KZ Buchenwald

Medusa

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Hallo zusammen,


wir waren Mitte diesen Jahres im KZ Buchenwald, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich zum ersten Mal dort war. Zu DDR- Zeiten ging es zwar in Folge der Jugendstunden zu diesem Ort, aber leider war ich da gerade etwas unartig und durfte nicht mit.:red:
Im Nachhinein gesehen, bin ich froh..., da ich der Meinung bin, es jetzt ganz anders aufgenommen zu haben, als damals mit 14 Jahren!
Es ist erschreckend, was der Mensch mit Menschen fertig bringt!!
Empfehlenswert finde ich aber auf jeden Fall, die zwei Ausstellungen auf dem Gelände, einmal über das KZ Buchenwald selbst, wo man auch sehr gut Nachlesen kann, was nach der Befreiung 1945 mit den Verurteilten Nazigrößen (Lagerärzten u.s.w) in den 1950zigern geschah. Wie viele da wieder frei und hofiert, ihr Leben weiter genießen durften!
Aber auch die zweite Ausstellung, wo es um das Speziallager Nummer 2 geht, wie es dann von der sowjetischen Besatzungsmacht weitergeführt wurde und wo leider auch, viele Unschuldige ihr Leben lassen mussten, unter unmenschlichen Bedingungen!!


Ich hoffe, ich bin mit dem Thema hier nicht falsch, wenn doch, bitte ich um Nachsicht.
So ganz finde ich mich noch nicht zurecht und sollte es gar nicht passen, dann bitte verschieben, oder löschen!!


Liebe Grüße


Medusa :winke:
 

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Hallo zusammen,


wir waren Mitte diesen Jahres im KZ Buchenwald, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich zum ersten Mal dort war. Zu DDR- Zeiten ging es zwar in Folge der Jugendstunden zu diesem Ort, aber leider war ich da gerade etwas unartig und durfte nicht mit.:red:
Im Nachhinein gesehen, bin ich froh..., da ich der Meinung bin, es jetzt ganz anders aufgenommen zu haben, als damals mit 14 Jahren!
Es ist erschreckend, was der Mensch mit Menschen fertig bringt!!
Empfehlenswert finde ich aber auf jeden Fall, die zwei Ausstellungen auf dem Gelände, einmal über das KZ Buchenwald selbst, wo man auch sehr gut Nachlesen kann, was nach der Befreiung 1945 mit den Verurteilten Nazigrößen (Lagerärzten u.s.w) in den 1950zigern geschah. Wie viele da wieder frei und hofiert, ihr Leben weiter genießen durften!
Aber auch die zweite Ausstellung, wo es um das Speziallager Nummer 2 geht, wie es dann von der sowjetischen Besatzungsmacht weitergeführt wurde und wo leider auch, viele Unschuldige ihr Leben lassen mussten, unter unmenschlichen Bedingungen!!


Ich hoffe, ich bin mit dem Thema hier nicht falsch, wenn doch, bitte ich um Nachsicht.
So ganz finde ich mich noch nicht zurecht und sollte es gar nicht passen, dann bitte verschieben, oder löschen!!


Liebe Grüße


Medusa :winke:


Die Zustände im Lager Ettersberg/ Buchenwald sind recht gut dokumentiert, nicht zuletzt weil mit Eugen Kogons Buch "der SS- Staat" ein glaubwürdiger Zeitzeuge recht früh die ungeheuren Verbrechen zur Sprache brachte. was mich, als ich mich damit zu beschäftigen begann, besonders auffiel, war die absolute Korrumpierbarkeit und Korruption der SS- Häuptlinge, die wirklich die wildesten Blüten trieb.

Da wurde für die "Kommandeuse" Ilse Koch, die "Hexe von Buchenwald" eigens eine Reithalle gebaut, und es ging die Sage, dass Frau Koch tätowierte Häftlinge schon einmal exekutieren ließ, und aus Körperteilen von Menschen Lampenschirme und Bucheinbände produziert wurden. Bei ihrem prozess konnte dergleichen Ilse Koch nicht bewiesen werden. Tatsache aber war, dass Karl Koch Delikatessen und hochwertige Spirituosen in großer Zahl bunkerte, dass die Bären in der lagereigenen Menagerie mit Haferflocken gefüttert wurden, während man die Häftlinge
buchstäblich vor Hunger krepieren ließ.

