Kegelbetontürme - Winkeltürme

Als Luftschutzbunker nicht architektonisch schön aber sicherlich sehr wirkungsvoll, oder?
Ja, als Winkel seine Türme entwickelte war Luftschutz in erster Linie unterirdisch, verbunden mit den üblichen Problemen, wie lange Bauzeit, Hohe Kosten, Bauverzügerungen aufgrund diverser Unwägbarkeiten (bspw. der jeweilige Grundwasserspiegel). Das Aussehen von oben macht die Hochbunker zum einen zu einem schwer zu treffenden Ziel, hinzu kommt, dass man weniger Baumaterial für die gleiche Schutzwirkung wie bei unterirdischen Bunkern hat (weil eine oberirdisch explodierende Bombe weniger schaden anrichtet, als eine die unterirdisch detoniert).

Hatte ich bisher auch nicht gesehen, oder es war mir nie aufgefallen, aber eine Zugfahrt durchs Ländle lässt einen Dinge entdecken, die wir so garnicht wahrnehmen.
Die Winkeltürme sind auch nicht die klassischen Standard-Zivilluftschutzbunker, vielleicht fallen sie einem deshalb auch nicht so auf, insbesondere nicht als Bunker. Standardmäßig dürfte man bei "Bunker" erstmal an die klassischen Tiefbunker denken, wer sich etwas mehr mit der Materie auseinander setzt, dem sind ggf. noch die Hochbunker geläufig, die aber größtenteils so gebaut wurden, dass sie sich "in das Stadtbild einfügen", sprich, von Piloten nicht als Luftschutzraum zu erkennen sind. Der Hochbunker München Blumenstraße bspw. gehört dazu, der auch heute nicht sofort als Bunker zu erkennen ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Hochbunker_Blumenstra%C3%9Fe_(M%C3%BCnchen)

Doch war der Luftkrieg in dieser Form, der solche Bunker notwendig erscheinen ließ, erst 10 Jahre später?
Intensive "Bunkerforschung" im Sinne eines zivilen Luftschutzraumes gab es beriets seit dem 1. Weltkrieg, einen entsprechenden Schub in der Forschung, gerade finanzieller Natur gab es ab der Machtergreifung 33.

Wie konnte eine Idee als Schutzfunktion entwickelt werden, wenn eine deratige Form von Krieg noch garnicht bekannt war?

Die Reihenfolge der Entwicklung, salop gesagt, daß Angebot und Nachfrage - Moment erscheint mir hier komplett verschoben.:S
Auch im 1. Weltkrieg gab es bereits Luftkrieg, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie im 2. Weltkrieg. Auch etliche kriegerische Auseinandersetzungen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen (exemplarisch sei hier der Luftangriff auf Gernika genannt) zeigen eigentlich, wie dringend erforderlich entsprechende Bunkeranlagen für ein Land sind, das sich auf einen Krieg vorbereitet.
 
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Das kann ich aus der Praxis bestätigen. Ich habe beruflich mit vielen Gebäuden aus den 30.er Jahren zu tun gehabt. Bei industriellen Bauten erscheinen ab Mitte der 30.er Luftschutzräume. Bei privaten Wohngebäuden setzt dieser Trend später ein aber trotzdem noch vor dem Beginn des Luftkrieges und teilweise überhaupt vor Kriegsbeginn. Es gab in der Industrie auch schon eine ganze Reihe passender Produkte wie Gasdichte Türen von zahlreichen Herstellern, Belüftungsgeräte, Gasfilter etc. Die Marke Dräger läuft einem dabei häufig über den Weg. Die Patente all dieser Gerätschaften müssen also noch vor dem Krieg angemeldet worden sein.

Anbei ein Foto von etwas von dem ich annehme, dass es Teil eines Belüftunggeräts/Gasfilters ist. Es war im Luftschutzraum eines industriellen Gebäudes zwischen dem eigentlichen Schutzraum und der Gasschleuse montiert. Leider ist das Teil während der Umbauarbeiten verschwunden bevor ich es sichern konnte. Der historische Wert solcher Teile wird allgemein leider nicht erkannt.
 

