Von eckigen zu runden Befestigungstürmen

Gegenkaiser

Gesperrt
Eckige Türme sind einfacher zu bauen, aber hexagonale und vor allem runde Türme haben den Vorteil, Mineuren und Steinwurfgeschützen weniger Angriffsfläche zu bieten. Spätestens mit Einführung der Gegengewichtsblide im 12./13. Jh. und der Bombarde im 14. Jh. mussten Türme und Eckbastionen konsequent gerundet werden, um der erhöhten Durchschlagskraft der neuen Belagerungsmaschinen entgegenzuwirken.

Interessanterweise gab es einen vergleichbaren Trend bereits früher, im Altertum. Der hellenistische Militärtechniker Philo von Byzanz:

Philon suggests, therefore, that gates should be flanked by hexagonal, rather than rectangular, towers for three reasons: first, the obtuseangled corners of hexagons are less liable to damage than the right-angled corners of rectangles; secondly, a pair of hexagonal towers does not have the same tendency to channel glancing shot down the intervening corridor towards the gates as a pair of rectangular towers; thirdly, hexagons afford the catapults inside them better fields of fire.

Similarly battlements were rather vulnerable, and, we have noted for example, that Demetrius smashed them at Cyprian Salamis. Each battlement should, therefore, be constructed with a projecting angle, so that stone shot can only strike glancing blows. Philon concludes his description of outworks with the significant comment that a city must concentrate on these things because walls are easily taken by stonethrowers and galleries.

Aus: E.W. Marsden - Greek and Roman Artillery. Historical Development, S. 114
Kann man daraus schliessen, daß es vor der Erfindung der Artillerie nur eckige Türme im Befestigungsbau gab? Ja, ich weiß, der allerälteste Stadtmauerturm überhaupt, der von Jericho, ist rund konstruiert, aber in Ermangelung jedweder mechanischer Belagerungstechnik und damit entsprechender Abwehrmaßnahmen damals ist die Ähnlichkeit rein oberflächlicher Natur. Hat jemand schon einmal Rundtürme im altorientalischen Festungsbau gesehen? Ich jedenfalls nicht. Babylon, Hattusa, Fehlanzeige.
 
Eckige Türme sind einfacher zu bauen, aber hexagonale und vor allem runde Türme haben den Vorteil, Mineuren und Steinwurfgeschützen weniger Angriffsfläche zu bieten. Spätestens mit Einführung der Gegengewichtsblide im 12./13. Jh. und der Bombarde im 14. Jh. mussten Türme und Eckbastionen konsequent gerundet werden, um der erhöhten Durchschlagskraft der neuen Belagerungsmaschinen entgegenzuwirken.
Es gab aber auch nach dem Mittelalter zahlreiche Festungen mit eckigen Türmen ,die im 16. und 17. Jh. gebaut wurden. Selbst auf der, mit den damals fortschrittlichsten Befestigungsanlagen versehenen Insel Malta sieht man jede Menge eckige Türme.
Datei:Red Tower Malta 2009-2-2.jpg ? Wikipedia
Datei:2194 - Salzburg - Festung Hohensalzburg from Richterhöhe.JPG ? Wikipedia
Bei den Römern gab es schon runde Turmbauten wie man bei den Toren der aurelianischen Mauer in Rom sehen kann.
Datei:Roma-Porta San Paolo.JPG ? Wikipedia
 
In einem anderen Thread wird doch über die Megalith-Bauten auf den Balearen gesprochen. Die dort errichteten "Talayots" sind rund, wie auch die Nuraghen auf Sardinien und die Torres auf Korsika. Bleibt natürlich die Frage ob es tatsächlich Wehrbauten waren.
 

Anhänge

  • Bildschirmfoto 2011-03-27 um 21.38.34.jpg
    Bildschirmfoto 2011-03-27 um 21.38.34.jpg
    102,1 KB · Aufrufe: 596
Ein Vorteil der runden Form ist es, dass man für die gleiche Grundfläche weniger Baumaterial benötigt. Vielleicht spielte dieser Aspekt hier und da eine Rolle(?).
 
