(Ver)wunderliche und kuriose Heilmethoden

Saint-Simone

Aktives Mitglied
Sicher hat jeder schon mal von Blutegeln und Aderlass gehört, oder davon, daß es mal üblich war Patienten mit Fieber u.ä. die Haare abzuschneiden. Oder hat mal ein Bild von Pestdoktoren im langen Mantel und mit Schnabelmaske gesehen. Aus heutiger Sicht sehen viele vermeintliche Heilmethoden oder Präventivmaßnahmen obskur und teilwese noch gefährlicher als Krankheiten aus.

Da ich keinen ähnlichen Thread finden konnte, mache ich hier einfach mal ein Kuriositätenkabinett der Medizingeschichte auf. Damit möchte ich mich nicht über all jene die ernsthaft versucht haben Krankheiten oder Gebrechen zu heilen, die nicht richtig verstanden wurden, lustig machen, sondern einfach eine kleine Sammlung der kuriosen Heilmethoden der Vergangenheit aufmachen.

Ich denke da zum Beispiel an den in diesem Beitrag von @ Brissotin angesprochenen Animalischen Magnetismus. Oder auch Dinge wie den von Samuel Pepys im 17. Jahrhundert in seinem Tagebuch erwähnten "frischen Hasenfuß" den er als Gesundheitsamulett bei sich trug. Oder aber auch an meinen Großvater, der fest davon überzeugt war, daß ein Kopfkissen aus Schafwolle gegen Mittelohrentzündungen helfe. Zum letzten sollte ich noch anmerken, daß es mir als kleines Kind zu helfen schien, weswegen ich noch immer keine Daunenkissen besitze - wenn's nicht geholfen hat, so hat es auch nicht geschadet.

Also, wer weiß was oder hat eine Anekdote? :winke:




Anm. an die Mods: Ich konnte per Suchfunktion keinen ähnlichen Thread finden. Sollte es den schon geben, bitte ich um Verschiebung. Danke!
 
Mein Großvater war der Meinung, bei schmerzendem Fuss hilft eine aufgelöste Aspirin, da hält man den Fuss hinein. (Nach dem Motto: wenns bei Kopfschmerzen hilft, dann auch am anderen Ende")
 
Im 30jæhrigen Krieg war wohl das "Ausbrennen" von Wunden ueblich. Das wird auch immer wieder gerne in Indianerfilmen gezeigt. Dass das ueberhaupt nicht gut ist, habe ich erst viel spæter erfahren....

Gruss, muheijo
 
Ich denke da zum Beispiel an den in diesem Beitrag von @ Brissotin angesprochenen Animalischen Magnetismus. Oder auch Dinge wie den von Samuel Pepys im 17. Jahrhundert in seinem Tagebuch erwähnten "frischen Hasenfuß" den er als Gesundheitsamulett bei sich trug.
Keine Anekdote, aber das ist diskutabel.

Der Fehler bei Mesmer war evtl., dass er Heilungen oder Fortschritte in den Zusammenhang mit den Magneten brachte. Dass Hypnosen wirksam sein können hingegen, ist ja wissenschaftlich offenbar belegt. ( Hypnose ? Wikipedia ) Man kann Mesmer also vielleicht für die "Wiederentdeckung" der Hypnose für die Medizin schätzen, aber eben das, was an seinem Vorgehen fragwürdig war, dennoch kritisieren.

Mich würde interessieren, ob die Komissionen die damals Mesmers Methodik
ablehnten, sich denn mit der Wirksamkeit der Hypnose überhaupt beschäftigt hatten oder kompetent in der Hinsicht waren.


Bei den Aderlässen sollte man auch diskutieren können, woran wir nun Kritik nehmen. Die gesundheitsförderlichen Aspekte des Aderlasses sind ja heute bekannt. Da war es vielleicht ein Fehltritt, wo es einfach nur angewendet wurde, da es als Allheilmittel galt.
Ich kann mich daran erinnern, dass dem Markgrafen von Bayreuth, so in den Memoiren der Wilhelmine zu lesen, lange ein Aderlass eben aus Bedenken, wie vielleicht Deinen intendierten im Eingangsbeitrag, versagt wurde. Als dann die Untertanen allzusehr danach schrien und es ganz schlecht um ihn stand, wendete man den Aderlass schließlich doch an und er überlebte die Krise. (Leider weiß ich nicht en detail, woran er litt, und ob der Aderlass wirklich der Heilung förderlich war oder ob Genesung und Aderlass zufällig zusammen fielen.)

