IRA Entwicklung ab 2001

suche infos über die entwicklung der ira und anderer terrorgruppen in irland nach denn anschlägen vom 11 september.

Die IRA schlicht als "Terrorgruppe" zu (dis-)qualifizieren, wird der langen Geschichte der britischen Besetzung Irlands und des irischen Widerstandes dagegen, den komplizierten - sozialen - Verhältnissen zwischen katholischen und protestantischen Iren und Briten sowie besonders den Entwicklungen nach dem Karfreitagsabkommen von 1998 und der Erklärung über die Beendigung des bewaffneten Kampfes von 2005 nicht gerecht.
Auch sollte man zwischen der Republik Irland und der brit. Provinz Nordirland/Ulster sowie der IRA und ihren Absplitterungen unterscheiden.
Viele Informationen findest du dazu, wenn du unter der Suchbegriffskombination "IRA"+"Geschichte" googelst.
 
Die IRA ist natürlich eine "Terrorgruppe" und sie ist seit dem Ausbruch des irischen Bürgerkrieges 1922 (als sich die alte IRA in eine das Waffenstillstandsabkommen mit Großbritannien befürwortende Fraktion und eine ablehnende Fraktion spaltete) nichts anderes gewesen.
Auf ihr Konto geht die Mehrzahl der Anschläge, Morde etc. in Nordirland. In den letzten Jahrzehnten trat die IRA auch vermehrt in den Bereichen der organisierten Kriminalität wie Drogenhandel etc. auf. Der Hinweis auf die britische Unterdrückung der Iren in der Vergangenheit ist nur das Feigenblatt, mit dem Gewalttaten gerechtfertigt werden sollen.
Zum Verständnis des Chrakters dieser Organisation sei (neben anderen guten Augenzeugenberichten) das Buch von Raymond Gilmour: Dead Ground, Infiltrating the IRA, London 1998, empfohlen.
 
Aha, also waren die verschiedenen Gruppen, die man unter IRA subsummiert, seit 1922 nichts anderes als Drogenschmuggler und Bombenleger? Warum wird dieser Maßstab nicht auch z.B. auf die britische Regierung angewendet?
Auch nach der Gründung des Freistaat Irland bestand die Besetzung des größten Teils von Ulsters durch die Briten fort, auch wurde die dortige indigene, zumeist katholische Bevölkerung unterdrückt, deswegen wurde auch weiter gekämpft. Dies geschah natürlich nicht immer mit "sauberen" Mitteln, das ist richtig, aber dies war eine Reaktion auf den von den Loyalisten und ihren britischen Verbündeten ausgehenden Terror.

"The IRA has never been listed as a terrorist organization by the State Department,* but the British Home Office lists any group under the IRA name, as well as various splinter organizations, as proscribed terrorist groups."

Provisional Irish Republican Army (IRA) (aka, PIRA, "the provos," Óglaigh na hÉireann) (UK separatists) - Council on Foreign Relations

Zur Ausgangsfrage:
Timeline of the Northern Ireland Troubles and peace process - Wikipedia, the free encyclopedia

Und noch ein Wort zum Thema Katholiken und Protestanten: Der Konflik ist primär zwischen den zumeist katholischen Iren, und den zumeist protestantischen Siedlern (Loyalisten), die aus GB kamen und auf die Güter von vertriebenen Iren, zumeist in Ulster, angesiedelt wurden. Dennoch sollte man Protestanten wie Robert Emmet, Henry Joy McCracken, Theobald Wolfe Tone und Thomas Paliser Russell sowie die Society of United Irishmen in diesem Zusammenhang nicht unterschlagen.
Protestant Irish nationalists - Wikipedia, the free encyclopedia
 
Wenn man sich etwas mit der Geschichte Iraland beschäftigt, wird man schenll darauf kommen, dass die Gelichung protestantisch= englische Einwanderer gegen katholisch = indigene Iren nicht stimmt. Beider Bevölkerungsgruppen, Protestanten wie Katholiken stammen von gälischeniren, schottischen und englischen Siedlern ab. Die ersten englischen Einwanderergruppen (sog. "Old English") waren katholisch und blieben es oft auch sehr lange. Auch unter den schottischen Siedlern in Ulster gab es (gerade bei den MacDonells of Antrim) viele Katholiken. Auf der anderen Seite waren viele gälischstämmige Iren Protestanten, bsonders bei den O´Briens, einem uralten Clan aus dem Südwesten.
Nach der Gründung des Freistaates Irland wurde Ulster in einem Vertrag in einen irischen und einen britischen Teil geteilt, es war keinesfalls von den Briten besetzt.
Dieser Vertrag wurde zwischen den Regierungen Großbritanniens und Irlands geschlossen und entsprach dem Willen der protestantischen Bevölkerungsmehrheit in den sechs nordirischen Counties. auch heute noch ist die Bevölkerungsmehrheit in den nordirischen ("britischen") Grafschaften mehrheitlich protestantisch. Großteils sind die Vorfahren vor jahrhunderten ins land gekomen, welche begründung könnte es dafür geben, sie wegzubomben, wie es die IRA oder ihre Absplitterungen versuchen?
Der Terror der IRA ist durch nichts zu rechtfertigen, und er ist keinesfalls eine Reaktion auf eine Besetzung Ulsters durch die Briten. Seit 1922 gehört Nordirland zum Vereinigten Königreich (nicht zu Großbritannien), die britische Truppenpräsenz dort war eine Reaktion auf die Unruhen dort, nicht die Ursache.
Außerdem hat die IRA schon vor 1969 immer mal wieder Anschläge und Morde verübt, hauptsächlich betroffen waren die nordirischen Protestanten und auch Bewohner der irischen Republik. Es sind mehr IRA-Angehörige vom Freistaat Irland zum Tode verurteilt und hingerichtet worden (im Irischen Bürgerkrieg 1922-23) als von der britischen Regierung im Irischen Unabhängigkeitskrieg 1919-21.
Vielen Bewohnern der irischen Republik heute (jedenfalls denen, die ich kenne) geht die ganze Revolutionsromantik, mit der die IRA ihre Mordtaten verbrämt, ziemlich auf die Nerven.
In dem Buch "Pig in the Middle" wird eine Studie zitiert, in der ein Soziologe die Hintergründe der IRA-Leute mit denen der Angehörigen loyalistischer Untergrundgruppen (oft nicht weniger gewalttätig) vergleicht. Ergebnis: die IRA rekrutiert aus dem kriminellen Milieu. Und der Terror der Loyalisten (UVF, UFF) war oft (nicht immer) eine Reaktion auf den IRA-Terror.
 
