Die Reichskrise im 3. Jahrhundert

Be_Real1982

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Ein Thema das hier noch nicht diskutiert wurde, aber es meiner Meinung nach verdient hat, disuktiert zu werden, ist die Reichskrise des 3. Jahrhundert n. Chr. unter den sog. Soldatenkaisern. Während des Imperium im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. seine Blütezeit erlebte, stürzte es mit der Inthronisation von Maximinus Thrax ins Chaos, das das Reich an den Rande seines Untergangs führte. Eine Unsumme legitimier und illegitimer Kaiser
und Usupatoren tauchten auf und verschwanden meist ebensoschnell wieder wie sie kamen. Immer neue Gefahren an den Grenzen, Gebietsverlust und der immense Steuerdruck sind für diese Epoche prägend. Die Reichseinheit ging verloren, konnte jedoch wiederhergestellt
werden. Nur dem entschiedenen durchgreifen von Kaisern wie Claudius II., Aurelian oder letztendlich Diocletian war zu verdanken, daß das Reich überlebte.

Nachfolgend werde ich zuerst eine Liste der römischen Kaiser aufführen, die jedoch ohne die Kaiser der Sonderreiche auskommt.
In den folgenden sechs Beiträgen werde ich eine ausführlich (jedoch kurze) chronologische Abfolge der Ereignisse geben. Ich bitte um Verständnis, daß ich nicht auf spezifische Innenpoltische sowie die Sonderreiche ausführlich eingehen kann. Dies
würde meines Erachtens den Rahmen sprengen. Dennoch habe ich versucht die Geschichte dieser Epoch leicht verständlich darzustellen. Als Basis diente eine von mir im Rahmen eines Projektes erstellte Mappe, mit der ich diese Thematik erörterte.

Bereits im Voraus möchte ich denjenigen Danken, die die folgenden Beiträge komplett lesen!


Alle römischen Kaiser (ohne Sonderreiche) von 235 - 284 n. Chr.

- Gaius Iulius Maximimus Thrax (März 235 - April 238)
- Marcus Antonius Gordianus Sempronianus Romanus (Gordian I.) (März - April 238)
- Marcus Antonius Gordianus Sempronianus Romanus (Gordian II.) (März - April 238)
- Marcus Clodius Pupienus Maximus (April - Juli 238)
- Decimus Caelius Calvinus Balbinus (April - Juli 238)
- Marcus Antonius Gordianus (Gordian III.) (Juli 238 - Februar 244)
- Marcus Iulius Philippus (Philippus Arabs) (Februar 244 - September 249)
- Gaius Messius Quietus Decius Valerianus (September 249 - Juni 251)
- Gaius Vibius Trebonianus Gallus (Juni 251 - August 253)
- Marcus Aemilius Aemilianus (August - Oktober 253)
- Publius Licinius Valerianus (September 253 - Juni 260)
- Publius Licinius Egnatius Gallienus (Oktober 253 - August 268)
- Marcus Aurelius Valerius Claudius (Claudius II. od. Claudius Gothicus) (September 268 - Januar 270)
- Marcus Aurelius Claudius Quintillus (Januar - April 270)
- Lucius Domitius Aurelianus (April 270 - Oktober 275)
- Marcus Claudius Tacitus (Oktober 275 - April 276)
- Marcus Annius Florianus (April - Juni 276)
- Marcus Aurelius Probus (Juli 276 - September 282)
- Marcus Aurelius Carus (September 282 - August 283)
- Marcus Aurelius Numerius Numerianus (August 283 - November 284)
- Marcus Aurelius Carinus (Frühjahr 283 (?) - Juli 285)
- Gaius Valerius Diocles (ab November 284)

Ich möchte noch darauf Hinweisen, daß es bei manchen der oben genannten Monate ab und zu mehrere Angaben gibt.


Gruß
Be_Real 1982
 
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Das Ende des Severus Alexander bis zum Ende von Maximinus Thrax