Leider bin ich kein Mediziner und so ist es schwierig wirklich in den entsprechenden Fällen, wo es nicht spätere medizingeschichtliche Thesen gibt, über Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Heilmethoden wie denen des Aderlasses anhand von zeitgen. Beispielen zu spekulieren.


Meines Erachtens sollte man zwischen Aberglauben (wie den umgehängten Glücksbringern) und diskutablen Heilmethoden, die vielleicht bei bestimmten Anwendungsbereichen medizinisch-wissenschaftlich heute geschätzt werden, differenzieren.

PS:
Hätte mir bei einer dollen Erkältung ja mal gern auf einer Veranstaltung Schröpfköpfe aufsetzen lassen. Blöderweise hatte der Barbier nicht die richtige Größe dabei. Das ist ja typisch. :motz:
 
Auf dem Bau ist es seit Jahrhunderte üblich, auf eine verletzte Körperstelle zuerst mal vor allem anderen zu pinkeln.
 
Keine Anekdote, aber das ist diskutabel.

Der Fehler bei Mesmer war evtl., dass er Heilungen oder Fortschritte in den Zusammenhang mit den Magneten brachte. Dass Hypnosen wirksam sein können hingegen, ist ja wissenschaftlich offenbar belegt. ( Hypnose ? Wikipedia ) Man kann Mesmer also vielleicht für die "Wiederentdeckung" der Hypnose für die Medizin schätzen, aber eben das, was an seinem Vorgehen fragwürdig war, dennoch kritisieren.

Mich würde interessieren, ob die Komissionen die damals Mesmers Methodik
ablehnten, sich denn mit der Wirksamkeit der Hypnose überhaupt beschäftigt hatten oder kompetent in der Hinsicht waren.


Bei den Aderlässen sollte man auch diskutieren können, woran wir nun Kritik nehmen. Die gesundheitsförderlichen Aspekte des Aderlasses sind ja heute bekannt. Da war es vielleicht ein Fehltritt, wo es einfach nur angewendet wurde, da es als Allheilmittel galt.
Ich kann mich daran erinnern, dass dem Markgrafen von Bayreuth, so in den Memoiren der Wilhelmine zu lesen, lange ein Aderlass eben aus Bedenken, wie vielleicht Deinen intendierten im Eingangsbeitrag, versagt wurde. Als dann die Untertanen allzusehr danach schrien und es ganz schlecht um ihn stand, wendete man den Aderlass schließlich doch an und er überlebte die Krise. (Leider weiß ich nicht en detail, woran er litt, und ob der Aderlass wirklich der Heilung förderlich war oder ob Genesung und Aderlass zufällig zusammen fielen.)

Leider bin ich kein Mediziner und so ist es schwierig wirklich in den entsprechenden Fällen, wo es nicht spätere medizingeschichtliche Thesen gibt, über Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Heilmethoden wie denen des Aderlasses anhand von zeitgen. Beispielen zu spekulieren.


Meines Erachtens sollte man zwischen Aberglauben (wie den umgehängten Glücksbringern) und diskutablen Heilmethoden, die vielleicht bei bestimmten Anwendungsbereichen medizinisch-wissenschaftlich heute geschätzt werden, differenzieren.

PS:
Hätte mir bei einer dollen Erkältung ja mal gern auf einer Veranstaltung Schröpfköpfe aufsetzen lassen. Blöderweise hatte der Barbier nicht die richtige Größe dabei. Das ist ja typisch. :motz:


Recht hast du und gut, daß du es anbringst! Manche Methoden die oftmals heutzutage als sinnlos oder als Zeichen von Unwissen angesehen werden, sind in der Tat diskutabel.