Wer sich hier mit irischer Geschichte jenseits von roter Hand Propaganda beschäftigen sollte, ist offensichtlich. So zu tun also ob es die Plantation of Ulster, also die Kolonialisierung Ulsters durch Kolonisten aus GB zuungunsten der indigenen Bevölkerung, nicht gegeben hätte, ist unsinnig. Natürlich gab es auch protestantische Nationalisten, wie es auch katholische Loyalisten gab, aber die Mehrheit der Nationalisten, IRA-Kämpfer waren katholisch, so wie die absolute Mehheit der Ulster Loyalists/Unionists protestantisch und mit dem Oranierorden assoziiert war.
Der irische Freistaat war ein Satellitenstaat von Londons-Gnaden, zu behaupten die nordirischen, nicht zum Freistaat/Republik gehörenden Grafschaften wären nicht von den Briten besetzt gewesen, ist albern, nachdem zuvor ganz Irland von den Briten besetzt war, beschränkte sich die Besetzung auf die mehrheitlich loyalistischen Grafschaften in Ulster, um einen Anschluß an die Republik zu verhindern (was ja dem Mehrheitswillen der dort lebenden Siedler entsprach).
Wenn schon vom Recht gesprochen wird, dann muß man anfangen mit der Frage, mit welchem Recht sich fremde Siedler ein Stück Land nehmen, die indigene Bevölkerung entweder vertreibt oder gewaltsam unterdrückt, und sich abspalten. Dort beginnt nämlich das Problem, die Angriffe und Terrorattacken der verschiedenen IRA-Gruppen waren eine Reaktion darauf, und nicht umgekehrt. Natürlich hat die IRA auch im kriminellen Milieu rekrutiert, viele waren Veteranen der Royal Army, und es wurde natürlich auch Schmuggel betrieben, um an Geld für Waffen zu kommen (man hatte ja keinen waffenliefernden König und Kaiser auf der eigenen Seite), die andere Seite hat es ja nicht anderst gemacht.
Nach der gescheiterten Border Campaign formierten sich in den 1960er Jahren IRA-Gruppen neu, um katholische Wohnsiedlungen gegen loyalistische Übergriffe zu schützen, und nicht umgekehrt. Provisional Irish Republican Army campaign 1969?1997 - Wikipedia, the free encyclopedia
Bevor man also selbstherrlich festlegt, was gerechtfertigt ist, und was nicht, sollte man sich die Ursachen für bewaffnete Konflike ansehen, und das Grundübel ist hier von mir bereits geschildert worden, die Quis seperabit- Propaganda ändert daran nichts.
 