Als Kaiser Severus Alexander im Jahre 233 mit einem Teil der Limestruppen gegen die neu entstandene Persergefahr im Osten zog, nutzten die Alemannen die Schwächung der Reichsgrenze und fielen über den Rhein- und die Donau in das Römische Reich
ein. Daraufhin machten die von den Grenzen abgezogenen Truppen dem Kaiser Vorwürfe über die Schwächung der Grenze und drägten ihn zur Rückkehr. Severus Alexande gab nach, brach den - bisher wenig erfolgreichen - Perserfeldzug ab, und begab sich - nachdem
er zuvor einen Triumph in Rom gefeierte hatte - an den Oberrhein, wo starke Verbände zusammengezogen waren.
Wie schon in Persien, so sollten auch diesmal Tribute militärische Auseinandersetzungen verhindern. Als dies jedoch bei der Truppe bekannt wurde, meuterten die Soldaten gegen den inzwischen verhaßten unsoldatischen Kaiser, der anschließend (März 235) zusammen mit seiner Mutter Iulia Mamaea in der Nähe von Bretzenheim bei Mainz erschlagen wurde. Die
aufständischen Truppen riefen dann Maximinus Thrax zum Kaiser aus.
Der als Bauernsohn geborene Maximinus Thrax stammte aus Thrakien und war bereits sechzig Jahre alt. Die erste Aufgabe, die der neue Herrscher übernahm, war die Durchführung des Alemannenkrieges, den Severus Alexander vermeiden wollte. Vermutlich in der Nähe von Mainz überschritt das Heer den Rhein und drang dann in südöstlicher Richtung weiter vor. Während die Germanen sich in die Wälder und Sümpfe zurückzogen, brannten die Römer ihre Siedlungen nieder, vernichteten die Ernte und schlachteten das Vieh ab. Das Resultat dieses Vorstoßes war, daß die Lage in Obergermanien für nahezu zwei Jahrzehnte ruhig
blieb.
Nach diesem erfolgreichen Feldzug begab sich der Kaiser auf den Balkan, wo er in Sirmium sein Winterlager aufschlug. Noch im gleichen Jahr erhob er seinen Sohn Maximus zum Caesar.
In den folgenden beiden Jahren führte der Kaiser von Sirmium aus erfolgreiche Kämpfe gegen Sarmaten und Daker. Trotz seiner militärischen Erfolge, entwickelte sich die Lage im inneren des Imperiums dramatisch zum negativen. Der von Beginn an auf die Armee setzende Kaiser, verdoppelte bereits zu beginn seiner Herrschaft den Sold, und auch während der folgenden Jahre wollte er die Armee in jeder Weise materiell zufriedenstellen. Damit dies auch nur ansatzweise gelingen konnte, mußte er im ganzen Reich rückscihtslos Steuern und
Sonderabgaben einziehen, sogar den Delatoren ließ er freien Lauf, um an Geld zu kommen.
Herodian beschreibt die damalige Lage - wenn auch übertrieben und zu sehr verallgemeinert -folgendermaßen: "Täglich konnte man sehen, wie Leute, die gestern noch zu den reichsten gehörten, heute den Bettelstab nehmen mußten; so groß war die Habgier der Tyrannis, die die Notwendigkeit der ständigen Beschaffung von Geldern zur Bezahlung von Soldaten zum Vorwand nahm... Als aber Maximinus, nachdem er die meisten der vornehmen Häuser arm gemacht hatte, zu der Meinung kam, die Beute sei klein und geringfügig und genüge nicht für seine Zwecke, da machte er sich an das öffentliche Eigentum, und alles Geld, das die Städte
gesammelt hatten, oder das für Theater oder religiöse Feste bestimmt war, nahm er für sich in Anspruch, die Weihgeschenke der Tempel und Götterbilder und Ehrengaben für Heroen; und aller Schmuck öffentlicher Bauten und alles, was zur Verschönerung der Städte diente, und Metall, aus dem Münzen geprägt werden konnten, alles wanderte in den Schmelztigel. Dieses Vorgehen erbitterte die Stadtbevölkerung außerordentlich... Auch die Soldaten waren damit nicht einverstanden, denn ihre Verwandten und Freunde machten ihnen bittere Vorwürfe, da ja Maximinus um ihretwillen so verfahre."