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Hoi Köbis

Ich finde „deine“ Spitzbunker bemerkenswert. Habe ich so noch nie gesehen...
Wir in der Schweiz kennen ähnliche Bunker, genannt „Zuckerstock“; "Kleinschutzraum System Schindler". Diese Bunker haben einen kugelförmigen, unterirdischen Schutzraum und einen eiförmigen, oberirdischen Zugangsraum…
Die Bunker gibt sie aber auch noch in gross.

Gruss Pelzer

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Interessantes Objekt, Pelzer. Im Gegensatz zu dem rein defensiven Winkelturm scheint er aber laut Zeichnung zur Verteidigung ausgelegt sein (so würde ich den knienden Schützen zu interpretieren).
Falls du die Legende dieser Zeichnung zur Hand hast. Was ist der Tank im ebenerdigen Raum? Druckluft?
 
Es gab in der Industrie auch schon eine ganze Reihe passender Produkte wie Gasdichte Türen von zahlreichen Herstellern, Belüftungsgeräte, Gasfilter etc.
Das Vorantreiben der Kriegsbereitschaft in Deutschland war mehr als deutlich. Hier mal eine Verhaltensanweisung aus dem Jahr 1938 (sic!): "Luftschutz, Gasschutz, Volksschutz - Gemeinverständliche Darstellung des Luftschutzes und der Bekämpfung der Gasgefahren":
1938 Luftschutz, Gasschutz, Volksschutz.jpg

Die Marke Dräger läuft einem dabei häufig über den Weg.
Stimmt, Dräger war auch eine der wenigen Firmen, die die Lizenz zum Bau der Winkeltürme hatte.

Anbei ein Foto von etwas von dem ich annehme, dass es Teil eines Belüftunggeräts/Gasfilters ist.
Schaut in der Tat nach Luftfilteranlage aus. Hier mal eine in ganz (mit bekanntem Firmennamen ;)):
Bunker Filteranlage.jpg

Leider ist das Teil während der Umbauarbeiten verschwunden bevor ich es sichern konnte. Der historische Wert solcher Teile wird allgemein leider nicht erkannt.
Oder eben doch, weswegen es auch verschwunden sein kann (es gibt Leute, die sammeln sowas). Allerdings stehen etliche Bunker doch auch unter Denkmalschutz, insbesondere doch dann, wenn sie heute nicht mehr als ziviler Luftschutzraum in Gebrauch sind.

Interessantes Objekt, Pelzer. Im Gegensatz zu dem rein defensiven Winkelturm scheint er aber laut Zeichnung zur Verteidigung ausgelegt sein ...
Nicht alle Winkeltürme waren rein defensiv, je nach "Träger" (hier insb. die Winkeltürme der Wehrmacht) waren Sie auch offensiv durch entsprechende Flakgeschütze ausgerüstet.
 
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Nicht alle Winkeltürme waren rein defensiv, je nach "Träger" (hier insb. die Winkeltürme der Wehrmacht) waren Sie auch offensiv durch entsprechende Flakgeschütze ausgerüstet.

Dazu ist mir kein Beispiel untergekommen. Hast du dafür ein Bild oder sonstiges? Bei der Verteidigung von Berlin wurde beklagt dass bei den Hochbunkern (Jeden Typs) keine Nahverteidigungsmöglichkeiten bestünden. Gemeint sind Schiessscharten die den Eingang decken. Insofern war mein vorheriger Kommentar falsch formuliert. Alle Bunker sind defensiv. Passiv hätte es heissen sollen.

In Zossen übrigens, war mindestens einer der Winkeltürme zerstört. Ob durch Bombentreffer oder nachträgliche Demolition ist mir nicht bekannt. Da die anderen aber Intakt waren, nehme ich an es war Kriegsschaden.
 