Zur Hypnose kann ich leider wenig sagen, dazu fehlt mir schlichtweg das Wissen. Ich weiß nur, daß sie teilweise heute angewandt wird um Leuten das Rauchen abzugewöhnen (auf freiwilliger Basis versteht sich). Ich habe mir sagen lassen, daß es wirkt, weiß es aber nicht sicher.

Zum Aderlass: Ich stimme dir ganz zu, daß die allgemeine Anwendung als Allheilmittel, nicht aber die gezielte Anwendung zweifelhaft ist. Meines Wissens nach wird heutzutage Aderlass als Therapie, unter anderem bei einer bestimmten Sorte Porphyria ( Porphyria cutanea tarda ? Wikipedia ) angewendet. Leider weiß ich an dieser Stelle nicht, ob es die gleiche Sorte war unter der auch Georg III von England litt.


Nachtrag: Hier noch etwas mehr zum heutigen Gebrauch von Aderlass: http://de.wikipedia.org/wiki/Phlebotomie#Einsatz_in_der_heutigen_Medizin
 
Auf dem Bau ist es seit Jahrhunderte üblich, auf eine verletzte Körperstelle zuerst mal vor allem anderen zu pinkeln.

Hab' ich das jetzt richtig verstanden und es wird direkt auf die Wunde gepinkelt? Hmm, habe mal irgendwo gelesen, daß aus Mangel an destilliertem Wasser für verschiedene Medizin das Urin von männlichen Säuglingen benutzt wurde. Ich nehme mal an, daß soll die Wunde säubern?
 
Hab' ich das jetzt richtig verstanden und es wird direkt auf die Wunde gepinkelt? Hmm, habe mal irgendwo gelesen, daß aus Mangel an destilliertem Wasser für verschiedene Medizin das Urin von männlichen Säuglingen benutzt wurde. Ich nehme mal an, daß soll die Wunde säubern?


Zum medizinischen Hintergrund, kein Schimmer.
Den Fakt wird Dir jeder Bauarbeiter bestätigen. (und wieder fehlt flo...)

Ich habe mal vor vielen Jahren (aus anderen Gründen) einen Reprint erworben
Auszug:

Von der rothen Ruhr. ... Gieb einem Hund drey Tage nichts als Knochen, aber sperre ihn daneben ein. Dessen Koth ist wider alle Bauch-Flüsse. Zu mercken aber, daß das Weisse im dörren Koth, und zwar von einem weissen Hund, besser als von anderen sey. ... In jüngster rother Ruhr nahm ein benachbarter Edelmann Esels- und Säu-Koth, mischte Spinnweben darunter, und machte mit Menschen-Urin ein Cataplasma [Umschlag], so er seinem krancken Knecht warm übern Leib schlug, wovon sich mancher wohl befand. ... Wie kann aber Dreck so große Dinge tun? Unstreitig, daß ein häuffiges Saltz darin stecke, ... es ist über das im Koth der Lebens-Geist noch übrig. Kristian Franz Paulini: Heilsame Dreck-Apotheke, Franckfurt am Mayn 1734. Das Kapitel VIII. Von der rothen Ruhr, S. 163-171.
 
Aus dem Kapitel "Die häufigsten Geschlechtserkrankungen" [1]:

Onanie
Der therapeutische Vierschritt besteht aus folgenden Maßnahmen:

1. Als Eltern "scheue man die Mühe nicht, mehrmals des Nachts an sein [des Kindes] Lager zu treten und die Decke, ohne Rücksicht, ob es schläft oder wacht, zurückzuschlagen. Von solchen Untersuchungen oder Durchsuchungen bedroht, wird das betreffende Kind die Ausführung seines Lasters nicht mehr so leicht wagen"; [2]

2. "im Falle es dies dennoch tut, so lege man ihm grobe Fausthandschuhe an, welche am Handgelenk fest verknüpft werden."

3. "Auch kann man dem Kinde ein im Schritt vollständig geschlossenes, für den Rumpf und die Gliedmaßen einheitliches Kleid nachtsüber anlegen, welches in der Gegend des Geschlechtsteils durch Leder verstärkt ist, wodurch selbst die härtesten kleinen Sünder mürbe gemacht werden."