Unter dem Eindruck des starken neuen steuerlichen Drucks, wurden damals zahlreiche Tempelschätze wie auch privates Eigentum vergraben, um sie vor der Konfiskation zu schützen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die belasteten Bürger zu einem
Aufstand erheben würden. Als der Prokurator der regio Hadrumentia (Provinz Africa) damit begann, den ohnehin schon großen Druck noch weiter zu erhöhen, entschlossen sich die Pächter auf den kaiserlichen Landgütern, die Kolonen, sowie die Besitzer
im Raum der Stadt Thysdrus im Jahre 238 zum Widerstand. Im März wurde der proconsul der Provinz Africa, Gordian I. zum Kaiser ausgerufen.
Da dieser bei seiner Ausrufung nahezu achtzig war, ernannte er sogleich seinen Sohn Gordian II. zum Augustus. Die Gordiane fanden sofort breite Unterstützung, sogar der Senat in Rom schloß sich ihnen an. Der Statthalter der Provinz Numidien Capellianus jedoch hielt weiterhin Maximiuns die Treue. Vor Karthago kam im April 238 es zur Schlacht. Während das Heer der
Gordiane hauptsächlich aus schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Stadtbewohnern bestand, verfügte der Capellianus neben seiner garnisonierten Legion auch über die gefürchteten maurischen Reiterverbände. Während Gordian II. im dem aussichtlosen
Kampf fiel, wählte seinen Vater den Freitod.
Der Senat, der sich bereits bei der Legitimierung der Gordiane zu weit aus dem Fenster gelegt hatte, ernannte sofot nach dem Eintreffen der Nachricht vom Tod der Gordiane Pupienus und Balbinus zu Kaisern. Diese beiden gehörten vor ihrer Erhebund der
vom Senat - noch zu Lebzeiten der Gordiane - gebildeten Kommission der vigintiviri rei publicae curandae an, eine aus 20 Konsularen bestehende Kommission, die die Erhebung gegen Maximinus zu organisieren sowie vor allem den Widerstand gegen den
zu erwarteten Angriff der Armee des Thrakers zu leiten hatte. Umittelbar nach der Proklamtion dieser beiden neuen Herrscher, mußte der Senat auf drängen des römischen Volkes den Enkel Gordian I., Gordian III. die Caesarenwürde übertragen.
Inzwischen hatte sich Maximinus von der Donau aus auf den Weg nach Westen gemacht. Durch eine großzügiges Donativ versicherte er sich der Loyalität seines Heeres, welches inzwischen von starken germanischen Reiterverbänden verstärkt worden war.
Da die führenden Schichten der Städte und Gemeinde wußten, was sie von den herannahenden Truppen zu erwarten hatten, ließen sie alle Lebensmittelvorräte systematisch beiseiteschaffen oder vernichten, ebenso wurde unbefestigte Städte geräumt. Die Armee des Thrakers fand so bei ihrem Vormarsch ein ödes oder verlassenes Land vor, und dies drückte auf die Moral.
Als Maximinus mit seinem Heer Aquileia erreichte, war auch hier alles, was dem Heer hätte nutzen können, vernichtet worden. Daraufhin ließ der Kaiser die Stadt belagern, diese jedoch war gut vorbereitet und entschlossen, mit vollem Einsatz zu kämpfen. Ein erster Angriff auf die Stadt scheiterte ebenso, wie die Aufforderung zur Übergabe. Die schon aufgehitze Stimmung in seinem Heer verschärfte Maximinus noch darauch, daß er seinen Unterführen die Schuld für die bisher erfolglose Belagerung gab. Die Stimmung schlug nun vollends um, und Maximinus und sein Sohn wurden erschlagen, den Senatskaisern der Treueeid geleistet.
 
