Brutöfen im 16. Jh.

Galeotto

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In der Reisebeschreibung des Michael Heberer aus Bretten," Aegyptiaca Servitus" beschreibt der Autor, der in den achziger Jahren des 16. Jh. in muslimische Sklaverei geraten war, von einigen Eigentümlichkeiten der Bewohner Ägyptens. Er schreibt u.A. :" Besonders reich aber sind die Dörfer und Städte am Nil an Federvieh, denn sie brüten ,was uns öfter gezeigt wurde, Hühner, Enten und Gänse in eigenartigen Backöfen zu Tausenden aus, was einem daheim ganz unglaublich vorkommt."
Ich hatte bisher noch nie davon gehört, dass künstliches bebrüten von Eiern schon so früh und in so großer Menge praktiziert wurde. Es muß ja ,ohne Messmethoden, ziemlich viel Geschick erfordert haben, die richtige Temperatur konstant zu halten.
 
:eek:fftopic:Ja, aber das sollte man noch unter die Lupe nehmen. Sind halt nur Websites, die ich auf die Schnelle zusammengesucht habe. [/OT]

Hier werden ja einige den Plinius im Regal haben, die könnten mal nachschauen.
 
:eek:fftopic:Ja, aber das sollte man noch unter die Lupe nehmen. Sind halt nur Websites, die ich auf die Schnelle zusammengesucht habe. [/OT]

Hier werden ja einige den Plinius im Regal haben, die könnten mal nachschauen.
Die Beschreibungen decken sich aber ziemlich mit denen Heberers. Scheint wirklich eine alte Methode gewesen zu sein.
 
Kann er nicht, davon habe ich auch noch nie was gehört. Am Nil sollte es aber technisch möglich sein, doch wozu?

Aus dem Stegreif heraus fallen mir diese Gründe bzw. die eine oder andere mögliche Kombination dieser ein:
- die Art ist noch nicht oder noch nicht völlig domestiziert und es gibt Probleme während der Brutzeit bzw. des juvenilen Stadiums

- künstliche Aufzucht bringt häufig bessere Vermehrungsraten, die Angaben die wir bisher haben -> 70% - 83%

- eventuell konnte man die Zeit des Schlüpfens nach vorn und hinten verlängern, hätte dann also auch über einen längeren Zeitraum Tiere, die die Schlachtreife erreichten wurden​
 
Zuletzt bearbeitet:
In Europa scheint im 16. Jh. das künstliche Brüten völlig unbekannt gewesen zu sein sonst hätte Heberer nicht geschrieben, "...was einem daheim ganz unglaublich vorkommt." Offenbar hat er das später in Deutschland erzählt und war auf Unglauben getroffen. In Mitteleuropa, mit seinen großen Temperaturschwankungen wäre es wahrscheinlich auch kaum mäglich gewesen, Eier erfolgreich künstlich auszubrüten.
Der Vorteil des künstlichen Brütens wird wohl die schnellere Paarungsbereitschaft der Hühner und damit die Ertragssteigerung gewesen sein.
 
In Europa scheint im 16. Jh. das künstliche Brüten völlig unbekannt gewesen zu sein sonst hätte Heberer nicht geschrieben, "...was einem daheim ganz unglaublich vorkommt." Offenbar hat er das später in Deutschland erzählt und war auf Unglauben getroffen. In Mitteleuropa, mit seinen großen Temperaturschwankungen wäre es wahrscheinlich auch kaum mäglich gewesen, Eier erfolgreich künstlich auszubrüten.
Der Vorteil des künstlichen Brütens wird wohl die schnellere Paarungsbereitschaft der Hühner und damit die Ertragssteigerung gewesen sein.

Hühnerzucht ist auch nicht mein Spezialgebiet. Nach Hühnerzucht: Fortpflanzung von Hühnern und Entwicklung des Kükens brauchen Hühner nur alle 14 Tage einen Hahn und legen dann in Etappen befruchtete Eier. Sie fangen erst an zu brüten, wenn das Nest voll ist. Bis zum Beginn des Brütens ist die Embryonalentwicklung unterbrochen.
Nimmt man den Hühnern die befruchteten Eier aus dem Nest und brütet sie in den Brutanlagen, spart man die Brutzeit des Huhns. Eine gute Henne produziert weiter Eier und der Brutofen brütet sie aus.
Ökonomisch kann das sinnvoll sein, besonders wenn die Hennen nicht sicher auf dem Nest bleiben.


