Das Verhältnis zwischen Friesen und Franken

ahmed

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Hallo,
ich habe im Internet gelesen,dass die Franken,die Gründer des deutsch-römischen Reiches,Friesland erobert haben.Mich intessiert
1.Waren die Franken damals bereits deutschsprachig?Die Germanen hatten ja verschiede Sprachen.
2.Wie war das Verhältnis zwischen Franken und Friesen vor der Eroberung Frieslands?
 
1.Waren die Franken damals bereits deutschsprachig?Die Germanen hatten ja verschiede Sprachen.
Die Franken der Merowingerzeit und der Karolingerzeit sprachen eng miteinander verwandte althochdeutsche Dialekte - das althochdeutsche ist quasi die Vorgängersprache des Mittelhochdeutschen und dieses wiederum des Neuhochdeutschen.
Die Sprache der Franken unterschied sich etwas von der Sprache der Sachsen und von der Sprache der Friesen: das altsächsische (z.B. der Heliand) und das altfriesische zählen zu den nordsee-germanischen Sprachen, die altfränkischen Dialekte zählen zu den rhein-weser-germanischen Sprachen.
 
2.Wie war das Verhältnis zwischen Franken und Friesen vor der Eroberung Frieslands?
das war längere Zeit gespannt, denn sowohl die Franken als auch die Friesen expandierten - so gerieten sie aneinander. Die Frisia magna (so der Name für die größte Ausdehnung der Friesen im frühen Mittelalter) kontrollierte den Nordseehandel. Beginnend mit Karl Martell setzte die fränkische Eroberung der Friesen ein, welche Karl der Große dann vollendete, sodass die Friesen von den Karolingern erobert waren, also Teil des fränkischen Reiches geworden waren.

ich muss noch ergänzen, dass ein weiterer Konfliktgrund in der unterschiedlichen Religion war: die Franken waren christianisiert, die Friesen waren Heiden (z.B. schickte der Friesenfürst Radbod mehrere Missionare wieder fort)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, zwar haben die Friesen Bonifatius umgebracht, aber das geschah , während getauft werden sollte. Ob das allerdings jetzt war, weil die Friesen, die Bonifatius umbrachten, dies wegen des Glaubens taten, oder ob zwei friesische Verbände verfeindet waren und die Missionare nur zur falschen Zeit am falschen Ort?
Es gab also schon vor der Eroberung durch die Franken Christen bei den Friesen.
Und so ganz erobert wie Bayern haben die Franken Friesland auch nicht, denn die fränkische Grafschaftsverfassung wurde nicht eingeführt.

Wahrscheinlich sahen die Franken Friesland als ein Teil ihres Reiches und die Friesen wussten nix davon ;-)
 
Und so ganz erobert wie Bayern haben die Franken Friesland auch nicht, denn die fränkische Grafschaftsverfassung wurde nicht eingeführt.

Zumindest in Westfriesland und Mittelfriesland wurde eine Grafschaft eingerichtet, aus der Holland hervorging. Die Friesen wurden außerdem vom 9-10. Jahrhundert von den Nordmannen beherrscht und waren damit faktisch vom fränkischen Reich losgelöst. Erst unter den letzten Karolingen und den ersten Ottonen wurde Friesland wieder in die fränkische Reichsverwaltung integriert nachdem die Nordmannen zurückgedrängt werden konnten. Neben dem Grafen von Holland hatte auch der Bischof von Utrecht eine dominierende politische Bedeutung bei den Friesen.
 
jetzt wackele ich aber ein wenig mit dem Haupte
Holland auf die darin enthaltenen friesischen Landesteile zu reduzieren, ist gewagt.
Wie gesagt, die Franken waren sich mit den Friesen in Hinsicht der Herrschaftsverhältnisse nicht einig, die Bedeutung eines Bischofs steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.

Friesland, könnte man sagen, war mit dem Reich "assoziert", in sich aber recht eigenständig, mit eigenem Landrecht , zumindest Ostfriesland
 
Zumindest in Westfriesland und Mittelfriesland wurde eine Grafschaft eingerichtet, aus der Holland hervorging. Die Friesen wurden außerdem vom 9-10. Jahrhundert von den Nordmannen beherrscht und waren damit faktisch vom fränkischen Reich losgelöst. Erst unter den letzten Karolingen und den ersten Ottonen wurde Friesland wieder in die fränkische Reichsverwaltung integriert nachdem die Nordmannen zurückgedrängt werden konnten. Neben dem Grafen von Holland hatte auch der Bischof von Utrecht eine dominierende politische Bedeutung bei den Friesen.
Haben die Friesen zur Zeit der nordmannischen Regierung die Sprache der Nordmannen gesprochen?
 