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Pupienus, Balbinus bis zum Ende des Decius

Nachdem Pupienus die Kapitulation des Heeres vor Aquileia entgegengenommen hatte, zogen er, Balbinus und Gordian III. im Triumph in Rom ein. Kurz darauf jedoch kamen die bisher beigelegten Gegensätze der beiden Kaiser zum Vorschein. Als besonders verhängnisvoll sollte sich die Belassung der illyrischen Garde des Pupienus in der Hauptstadt erweisen. Die Prätorianer, dief ürchteten von der Leibgarde verdrängt zu werden, ergriffen die beiden Kaiser und ermordeten sie.
Somit war nur noch der Caesar Gordian III. übrig, den nun zum Augustus erhoben wurde. Eine seiner ersten Maßnahmen war die Auflösung jener Legion, die den Aufstand der beiden Gordiane niedergeschlagen hatte. Dies erwies sich jedoch rasch als prekär, als sich im Jahre 240 in Karthago Sabinianus zum Kaiser ausrief. Da der wichtigste Befehlshaber des Kaisers an der Donau beschäftigt war, und die an die Stelle der aufgelösten Legion getretene Auxiliarformation nur geringe Kampfkraft verfügte, konnte erst nach einer geraumen Zeit die Revolte niedergeschlagen werden. Währenddessen hatte sich die Lage im Nahen Osten zugespitzt. Schapur I. löste nach seinem Regierungsantritt 241 eine neue Offensive aus, der zahlreiche Städte zum Opfer fielen, darunter Carrhae. Gordian III. entsandte seinen Prätorianerpräfekten Timesithues, um die Lage zu stabilisieren. Dieser konnte jedoch erst 243 mit der Gegenoffensive beginnen, da er vorher die in Thrakien eingefallenen Karpen
zurückschlagen mußte. Anschließend gelang es ihm, die Perser zurückzudrängen und die römische Herrschaft in Syrien zu stabilisieren. Nachdem er Nisibis und Singara eingenommen hatte, plante er einen Vorstoß auf Ktesiphon, die Hauptstadt der Sassaniden. Doch bevor er aufbrechen konnte, starb Timesitheus. An seine Stelle trat nun der in Arabien geborene Marcus Iulius Philippus. Nachdem es zur Versorgungsschwierigkeiten des
Heeres kam, die dem Kaiser zur Last gelegt wurden, meuterte die Armee und der Kaiser wurde im Frühjahr 244 erschlagen.
Zum Nachfolger wurde Philippus ausgerufen, und ernannte unmittelbar danach seinen gleichnamigen Sohn zum Caesar (und 247 zumAugustus). Als erste Maßnahme seiner Regierung schloß er mit den Sassaniden einen Kompromißfrieden, der dem Imperium den
Besitz von Kleinarmenien und Mesopotamien sicherte. Anschließend begab er sich nach Rom, wo er im Juli 244 ankam, es jedoch kurze Zeit später wieder verlassen mußte, um von Dakien aus gegen die Karpen zu ziehen. Erst 248 kehrte er nach Rom zurück, wo vom 21 bis 23 April die Tausend-Jahr-Feier begangen wurde. Noch im selben Jahr erfolgte ein tiefer Vorstoß der Goten in römisches Gebiet sowie eine ganze Reihe von Usurpationen, darunter die des Pacatianus in Pannonien. Der Kaiser entsandte seinen Stadtpräfekten Decius, um den Aufstand niederzuschlagen, doch war Pacatinaus als Decius in Pannonien ankam bereits
erschlagen worden. Decius zog nun gegen die Goten, gegen die er einige Erfolge erzielen konnte. Daraufhin riefen die Legionen ihn im Sommer 249 zum Kaiser aus. Decius marschierte auf Rom, und im September 249 standen sich die beiden Heere bei Verona gegenüber. Während Philippus in der Schlacht den Tod fand, wurde sein Sohn kurze Zeit später von den Prätorianern in Rom erschlagen.
Decius, der aus einer Reichen senatorischen Familie aus Unterpannonien stammte, zog sogleich im Rom ein. Sofort führte er eine konsequente Restaurationspolitik durch, um die altrömischen Traditionen zu erneuten und sie zu festigen. So erließ er 250 ein Edikt, das von sämtlichen Bewohnern des Imperiums den allgemeinen öffentlichen Vollzug von Opfern für die offiziellen Götter des römischen Staates forderte, wobei diese Opferung - erstamls - überwacht wurde. Wer sich weigerte zu Opfern, hatte mit Gefängnis, Vermögensverlust, Verbannung und in einzelnen Fällen mit der Todesstrafe zu rechnen. Neben den Christen - die
die Zahlenmäßig größte Gruppe von Verweigeren stellte - waren auch Philosophen, Agnostiker und Gottlose davon betroffen.
[Bem: Somit ist das Opferedikt des Decius keine gezielt Christenverfolgung, sondern in erster Linie eine religiös-politische Integrationsmaßnahme, die schon zur Zeit der Republik (supplicationes) in Notzeiten oder nach großen Siegen üblich waren.]
AUßenpolitisch erreichte der Kampf an der Donau einen neuen Höhepunkt. Karpen und Goten fielen in Dakien bzw. Moesien ein und verheerten zahlreiche Landstriche. Decius begab sich selbst an die Front und besiegte die Goten und Kniva bei Nicopolis ad Istrum. Während Decius sich dann nach Norden wendete, um die Karpen zurückzuschlagen, nutzte Kniva die Gelegenheit, um weit nach Süden vorzustoßen und das Balkangebirge zu Überqueren. Der Kaiser folgte in Eilmärschen, wurde jedoch bei Beroea geschlagen; nur unter schwersten Verluste konnte sich Decius nach NOrden zurückziehen. Der Verlust an Truppen war so groß,
daß er erst wieder nach einem halben Jahr die Kämpfe aufnehmen konnte. Im Juni 251 kam es schließlich im Sumpfgebiet bei Abrittus - vermutlich war der Kaiser in eine gotischen Falle gegangen - zur Schlacht. Neben seinem Sohn, den er wenige Wochen zuvor zum Augustus erhoben hatte, fiel auch Decius in der Schlacht.
 