4. "Oder am sichersten einen Apparat, welcher jedes Berühren des Gliedes von seiten der Patienten unmöglich macht", die "Onanie-Bandage". "Dieselbe besteht aus einem gepolsterten Leibgurt, an welchem sich ein die Geschlechtsteile umgebender Drahtkorb aus dünnem verzinnten Draht befindet, [...] An dem hinteren, unteren Ende desselben sind zwei die Oberschenkel umschließende gepolsterte Riemen angebracht, welche an den Leibgurt mit kleinen Schlössern angeschlossen werden, so daß Kinder z.B. nicht imstande sind, sich die Bandage selbst zu lockern oder gar abzunehmen."

Onanie, geistige
Heilerfolge lassen sich insbesondere erzielen durch Luftbäder im Freien oder im Zimmer und durch Ganzwaschungen und Halbbäder nach Kneipp [3].
Zu "Hypnose und Suggestion" heißt es: "Man suggeriere dem Kranken Verachtung und Willen gegen erotische Vorstellungen, etwa in der Form, daß man ihm befiehlt, er werde bei jedem derartigen Gedanken sogleich laut Pfui sagen oder sich selbst einen Fausthieb versetzen u. dgl. mehr. Steht der Betreffende der Kirche nicht feindlich gegenüber, so kann man ihm auch suggerieren, stets in solchem Falle ein Vaterunser zu beten, da erotische Vorstellungen durch religiöse Gedanken am wirksamsten vertrieben werden."

Ergänzung: Die Ablenkung der Erregung hin auf die Teilnahme an Internetforen scheint hingegen von zweifelhaftem therapeutischen Wert, zumal vereinzelt berichtet wird, dass das Laster hierdurch erst recht zum Durchbruche gekommen oder gar ausgelöst worden sei.


[1] F. E. Bilz, Das neue Naturheilverfahren mit Einschluß der Biologie und aller verwandten Heilmethoden wie Kräuterheilverfahren, Homöopathie, Biochemie, Bestrahlungstherapie usw. Zweiter Band. Dresden 1925, S. 1010 ff.; hiernach auch das Folgende).
[2] Ich meine mich zu erinnere, dass es in einer früheren Auflage des Werks darüber hinaus hieß: "Auch drohe man mit dem Psychologen."
[3] "Die Zahl der Selbstmörder würde sich sofort jährlich um viele Tausende vermindern und die Irrenanstalten nicht so stark bevölkert sein, wenn die armen unglücklichen Opfer jugendlichen Leichtsinns auf dieses Verfahren aufmerksam gemacht würden."
 
Zuletzt bearbeitet:
4. "Oder am sichersten einen Apparat, welcher jedes Berühren des Gliedes von seiten der Patienten unmöglich macht", die "Onanie-Bandage". "Dieselbe besteht aus einem gepolsterten Leibgurt, an welchem sich ein die Geschlechtsteile umgebender Drahtkorb aus dünnem verzinnten Draht befindet, [...] An dem hinteren, unteren Ende desselben sind zwei die Oberschenkel umschließende gepolsterte Riemen angebracht, welche an den Leibgurt mit kleinen Schlössern angeschlossen werden, so daß Kinder z.B. nicht imstande sind, sich die Bandage selbst zu lockern oder gar abzunehmen."
Das klingt aber dann schon sehr von Mirabeau abgekupfert. In seinem "Der gelüftete Vorhang"* werden auch solche Vorsichtsmaßnahmen vom angeblichen Vater angewendet, der trotz seiner scheinbar teilw. seltsamen Neigungen als eine Art Ideal hingestellt wird.

