Primat des Papstes

Lolula

Neues Mitglied
Hallo,

wie weit ist denn in der Geschichte der katholischen Kirche der Begriff "Primat des Papstes" zu fassen?
Geht es dabei nur im die eigentliche Amtskirche und deren Organisation ?
Der Begriff ist mir auch aufgefallen im Zusammenhang mit den Konzilen, da war doch aber der Papst immer der Vorsitzende, oder habe ich das falsch verstanden?


Gruß Lolula
 
@Lolula

Das ist ein sehr kompliziertes theologisches, kirchenhistorisches und kirchenrechtliches Gebiet.

Den Wiki-Artikel wirst Du ja gelesen haben.

Hier ist eine einigermaßen aktuelle Stellungsnahme zu dem Thema (Lehrmeinung) des seinerzeitigen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger.

Der Primat des Nachfolgers Petri im Geheimnis der Kirche

Schau auch mal hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Erstes_Vatikanisches_Konzil

In beiden links sind auch Literaturangaben.

Wenn Du mit diesen beiden Links nicht weiterkommst, einfach schreiben.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke schon mal, das ist sehr interessant!

Wie war das denn dann aber im Mittelalter zur Zeit der Schismen und des Konziliarismus, da gab es doch gerade wegen des Primats immer wieder Streitigkeiten, oder?

LG Lolula
 
Und noch eine Frage:

Wenn es "Gegner"/Gegenströmungen des Papstes gab, wurden die dann von der Amtskirche verfolgt oder rausgeworfen oder trennten die sich dann ab?

LG Lolula
 
Danke schon mal, das ist sehr interessant!

Wie war das denn dann aber im Mittelalter zur Zeit der Schismen und des Konziliarismus, da gab es doch gerade wegen des Primats immer wieder Streitigkeiten, oder?

LG Lolula

Im Mittelalter aber auch in der Neuzeit gab es immer ein Spannungsverhältnis zwischen dem Konzilarismus und dem Primat des Papstes. Am Ende hat sich mit dem Vaticanum I das Prinzip des "Primates des Papstes" endgültig durchgesetzt.
 
Im Mittelalter aber auch in der Neuzeit gab es immer ein Spannungsverhältnis zwischen dem Konzilarismus und dem Primat des Papstes. Am Ende hat sich mit dem Vaticanum I das Prinzip des "Primates des Papstes" endgültig durchgesetzt.

Und zu Beginn der Konzile?
Die Entstehungsgeschichte mit den Aposteln ist klar, aber warum wurde dann gerade der Bischof von Rom der "Chef" und nicht einer der anderen "großen" Bischofe von Konstantinople oder so ?

LG Lolula
 
@Lolula

Das sind viele Gründe.

Der Papst ist ja nicht nur einfach der "Chef", sondern er ist der "Chef", weil er Bischof von Rom ist und somit Nachfolger im Amt von Petrus, als Bischof von Rom ist.

Im NT wird Simon Petrus aus der Schar der Apostel von Christus hervorgehoben.

Lies Dir doch mal den Wiki-Artikel zu Simon Petrus durch, insbesondere das "Felszitat" und die Textstelle zur Schlüsselgewalt, aber auch die anderen angegebenen Bibelstellen.

Simon Petrus ? Wikipedia

Hinzu kommt, daß Rom nun einmal die Hauptstadt des Römischen Reiches war und nach der Christianisierung des Römischen Reiches die Bischöfe von Rom, sozusagen im Machtzentrum saßen.

Zu der Zeit der ersten Konzile war das Primat des Bischofs von Rom auch noch nicht theologisch ausgemacht. Sondern die Durchsetzung des Primates war ein langer historischer Prozeß.

M.
 
@ Lolula:
Der Aufstieg des Bischofs von Rom war ein langwieriger Prozess, und im Osten konnte er seine Autorität nie voll durchsetzen. Aber im Westen hatte er keinen echten Rivalen (in der Antike allenfalls den Bischof von Karthago, denn diese Gegend war in der Antike eines der Zentren des Christentums), und ab dem 4. Jhdt. wurde er von den Kaisern (mehr oder weniger) politisch unterstützt. Als Westeuropa im Laufe der Spätantike und des Frühmittelalters zunehmend christianisiert wurde, orientierten sich die neuen christlichen Gebiete natürlich primär an Rom. Alexandria, Jerusalem und Antiochia verloren ihre Bedeutung im 7. Jhdt. durch die islamische Eroberung. Ab dem 8. Jhdt. wurde der Papst dann von den Karolingern und später den Kaisern des HRR unterstützt, andererseits spaltete sich der Osten um Konstantinopel im 11. Jhdt. endgültig ab, sodass der Papst in dem ihm loyalen Teil der Christenheit keinen Rivalen mehr hatte. Der "Chef" ist der Papst schließlich nur in der römisch-katholischen und den unierten Kirchen, nicht in den orthodoxen, orientalischen und protestantischen.
 
@Lolula

Das sind viele Gründe.