Von Trebonianus Gallus bis zum Ende des Palmyrischen Reiches

Diese konnten nun - da keine nennenswerten römischen Verbände mehr an der Donau standen - ungehindert plündern und brandschatzenund mit all ihrer Beute und gefangenen Provinzialen unbedrängt über die Donau ziehen. Zwar wurde Trebonianus Gallus, der Legat von Niedermoesien zum von seinen Truppen Kaiser ausgerufen, doch konnte dieser vorerst nichts gegen die Goten unternehmen. In Rom war inzwischen auf Hostilianus, der zweite Sohn des Decius zum Augustus ausgerufen worden, doch sollte Trebonianus die entscheidende gestalt sei. Dieser ernannte sogleich seinen Sohn Volusianus zum Caesar (später zum Augustus) und adoptierte Hostilianus, der jedoch bald darauf - vermutlich an der Pest - starb.
Trebonianus begab sich mit seinem Sohn nach Rom, um sich dort die Herrschaft zu sichern.
Die Donaufront überließ er dem aus Mauretanien stammenden Aemilius Aemilianus, dem es während des Jahres 252 gelang, die Goten zurückzutreiben und diese im Rahmen einer Strafexpedition über die Donau zu verfolgen. Wiedereinmal rief die Armee ihren erfolgreichen Feldherren zum Kaiser aus, der sich unverzüglich auf den Weg nach Italien machte. Der überraschte Trebonianus rief Verbände - vor allem der Rheinarmee - um Hilfe. Die Verbände der Rheinarmee waren noch nicht aufgebrochen, als die Armee des Trebonianus von der
des Aemilianus bei Interamna eingekreist wurde. Noch bevor es zur Schlacht kam, sagten sich die Soldaten von Trebonianus los, er und sein Sohn wurden ermordet.
Auf die Nachricht der Niederlage des Trebonianus riefen die - inzwischen in Raetien versammelten - Verbände der Rheinarmee ihren Befehlshaber Valerianus zum Kaiser aus und machten sich unverzüglich auf den Weg nach Italien. Noch bevor es zum Kampf
kam, wurde Aemilianus von seinen Soldaten ermordet. Valerian, der aus einer angesehenen Familie stammte, zog im Spätsommer 253 in Rom ein und fand sofort Anerkennung.
Der Abzug der großen Kontigente an Rhein und an der Donau veranlaßte die feindlichen Stämme wieder zu einfällen in das Reich. Besonders im Osten mußte das Imperium katastrophale Rückschläge hinnehmen, da die sassanidischen Verbände seit 252 wieder den
Krieg aufgenommen hatten. Mesopotamien und Syrien wurden verheert, Antiochia eingenommen und gebrandschatzt. Angsichts dieser Lage sah sich valerian gezwungen, den Oberbefehl im Osten zu übernehmen und seinen schon vorher zum Augustus erhobenen Sohn
Gallienus den Oberbefehl über den Westen zu geben.
254 bezog Valerian in Samosata sein Hauptquartier, doch fehlte ihm für größere militärische Gegenaktionen geraume Zeit die Kräfte, so daß 256 Dura-Europos, eine der wichtigsten römischen Verteidigungspositionen an der mittleren Donau verloren ging. Die Krise sollte ihren Höhepunkt jedoch 260 erreichen, als Schapur I. eine neue offensive auf breiter Front eröffnete und das - durch Krankheit geschwächte - Heer des Kaisers bei Edessa vernichtend schlug. Bei den folgenden Friedensverhandlungen geriet Valerian in die Hände der Sassaniden, die nun bis tief nach Kleinasien vorstießen.
Die Gefangennahme valerians und einiger hoher Würdenträger löste eine Staatskrise bisher unbekannten Ausmaßes aus. Wie im Westen, so erhoben sich auch im Osten mehrere Usurpatoren. In Antiochia erhoben wurden Macrianus und sein Bruder Quietus zu Doppelkaisern ausgerufen. Ägypten und ein Teil der Donaulegionen schloßen sich ihnen an. Auf dem Balkan jedoch wurden Macrianus und sein gleichnamiger Vater gechlagen, der zurückgebliebene Quietus in Emesa - vermutlich auf betreiben des Odaenathus - vom dortigen Mob erschlagen.
Septimius Odaenathus, der Fürst von Palmyra sollte eine der wichtigsten Stützen des Imperiums im Osten werden. Zum Schutz der palmyrischen Handelswege in den Osten, stellte er sich loyal hinter das römische Reich und schlug die Perser zurück. Es gelang ihm - vermutlich schon 262 - Nisibis und Carrhae zurückzuerobern und später bis nach Ktesiphon vorzustoßen, das er zweimal einnahm. Wärend seiner triumphalen Rückkehr nach Palmyra 267 fiel er einer Palastintrige zum Opfer. Die Regierung übernahm seine Witwe Zenboia - zunächst in Vormund für ihren Sohn Vaballathus Athenodorus -. Sie setzte die Politik ihres Mannes konsequent fort und dehnte ihre Herrschaft im Süden bis nach Ägypten, im Norden bis nach Ankara und nach Osten über Teile Mesopotamiens aus. Nach dem Regierungsantritt von Kaiser Aurelian erklärte Zenobia ihr Reich für selbstständig und nahm den Titel Augusta an, ihr Sohn den Titel Augustus. Aurelian erklärte ihr 271 den Krieg, schlug die Palmyrer bei
Antiochia und Emesa und eroberte im Frühjahr 272 die Stadt Palmyra. Zenobia und ihr Sohn wurden auf der Flucht zu den Persern gefangen genommen und - laut der Historia Augusta - auf dem Triumphzug Aurelians 274 in Rom vorgeführt.
 
