Wer war in einer mittelalterlichen Stadt ausgeschlossen?

Cyberbob

Neues Mitglied
Hallo Leutz,

ich muss ein Projekt für Geschichte fertig machen mit der Überschrift: Stadtbevölkerung. Und mir wurde folgende Frage gestellt: "Wer ist ausgeschlossen?"
Versteht ihr, was ich meine? Ich finde darüber nichts.
Danke im Vorraus
MfG
 
Ausgeschlossen von was?

Von bestimmten Berufen? Vom Kirchgang? Von der politischen Mitbestimmung? Von der Nutzung des Marktes? Vom Kneipenbesuch?

Das müsste schon konkreter formuliert werden. Möglicherweise hilft aber auch schon dieser Link, der - Achtung - die Verhältnisse allerdings sehr pauschalisierend beschreibt: Basiswissen Städte im Mittelalter
 
also ausgeschlossen von der stadt allgemein? ich kenn mich da nicht wirklich so aus. wie gesagt von der stadt ausgeschlossen. vllt hilft dir das weiter..
 
Und wir sollen Dir jetzt hier Deine Liste zusammenstellen? Hast Du den Link von floxx eigentlich angeklickt?

Mach doch mal Vorschläge, dann können wir das kommentieren.
 
Der Ehrbegriff wäre da zum Beispiel wichtig. Manche Berufe waren gelinde gesagt negativ konnotiert. Der des Henkers zum Beispiel. Und diese Schande konnte durch Kontakt auf andere übergehen. Das ging so weit, dass Männer aus Scham die Stadt gewechselt haben oder sogar Selbstmord begangen wurde, da man aus Versehen (unwissentlich) mit einem Henker zusammen gezecht hatte. Juden waren ebenfalls aus vielem ausgeschlossen, auch wenn die so genannte Ghettobildung erst relativ spät auf äußere Einflüsse (z.B Verordnungen) zurück zu führen ist, man ballte sich von alleine in einer Gegend.. aber wie gesagt kann man, ohne genau zu wissen was du suchst hier viel und weitschweifig reden.
 
´Mal ganz davon abgesehen,daß sich dies vom Früh- über das Hoch- bis zum Spätmittelalter auch noch veränderte.- So waren die Juden im frühen Mittelalter in den SchUM-städten ein integrierter Teil der Stadtbevölkerung und übernahmen sogar Verteidigungsaufgaben an der Stadtmauer.
Im Spätmittelalter im Zeichen der Ghettoisierung war das undenkbar.
 
Ergänzend zu dem kann ich Sekundärliteratur zum Thema "Randgruppen", d.h. aus der mittelalterlichen Gesellschaft ausgeschlossenen bzw. rechtlich/ sozial eingeschränkten Gruppen nennen:

Bernd-Ulrich Hergemöller (Hg.): Randgruppen der spätmittelalterlichen Gesellschaft. Warendorf, mehrere Auflagen.

Darin wird genauer auf Berufe, religiöse Gruppen (etwa Henker, Bader, Hebammen, Spielleute, Hexen und Juden) jeweils in eigenen Aufsätzen mit vielen Details und Literaturhinweisen eingegangen.
 
´Mal ganz davon abgesehen,daß sich dies vom Früh- über das Hoch- bis zum Spätmittelalter auch noch veränderte.- So waren die Juden im frühen Mittelalter in den SchUM-städten ein integrierter Teil der Stadtbevölkerung und übernahmen sogar Verteidigungsaufgaben an der Stadtmauer.
Richtig.Juden waren sogar sehr geachtet und als Geldverleiher hoch angesehen.Bei vielen grossen Finanzangelegenheiten rief man die Juden zusammen damit sie bezeugen sollten das der Käufer oder Verkäufer keine Schulden bei ihnen hatte.

Ausgegrenzt waren wie gesagt Henker aber auch Schlachter,die oft ein und dieselbe Person waren.Auch Irre wie man sie damals nannte wurden ausgegrenzt.
 
Für diese Behauptung hätte ich gerne eine Quellenangabe. Das Henker ausgeschlossen und zeitgleich oftmals hoch angesehen waren (aufgrund der zwiespältigkeit ihrer Rolle vor allem im späten Ma und ihren notwendigerweise hohen Kenntnissen der Anatomie (sofern man auch köpfen konnte musste man wissen wo/wie, zum Foltern musste man wissen wie man jmd verletzen kann ohne ihn zu töten etc), habe ich bereits mehrmals gelesen, aber Schlachter/Metzger, die sogar in Zünften organisiert waren, zeitgleich so unehrenhafte Tätigkeiten übernahmen wäre, für meine Kenntnisse des Mittelalters, eher untypisch
 
Das Henker teilweise ausgeschlossen waren (das war in Deutschland nicht überall gleich.. Stichwort Nord-Süd Gefälle, Henker waren nicht überall ähnlich "geächtet" wie woanders).