Der Papst ist ja nicht nur einfach der "Chef", sondern er ist der "Chef", weil er Bischof von Rom ist und somit Nachfolger im Amt von Petrus, als Bischof von Rom ist.

Im NT wird Simon Petrus aus der Schar der Apostel von Christus hervorgehoben.


Hinzu kommt, daß Rom nun einmal die Hauptstadt des Römischen Reiches war und nach der Christianisierung des Römischen Reiches die Bischöfe von Rom, sozusagen im Machtzentrum saßen.

Zu der Zeit der ersten Konzile war das Primat des Bischofs von Rom auch noch nicht theologisch ausgemacht. Sondern die Durchsetzung des Primates war ein langer historischer Prozeß.

M.

Kommt es dann wegen der Vormachtstellung Roms auch zur Abspaltung von der "Ostkirche" ?

LG Lolula
 
Wie man's nimmt. Der Patriarch von Konstantinopel (und der mit ihm verbandelte oströmische Kaiser) haben den Primat des Papstes nie so richtig akzeptiert, außerdem gab es zwischen dem Papst und dem Patriarchen häufig auch theologische Differenzen. Man anerkannte die Oberhoheit des Papstes zwar formell, ließ sich von ihm ansonsten aber nur höchst widerwillig etwas sagen. Im 11. Jhdt. krachte es dann endgültig, weil ein katholischer und ein orthodoxer Sturkopf aufeinanderprallten: Morgenländisches Schisma ? Wikipedia
 
@Lolula

Wer sich von wem abgespalten hat, ist natürlich eine Frage des Blickwinkels. Aber ansonsten ist die Frage mit: auch, zu beantworten.

M.
 
Noch eine Frage zu den Konzilen:

Gab es da im Wesen oder in der Form größe Veränderungen im Laufe der Zeit?

Auch bezüglich der Einflußnahme durch die weltlichen Herrscher oder generell dem Verhältnis zwischen der Kirche und der jeweiligen Zeit ?

LG Lolula
 
@ melchior

Wie ist denn dann bei den späteren Konzilen die Verteilung, so wie ich das sehe, haben ja dann die weltlichen Herrscher die Konzile ziemlich unverfroren dazu genutzt, Konflikte von der Kirche lösen zu lassen, ohne sich selbst groß drum zu kümmern?

Oder liege ich damit jetzt völlig falsch?

LG Lolula
 
Noch eine Frage zu den Konzilen:

Gab es da im Wesen oder in der Form größe Veränderungen im Laufe der Zeit?

Auch bezüglich der Einflußnahme durch die weltlichen Herrscher oder generell dem Verhältnis zwischen der Kirche und der jeweiligen Zeit ?
Diese Fragen kann man nicht so generell beantworten. Ob ein weltlicher Herrscher Einfluss genommen hat, hing einerseits davon ab, ob am Konzil Themen behandelt wurden, die auch für weltliche Herrscher relevant waren, andererseits davon, ob es weltliche Herrscher gab, die in der Lage waren, Einfluss zu nehmen. Eingemischt haben sich Herrscher vor allem dann, wenn es um die Einheit der Christenheit ging, weil weltliche Herrscher kein Interesse daran haben konnten, dass es in ihrem Reich verschiedene, einander befehdende, christliche Parteiungen gab, die für Unruhe sorgten und womöglich sogar den Herrscher bekämpften, weil er der "falschen" Partei nahestand. Eingemischt haben sie sich auch dann, wenn es um das Verhältnis Kirche-Staat ging, weil dann natürlich auch Interessen der Herrscher betroffen waren.
 
Wie ist denn dann bei den späteren Konzilen die Verteilung, so wie ich das sehe, haben ja dann die weltlichen Herrscher die Konzile ziemlich unverfroren dazu genutzt, Konflikte von der Kirche lösen zu lassen, ohne sich selbst groß drum zu kümmern?

Oder liege ich damit jetzt völlig falsch?
Das kommt darauf an, auf welche Zeit Du Dich konkret beziehst. Aber natürlich konnten weltliche Herrscher nicht einfach eine Lösung dekretieren, sie musste schon von der Kirche abgesegnet werden, um von (möglichst der gesamten) katholischen Christenheit anerkannt zu werden. Nehmen wir z. B. die innerkatholischen Schismen des Mittelalters, also wenn es zwei oder gar drei rivalisierende Päpste gab. Da unterstützten die verschiedenen europäischen Monarchen meist auch verschiedene Päpste, sodass es keinen weltlichen Herrscher gab, der für die ganze katholische Christenheit bindend anordnen konnte, welcher Papst als der richtige zu gelten habe. So etwas konnte, sofern nicht einer der rivalisierenden Päpste freiwillig aufgab oder sämtliche Anhänger verlor, nur durch ein Konzil geklärt werden.
 
@ ravenik

Hat denn dann der Papst auch selber Politik betrieben? Also sich "eigene" Truppen besorgt (von weltliche Herrschern)?
War denn dann der "Kirchenstaat" in Italien eine gewisse Macht?

LG Lolula
 
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