Von Gallienus bis zum Ende des Quintillus

Während dessen gelang es Gallienus im Westen zwar die Germanen mehrmals zu schlagen, doch konnte er letztendlich keine stabilen Verhältnisse schaffen. Nach der Gefangennahme seines Vaters Valerian wurde auch sein Prestige auf das tiefste erschüttert. Viele dachten, daß auch das Schicksal des Gallienus besiegelt sei. Zahlreiche Usurpatoren tauchen auf, in
weiten Teilen des Imperiums herrschten Anarchie.
Als erster ließ sich in Pannonien Ingenuus, der Statthalter dieser Provinz zum Kaiser ausrufen. Moesien schloß sich ihm an. Zwar gelang es dem Heerführer des Gallienus, Aureolus, Ingenuus bei Mursa zu schlagen, doch erhob sich daraufhin in Oberpannonien Regalianus, der sich in Carnuntum auf den Schild heben ließ. Erst nach Wochen konnte auch diese Erhebung niedergeschlagen werden.
Auch an der Rheinfront brach die Herrschaft des Gallienus zusammen. Der obergermanische Heerführer und Statthalter Postumus belagerte die Stadt Köln, in der sich der zum Caesar erhobene Sohn des Gallienus, Salonius sowie dessen Oberbefehlshaber Silvinaus befanden. Die Stadt ergab sich, und Salonius und Silvianus wurden ermordet. Postumus rief
das "Gallische Sonderreich" aus.
Postumus gelang es im Laufe der Zeit, die verschiedensten sozialen Gruppen an sich zu binden und mit seiner Herrschaft zu identifizieren. Das von ihm errichtete Sonderreich orientierte sich bewußt an römischen Traditionen, so wurden Köln und Trier - die zusätzlich auch eine Münzstätte besaßen - zu Residenzen, sogar ein eigener Senat wurde eingerichtet. Zweitweilig schloßen sich die spanischen Provinzen und Britannien dem Sonderreich an.
Da Kaiser Gallienus zunächst durch Auseinandersetzungen auf der Balkaninsel gebunden war, konnte er sich erst 263 dem Gallischen Sonderreich widmen. Es gelang ihm, tief nach Gallien vorzustoßen, doch Postumus vermied die offene Feldschlacht. Nachdem Kaiser Gallienus von einem Speer getroffen wurde, mußte der Feldzug abgebrochen werden. Den Höhepunkt sollte diese Auseinandersetzung erst 268 erreichen. Aureolus erklärte sich offen für Postumus und verschanzte sich in Mailand. Während der Belagerung der Stadt fiel der Kaiser einer Verschwörung seiner illyrischen Offiziere zum Opfer. Aureolus fand ebenfalls
den Tod.
Auch im Gallischen Sonderreich fand Postumus im gleichen Jahr den Tod, nachdem er sich weigerte, die von den Usurpator besetzte und zurückeroberte Stadt Mainz von seinen Truppen plündern zu lassen. Das Sonderreich hatte nun seinen Höhepunkt
überschritten, die spanischen Provinzen und Britannien sagten sich los, und innerhalb weniger Jahre zerbrach das Reich. Die letzten Regenten waren Victorinus (268 - 270) und Tetricus (270 - 274), der inmitten der Entscheidungsschlacht auf den
Katalaunischen Feldern zu Kaiser Aurelian überlief. Nach seiner Vorführung auf dem Triumph des Aurelian 274 in Rom, übertrug der Kaiser ihm die Administration Italiens als corrector Lucaniae.
Sofort nach der Ermordung des Gallienus ernannten die an der Verschwörung beteiligten Offiziere Claudius II. zum neuen Kaiser. Der etwa fünfzigjährige Claudius II. stammte auch Illyrien und hatte sich in der Armee hochgedient. Nach der Niederwerfung besiegte er die Alemannen am Gardasee, anschließend errichtete er einen Brückenkopf im Raume von Grenoble gegen das Gallische Sonderreich. 269 gelang ihm im Morvatal ein entscheidender Sieg über die Goten, der ihm den Beinamen Gothicus Maximus einbrachte. Durch seine entschiedene Gesetzgebung - er verfügte unter anderem eine Neuordunug der Donauproinzen - konnte der Tiefpunkt der Krise überwunden werden. Doch bereits 270 starb Claudius II. in Sirmium an der Pest.
Auf die Nachricht vom Tod des Kaisers ernannte der Senat unverzüglich Qunitillus, den Bruder des Claudius II. zum Nachfolger. Dieser jedoch war bei der Truppe unbeliebt, und so rief die Donauarmee im April 270 Aurelian, den Befehlhaber des von Gallienus geschaffenen Kavalleriekorps zum Kaiser aus. Die Soldaten des Quintillus schloßen sich Aurelian an und trieben Quintillus in den Selbstmord.
 