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Dazu ist mir kein Beispiel untergekommen. Hast du dafür ein Bild oder sonstiges?
Eher "oder sonstiges":
Untertürkheim
Ein Turm 1 für 500 Personen wurde in Untertürkheim am heutigen Karl-Benz-Platz (Insel-Straße / Mercedes-Straße) im Oktober 1939 begonnen. Das Bauwerk soll für den öffentlichen Luftschutz bestimmt gewesen sein, wird aber in den Unterlagen der Daimler AG als Anlage des Werksluftschutzes geführt.
Noch während der Bauarbeiten wurden signifikante Änderungen beschlossen. Statt des typischen spitzen Daches wurde eine Plattform mit 6 Metern Durchmesser aufgesetzt. Darauf wurde eine leichte Flak montiert.
Winkeltürme | Forschungsgruppe Untertage e.V.

Bei der Verteidigung von Berlin wurde beklagt dass bei den Hochbunkern (Jeden Typs) keine Nahverteidigungsmöglichkeiten bestünden. Gemeint sind Schiessscharten die den Eingang decken. Insofern war mein vorheriger Kommentar falsch formuliert. Alle Bunker sind defensiv. Passiv hätte es heissen sollen.
Allerdings gab es in Berlin auch entsprechende Flaktürme, die zeitgleich als Bunker genutzt wurden, wobei das natürlich kein Argument bzgl. Schießscharten - also Bodenverteidigung - ist. In dem Zusammenhang fällt mir ehrlich gesagt auch kein ziviler und werklicher Bunker ein, der entsprechende Verteidigungsmöglichkeiten gehabt hätte. Bei den Wehrmachtsbunkern kann ich es mir zwar vorstellen, kann es aber ad hoc nicht mit Sicherheit sagen. Dazu müsste ich nochmal blättern. Wobei ich zumindest ad hoc sagen kann, dass bei einigen spät gebauten Bunkern bspw. bereits Panzerschutz - allerdings auch nicht in Form aktiver Verteidigung - angebracht wurde, was bei früheren Bunkern nicht getan wurde. Ggf. hat man hierzu auch einfach die Möglichkeit des Bodenangriffs nicht früh genug in Erwägung gezogen.

In Zossen übrigens, war mindestens einer der Winkeltürme zerstört. Ob durch Bombentreffer oder nachträgliche Demolition ist mir nicht bekannt. Da die anderen aber Intakt waren, nehme ich an es war Kriegsschaden.
In Zossen standen insgesamt 19 Winkeltürme (alle Wehrmacht), von denen zwölf nach dem Krieg gesprengt wurden (so zumindest eine eher schlampige Eigenaufschreibung - die Quelle muss ich gerade schuldig bleiben, ich schau zu Hause aber gerne nach). Laut eben dieser Eigenaufschreibung gab es Bombenschäden an Winkeltürmen nur in den Focke-Wulf-Werken in Bremen, also ein Winkelturm von geschätzten 200 (wobei Pi mal Daumen nur gut 120 Winkeltürme heute bekannt sind).
 
Falls du die Legende dieser Zeichnung zur Hand hast. Was ist der Tank im ebenerdigen Raum? Druckluft?
Hoi Bdaian

Der „Tank“ ist die Tür in der Ansicht, kein Tank...
Diese Schindler-Bunker wurde oft bei Zeughäusern oder vergleichbaren Anlagen eingesetzt. Sie sollten dem Personal als Schutzraum dienen.

Hier die Patentschriften:
Kleiner Schindler-Bunker: Schweizer Patentschrift
Grosser Schindler-Bunker : Reichspatent

Gruss Pelzer

.
 

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Da habt ihr ja wirklich ein eigenwilliges Thema aufgefunden, dass interessant ist! Die Hochbunker der großen Städte sind heute ohne Vorwissen ja kaum sofort als solche zu erkennen.

Ich kann die Qualität der folgenden Website nicht recht einschätzen, doch scheint man sich hier wohl zu bemühen, alle Winkeltürme zu erfassen. Die Mainsite hat ebenfalls Bunker als Objekt.