Was den Besuch von KZLern wie Buchenwald, Dachau oder Wewelsburg so gespenstisch macht, ist die Tatsache, dass sie sich mitten in Deutschland, mitten in beschaulicher, scheinbar biederer deutscher Provinz befinden. Da stellt sich fast zwangsläufig die Frage: was wussten die Anwohner, was konnten sie wissen?

Fragen, die sich auch die Amerikaner gestellt haben mochten, als sie die Bevölkerung Weimars zwangen, sich Buchenwald anzusehen. Schließlich lehren Orte wie Dachau oder Buchenwald, was man schon lange weiß, was aber verdrängt wird, nämlich dass Bildung und Kultur durchaus nicht Barbarei und Brutalität ausschließen. Weimar, das ist deutsche Klassik, das sind Goethe, Schiller und Nietzsche, das ist aber eben auch der Ettersberg. Die das System der deutschen Konzentrationslager erdachten, waren gebildete Deutsche.
 
Was den Besuch von KZLern wie Buchenwald, Dachau oder Wewelsburg so gespenstisch macht, ist die Tatsache, dass sie sich mitten in Deutschland, mitten in beschaulicher, scheinbar biederer deutscher Provinz befinden. Da stellt sich fast zwangsläufig die Frage: was wussten die Anwohner, was konnten sie wissen?

Fragen, die sich auch die Amerikaner gestellt haben mochten, als sie die Bevölkerung Weimars zwangen, sich Buchenwald anzusehen.

Aus einem eigenen Besuch der Gedenkstätte:
Die Transporte von Häftlingen endeten zT auch am Bahnhof Weimar. Von dort gab es Marschgruppen den Ettersberg hoch Richtung KZ. Der Bevölkerung können diese Kolonnen durch die Stadt nicht verborgen geblieben sein.

Gedenksttte Buchenwald

Wie Du andeutest: eine gespenstische Verbindung, die Stadt von Goethe und Schiller, und dann Buchenwald. Unfassbar.
 
Die Nazis haben sich bei der ersten Einrichtung von Lagern (zumindest bei den offizielen, bei den wilden Lagern der SA sah das etwas anders aus) nicht gescheut, dies auch zu veröffentlichen. Ein Teil des Terrors gegenüber ihren Gegner: Die Einschüchterung.
 
Ich möchte mich sehr weit vorwagen. Das es KZ's gab war allgemein bekannt, daß dort Menschen gequält wurden auch; ElQ bennent es m.E. richtig, das war Teil der "Einschüchterungsstrategie" der Nazis. Es gab während des Krieges eine sehr große Zahl von Außenlagern in der Wirtschaft, sie wurden zur Instandsetzung von Bombenschäden in der Öffentlichkeit eingesetzt etc.

Die Euthanesie war bekannt.

Das Juden im Osten ermordet wurden auch, die Einsatzgruppen bemühten sich gar nicht erst um Geheimhaltung. Die mordeten im Operationsgebiet der Wehrmacht.

Das Juden in Gaskammern ermordet wurden auch.

Sicherlich kannten die meisten Deutsch nicht die "technischen" Methoden im Detail. Entscheident ist m.E. das ob und nicht das wie.

Dieses angebliche Nichtwissen ist eine Exculpationsstrategie der Kriegsgeneration gegenüber der unmittelbaren Nachkriegsgeneration.

M.
 
Hallo zusammen,


erst einmal vielen Dank, für eure interessanten Antworten!!
Dann möchte ich mich gleich noch für die Themenüberschrift entschuldigen, natürlich müsste es heißen... „Gedenkstätte Buchenwald“, aber ich war gestern so aufgeregt, dass es mir erst zu spät aufgefallen ist und da konnte ich es nicht mehr ändern.