Von Aurelian bis zum Ende des Florianus

Aurelian, der somit Alleinherrscher war, hatte die nächsten beiden Jahre fast ununterbrochen
Auseinandersetzungen zu bestehen. Noch 270 fielen die Iuthungen in Italien ein. Sie verfügten über eine starke Reiterei, doch konnte Aurelian einen ersten Sieg über die Reiterscharen an der Donau verzeichnen. Auch die Angriffe der Sarmaten und Vandalen in Pannonien konnten zurückgedrängt werden. Schon im Frühjahr 271 drangen die Iuthungen und Alemannen erneut in Italien ein und schlugen das römische Heer in der Nähe von Placentia. Nach weiteren Siegen gelang es den Iuthungen, bis nach Umbrien vorzustoßen. In Rom und im übrigen Teil des Imperiums kam es zu Unruhen und Aufständen, doch gelang es Aurelian, in weniger als drei Jahren die Lage zu stabilisieren.
Zuerst besiegte er die - inzwischen in kleineren Gruppen aufgeteilten - Verbände der Alemannen und Iuthungen mehrfach zu schlagen, so am Metaurus, bei Fano und Ticinum. Anschließend schlug er den Aufstand der Münzarbeiter der Stadt Rom, im sog. bellum monetariorum in erbitterten Straßenschlachten (angeblich sollen 7000 Soldaten gefallen sein) nieder. Ebenfalls wurden Aufstände in Dalmatien und im Westen niedergeschlagen. Im Herbst mußte sich dann der Kaiser mit allen verfügbaren Truppen an die Donaufront begeben, wo er die Goten und Alanen, die seit dem Sommer 271 Thrakien und Illyrien verheerten besiegen und über die Donau zurückdrängen konnte. Um das Problem der Reichsverteidigung nördlich der Donau zu lösen, - in die Provinz Dakien fielen nahezu jedes Jahr Goten, Alanen und Sarmaten ein; der Zusammenbruch der römischen Herrschaft war nur eine Frage
der Zeit - ließ er die Provinz räumen und ein Großteil der Bevölkerung wurde umgesiedelt. In diesem Zusammenhang wurden zwei neue Provinzen im Raum zwischen Ober- und Untermoesien geschafffen. An der Donau selbst enstand Dacia Ripensis, im
Landesinneren die Provinz Dacia Mediterrania. Anschließend zerschlug er das Palmyrische Reich (s. o.), sowie das Gallische Sonderreich (s. o.). Im Jahre 275 plante der Kaiser einen Perserfeldzug, wurde jedoch auf dem Vormarsch in der Nähe von Perinth ermordet.
Diesmal folgte die Armee den Verschwöreren jedoch nicht und bat vielmehr den Senat, einen neuen Kaiser zu ernennen. Dieser ernannte daraufhin den fünfundsiebzigjährigen Tacitus zum Kaiser, doch starb dieser bereits im April 276. Nun ernannte sich Florianus, der Bruder (oder Halbbruder) des verstorbenen Kaisers und Prätorianerpräfekt selbst zum Kaiser. Doch kurze Zeit später wurde in den Ostprovinzen Probus zum Kaiser ausgerufen. Florianus zog ihm unverzüglich entgegen, und errichtete bei Tarsus sein Feldlager.
Nach mehreren unentschiedenen Gefechten, gelang es Probus die Soldaten des Florianus auf seine Seite zu ziehen und dieser wurde nach nicht einmal ganz drei Monaten im Amt ermordet.
 
