Lili
Aktives Mitglied
Mir ging es beim Erweitern des Zeiraums auch nur um das Verständnis der bayrisch-österreichischen Beziehungen.Ich habe ihn mit 1715 anfangen lassen, weil dies das erste Jahr ist, welches in den Thread hier passt. Ansonsten wäre ich mit Dir ja auch ganz d'accord.
Das stimmt, allerdings war es mit dem Tod Karls VI. auch vorbei mit der männlichen Habsburger Linie, entsprechendes Machtkalkül mag also durchaus eine Rolle gespielt haben.Nach 1740 sehe ich den Widerspruch zwischen den bayerischen und pfälzischen Wittelsbachern gegenüber dem Kaiser nicht mehr. Zuerst einmal gab es keinen Kaiser mehr, wobei dabei die Rolle des Reichsvikariats sicher nicht ganz unwichtig war. Dann war der Kaiser ein Vetter und es von daher nicht schwierig für den Pfälzer zum Kaiser zu stehen.
Frankreich war im Bündnis mit Bayern während des österreichischen Erbfolgekriegs auch eher halbherzig unterwegs. Warum sollten sie auch anders? Man sägt doch keine Großmacht ab, indem man einem anderen Adelshaus auf genau dessen Platz hievt.Nach dem Füssener Frieden schwenkten zumindest Bayern und später auch zunehmend die Pfalz auf einen prokaiserlichen Kurs ein. Wo da noch Frankreich sich was vormachte - vonwegen "Statthalter im Reich" als Rolle des pfälz. Kurfürsten - war das doch eher eine Einbildung.
Weil das schon damals recht usus war, dass die wichtigste Linie die anderen auf Kurs brachte. Man denke an die österreichischen Linien oder die albertinischen Nebenlinien.
Ein Harmonieren der verschiedenen Wittelsbacher Linien, welches zu einer gemeinsamen Außenpolitik führen sollte, wurde aber immerhin mit manchen Besuchen mit dem Charakter von Gipfeltreffen versucht.
Damit hast du zwar grundsätzlich recht, blendest aber gleichzeitig das ganze "innerfamiliäre Hickhack" aus, das bei derartig weitreichenden Entscheidungen, wie "stelle ich mich mit oder gegen den Kaiser" durchaus eine Rolle spielt. Hinzu kommt, dass die beiden Hauptlinien (Pflaz und Bayern) bzgl. ihres Rangs durchaus auf Augenhöhe waren, ein deutliches Über-/Unterordnungsverhältnis wie bei den Österreichern war also gar nicht so gegeben. Dementsprechend entsteht natürlich auch ein gewisser Konkurrenzdruck, der innerfamilär genauso funktioniert wie außerfamiliär. Aber lass uns doch einfach mal die Wittelsbacher Herrschenden gegenüberstellen:
- Kurfürst Karl Albrecht von Bayern - hatten wir schon pro Frankreich
- Kurfürst Karl III. Philipp von der Pfalz - hatten wir auch pro Kaiser
- Clemens August von Bayern, Erzbischof von Köln - hielt sich zwar aus dem österreichischen Erbfolgekrieg heraus, aber in Anbetracht all der Subsidien seitens Ludwig XV. wohl eher pro Frnakreich
- Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach, Fürstäbtissin von Essen - neutral
- Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken - pro Frankreich
Siehe oben. Was hätte Frankreich davon, die Habsburger abzusägen, damit sich die Wittelsbacher auf den nächsten dicken Ast setzen?Ausschluss des Kampfes gegen den Kaiser.