Als die Häftlinge noch vom Bahnhof Weimar aus zum Lager mussten, ist es für mich auch sehr schwer vorstellbar, dass keiner etwas bemerkt haben will.
Heute heißt die Straße ja auch..., die „Blutstraße“.
Ich glaube nur nicht so richtig, dass es bei jedem aus Ignoranz geschah, kann es nicht auch sein, dass der überwiegende Teil einfach nur riesige Angst hatte, selber dort zu landen und ich könnte mir gut vorstellen, dies geschah ruck-zuck. Da man ja zu dieser Zeit, auch nicht gerade zaghaft mit Verleumdungen umging, wenn einem Nachbarn die Nase nicht gefiel.
Ich weiß es nicht, da habe selbst ich noch nicht gelebt und habe auch keine Verwanden die zu dieser Zeit in Weimar gelebt haben.
So ähnlich sehe ich es auch mit der Nachkriegszeit, ich denke die Leute haben alles tief in sich abgelegt, um endlich wieder ein normales Leben zu beginnen.
Es sind immer solche Sachen, die von der zweiten folgenden Generation besser aufgearbeitet werden können.
Das ist wie mit der DDR, da hat meine Generation auch ein wenig seine Probleme. Es ist schwer wenn man 20 Jahre da und 20 Jahre dort gelebt hat. Man kann dann auch nicht alles so mitnehmen, was da manchmal gesagt wird, aber die folgende Generation, sieht es mit mehr Abstand. Das ist aber nur meine Meinung und gehört auch nicht hierein, sollte nur ein kleines Beispiel sein, sorry!!


Was ich aber da noch erschreckend finde, wie in den 50zigern mit Verurteilten Naziverbrechern umgegangen wurde! Ich möchte es nur kurz mit 2 Beispielen anreisen.


Da haben wir einmal Hans Eisele:
Todesurteil im Dachauprozess, Todesurteil im Buchenwaldprozess, beides in lebenslange Haft umgewandelt, 1950 auf 10 Jahre verkürzt, im Februar 1952 Haftentlassung und anschließend Eröffnung einer Arztpraxis in München.


Wolfgang Otto, 20 Jahre Haft, 1952 aus der Haft entlassen,
1985/86 Prozess wegen Thälmann Ermordung, 4 Jahre Haft/ Aufhebung des Urteils
1988 erneuter Prozess, endete mit Freispruch.


Dies könnte man noch beliebig fortführen und das finde ich mehr als erschreckend!


Bei dem Thema Frauen, fällt mir noch die „Hyäne von Auschwitz“ Irma Grese ein.
Sie hatte nicht so ein Glück, wie andere, bei ihr haben die Engländer kurzen Prozess gemacht, trotzt das sie erst Anfang 20 war. Wie krank kann man aber auch mit 20 Jahren sein und das noch als Frau??


Liebe Grüße


Medusa :winke:


p.s. Ich hoffe, man kann lesen was auf den Bildern steht!:red:
 

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Jens Schley hat ein Buch über die Stadt Weimar und Buchenwald geschrieben.

Darin untersucht er die gemeinsame Geschichte der Stadt Weimar mit dem Konzentrationslager Buchenwald in den Jahren 1937 bis 1945. Dabei geht es um die wirtschaftlichen Beziehungen, wie zum Beispiel der Bäcker Brot nach Buchenwald geliefert hat, oder auch das die Toten zunächst im Krematorium in Weimer verbrannt wurden.