Ich habe nie behauptet, die Plantation of Ulster hätte nie gegeben. Allerdings kann ein im 20. Jahrhundert lebender Nordire nichts dafür, dass seine Vorfahren 300 bis 400 Jahre vorher nach Ulster kamen, z.T. freiwillig, z.T. umgesiedelt. Auslöser der Plantation of Ulster war übrigens die Flucht der Earls of Tyrone und Tyrconnel, deren Ländereien wegen Hochverrats konfisziert worden waren - Strafgesetze gegen Katholiken galten zu der Zeit übrigens genauso in England.
Die mächtigsten Magnaten in Ulster waren um die Mitte des 17. Jahrhunderts die Earls of Antrim (z.B. Randal MacDonnell- katholisch).
Der Aufstand von 1641 wurde von katholischer Seite initiiert (dabei waren auch viele englischstämmige Adlige, sog. Old English). Cromwells brutale Strafexpeditionen richteten sich nicht nur gegen Katholiken, sondern auch gegen königstreue Protestanten - so waren die beim Massaker von Drogheda getöteten Soldaten mehrheitlich Protestanten aus Lord Inchiquins Regimentern.
Die Auseinandersetzungen der Jahre 1690 und 1691 resultierten hauptsächlich aus dem Versuch des abgesetzten englischen (katholischen) Königs James II., mit der Hilfe der katholischen Vormacht Europas (Frankreich unter Ludwig XIV.) die katholischen Iren für eine eigentlich verlorene Sache zu instrumentalisieren.
Die IRA wurde erst sehr viel später (nach dem Scheitern des Osteraufstandes)gegründet und zwar auf der Basis der Irish Republican Brotherhood. Nach dem Ende des irischen Unabhängigkeitskrieges 1921 spaltete sich die IRA: der Teil, der für die Vertragslösung optierte, wurde zur Armee des Freistaates, die Vertragsgegner lösten mit ihrer Besetzung der Four Courts (und den Streifzügen von dort) den Bürgerkireg aus. Welchen sie auch deshalb verloren, weil der katholische Klerus sich gegen sie stellte und weil sie sich durch Plünderungen und Übergriffe gegen die mehrheitlich katholische Bevölkerung Irlands unbeliebt machten. Dazu kamen wahllose Morde an einzelnen Protestanten- Kinder darunter.
Die Morde (innerhalb des Freistaates) gingen weiter in den 30er Jahren.
Die zum Vereinigten Königreich gehörenden Grafschaften Ulsters waren nicht militärisch von den Briten besetzt, Ende der 60er Jahre gab es dort gerade mal ein Panzeraufkläreregiment und ein paar Ausbildungseinrichtungen. Die britischen Einheiten dort standen ja auch nicht gegen den Willen der Bevölkerung dort.
Nach Ausbruch der Unruhen 1969 wurde die britische Armee nach Nordirland geschickt, weil man in London den protestantisch dominierten Sicherheitskräften Nordirlands nicht recht traute (bsp. den sog. B-Specials), die britische Armee wurde zunächst von den Katholiken sehr wohlwollend begrüßt.
Der ganze Rückgriff auf die leidvolle Geschichte Irlands ist nur ein Propagandamanöver der terroristischen IRA bzw. deren Splittergruppen. Die Ideologie der INLA ist ganz eindeutig kommunistisch, was sich mit der Lehre der katholischen Kirche ja wohl gar nicht vereinbaren lässt. Die Terrorakte der IRA als eine Antwort auf Vertreibungen darzustellen, ist nicht besonders durchdacht, da diese Vertreibungen einige Jahrhunderte zuvor stattfanden. Mit den Plantations des 17. Jahrhunderts den IRA-Terror seit 1969 zu rechtfertigen ist abenteuerlich - was soll denn auch dabei herauskommen? Alle Protestanten aus Irland vertreiben (andernorts nennt man das "Ethnische Säuberung")? Oder die protestantische Bevölkerungsmehrheit (im Norden) der Republik Irland einverleiben? Dann gäbe es ein weit größeres Minderheitenproblem als derzeit.
Das haben übrigens führende irische Intellektuelle längst erkannt, beispielsweise Conor C. O´Brien, der zu den führenden Köpfen der Bürgerrechtsbewegung von 1969 gehörte und sich in den letzten Jahren (als ein Katholik) sich als bekennender Unionist betätigte. Viele irische Katholiken aus dem Süden und aus dem Norden sehen es ähnlich: bei den Royal Irish Rangers, einem Regiment, das inzwischen mit einem anderen amalgamiert wurde, waren vor der Zusammenlegung 600 Soldaten: davon waren 200 Engländer und Schotten, 350 Leute aus Nordirland, 50 aus der Republik Irland. Von insgesamt 600 Mann waren 200 Katholiken. (Interview von BFBS mit dem Kommandeur). Übrigens: von Mick Flynn, einem hochdekorierten britischen Soldaten(er ist irischer Katholik) gibt es ein Autobiographie, die sich auch mit seinem Einsatz in Nordirland beschäftigt, sehr lesenwert (Mick Flynn: Bullet Magnet, London 2010)
Die Dominanz der Protestanten bei den nordirischen Sicherheitskräften (Ulster Constabulary, ist jetzt umbenannt worden) ergab sich durch die Tatsache, daß katholische Polizisten sehr häufig Ziel von IRA-Attentaten wurden.
Die IRA kann nicht in eine Reihe mit den vielen Iren gestellt werden, die mit politischen und auch militärischen Mitteln versuchten, die Unabhängigkeit Irland bzw. die Gleichberechtigung der Katholiken zu erreichen: O´Conell, Parnell, P. Pearse, auch Michael Collins (der ja selbst von der IRA getötet wurde). Auch war der Freistaat Irland nie ein Satellitenstaat Londons. Die politische Unabhängigkeit des Freistaates zeigte sich ja in seiner Neutralität im II. Weltkrieg. Die geschmacklose Kondolenz de Valeras beim deutschen Botschafter 1945 anlässlich des Todes Hitlers hätte wohl ein Regierungschef eines "Satellitenstates" sich nicht leisten dürfen.
Die Aussage "bevor man selbstherrlich festlegt, was gerechtfertigt ist, und was nicht"
entlarvt sich selbst, denn Terrorakte sind nie gerechtfertigt.
Das sehen auch die allermeisten irischen Katholiken so, bei meinem ersten Besuch auf der Grünen Insel lagen in den Pubs manchmal noch die Kondolenzbücher für die beim Bombenanschlag von Enniskillen ermordeten Menschen (das war 1986) aus, mit sehr bezeichnenden Eintragungen. Das ist keineswegs Red Hand Propaganda.
Das Elsaß ist übrigens immer noch von Frankreich "besetzt", sollte man deshalb eine Terrorkampagne starten?
Das Wort an sich ist schon ein Euphemismus, denn dahinter stehen Mord und Verstümmelung. Einige Kliniken in Belfast sind jetzt noch führend bei Knieoperationen, denn das knee capping (das Zerschießen des Knies bzw. das Foltern eines Opfers durch Vermittels einer Bohrmaschine) war ja eine verbreitete Methode der IRA, die Bevölkerung zu terrorisieren. Die haben es sogar geschafft, ihr mörderisches Instrumentarium in einem Handbuch "the green book" zu dokumentieren. Hilfreicher als Wikipediaartikel erscheinen mir Augenzeugenberichte, wie der von Sgt. Mark Linnell, der mehrere Einsätze in Nordirland mitmachte. Er beschreibt z. B., wie die IRA es schaffte, die Exponenten einer Friedensbewegung, die zur Aussöhnung zwischen Protestanten und Katholiken beitragen wollte, mundtot zu machen: indem man ihre Kinder bedrohte und misshandelte. Wie bitteschön soll man das durch die Uster Plantations rechtfertigen?
Übrigens: eine Formulierung wie "selbstherrlich" ist schlicht und ergreifend unverschämt.
 