Sehr gut passte damit Mirabeau, so widersprüchlich das klingen mag, zum Geist der Aufklärung und vor allem den zeitgenössischen, modernen Ansichten zur Erziehung.
"All das wurde im Sinne Rousseaus als "Zurück zur Natur" aufgefasst, obwohl schon den Zeitgenossen durchaus bewusst war, dass der Natur künstlich nachgeholfen werden musste, damit sie sich in der gewünschten Weise entwickelte. Vieles von dem, was dem Pädagogen von damals als natürlich galt, erscheint heute alles anderes als das - was nur die historische Bedingtheit jedes Natürlichkeitskonzepts veranschaulicht. So etwas setzte eine extreme Tabuisierung der kindlichen Sexualität und insbesondere der Masturbation ein..."
**

*
Honoré Gabriel de Riqueti, vicomte de Mirabeau: "Le rideau levé" 1786
**
Barabara Stollberg-Rilinger: "Europa im Jahrhundert der Aufklärung" Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2006
S. 164
 
Hab' ich das jetzt richtig verstanden und es wird direkt auf die Wunde gepinkelt? Hmm, habe mal irgendwo gelesen, daß aus Mangel an destilliertem Wasser für verschiedene Medizin das Urin von männlichen Säuglingen benutzt wurde. Ich nehme mal an, daß soll die Wunde säubern?

Ja es geht ums Auswaschen von " Dreck " .
Urin ist in der Regel steril ( ausser man hat bestimmte Infektionskrankheiten und ist Ausscheider ) - von daher kann Urin sogar besser sein als klares unabgekochtes Wasser.

Vom Trinken des "Eigenurins " halte ich allerdings nichts .....:pfeif:
 
Ja es geht ums Auswaschen von " Dreck " .
Urin ist in der Regel steril ( ausser man hat bestimmte Infektionskrankheiten und ist Ausscheider ) - von daher kann Urin sogar besser sein als klares unabgekochtes Wasser.

Vom Trinken des "Eigenurins " halte ich allerdings nichts .....:pfeif:

Dank' dir für die Aufklärung :)winke:) und, äh, welchen Sinn soll der "Genuß" des Eigenurins haben? Das mit der Sterilität verstehe ich ja, aber in meiner begrenzten Kenntniss handelt es sich bei Urin um ein Abfallprodukt des Körpers, weswegen mir der Zweck oder vermeintliche Zweck schleierhaft ist.
 
Dank' dir für die Aufklärung :)winke:) und, äh, welchen Sinn soll der "Genuß" des Eigenurins haben? Das mit der Sterilität verstehe ich ja, aber in meiner begrenzten Kenntniss handelt es sich bei Urin um ein Abfallprodukt des Körpers, weswegen mir der Zweck oder vermeintliche Zweck schleierhaft ist.
Das ist das homöopathische Prinzip :"behandle Gleiches mit Gleichem" nach Hahnemann
Idee: das was krank gemacht hat, sammelt sich auch im Urin, in homöopathischer Verdünnung "genossen" aktiviert es die Selbstheilungskräfte des Körpers gegen genau diese krankmachende Ursache

so die Theorie


Edit: so manch einer würde allein die Homöopathie auch schon zu den "verwunderlichen" Heilmethoden rechnen wollen. Aus diesem Grund, der Vollständigkeithalber:
http://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Hahnemann
 
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Das ist das homöopathische Prinzip :"behandle Gleiches mit Gleichem" nach Hahnemann
Idee: das was krank gemacht hat, sammelt sich auch im Urin, in homöopathischer Verdünnung "genossen" aktiviert es die Selbstheilungskräfte des Körpers gegen genau diese krankmachende Ursache

so die Theorie


Danke! Ich glaube, ich persönlich werde trotz solcher Theorien weiter lieber Wasser, Kaffee, Tee, Bier, Wein etc zu mir nehmen, und die Selbstheilungskräfte anderweitig unterstützen, falls nötig... :S


Aber zum Thema Theorien fiel mir noch eine Theorie mit praktischer Anwendung an - im Laufe des 17. Jahrhunderts war es in England üblich, daß frau in den Wehen ein Hemd des Kindsvaters tragen sollte. Die Theorie dahinter war, daß sich dadurch ein Teil der Geburtsschmerzen auf denselbigen übertragen sollte.
 
, daß frau in den Wehen ein Hemd des Kindsvaters tragen sollte. Die Theorie dahinter war, daß sich dadurch ein Teil der Geburtsschmerzen auf denselbigen übertragen sollte.