"Im August 1937 ereigneten sich in Buchenwald die ersten Todesfälle. Von August 1937 bis Mitte 1940 - dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Krematoriums in Buchenwald - wurden die Toten des Lagers im Krematorium des Friedhofs Weimar eingeäschert. Die Stadt Weimar hatte sich am 4. August 1937 in Beantwortung einer Anfrage des KL-Kommandanten Koch vom 29. Juli 1937 damit einverstanden erklärt, "die Einäscherung der in Frage kommenden Leichen gegen Zahlung eines Pauschalbetrages von 20.-- RM im Krematorium des städtischen Friedhofs vorzunehmen. (...) Die Leichen wurden mit Lastwagen nach Weimar gefahren. (...)
Die zahlreichen Leichentransporte von Buchenwald nach Weimar blieben der Bevölkerung nicht verborgen, es gab Gerüchte um einen Transport, der bei seiner Fahrt durch das Weimarer Stadtgebiet einige Leichen verlor. (...) Aufgrund der schnell ansteigenden Todeszahlen in Buchenwald war der Friedhof in Weimar ab Anfang 1938 hauptsächlich mit der Einäscherung verstorbener Häftlinge des Lagers beschäftigt. (...) Der Verbrennungsofen des Krematoriums hielt dieser starken Belastung nicht stand, er musste im Dezember 1938 wegen der zu starken Beanspruchung repariert werden. (...)

Quelle: Jens Schley: Nachbar Buchenwald. Die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937 - 1945. Böhlau Verlag. 1999. Seite 44 -48
 
Jens Schley hat ein Buch über die Stadt Weimar und Buchenwald geschrieben.

Darin untersucht er die gemeinsame Geschichte der Stadt Weimar mit dem Konzentrationslager Buchenwald in den Jahren 1937 bis 1945. Dabei geht es um die wirtschaftlichen Beziehungen, wie zum Beispiel der Bäcker Brot nach Buchenwald geliefert hat, oder auch das die Toten zunächst im Krematorium in Weimer verbrannt wurden.

"Im August 1937 ereigneten sich in Buchenwald die ersten Todesfälle. Von August 1937 bis Mitte 1940 - dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Krematoriums in Buchenwald - wurden die Toten des Lagers im Krematorium des Friedhofs Weimar eingeäschert. Die Stadt Weimar hatte sich am 4. August 1937 in Beantwortung einer Anfrage des KL-Kommandanten Koch vom 29. Juli 1937 damit einverstanden erklärt, "die Einäscherung der in Frage kommenden Leichen gegen Zahlung eines Pauschalbetrages von 20.-- RM im Krematorium des städtischen Friedhofs vorzunehmen. (...) Die Leichen wurden mit Lastwagen nach Weimar gefahren. (...)
Die zahlreichen Leichentransporte von Buchenwald nach Weimar blieben der Bevölkerung nicht verborgen, es gab Gerüchte um einen Transport, der bei seiner Fahrt durch das Weimarer Stadtgebiet einige Leichen verlor. (...) Aufgrund der schnell ansteigenden Todeszahlen in Buchenwald war der Friedhof in Weimar ab Anfang 1938 hauptsächlich mit der Einäscherung verstorbener Häftlinge des Lagers beschäftigt. (...) Der Verbrennungsofen des Krematoriums hielt dieser starken Belastung nicht stand, er musste im Dezember 1938 wegen der zu starken Beanspruchung repariert werden. (...)

Quelle: Jens Schley: Nachbar Buchenwald. Die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937 - 1945. Böhlau Verlag. 1999. Seite 44 -48


In späteren Jahren muss Buchenwald ein eigenes Krematorium besessen haben. Ich erinnere mich an eine Dokumentation über Jugend und NS Zeit. Laut der Aussage eines Zeitzeugen haben Napolaschüler oder HJ- Angehörige einen Besuch im KL Buchenwald gemacht. bei dieser Visite wurden ihnen niederländische Forscher vorgestellt, und es habe ein Junge nach den Schornsteinen eines Gebäudes gefragt, worauf ihm geantwortet wurde, es handele sich um ein Krematorium.

Eventuellen Fragen vorgreifend hätte man gesagt, die Stadt Weimar mit 100.000 Einwohnern habe ein Krematorium, da Buchenwald etwa ebenso viele Insassen habe, benötige man ein Krematorium, denn selbstverständlich gäbe es "natürliche Abgänge". Mit dieser Aussage hätten sich die Schüler auch zufrieden gegeben.
 
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