Wenn man sich etwas mit der Geschichte Iraland beschäftigt, wird man schenll darauf kommen, dass die Gelichung protestantisch= englische Einwanderer gegen katholisch = indigene Iren nicht stimmt.

Eben. Deshalb ist es auch falsch, überhaupt von einem Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken zu sprechen. Es ging dabei nie um Religion. Vielmehr ist es reiner Zufall, dass auf der einen Seite mehrheitlich Protestanten und auf der anderen Seite mehrheitlich Katholiken stehen. Es war immer ein Konflikt zwischen Briten und Iren.

Es gibt sicher berechtigte Gründe für die Frage, ob der Konflikt noch 900 Jahre nach der Eroberung Irlands durch die Briten fortgesetzt werden muss. Allerdings sollte man dabei den Umstand berücksichtigen, dass die Konsequenzen dieser Eroberung bis in die Neuzeit spürbar geblieben sind. Die Nachkommen der Eroberer halten sogar heute noch Traditionen aufrecht, die an die Eroberung erinnern und den Unterschied zwischen britischen und irischen Iren betonen. Jahrhundertelang ist dort eine Zweiklassengesellschaft aufrecht erhalten worden und nicht grundlos sind so viele Iren nach Amerika ausgewandert. Auch ist die Republik Irland nicht durch freiwilligen Machtverzicht der britischen Krone entstanden, nicht friedvoll in die Unabhängigkeit entlassen worden. Und das hat sich nicht vor Jahrhunderten abgespielt, sondern in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.

Ebenso sicher kann man feststellen, dass sich die diversen Gruppierungen der IRA ganz ähnlicher Mittel bedient haben wie Leute, die heute allgemein als Terroristen bezeichnet werden. Gleiches gilt allerdings auch für diverse Befreiungsbewegungen. Die IRA als bloße Terrororganisation abzuqualifizeren, wird den Realitäten nicht gerecht.

MfG
 
Zitat Thanepower: "Eine "leichte" Objektivierung Deines Geschichtsbildes, mit einer angemessenen historischen bzw. politischen Bewertung der Rolle der IRA, wird zum Glück auf Wiki vorgenommen."

-> da verlasse ich mich doch lieber auf die Fachliteratur zur Geschichte Irlands (Beckett, O´Brien, etc.), auf etliche publizierte Augenzeugenberichte (Flynn, Linnell, Gilmour etc.) und auf meine eigenen Beobachtungen in Irland (Süden wie Norden).
 
@Gunny kannst du bitte so zitieren wie es im Geschichtsforum üblich ist. Es erleichtert das Lesen.

Entweder auf Zitieren klicken, wenn du direkt mit Ziat antworten möchtest oder auf das Zeichen mit "+ dann kannst du einzelne Beiträge zitieren.

Danke
 

Anhänge

  • quote.gif
    quote.gif
    2,1 KB · Aufrufe: 985
  • multiquote_off.gif
    multiquote_off.gif
    1,3 KB · Aufrufe: 913
Es gibt einige Punkte, die angesprochen werden müssen. Die Hauptursache für den bewaffneten Kampf der verschiedenen IRA Gruppen war schlicht und einfach in der Diskriminierung der Katholiken in Ulster begründet, in allen Bereichen wurden die „Proddies", also die zuallermeist protestantischen Unionisten bevorzugt. (Ein paar katholische Unionisten, Westbriten, ändern daran nichts). Der bewaffnete katholische Widerstand ist sicherlich ein Widerspruch zur Lehre des Vatikan, aber linken, katholischen Befreiungsnationalismus gab es auch an anderen Orten, z.B. Lateinamerika. Befreiungstheologie.
Die IRA hatte also auch von Anfang an einen „linken Charakter" in ihrem Kampf gegen den britischen Imperialismus.
Ireland's OWN History

"Not only was the ban felt to be giving in to the bad behavior of a Catholic mob, but fears were voiced about the growing political power of Irish Catholics, the increasing visibility of leftish Irish nationalism in the city, and the possibility of a radical political action such as occurred in Paris with the Commune" Orange Riots - Wikipedia, the free encyclopedia

Auch schürten die permanenten Provokationen des Oranierordens die Gewalt, dieser Aspekt wird ja auch gerne unterschlagen, der Oranierorden war ja nicht immer die netter kulturelle Bereicherung von nebenan.
So wie ihre KKK-Pendants in den USA machten die loyalistischen Milizen Jagd auf Bürgerrechtler und mißliebige Personen, da sie sich militärisch nicht mit den IRA-Gruppen messen konnten, attackierten sie bevorzugt unbewaffnete und unbeteiligte Zivilisten. Der Oranierorden ist teilweise immer noch mit den loyalistischen Paramilitärs in Verbindung.
Orange Order - Wikipedia, the free encyclopedia



Google
Orange Order - The Irish KKK

Viele WASP Supremazisten gründen ihre Ideologie auf den Britischen Israelismus.
British Israelism - Wikipedia, the free encyclopedia

Die loyalistischen Milizen, bzw. deren Überbleibsel, haben und hatten auch immer Verbindungen zur White Nationalist/White Power-Bewegung.


Dieses Bild stammt von einer Feier zum Andeken von Ian Smith (die Fahne ganz links ist die von Rhodesien), man beachte die Poppies, man ist ja schließlich immer noch loyal zu Ihrer Majestät.