Luftschutzturm Bauart Winkel
 
Bei den Wehrmachtsbunkern kann ich es mir zwar vorstellen, kann es aber ad hoc nicht mit Sicherheit sagen. Dazu müsste ich nochmal blättern.
Ich habe geblättert, es gab in der Tat Wehrmachtsbunker mit Verteidigung (bspw. die bereits erwähnten Flaktürme), allerdings war das nicht die Regel, sondern vielmehr die Ausnahme.

In Zossen standen insgesamt 19 Winkeltürme (alle Wehrmacht), von denen zwölf nach dem Krieg gesprengt wurden (so zumindest eine eher schlampige Eigenaufschreibung - die Quelle muss ich gerade schuldig bleiben, ich schau zu Hause aber gerne nach). Laut eben dieser Eigenaufschreibung gab es Bombenschäden an Winkeltürmen nur in den Focke-Wulf-Werken in Bremen, also ein Winkelturm von geschätzten 200 (wobei Pi mal Daumen nur gut 120 Winkeltürme heute bekannt sind).
Ich habe die Quelle: Waffen-Arsenal 175: "Luftschutztürme der Bauart Winkel 1934-1945"

Da habt ihr ja wirklich ein eigenwilliges Thema aufgefunden, dass interessant ist! Die Hochbunker der großen Städte sind heute ohne Vorwissen ja kaum sofort als solche zu erkennen.
Ja, so auch mein "Lieblingsbunker": Hochbunker Lazarettstraße Münster ? Wikipedia Wie eine Ritterburg - zumindest von außen, innen ist er wie jeder andere Bunker auch. Zu den Winkeltürmen ist mir noch was eingefallen: in Köln gibt es ein Winkelturm-Museum: Kölner Festungsmuseum - Außenstelle Winkelturm in Köln-Niehl

Ich kann die Qualität der folgenden Website nicht recht einschätzen, doch scheint man sich hier wohl zu bemühen, alle Winkeltürme zu erfassen. Die Mainsite hat ebenfalls Bunker als Objekt.

Luftschutzturm Bauart Winkel
Inhaltlich seriös, da 1:1 aus oben genannter Veröffentlichung zu den Winkeltürmen geguttenbergt :still:
 
Bewehrung...

Schau an, war der Luftkrieg in der massiven Art, wie nach 1940 praktiziert schon im Vorfeld erkennbar?

Sicherlich hatte es z.B. im 1.WK schon einen Aufruf des Kaisers gegeben, nicht nur den Wirtschaftskrieg zur See gegen England zu fahren, sondern auch mit dem neuen Kriegsmittel Flugzeug bzw. Luftschiff, den Krieg auch weit hinter die Front zu tragen.

Doch konnte zu dieser Zeit keiner erahnen, welches Ausmaß der Luftkrieg gegen eine Nation annehmen konnte.

.:still:

Die Rundform hat wirtschaftliche und statische Gründe. Kubus, Quadrat und Kreisform sind Anlagen mit dem geringsten Umfang (siehe hierzu auch die Vorgaben des RLM und die Entwurfsprinzipien zu Bunkern in der Bauentwurfslehre von Ernst Neufert, Ausgabe 1943/44).

Dazu ist die Kegelform ein wunderbarer Druckkörper, der kaum direkte Angriffsfläche bietet. Wirtschaftliche Geschoßhöhen liegen hier bei 2,10 m. Einzelobjektentwürfe wurden mit der Zeit durch standardisierte Typenentwürfe (OT-LS-Typenbunker) ersetzt (insbesondere ab 1942/43).

Grundrißformen sind meist sehr ähnlich: Zugang seitlich bzw. über Eck, dann Gasschleuse Innen, dann ein Rundraum mit rund angeordneten Betten, in der Mitte eine Doppel-T-förmige Stütz- und Trennwand...

Grüße

Vitruv
 
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