Bei Legehennen nur für die Eierproduktion, braucht es nie wieder einen Hahn und die Hühner legen täglich.
 
Wenn man Hunger hat, kann man auch das Huhn, die Ente oder die Gans schlachten, ohne warten zu müssen bis es seinen Nachwuchs ausgebrütet hat.
 
Am Nil gibt es in den Siedlungen Ratten, Mangusten, Warane und Schlangen. Da werden die Eier in einem Brutöfen vielleicht besser aufgehoben sein. Die Lebensweise der Fellachen hat sich doch wenig geändert. Wie ist es heute?
 
Wenn es diese Brutanlagen wirklich schon im alten Ägypten gegeben hat, es gibt wahrscheinlich kein "Praktisches Handbuch für den den Fellachen", würde es auch ein Beleg für den hohen Anteil der Gemeinschaftsarbeit und den Spezialisierungsgrad der Kultur der alten Ägypter sein.
 
Zur Erbrütung braucht es vergleichsweise niedrige Temperaturen um 37 Grad. Eine Überhitzung ist grundsätzlich schädlicher als eine Unterkühlung. Im ägytpischen Sommer sollte da tagsüber eher über Kühlung nachgedacht werden. Hinzu kommt noch das Problem der hohen Luftfeuchte. Sauerstoff muss auch noch vorhanden sein. Wie das mit einem Feuer betriebenen Ofen, wie von Plinius beschrieben, gehen soll, ist mir schleierhaft.

In der freien Natur gibt es übrigens auch Vögel, die ihre Eier nicht selbst ausbrüten, sondern in riesigen Komposthügel vergraben, sogenannte Großfußhühner.
Die entsprechende Arten kommen jedoch nur in Australien und einigen Pazifik-Inseln vor.
Selbige Methode, das Vergraben der Eier im Dünger/Mist, unterstellten Aristoteles und andere den Ägyptern. Klar ist nur diese Methode könnte funktionieren.

Im alten Ägypten - insbesondere im Delta - hatte übrigens das Einfangen von Wildgänsen, Kranichen usw. große Bedeutung. Die flugunfähigen Küken wurde eingefangen und gemästet. Das Raunben von Eiern ist ja auch möglich. Vielleicht mal als alternative Erklärung des Geflügelreichtums.
 
Es ist schon eine ganz hübsche Artenliste aus Ägypten bekannt. Meist waren es aber Alttiere auf dem Durchzug, denen man nachstellte. Kraniche und Wildgänse brüten dort gar nicht.
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/ANNA_88_89B_0323-0344.pdf
Bekannt ist die Darstellung der sibirischen Rothalsgans, die auch im Winter gar nicht regulär bis Ägypten kommt.
 

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Zur Erbrütung braucht es vergleichsweise niedrige Temperaturen um 37 Grad. Eine Überhitzung ist grundsätzlich schädlicher als eine Unterkühlung. Im ägytpischen Sommer sollte da tagsüber eher über Kühlung nachgedacht werden. Hinzu kommt noch das Problem der hohen Luftfeuchte. Sauerstoff muss auch noch vorhanden sein. Wie das mit einem Feuer betriebenen Ofen, wie von Plinius beschrieben, gehen soll, ist mir schleierhaft.

Irgendwo in den Links war vom ägyptischen Winter die Rede. Wie da die Nachttemperaturen sind, weiß ich gerade nicht.
Wäre einmaliges Einheizen nur in der Nacht plausibel und Plinius hat das falsch verstanden?
 
Ich halte den Bericht des Michael Heberer für glaubwürdig, da er ziemlich sachlich geschrieben ist und er, als Protestant, sich an anderen Stellen über den Glauben an Wunder auch durchaus kritisch äußert.
 
Wenn ich mich nun richtig erinnere waren das (die Öfen) große Steinplatten die von unten beheizt wurden , oben lagen dann die Eier in Sandschichten mit welchen man die Temperatur regulieren konnte, ich denke so ähnlich macht es das Termometherhuhn.
Ich weiß nur nicht mehr wo ich das gehört habe, werde mal suchen gehen.
 
Wieso?
Beim Rind habe ich Quellen gebracht, bei den Schnellboten hat man sie dan eh gefunden, zur Arena habe ich auch die Quelle gebracht, und ansonst ist es eigentlich immer korrekt gewesen, zumeist habe ich das ganze nicht zur Hand und muß suchen gehen, aber mein Gedächtnis ist eigentlich gut.
 
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