Besonders die PIRA fuhr einen harten Kurs gegenüber Drogenhändlern und anderen (tatsächlichen und vermeintlichen) Kriminellen, die IRA-Interne Bestrafung war kneecapping, also das durchschießen der Knie, oft auch Ellenbogen. Diese Verstümmelungen gab es aber auch bei den Loyalisten.
April 5th, 1985 - The Irish Times - Tue, Apr 05, 2011

Human rights in Northern Ireland - Google Bücher

Für den OP dürfte auch dieser Verweis interessant sein:
BBC NEWS | UK | Northern Ireland | 'Surge' in paramilitary shootings
 
Von britischem Imperialismus zu sprechen, trifft den Kern der Sache nicht. Die britischen Sicherheitskräfte sind mit Billigung der Bevölkerungsmehrheit der nordirischen Grafschaften dort. Auch unter den Katholiken ist die Basis der IRA eher dünne, natürlich nicht in den von der IRA mit Gewalt kontrolierten Wohngebieten. Man muss sich nur die Wahlergebnisse der Sinn Finn, die ja als ein politischer Arm der IRA gewertet wird, betrachten. In Nordirland hat sie keine Mehrheit bei der katholischen Bevölkerungsgruppe, in der Republik Irland schon gar nicht.
Die Fianna Fail in der Republik, die man natürlich nicht als IRA-nah bezeichnen kann, die aber immerhin diesen ganzen irisch-nationalistischen und antibritischen Komplex in ihren Programmen weit höher hält als ihr großer politischer Gegner Fine Gael, ist bei den letzten Parlamentswahlen dramatisch abgestraft worden.
Der Begriff "militärisch" in der Formulierung "da sie sich militärisch nicht mit den IRA-Gruppen messen konnten" ist schlicht irreführend,
erstens, weil die IRA eine Terrororganisation ist, die keine der in der Haager Landkriegsordnung bzw. der Genfer Konvention fetsgelegten Kriterien für einen
Kombattanten (Kennzeichnung, verantwortliche Führung, Einhaltung des Kriegsvölkerrechts etc.) erfüllt. Daß die IRA sich dem militärischen Jargon entlehnte Bezeichnungen gibt (bsp. "Belfast Brigade") ändert daran nichts.
Zweitens wären bei einer Eskalation der Unruhen 1969 zu einem ausgewachsenen Bürgerkrieg, was durch die Entsendung der britischen Truppen nach Nordirland verhindert wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit die protestatisch-loyalistische Seite siegreich gewesen.
Die Beziehungen der paramilitärischen Loyalistengruppen zu rechtsradikalen Extremisten kann und will ich nicht leugnen, nur sollte man die Verbindungen der IRA zu nahöstlichen Terrorgruppen, zu Gaddafi, zu kolumbianischen Kartells etc. dann gleich auch erwähnen.
 
Die Darstellung der nordirischen Situation anhand der Aktivitäten der IRA greift allerdings zu kurz. Nach Abtrennung der six counties als Nordirland kam es dort zu einer langen protestantischen Herrschaft, die ein System der Apartheid etablierte. Die katholischen Nordiren, denen das Land ja nicht weniger Heimat war als den mittlerweile seit Generationen ansässigen Protestanten, wurden dabei weitgehend rechtlos.

Schulen, Wohngebiete, Arbeitsplätze unterlagen der Segregation. Die Segregation im Bereich der Bildung ging dabei auf die Kirchen *beider* Denominationen zurück, also katholische und protestantische Kirchen, die ihre Schäfchen nicht weltlicher Indoktrination ausgesetzt sehen wollten.

In Nordirland wurde für Wahlen zum Stormont ein Mehrheitswahlrecht umgesetzt, das die weitgehende politische Entmachtung des katholischen Bevölkerungsteils bewirkte. Dies wurde zum einen durch willkürliche Grenzziehungen bei den Wahlkreisen erreicht, das sogen 'gerrymandering' (benannt nach dem irischen Abgeordneten, der dabei federführend war). Dabei wurden katholische Wohngebiete so auf umliegende protestantische Gebiete verteilt, daß diese Wähler in jedem Wahlbezirk eine Minderheit darstellten.

Zum weiteren half ein antiquiertes Wahlgesetz sowie der staatliche Wohnungsbau mit: in Nordirland war das Wahlrecht an Grund- bzw Hausbesitz gebunden. Dies wurde zb so genutzt, daß für protestantische Familien kleine Einfamilienhäuser gebaut wurden, für die katholischen Familien dagegen Etagenwohnungen.

Die Arbeitslosigkeit unter den katholischen Nordiren lag höher als die der Protestanten. Bei der Vergabe von Arbeitsplätzen wurden ähnliche Apartheidsgrundsätze angewendet, wie sie zb auch aus Südafrika bekannt sind.

Insgesamt war es jedoch mit den Bürgerrechten in Nordirland nicht zum besten, so daß auch Protestanten einigen Anlaß hatten, Verbesserungen zu fordern. Dies geschah ab Anfang/Mitte der 1960er Jahre verstärkt. Diese Bürgerrechtsbewegung war tatsächlich überkonfessionell.

Ab Anfang der 1920er Jahre war republikanische Propaganda in Nordirland strafbewehrt. Die Änderungen des Wahlrechts richteten sich jedoch nicht nur gegen katholische Republikanhänger, sondern zb auch gegen Labour und im allgemeinen gegen jede politische Strömung, die nicht unionistisch ausgerichtet war. Dieser Maßnahmenkatalog bewirkte, daß von Anfang der 20er bis Anfang der 70er Jahre nur eine Partei regierte, die Ulster Unionist Party.

Mitte der 60er Jahre formierte sich die Ulster Volunteer Force neu, da in radikalen protestantischen Kreisen die Furcht vor einem Wiedererstarken der IRA grassierte. Die UVF begann mit Einschüchterungskampagnen gegen katholische Mitbürger, aber auch protestantische Dissidenten. Der erste Anschlag mit einem Molotowcocktail wurde von der UVF begangen (und forderte ein protestantisches Todesopfer). Außerdem verübte die UVF Anschläge, bei denen der Eindruck entstehen sollte, diese seien der IRA zuzurechnen.