Was du wohl überlesen hast ist meine Frage bezüglich deiner Behauptung, Henker/Schlachter in Personalunion. Schlachter waren bereits sehr früh in Zünften organisiert. Henker nicht. Und dafür möchte ich nun eine Erklärung.

Des Weiteren ist unter deinem Link keine Quelle zu finden, lediglich viele Angaben ohne Quellenangaben... soll ich das nun so schlucken oder bekomm ich nen Tee dazu? ;)

Zu deinen Aussagen zu Juden, vor 1096 waren Juden sehr gut angesehen (teilweise und ebenfalls teilweise gut integriert), danach.. nunja.. wenn du Quellen hast kannste die bestimmt in deiner (hoffentlich noch weit in der Zukunft liegenden) Promotion verwenden..
 
Zuletzt bearbeitet:
henker waren, wie mein vorredner sagte, keinesfalls überall gänzlich ausgeschlossen. in einigen regionen deutschlands, vor allem im norden, waren sie sogar sehr angesehen, während es sich im süden eher zum gegenteil kehrte. im allgemeinen muss ich sagen, dass die von dir zitierte quelle sehr mit den typischen negativen klischees über henker beladen ist, eigentlich nur negatives über sie berichtet. ich habe weiter oben ein buch erwähnt, in der sich auch ein aufsatz dem henker einzeln widmet - und, so wie ich es gesehen habe, gerade mit diesen klischees aufräumt. ich könnte jetzt jeden einzelnen punkt, der auf der seite steht, anhand dieses aufsatzes und weiter aufsätze zu dem thema, versuchen, zu widerlegen, aber ich habe leider die notizen, die ich mir dazu gemacht habe, gerade nicht zur hand. aber auf jeden fall kann ich auch bestätigen, dass henker nicht auch schlachter waren... das ist wohl ein gerücht fußend darauf, dass ihre arbeit blutig war. aber es gab viele henker, die neben ihrem 'regulären' beruf auch als ärzte und chirurgen arbeiteten, weil sie sich nämlich genau wegen ihres berufes mit anatomie auskannten, da sie ja lernen mussten, wo man einen menschen treffen muss, um ihn schnell zu töten, denn eine misslungene hinrichtung sorgte für einen schlechten ruf des henkers. die leute suchten ihn gerne auf, wenn sie medizin benötigten. so brauchte man den henker, einerseits dafür, dass er urteile vollstreckte und einem half, wenn man krank war, aber gleichzeitig fürchtete man sich vor ihm und mied ihn wegen seiner tätigkeiten... es war ein dilemma.
 
[/QUOTE]Was du wohl überlesen hast ist meine Frage bezüglich deiner Behauptung, Henker/Schlachter in Personalunion. Schlachter waren bereits sehr früh in Zünften organisiert. Henker nicht. Und dafür möchte ich nun eine Erklärung.[/QUOTE]Es stimmt das die Schlachter in Zünften organisiert waren aber sie mussten in vielen Städten ausserhalb der Stadtmauern arbeiten und oft auch Leben.Ist für mich auch eine Art ausgrenzung.
[/QUOTE]Zu deinen Aussagen zu Juden, vor 1096 waren Juden sehr gut angesehen (teilweise und ebenfalls teilweise gut integriert), danach.. nunja.. wenn du Quellen hast kannste die bestimmt in deiner (hoffentlich noch weit in der Zukunft liegenden) Promotion verwenden.[/QUOTE]Das habe ich in einem Buch gelesen das anlässlich einer Ausstellung über die Geschichte der Juden in meiner Heimatstadt heraus gegeben wurde.

Mensch bin zu Blöde um mehrfach zu zitieren.:rotwerd:
 
Ein Buch ist wiederum keine Quelle, ließ dir mal die Definition einer Quelle für die Geschichtswissenschaft durch. Ein Buch gehört zur sekundärliteratur, dort sind dann (wenn es denn ein brauchbares Buch ist), Quellen angegeben. Es gibt ja auch Bücher die mit angeblicher Quellenarbeit die hirnrissigsten Dinge aufwärmen/beweisen wollen (hier möchte ich nun nicht unbekannterweise dein angesprochenes Buch in den Dreck ziehen ohne es zu kennen , Bsp. Kopp Verlag).

Dein Link hat aber, nach meiner Meinung oftmals nur stereotypen aufgezählt.

Das Schlachter außerhalb der Stadt gewohnt haben, davon weiß ich nichts, meinst du eventuell die Abdecker? Das ist was anderes. Oder du meinst Schlachter die außerhalb der Bannmeile siedeln mussten (vor ihrer Abschaffung), um eben die in der Stadt ansässigen Schlachter, die mitunter eigene Bezirke hatten (Zunftbezogen) wo sie gesiedelt haben. Und die "Schlachtbänke" (oder wie diese Marktsände nochmal genannt wurden, an welchen Schlachter ihre Ware anbieten durften), waren ja ebenfalls innerhalb der Stadtmauern.
 
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