vom Nationalsozialismus durchdrungen als die (Reichs)Deutschen. Irgendwer erwähnte auch mal, dass bei der SS die Österreicher überproportional vertreten waren.

Das ist nicht falsch, ist aber kein unbedingtes Gesinnungszeugnis (wie es leider häufig dargestellt wird).
 
@EQ

"Das ist nicht falsch, ist aber kein unbedingtes Gesinnungszeugnis ..."

Ich weiß, das ist eine häufig kolportierte These; hast Du eventuell robustes statistisches Material hierzu, also das Verhältnis zwischen "Reichsdeutschen" und Österreichern in der "Allgemeinen SS", "SS-TV", "SS-VT" bzw. der späteren "Waffen-SS".

@Rovere

Du hast recht. Österreichische Geschichte ab 1918 ist in Deutschland wenig präsent, aber Du hast den Grund auch sehr eindrucksvoll und einprägsam beschrieben: "...3 Bezirke Oberbayerns und Berlin ... " <= eine schreckliche Vorstellung. ;) und 1955 ist zumindest in der bundesdeutschen Gesellschaft nicht so gut angekommen. In der DDR gab es schon ein gewisses "schielen" Richtung Österreich, insonderheit 1989.

M. :winke:
 
@Melchior - das ist aber eine spannende Aussage! Warum ist 1955 in der bundesdeutschen Gesellschaft nicht gut angekommen? Die Rezeption des Staatsvertrags in der BRD finde ich ja sehr interessant!
 
Ich weiß, das ist eine häufig kolportierte These; hast Du eventuell robustes statistisches Material hierzu, also das Verhältnis zwischen "Reichsdeutschen" und Österreichern in der "Allgemeinen SS", "SS-TV", "SS-VT" bzw. der späteren "Waffen-SS".

Aus den Standardwerken zur Allgemeinen SS bzw. Waffen-SS ergibt sich dazu nichts. Die Manschaftsverteilungen in der SS, insbesondere TV und Waffen-SS, sind nicht repräsentativ, da gezogen und zT auch zufällig umverteilt (man denke an die "Göring-Spende" für die Auffüllung von Infanterie-Divisionen bzw. umverteilte/aufgelöste Luftwaffenfelddivisionen - da sind zu viele Zufälligkeiten dabei - so erhielt zB die fast aufgeriebene 3. SS-Panzerdivision "Totenkopf" bei der "Auffrischung" 1944 rd. 6000 Luftwaffen-Angehörige).

Bei den Offizieren gibt es nach einigen Untersuchungen keine Auffälligkeiten in den Häufigkeitsverteilungen, Mitglieder mit österreichischem Geburtsort sind jedenfalls nicht bewiesenermaßen überrepräsentativ vertreten:
sterreichische NS-Tter
sterreichische NS-Tter
(Dokumentenarchiv des Österreichischen Widerstandes)
 
@Rovere

Das ist ein m.E. schweres mentalitätsgeschichtliches Phänomen. Ich möchte da den "Ball sehr flach" halten. Die Moskauer Deklaration exculpierte Österreich, der Staatsvertrag steht in dieser Traditionslinie, auch wenn es zwischen 1943 und 1955 kein lineare Extrapolierung gab. In den 1950'er Jahren hatten noch nicht alle Deutschen den Jubel beim sog. "Anschluß" vergessen und auch nicht ihre österreichischen "Kameraden" in der Wehrmacht und der "Waffen-SS". Aber auf einmal war Österreich sozusagen aus der "Schuld". Der Ausgleich BRD <=> Israel hatte gerade angefangen, die Aufarbeitung der NS-Verbrechen vllt. gerade mal begonnen.

Ich weiß, daß es juristische Verfolgungen von Nazi- und Kriegsverbrecher auch in Österreich gab, klar.

Ob ich die richtigen Worte gefunden habe?


M. :winke:
 
@Melchior,
die Moskauer Declaration esculpierte Österreich keineswegs, sie macht nur die Wiederherstellung eines freien Österreich zum Teil der Nachkriegsordnung. Österreich war genauso besetzt, vor allem der Osten unserers Landes litt sehr unter den ersten Monaten der sowjetischen Besatzung (recht spannend dazu: Heil Hitler - die Russen kommen).
Die junge zweite Republik zahlte genauso Reparationen an die Sowjetunion, vor allem das Erdöl aus dem Marchfeld wurde von der USIAG weggepumpt (was ich total kurios finde dass man österreichisches Erdöl in die Sowjetunion gebracht hat - aber so wars).

Der Staatsvertrag enthält auch genaue Auflagen - das Anschlussverbot, die Wahrung der Minderheitenrechte und das strengste NS-Widerbetätigungsverbot das es gibt.