Kann man daraus schliessen, daß es vor der Erfindung der Artillerie nur eckige Türme im Befestigungsbau gab? Ja, ich weiß, der allerälteste Stadtmauerturm überhaupt, der von Jericho, ist rund konstruiert, aber in Ermangelung jedweder mechanischer Belagerungstechnik und damit entsprechender Abwehrmaßnahmen damals ist die Ähnlichkeit rein oberflächlicher Natur. Hat jemand schon einmal Rundtürme im altorientalischen Festungsbau gesehen? Ich jedenfalls nicht. Babylon, Hattusa, Fehlanzeige.

Nicht im orientalischen Festungsbau. In Portugal aber zum Beispiel gibt es aber aus der Kupferzeit eine Reihe kleiner bis mittelgroßer Befestigungen mit recht wuchtigen, an Bastionen erinnernden Mauerstrukturen, deren Türme eher rund sind. Eine der bekanntesten dieser Anlagen ist Zambujal. Hier ein Foto der Ober-"Burg":
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/e/ed/Zambujal-MK-1994-25-18.jpg

Die Ruinen direkt am Gehöft vergessen, das ist neueren Datums. Unterhalb davon aber gut erkennbar die kupferzeitlichen Befestigungen mit teils verwirrender, für diese Anlagen allerdings typischer Architektur. Zambujal war eine der größeren Anlagen, die äußeren Befestigungsringe sind auf dem Foto allerdings nicht sichtbar.
 
Ich wage fast zu behaupten, daß der Bau von Verteidigungstürmen sich nach der "Mode" des jeweilen Architekten richtete.

Es gibt wirklich nur den Grund, ob etwas rund oder eckig gebaut wurde, nach der Medothe des Baumeisters und seiner Fähigkeiten im Turmbau und ganz wichtig, in der Gründung des Fundamentes.
Es gibt je nach Form , Vor- und Nachteile, vor allem im direkten Angriff mit Geschossmaschinen oder Kanonen.

Ist der Turm rechteckig oder gar quadratisch, dann sind Geschosse nur wirklich wirksam, wenn diese direkt im 90 Grad- Winkel auf diese abgefeuert werden. Stehen diese nicht in 90ig Grad-Winkel, wird die Aufprallenergie gemindert, je nach Aufprallwinkel.

Ist der Turm rund, ist es für die Angreifer eigendlich leichter, den direkten Aufprallwinkel mit den Geschossaperaten zur erzeugen, was letzlich dazuführt, daß jeder Angriff, egal aus welcher Position im Rechten Winkel erfolgt und somit die gesamte Geschossenerige aufnimmt.

Nun bleibt also die Frage, was wirklich besser ist, ein runder Turm oder ein eckiger Turm?!
 
Nun bleibt also die Frage, was wirklich besser ist, ein runder Turm oder ein eckiger Turm?!

Dazu sei noch erwähnt, dass in der römischen Spätantike - als jene Befestigungsanlagen entstanden, die mit Fug und Recht als architektonische Vorläufer der mittelalterlichen Burgen gelten können - ein buntes Nebeneinander von Anlagen mit runden wie recht- und mehreckigen Türmen existierte. Rundtürme waren allerdings ein wenig häufiger.
 
Ich glaube auch, dass der jeweilige Baustil die Richtung vorgab. Babylonische und assyrische Bauten waren alle eckig. Bei den Römern waren runde Formen bei Theatern, Amphitheatern und Rundtempeln nichts ungewöhnliches und folglich gab es auch runde und halbrunde Türme.
Bei englischen und Schottischen Castles findet man sowohl eckige als auch runde Türme, auch noch nach dem Mittelalter. Ein Geschoss ablenken hätte nur ein Turm mit sehr kleinem Durchmesser gekonnt. Ein dicker Bergfried bot genügend Angriffsfläche für eine Kanonenkugel oder einen Steinbrocken da die Wölbung zu gering war.
 
Habe bei Marsden noch einmal weitergelesen und dort scheint er eher geneigt zu sein, die Einführung von hexagonalen Türmen als Reaktion auf das Aufkommen mechanischer Artillerie zu werten.
 
Zurück
Oben