Emser Depesche

Also, ähem, Arne hats schon verlinkt, ich versuche es mal mit eigenen Worten, und Ursis Dokument ist auch so kompliziert: :D

Der olle Bismarck kriegt ne SMS aus Bad Ems (keine Ahnung wo das liegt, der Wilhelm schien aber auf nem Spa-Trip zu sein, im Wellness-Bereich von so nem Kurort für Rentner, und wird da angemacht). Einer aus dem Vor-EU-Frankreich hatte nämlich vom Wilhelm verlangt, auf die Thronfolge in Spanien zu verzichten. Davon wollte der Wilhelm nix hören, obwohl er von Malle noch keinen Plan hatte.

Das Simsen vom Bismarck hatte Folgen, weil der Bismarck das fies gecuttet der Presse steckte. Das nun fanden die Franzosen wenig cool, und erklärten gleich den Krieg.
 
Repo schrieb:
Der Witz an der Sache ist auch noch, dass der Sigmaringer Hohenzoller mit Napoleon viel näher als mit dem Berliner Wilhelm verwandt war. Die Familien Bonaparte und Hzl-Sig. waren auch seit Jahrzehnten befreundet, beides war in Spanien bekannt, und es wurde von daher kein Widerstand erwartet.

Die Spanier, hier Salazar und Prim, sicherten ja den Hohenzollern auch im Vorfeld zu, das sie den Franzmännern die Kandidatur schon auf eine Art und Weise verkauft bekommen würden, das dort kein Stress entstehen würde.

Der einzige, der die psychologischen Befindlichkeiten Frankreichs wohl richtig einschätzte, dürfte Bismarck gewesen sein.
 
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Der einzige, der die psychologischen Befindlichkeiten Frankreichs wohl richtig einschätzte, dürfte Bismarck gewesen sein.

Übrigens nutzte Delbrück (noch ohne Kenntnis der Akten des Auswärtigen Amtes) die Darstellung für eine erste "Einkreisungsthese".

Bismarck habe eine "Gegenmine" gelegt, um das kurz vor dem Abschluss stehende "Offensivbündnis" von Frankreich/Italien/Österreich-Ungarn (Verhandlungen seit 1868/69) gegen Preußen zu sprengen.

Offenbar betrieb Bismarck den Fall Anfang 1870 noch ohne Eile.
 
Schon zu diesem frühen Zeitpunkt gelangte Dellbrück zu dieser Einschätzung. Man oh man.

Interessant wäre zu wissen, wie Bismarck diese Bündnisverhandlungen tatsächlich einschätzte. Gerade Österreich-Ungarn und Italien in einem Bündnis, das war ja wohl nicht so ganz ohne.
 
Interessant wäre zu wissen, wie Bismarck diese Bündnisverhandlungen tatsächlich einschätzte. Gerade Österreich-Ungarn und Italien in einem Bündnis, das war ja wohl nicht so ganz ohne.

Das wäre der eine Faktor der Instabilität. Neben den "Baustellen" Luxemburg, Bayern und Spanien hatte Bismarck allerdings in dieser Phase wohl auf den festen Rückhalt Rußlands gesetzt, weswegen man die Vorgeschichte der Thronkandidatur auch als politisches Kampfmittel deuten kann, nach den gerade erfolgten Wahlen in Frankreich Napoleons Stellung weiter zu erschüttern ("das spröde Metall weicher zu machen"). Das würde noch in ein Konzept passen, auch in Frankreich Zustimmung zu den nationalen Vorgängen in Deutschland zu finden, ohne gleich die feste Absicht zum Krieg zu unterstellen.

Dittrich, Jochen: Bismarck, Frankreich und die Spanische Thronkandidatur der Hohenzollern - Die Kriegsschuldfrage von 1870
 
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Auch Baden war in gewisser Hinsicht eine Baustelle. Wollte der dortige Großherzog doch zügig in den Norddeutschen Bund aufgnommen werden und Wilhelm I unterstützte dieses Ansinnen auch. Das war natürlich gegen Bismarcks sorgfältig durchdachten Übelegungen, das eine Einigung nur mit Bayern und nicht gegen Bayern zustande kommen dürfe und Aktionen, die die Postion Hohenlohes gefährden würden, waren da eben nicht gerade willkommen.

Ja, die Wahlen hatte in der Tat Napoleon deutlich verloren und das destablisierte natürlich seine Stellung. Der Gedanke auf diesem Wege, der Neugestaltung der politischen Verhältnisse in Frankreich, zur deutschen Einheit zu gelangen ist bestechend aber, wie die weitere Entwicklung gezeigt hat, mit erheblichen Risikien verbunden gewesen.
 
Für ein Zustandekommen der Tripleentente wäre es unabdingbar gewesen, das Napoleon seine Truppen aus Rom abziehen musste. Das hatte Italien nochmals im September 1869, wo Italien seine grundsätzliche Bereitschaft zur Allianz erklärte, deutlich gemacht. Das wollte Napoleon ja eigentlich auch, aber als Ersatz hatte er in seinen Überlegungen spanische Truppen vorgesehen. Und das war dann ein Problem für Napoleon.

Des Weiteren ging Napoleon davon aus, auch wenn der Entwurf vom 10.Mai nicht unterzeichnet sprich ratifiziert worden war, das Österreich-Ungarn sich, genauso wie er selbst, moralisch gebunden fühlen würde. Nur hatte er da die Rechung ohne Beust gemacht, denn dieser gedachte im Falle eines französisch-preussischen Krieges neutral zu bleiben. Aber es erklärt, weshalb die französiche Diplomatie eigentlich gleich nach Bekanntwerden der Kandidatur Leopolds sehr agressiv zu Werke ging und auch indirekt mit Krieg drohte. Da wurde gleich zu Beginn des diplomatischen Tauziehens im Prinzip sämtliches Porzellan seitens Frankreich zerschlagen.
 
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