Gegen Ende der 60er Jahre entstanden in Nordirland zwei Bürgerrechtsorganisationen, eine davon organisierte Studierende. Diese Organisationen, die sowohl Katholiken wie Protestanten als Mitglieder hatten, führten ua friedliche Demonstrationen durch, die aber von Behörden und Polizei regelmäßig gewaltsam aufgelöst wurden. Insbesondere die unionistischen und loyalistischen Hardliner wendeten sich nachdrücklich gegen die Forderungen dieser Bewegungen, da sie diese als Wegbereiter der Republikaner ansahen. Die IRA spielte zu der Zeit tatsächlich keine Rolle und sie hatte auch ein paar Jahre zuvor die Gewalttätigkeiten eingestellt. Die Lage spitzte sich weiter zu. Es kam zb zum Niederbrennen ganzer katholischer Straßen und Wohngebiete durch militante Loyalisten, durch die Familien vertrieben wurden. Danach wurde die britische Armee zu Hilfe gerufen, die zunächst auch von den katholischen Nordiren freudig begrüßt wurde, da man die nordirische Polizei als parteiisch im Vorgehen ansah. Von der britischen Armee versprachen sich die Katholiken Schutz vor dem unionistischen Mob. Aufgrund des Vorgehens wurde die Armee jedoch rasch als Verbündeter von Polizei und Unionisten betrachtet. Auch die IRA wurde von vielen Republikanern kritisiert, da sie es nicht geschafft hatte, die katholische Bevölkerung vor den Ausschreitungen zu schützen.

Im Jahr 1972 wurde dann der Stormont, das nordirische Parlament, aufgelöst und von London ein Nordirland-Minister eingesetzt, der die Regierung übernahm. Dies bedeutete eine weitere Verschlechterung der Bürgerrechtssituation in Nordirland.
Erst ab 1972 verweigerte sich die IRA einer friedlichen Lösung und forderte zuerst den Abzug der britischen Armee, was von Großbritannien abgelehnt wurde. Es gab jedoch kein Konzept für den Einsatz der Armee, die daher weitgehend mit der nordirischen Polizei, aber auch loyalistischen Milizen kooperierte.
1975 erklärte die Provisional IRA einen Waffenstillstand. Die militanten Unionisten fürchteten eine Verständigung zwischen IRA und Großbritannien und begingen in der Folge zahlreiche Morde an katholischen Zivilisten, was zu einer Vergeltungsaktion der IRA an protestantischen Zivilisten führte. Es ist mittlerweile aber auch nachgewiesen, daß es immer wieder zu Kooperation zwischen Sicherheitsorganen und loyalistischen Todesschwadronen kam. Die loyalistische Ulster Defence Association UDA, eine Gründung des Orange Order, verweigerte übrigens bis 2010 die Entwaffnung.

Was den Hinweis auf kriminelle Aktivitäten der IRA zb im Drogenhandel betrifft, ist auf jeden Fall zu ergänzen, daß es zwischen den loyalistischen Organisationen UDA und Ulster Volunteer Force UVF ebenfalls bewaffnete Auseinandersetzungen um Reviere im Drogenhandel gab.
Kneecapping sowie politische Morde wurden von allen loyalistischen Milizen begangen; wenn ich mich recht erinnere, gab es bei der UFF ein besonders bestialisch vorgehendes Kommando (wobei die UFF die militante Spitze der UDA ist, die sich bemühte, optisch dem Rahmen der Legalität nahezukommen). Der nordirische Orange Order ist zudem bis heute nicht wirklich davon zu überzeugen, daß die alljährlichen Märsche zur Erinnerung an die Battle of the Boyne nicht ausgerechnet zur Feier des Tages mitten durch katholische Wohnviertel stattfinden müssen.

 
In Nordirland wurde für Wahlen zum Stormont ein Mehrheitswahlrecht umgesetzt, das die weitgehende politische Entmachtung des katholischen Bevölkerungsteils bewirkte. Dies wurde zum einen durch willkürliche Grenzziehungen bei den Wahlkreisen erreicht, das sogen 'gerrymandering' (benannt nach dem irischen Abgeordneten, der dabei federführend war). Dabei wurden katholische Wohngebiete so auf umliegende protestantische Gebiete verteilt, daß diese Wähler in jedem Wahlbezirk eine Minderheit darstellten.

Ich rutsche gerade mal in die Tagespolitik ab, aber ohne eine Bewertung oder eine weltanschauliche Äußerung zu machen, nur einen Ist-Zustand beschreibend: Sinn Feinn ist verhältnismäßig, also in Relation zur Gesamtmenge der nordirischen Teilnehmer an der letzten britischen Unterhauswahl als prozentual stärkste Kraft aus den Wahlen hervorgegangen. Trotzdem hat sie weniger Sitze als die auf die Gesamtwählerschaft bezogen prozentual dicht folgende protestantisch-unionistische DUP.
 
Eigentlich habe ich keine Neigung, die IRA zu verteidigen oder gar heilig zu sprechen, aber da ist doch einiges gesagt worden, was man so nicht stehen lassen kann.

Von britischem Imperialismus zu sprechen, trifft den Kern der Sache nicht.
Britische Truppen haben Irland besetzt und dort mehrere Kriege geführt, es wurden Teile der Insel von Briten besiedelt, den Siedlern wurde per Gesetz oder mittels Faustrecht eine privilegierte gesellschaftliche Stellung verschafft und in ganz Irland bis in die 1920er Jahre hinein aufrecht erhalten, sogar noch länger in Nordirland. Die Insel wurde offiziell zur Kolonie erklärt. Das ist Imperialismus in Reinkultur.