Ein sehr prominenter Graf von Holland, nämlich (König) Graf Wilhelm von Holland, kam bei einem Feldzug gegen die Friesen ums Leben, weil sein Pferd angeblich ins Eis einbrach. Er war (allerdings keineswegs einstimmig) zum deutschen König gewählt worden.
Am 26. September 1345 besiegten aufständische Friesen eine große Armee des Grafen Wilhelm III. von Holland und Seeland bei Staveren (dazu gibt es ein Kapitel bei Kelly de Vries: Infantry warfare in the early fourteenth century).
 
Holland auf die darin enthaltenen friesischen Landesteile zu reduzieren, ist gewagt.
Wie gesagt, die Franken waren sich mit den Friesen in Hinsicht der Herrschaftsverhältnisse nicht einig,...

Holland mag freilich nicht auf friesische Gebiete beschränkt gewesen sein, sicher, aber die ersten Vertreter des Grafenhauses amtierten im späten 9. Jahrhundert als "Grafen der Friesen", wie bsw. Gerolfum [Gerolf (+ 889)]... comites Fresorum. Es gab also von fränkischer Seite aus Bestrebungen die Friesen in die Reichsverwaltung zu integrieren, ab dem frühen 10. Jahrhundert begannen sich die Grafen von Holland zu nennen (Theodericus [Dirk I.]...Holtlandensis comes). Aber noch im 11. Jahrhundert wurde Holland mit den Friesen assoziiert. Der flämische Graf Robert I. wurde "der Friese" genannt, weil er für seinen Stiefsohn Dirk V. einige Zeit lang die Regierung in Holland wahrgenommen hatte.
 
Die Frisia magna (so der Name für die größte Ausdehnung der Friesen im frühen Mittelalter) kontrollierte den Nordseehandel.
die Friesen waren im fränkischen Reich vorallem wohl als Händler unterwegs und das in beträchtlicher Anzahl, also mußten sie die Sprache sprechen und auch nicht als Feinde betrachtet worden sein.Sie müssen sogar über regelrechte Handelsstützpunkte im Frankenreich verfügt haben.
Südlich von Mainz gibt es den Ort Friesenheim, bei Mannheim an der Neckarmündung die Friesenheimer Insel und in den Chroniken der Städte Speyer und Worms ist von friesischen Stadtquartieren die Rede, deren Bewohner sogar bestimmte Mauerabschnitte zu verteidigen hatten.

In dieser Händlerfunktion wurden die Friesen im Laufe des Mittelalters von den Juden abgelöst,die teilweise,wie in Worms, sogar die entsprechenden Stadtquartiere übernahmen. Grund dafür waren möglicherweise Naturkatastrophen ähnlich der späteren "Großen Mantränke" die die Nordseeküste trafen und/oder eine Umorientierung der Handelsströme weg von Friesland.
 
die Friesen waren im fränkischen Reich vorallem wohl als Händler unterwegs und das in beträchtlicher Anzahl, also mußten sie die Sprache sprechen und auch nicht als Feinde betrachtet worden sein.Sie müssen sogar über regelrechte Handelsstützpunkte im Frankenreich verfügt haben.
Südlich von Mainz gibt es den Ort Friesenheim, bei Mannheim an der Neckarmündung die Friesenheimer Insel und in den Chroniken der Städte Speyer und Worms ist von friesischen Stadtquartieren die Rede, deren Bewohner sogar bestimmte Mauerabschnitte zu verteidigen hatten..

Das klingt mir zu pseudoetymologisch, um wahr zu sein.
 
Namen wie Friesenheim können auch auf andere Weise in den
Süden gekommen sein.Ich denke dabei an Deportationen.
Im Falle der Sachsenkriege hat es die meines Wissens auch gegeben.
 
Woher kommt es eigentlich,dass die Ostfriesen ihre Sprache(das Friesische)verloren haben,die Westfriesen aber nicht?
 
Der Sprachverlust in Norddeutschland ist eine Folge der Nazizeit. Es sollte "Deutsch" gesprochen werden. Nach dem Krieg ist durch die vielen Vertriebenen eine Verständigung so auch einfacher gewesen. Die wenigsten wechseln die Sprache, wenn ein Dritter dazukommt.
 
Komischerweise hat mein Opa mir nie was davon erzählt,dass sie eine eigene Sprache gehabt hätten.Habe ich erst durch Wikipedia erfahren.
 
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