Da fällt mir ein uralter Witz von einer Hebamme die einen Wunsch von einer guten Fee erfüllt bekommt, und einen Briefträger der sich in heftigen Schmerzen im Kandelgraben windet.
Nach dem Motto "die Mutter ist immer gewiss, der Vater nie"
 
Die Theorie dahinter war, daß sich dadurch ein Teil der Geburtsschmerzen auf denselbigen übertragen sollte.

:D lach, das wär fein, wenn das klappen würde - nun ja, heute dürfen sich die Väter "das Elend" ja live mitanschauen, da tuts dann auch mal ein ordentlicher Fingerquetscher von seiten der Frau :D

Gerade fällt mir noch eine nette Anekdote aus Rottweil ein: Aderlass gegen Rennitenz!

Gefangene wurden früher in das "Schwarze Tor" gesperrt. Der Torturm liegt aber relativ weit oben in der Stadt und die Straßenzüge sind derart angeordnet, dass das ganze wie ein Schalltrichter funktioniert. Nun kam es wohl oft vor, dass Gefangene (vorzugsweise nächtens) derart in ihrem Gefängnis schrien und heulten, dass die ganze Stadt wach gehalten wurde. In solchen Fällen schickte man den Bader in den Turm und der "verabreichte" den Aderlass - bis zur Bewusstlosigkeit.

Es hat geholfen, für ein paar Tage war Ruhe im Turm und vom beauftragten Bader wurde postuliert, dass der Aderlass ein probates und unschlagbares Mittel zur Bekämpfung von Rennitenz und bösen Geistern sei.... quod erat demonstrandum....
 
Das klingt aber dann schon sehr von Mirabeau abgekupfert. In seinem "Der gelüftete Vorhang"* werden auch solche Vorsichtsmaßnahmen vom angeblichen Vater angewendet, der trotz seiner scheinbar teilw. seltsamen Neigungen als eine Art Ideal hingestellt wird.

Sehr gut passte damit Mirabeau, so widersprüchlich das klingen mag, zum Geist der Aufklärung und vor allem den zeitgenössischen, modernen Ansichten zur Erziehung.
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*
Honoré Gabriel de Riqueti, vicomte de Mirabeau: "Le rideau levé" 1786
**
Barabara Stollberg-Rilinger: "Europa im Jahrhundert der Aufklärung" Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2006
S. 164


Darf man noch etwas ergänzenden Kontext hinzufügen? ;)

Ich stimme dir mit deiner Einschätzung Mirabeaus zu, und wollte nur das Umdenken zum Thema "Onanie" noch etwas vertiefen. Zwar hat die Geistlichkeit diese als Sünde verdammt, jedoch wurde sie vor dem 18. Jahrhundert von vielen Medizinern als Heilmittel für verschiedene Krankheitsbilder verstanden. Richard Burtons "Anatomy of Melancholy" (1621) rät vor allem schwermütigen Frauen dazu, die unter sexuellen Frustrationen litten. Andere Werke rieten Männern ebenso dazu, mit der gleichen Begründung. Ein Umdenken scheint im Laufe des 18. Jahrhunderts stattgefunden zu haben. Onanie wurde als schädlich verstanden und konnte allerlei medizinische Folgen haben, die von verstärktem Haarwuchs bis hin zu Wahnsinn reichten.*

Meines Verstehens nach fand eine Reduktion im Verständnisses menschlicher Sexualität statt, und nur der Akt zwischen Mann und Frau wurde als "natürlich" angesehen. (An dieser Stelle eine cleverere Brücke zu Rousseau, seine Ansichten über Natur und den Roman "Émile", aber leider ärgere ich mich jedesmal über Rousseau wenn ich etwas über ihn sagen oder schreiben will, deswegen belasse ich es einfach dabei, daß Rousseau ebenfalls der Ansicht war, daß Onanie schädlich sei, und das das Verständnis einer solch eingeschränkten menschlichen Sexualität wie du schon gesagt hast in das zeigenössisch moderne philosophische Verständnis von Mensch und Natur passte.)