Die britischen Sicherheitskräfte sind mit Billigung der Bevölkerungsmehrheit der nordirischen Grafschaften dort.
Wie bereits mehrfach angemerkt wurde, handelte es sich um eine manipulierte Mehrheit innerhalb willkürlich gezogener Grenzen. Zu dieser scheinbar demokratischen Legitimierung entschloss sich Großbritannien auch nicht freiwillig.

Der Begriff "militärisch" in der Formulierung "da sie sich militärisch nicht mit den IRA-Gruppen messen konnten" ist schlicht irreführend,
erstens, weil die IRA eine Terrororganisation ist, die keine der in der Haager Landkriegsordnung bzw. der Genfer Konvention fetsgelegten Kriterien für einen Kombattanten (Kennzeichnung, verantwortliche Führung, Einhaltung des Kriegsvölkerrechts etc.) erfüllt.
Spätestens seit den "kleinen Kriegen" nach dem Zweiten Weltkrieg sind die diesbezüglichen Definitionen der Haager Landkriegsordnung so unscharf geworden, dass sie kaum noch Gültigkeit haben. Deiner Aussage nach führen die USA einen "Krieg gegen den Terror", ohne überhaupt einen Gegner zu haben. Wie dem auch sei: Die britische Regierung hat der IRA den Status eines Kriegsgegners zuerkannt, indem sie mit deren Vertretern Kontakte "gepflegt" hat, wie sie unter einigermaßen zivilisierten Kriegsparteien üblich sind - bis hin zu Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen. Diese Kontakte waren so institutionalisiert, dass sogar Chiffren vereinbart waren, anhand derer zum Beispiel die Echtheit von Bombendrohungen abgeprüft werden konnte.

Die Beziehungen der paramilitärischen Loyalistengruppen zu rechtsradikalen Extremisten kann und will ich nicht leugnen, nur sollte man die Verbindungen der IRA zu nahöstlichen Terrorgruppen, zu Gaddafi, zu kolumbianischen Kartells etc. dann gleich auch erwähnen.
Meine Informationen sind nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber ich habe noch nie gehört, dass die IRA außerhalb Großbitanniens oder Irlands an Aktionen beteiligt gewesen wäre, die nicht offensichtlich mit dem Konflikt zu tun hatten. Einzige Ausnahme war vielleicht das Haig-Attentat, das möglicherweise gar nicht Haig gegolten hat, sondern dem britischen General Harman. Mir ist jedenfalls nie zu Ohren gekommen, dass jemals Iren in Anschläge arabischer Terroristen verwickelt gewesen wären oder dass arabische Terroristen in Irland besonderen Schutz oder Unterstützung gefunden hätten. IRA-Leute sind in nordafrikanischen Terrorcamps ausgebildet worden - ebenso wie zeitgleich Leute von der RAF. Das ist alles.

Was die Drogen angeht: Es würde mich nicht wundern, wenn die IRA in solche Geschäfte verwickelt gewesen wäre oder noch damit zu tun hätte. Stichhaltige Indizien dafür sind mir aber nicht bekannt. Nur entsprechende Vorwürfe aus Kreisen z.B. der RUC. Selbst die haben aber immer behauptet, dass die IRA - im Gegensatz zu loyalistischen Milizen - nicht selbst im Drogenhandel tätig sei, sondern nur bei den "freien Unternehmern" dieser Branche "abkassieren" würde. Aber vielleicht hast Du auch da neuere Informationen, die IRA-Kontakte zu kolumbianischen Drogenkartellen belegen.

MfG
 
Auch hier sollte man einige Dinge nicht so stehen lassen.
Die Tatsache, daß Sinn Fein (als einzige IRA-nahe Partei) bei den letzten Wahlen prozentual stärkste Kraft wurde, relativiert sich dadurch, daß ihr recht viele (nicht IRA-nahe) parteien gegenüberstehen: Unionists, Democratic Unionists, Alliance, Social Democratic and Labour etc.
Die Wahlkreiseinteilung war tatsächlich hanebüchen, aber deshalb gibt es trotzdem eine protestantische Mehrheit (derzeit knapp 60 %) in Nordirland, bei Ausbruch der Unruhen war die Mehrheit sogar noch größer.
Das Auftauchen der IRA-Leute in Kolumbien (vermutlich als Ausbilder) zeigt doch, daß die IRA längst Bestandteil des internationalen Terrors geworden ist. Zur Beteiligung der IRA am internationalen Drogenhandel empfehle ich die Lektüre von Raymond Gilmours "Dead Ground".
Weder die britische Regierung noch die Sicherheitskräfte sahen die IRA als Kriegspartei oder deren Angehörige als gegnerische Soldaten. Sonst wäre das Vorgehen auch ganz anders gewesen. Die britische Armee unterliegt in Nordirland nicht den Rules of Engagement eines Kriegseinsatzes.
Die Tatsache, daß mit vereinbarten Codewörtern die Echtheit von Bombendrohungen überprüft werden konnte, führte zur Rettung von Menschenleben, das steckt dahinter. Auch andernorts verhandelt die Polizei mit Kriminellen, Geiselnehmern zum Beispiel.
Und noch eine persönliche Anmerkung: hier ganz in der Nähe haben IRA Terroristen Mitte der 80er Jahre einen jungen Corporal ( er war -glaube ich- indischstämmig) der Royal Air Force und seine Tochter (im Säuglingsalter) ermordet. Mich ärgert es einfach ganz gewaltig, wenn heimtückische Mörder zur Rechtfertigung ihrer Untaten historisch längst zurückliegende Vorgänge, auf jeden Fall pränatale Ereignisse, reklamieren.
 