Ich weiß, dass es immer gerne behauptet wird in Österreich hätte es nie eine Aufarbeitung gegeben (schau mal was ich in einem meiner ersten Beiträge hier geschrieben habe). Wenn ich nun mal subjektiv sein darf, manchmal kommt es mir vor als würden die Heldenplatzbilder sogar jene von der Luitpoldarena überdecken. (VORSICHT: PROVOKATION)

Natürlich gab es in Österreich eine Aufarbeitung der NS-Vergangheit, am berühmtesten ist sicher der Herr Karl von Qualtinger aus den 60er Jahren. Es ist ja auch nicht so dass in der BRD nach 45 alle braunen Eliten verschwunden wären oder nicht laufend irgendwelche Bomben aus der Vergangenheit hochgehen würden.

Österreich hat sich gerne hinter dem Opfermythos versteckt - interessanterweise gerade in den 1970er Jahre unter der Regierung Bruno Kreiskys. Ein erbärmliches Verhalten, ich weiß, entschuldige es auch nicht.

Aber deswegen uns den Staatsvertrag abzusprechen, naja, geht mir dann doch ein bissl zu weit.
 
Der Widerstand gegen die Nazis hat aber wenig, bis nichts mit einem "Widerstand gegen den Anschluss" zu tun.

Dazu sollte man aber schon die Vorgeschichte kennen, weshalb der Widerstand erst nach der Annexion Österreichs kam.

Denn der Widerstand nach 1934 und der nach 1938 hatte zwar einiges gemeinsam, war aber nicht identisch.


So gab es seit 1934 keine Arbeiterbewegung mehr in Österreich.
12. bis 16. Februar 1934 wurde das Militär gegen den Republikanischen Schutzbund eingesetzt. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die freien Gewerkschaften und alle weiteren sozialdemokratischen Organisationen wurden Verboten. Es kam zu Massenverhaftungen und zum Einsatz von Standgerichten. Vollzug der Todesstrafe gegen Schutzbundführer. Sozialdemokraten und später gegründeten Revolutionäre Sozialsten gehen in den Untergrund und leisten Widerstand gegen das Regime Dollfuss.

Auch Schuschnigg blieb gegenüber der in die illegalität gedrängten Arbeiterbewegung unnachgiebig. Somit hatte er sich einem wichtigen Bündnispartner gegen den Nationalsozialismus beraubt. Erst in den letzten Tagen vor dem deutschen Einmarsch konnte er sich dazu durchringen die Arbeiterbewegung in den Kampf um die Erhaltung der österreichischen Unabhängigkeit einzubeziehen.

Er wollte am 13. März 1938 eine Volksbefragung über die Österreichische Souveränität durchführen. Das NS-Regime kam ihm zuvor. Unmittelbar nach dem Einmarsch begannen die Nationalsozialisten mit den Verhaftugnen der Sozialsiten, Kommunisten, Vertretern des Ständestaates und andern bekannten NS-Gegnern.


Dann zum Heldenplatz

Die Kundgebung am 15. März 1938 am Wiener Heldenplatz war eine bis ins Detail geplante Masseninszenierung, die einer umfassenden propagandistischen Dramaturgie folgte. Sowohl die Kundgebung als auch die anschliessende Truppenparade der 8. Armee, waren einerseits ein militärische Drohgebärde und unverhüllte Machtdemonstration des NS-Regimes, andererseits befriedigten sie auch das Schau- uns Sensationsbedürfnis Tausender.

Zu der Volksabstimmung:

Zwischen dem 3. und 9. April 1938 erreichte der Propagandafeldzug für diese Volksabstimmung seine intensive Phase. Psychologisch geschickt wurden in Massenveranstaltungen, bei denen sehr genau auf die Architekur sowie die Ausschmückung der Kundgebungsorte, auf Stimmungselemente wie Musik und Lichteffekte geachtet. Es wurden geziehlt bestimmte Personengruppen angesprochen. Einheitliche Uniformen etc. waren ein Muss.

Der Höhepunkt dieser Propaganda war eine bis ins kleinste Detail geplante, medial umfassend vermittelte Fahrt Adolf Hitlers durch Österreich.

Die Volksabstimmung vom 10. April 1938 wurden im ganzen Grossdeutschen Reich durchgeführt und erbrachte 99.73% Ja-Stimmen. Allerdings waren ca. 300 000 bis 400 000 Österreicher (Juden und NS-Gegner) von der Teilnahme ausgeschlossen.

Dem NS-Regime gelang es mit psychologischem Raffinement, sozialen Versprechungen und einer ausgeklügelten Propagandamaschinerie nicht nur die Parteigänger der NSDAP für sich zu vereinbaren, sondern auch die Mitläufer.

Quelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.
Katalog zur permanenten Ausstellung S. 11 - 31

Und hier:

Der 15. März 1938, Wiener Heldenplatz

Die propagandistische Vorbereitung der Volksabstimmung

 
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