* Quelle für diesen Absatz ist eine Zusammenfassung von: Julie Peakman (2004) "Lascivious Bodies: A Sexual History of the Eighteenth Century ( deutsch: Lüsterne Körper: Eine Sexualgeschichte des 18. Jahrhunderts)", Atlantic Books, London. Seiten: 275-277
 
Zuletzt bearbeitet:
Da fällt mir ein uralter Witz von einer Hebamme die einen Wunsch von einer guten Fee erfüllt bekommt, und einen Briefträger der sich in heftigen Schmerzen im Kandelgraben windet.
Nach dem Motto "die Mutter ist immer gewiss, der Vater nie"

Vielleicht erklärt das die Legende, daß die Kindsväter ins Wirtshaus geschickt wurden um zu warten- der Alkohol hat die übertragenen Schmerzen gelindert? :D


:D lach, das wär fein, wenn das klappen würde - nun ja, heute dürfen sich die Väter "das Elend" ja live mitanschauen, da tuts dann auch mal ein ordentlicher Fingerquetscher von seiten der Frau :D

Gerade fällt mir noch eine nette Anekdote aus Rottweil ein: Aderlass gegen Rennitenz!

Gefangene wurden früher in das "Schwarze Tor" gesperrt. Der Torturm liegt aber relativ weit oben in der Stadt und die Straßenzüge sind derart angeordnet, dass das ganze wie ein Schalltrichter funktioniert. Nun kam es wohl oft vor, dass Gefangene (vorzugsweise nächtens) derart in ihrem Gefängnis schrien und heulten, dass die ganze Stadt wach gehalten wurde. In solchen Fällen schickte man den Bader in den Turm und der "verabreichte" den Aderlass - bis zur Bewusstlosigkeit.

Es hat geholfen, für ein paar Tage war Ruhe im Turm und vom beauftragten Bader wurde postuliert, dass der Aderlass ein probates und unschlagbares Mittel zur Bekämpfung von Rennitenz und bösen Geistern sei.... quod erat demonstrandum....


Frei nach dem Motto "Operation gelungen. Patient tot." :pfeif: Zu solcherlei Trugschlüssen oder zweifelhafter Logik fielen mir dann wieder die Pestärzte in ihrem seltsamen Aufzug ein, wobei davon ausgegangen wurde, daß wohlriechende Kräuter in der Schnabelnase und lange Ledermäntel vor bösem Miasma schützen. Einen gewissen Schutz hat anscheinend beides geliefert, aber aus anderen Gründen. Der üble Geruch, oder das "Miasma" waren anscheinend auch der Grund, warum die Stadt Edinburgh anlässlich des letzten Pestausbruches im 17. Jhdt, Leute dafür bezahlte, daß sie die Zimmer der jüngst Verstorbenen ausräumten, alles verbrannten und dann alle Räume mit wohlriechenden Kräutern (oder in diesem Falle eine Menge Ginster) ausräucherten. Es sollte halt wieder gut riechen, und hatte den Nebeneffekt, daß es auch Flöhe umbrachte. Hat jedenfalls die Museumsführerin gesagt...
 
Aber zum Thema Theorien fiel mir noch eine Theorie mit praktischer Anwendung an - im Laufe des 17. Jahrhunderts war es in England üblich, daß frau in den Wehen ein Hemd des Kindsvaters tragen sollte. Die Theorie dahinter war, daß sich dadurch ein Teil der Geburtsschmerzen auf denselbigen übertragen sollte.
Noch verrückter: Es gab bei einigen Völkern (Kariben) die Sitte, dass die Frauen danach sofort wieder ans Tagewerk mussten und die Männer sich dafür ins Kindbett legten. Gelesen habe ich es in einer 1960er Ausgabe von "Das Tier" (Grzimek). Es muss aber bessere Quellen geben (Humboldt?).
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei einigen merkwürdigen Behandlungsmethoden mag auch ein Placebo-Effekt eine Rolle spielen (Placebo ? Wikipedia).

Man hat die Erwartung, daß ein Heilmittel hilft und so werden noch "Selbstheilungskräfte" (hoffe, daß dies nicht zu esoterisch klingt) aktiviert.
 
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