Lieber Gunny, ich habe inzwischen den Verdacht, dass es in der Diskussion nicht mehr um historische Gegebenheiten, sondern um moralische oder politische Wertungen geht. Auf der Ebene will ich die Diskussion aber nicht führen.

In diesem Sinne nochmal kurz zusammengefasst: Auf Deine Äußerung, dass nicht von britischem Imperialismus die Rede sein könne, habe ich erwidert, dass das britische Vorgehen in Irland sogar sämtlichen klassischen Definitionen für Imperialismus entspricht. Ich habe weiter erwidert, dass mir keine Belege für die Verstrickung der IRA in den internationalen Terrorismus oder den Drogenhandel bekannt sind.

Die Wahlkreiseinteilung war tatsächlich hanebüchen, aber deshalb gibt es trotzdem eine protestantische Mehrheit (derzeit knapp 60 %) in Nordirland, bei Ausbruch der Unruhen war die Mehrheit sogar noch größer.
Meine Äußerung bezog sich nicht auf die Einteilung der Wahlkreise, sondern auf die Grenzen des gesamten Gebiets, über das wir hier sprechen. Wie Du zweifellos weißt, ist sowohl die Bezeichnung "Nordirland" als auch der Name "Ulster" im Grunde unzutreffend. Der nördlichste Punkt der irischen Insel gehört zur Republik Irland, ebenso wie drei der neun historischen Grafschaften der ehemaligen Provinz Ulster. Von einer "manipulierten Mehrheit" sprach ich deshalb, weil die demokratische Entscheidung von vornherein willkürlich auf ein Gebiet beschränkt worden ist, in dem die englisch- oder schottischstämmige Bevölkerung in der Mehrheit war. Es gab keine stichhaltigen juristischen oder historischen Gründe, die Abstimmung auf jenes willkürlich zugeschnittene Gebiet zu beschränken und andere Regionen von der Abstimmung auszuschließen. Das hatte ausschließlich machtpolitische Gründe, die in den imperialistischen Wurzeln der britischen Irlandpolitik lagen. Hätte die Abstimmung zum Beispiel in ganz Ulster stattgefunden, hätten die Katholiken die Mehrheit der Bevölkerung gebildet.

Das Auftauchen der IRA-Leute in Kolumbien (vermutlich als Ausbilder) zeigt doch, daß die IRA längst Bestandteil des internationalen Terrors geworden ist.
Meine Antwort bezog sich auf Deine Aussage, dass die IRA mit dem arabischen Terrorismus verbandelt sei. Die FARC hat mit der arabischen Welt aber nichts zu tun. Auch kann man die FARC kaum dem internationalen Terrorismus zurechnen. Ihre Aktionen sind praktisch ausschließlich auf Kolumbien beschränkt. Zudem wird an der Stelle Deine Definition des Terrorismus wieder fragwürdig. Die FARC ist die älteste noch aktive Untergrundbewegung der Welt, kontrolliert fast die Hälfte des kolumbischen Territoriums und weist eine Reihe von Merkmalen auf, die sogar den Definitionen der Haager Landkriegsordnung genügen. Außerdem sind mir nur zwei Fälle bekannt, in denen jeweils drei Männer, die als IRA-Leute verdächtigt wurden, mit der FARC in Verbindung gebracht wurden. Eines dieser Trios wurde von einem kolumbianischen Gericht freigesprochen, das andere ist nach der Verurteilung untergetaucht.

Zur Beteiligung der IRA am internationalen Drogenhandel empfehle ich die Lektüre von Raymond Gilmours "Dead Ground".
Ich habe doch deutlich gesagt, dass mich eine Verstrickung der IRA in Drogengeschäfte nicht wundern würde. Praktisch jede Organisation dieser Art - ob man sie "Untergrundbewegung" oder "Terrororganisation" nennt - ist in kriminelle Aktivitäten verwickelt. Das hängt damit zusammen, dass sich solche Gruppen nicht durch Steuereinnahmen finanzieren können. Meiner Kenntnis nach spricht trotzdem nichts für die Darstellung, dass die IRA ein als "Befeiungsbewegung" getarntes Drogenkartell sei.

Weder die britische Regierung noch die Sicherheitskräfte sahen die IRA als Kriegspartei oder deren Angehörige als gegnerische Soldaten.
...
Auch andernorts verhandelt die Polizei mit Kriminellen, Geiselnehmern zum Beispiel.
Sie unterhält zu Kriminellen und Geiselnehmern aber keine institutionalisierten Kontakte, gewährt ihren Verhandlungsführern keine Bewegugnsfreiheit und handelt mit ihnen keine Waffenstillstände und Friedensverträge aus. Die britische Regierung ist mit der IRA deutlich anders umgegangen als mit irgendwelchen Kriminellen.

Mich ärgert es einfach ganz gewaltig, wenn heimtückische Mörder zur Rechtfertigung ihrer Untaten historisch längst zurückliegende Vorgänge, auf jeden Fall pränatale Ereignisse, reklamieren.
Unzutreffend ist Deine Aussage, dass es um "historisch längst zurückliegende" Ereignisse gehen würde. Der Nordirlandkonflikt ist nicht wegen der Schlacht am Boyne ausgebrochen, sondern weil über Jahrhunderte hinweg bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein eine innere Teilung des Landes aufrecht erhalten worden ist, die ihren Ausdruck in der massiven Diskriminierung einer großen Bevölkerungsgruppe fand. Das politische System ist hier schon zutreffend als Apartheid bezeichnet worden.

Wie eingangs erwähnt, beziehen sich meine Aussagen nicht auf die Frage, ob das alles eine Rechtfertigung für die Aktionen der IRA darstellt.
 
Zurück
Oben