Von Probus bis zum Ende der Soldatenkaiserzeit

Probus, der nun Kaiser war, hatte fast während seiner gesamten Amtszeit gegen innere und äußere Feind zu kämpfen. Als erstes mußten die Germanenstämme, die in Gallien eingefallen waren, zurückgeschlagen werden. Es gelang ihm, bis 278 die Feinde zurückzuschlagen und die Rheingrenze wiederherzustellen. Durch Siege über Burgunder und Vandalen, die von Süden aus in das Römische Reich eingefallen waren, sicherte er die obere Donaugrenze. 279 zog er dann an die untere Donau, um dort nacheinander die Geten und anschließend die Räuberbanden unter der Führung des Lydus zu schlagen. Nachdem er in den folgenden
Jahren 280 und 281 mehrere Usurpatoren besiegen konnte, zog er im Frühjahr 282 in den Osten gegen die Perser. Der Prätorianerpräfekt Marcus Aurelius Carus nutzte die Abwesenheit des Kaisers und ließ sich - mit Unterstützung der Legionen
aus Noricum und Raetien - zum Kaiser ausrufen. Probus sandte daraufhin Truppen zurück, um Carus niederzuschlagen, doch liefen diese über. Als diese Nachricht im Feldlager des Probus eintraf, wurde dieser von seinen Soldaten erschlagen. Unverzüglich begab sich dann der in Gallien geborene Carus mit seinen beiden Söhnen Carinus und Numerianus nach Rom, wobei
diese gleich in den Caesaren Rang erhoben wurden. Anschließend überließ Carus seinem älteren Sohn Carinus die Westprovinzen und begab sich mit seinem jüngeren Sohn Numerianus in den Osten, um den geplanten Perserfeldzug zu Ende zu führen. Es gelang
ihm, über den Euphrat vorzustoßen, die Perser in offener Feldschlacht zu besiegen und Coche und Ktesiphon zu erobern. Kurz Zeit darauf starb der Kaiser jedoch unter mysteriösen Umständen (die Geschichte vom Blitschlag wurde schon von damaligen
Historikern bezweifelt). Das Heer erhob nun seinen Sohn Numerianus zum Kaiser, doch fiel dieser auf dem Rückmarsch einem Mordanschlag seines Schwiegervaters, des Prätorianerpräfekten Aper, zum Opfer.
Daraufhin ernannte der Rat der Offiziere am 20. November 284 den aus Dalmatien stammenden Diocles zum Kaiser. Noch im angesicht der Heeresversammlung stach er Aper nieder.
Inzwischen zog Carinus, der in Gallien zurückgelassene Sohn des Carus, Diocletian entgegen. Im Juli 285 kam es bei Margus in Moesien zur Entscheidungsschlacht. Carinus gewann es zwar die Oberhand zu gewinnen, doch wurde dieser von seinen Offizieren während er Schlacht ermordet.
Diocletian war somit alleinige Kaiser und somit endet auch die Zeit der Soldatenkaiser.
 
Herausragende Kaiser der Soldatenkaiser-Ära waren meiner Meinung nach v.a. Claudius II. Gothicus (268-270), Aurelianus (270-275) und Probus (276-282).
Seinen Tiefpunkt hatte das Reich unter Gallienus (253-268).
 
Das erstaunlichste an dieser Reichskrise ist ja, daß sich das Römische Reich davon vollständig erholte.
Es sollte unter Diokletian (284-305), v.a. aber unter Konstantin dem Großen (306-337) und seinen Nachfolgern [von denen besonders Valentinian I. (364-375) hervorzuheben ist] bis einschließlich Theodosis dem Großen (379-395) zu einem neuen Höhepunkt kommen.
Also folgte auf das krisenreiche 3. Jh. ein hoffnungsvolles 4. Jh.
Der endgültige Niedergang (im Westen) begann ab 395.
 
meiner meinung nach setzt die reichskrise bereits mit dem tod des marcus aurelius und der erhebung seines sohnes commodus zum kaiser ein, also 180 ad! hier ist für mich der übergang ins spätrömische reich zu erkennen! der prozess des zerfalls setzt allerdings erst sehr allmählich ein, ein entscheidender schritt ist die auflösung bzw. die untergrabung der militärischen disziplin durch die umwandlung der mobilen legionen in eine miliz durch septimius severus!
dieser schritt war langfristig gesehen fundamental, den durch die gehobenen rechte und ansprüche der legionäre und der erschlaffung der disziplin, fielen danach ja wie berichtet, viele auch fähige kaiser zum opfer!
rom war ein militärstaat, das militär war eine entscheidende grundlage der romanisierung und des erhaltes der römischen welt, diese grundlage war nun untergraben. der zerfall des heerwesens ist maßgeblich mitentscheidend für den innenpolitischen zerfall.
die sich ab dem anfang des 3. jh. herauskristallisierende veränderung der armee hin zu einer miliz, war gleichzeitig eine schwächung der schlagkraft und der qualität des heeres, was nun dazu führte, das man immer mehr auf germanische söldner setzte, die kampferbrobter waren, als die mittlerweile vom kriegshandwerk entfremdete romanische bevölkerung. doch das hatte einen weiteren verfall von taktik und disziplin zur folge, die typische organisierte römische kampfesweise löste sich langsam auf.
desweiterin kehrte sich damit die romanisierung auch kulturell immer mehr zu einer germanisierung um, germanische söldner und zuflucht suchende germanische volkschaft wurde immer weniger romanisiert, im gegenteil, das römische reich war immer stärker mit dieser integrierung überfordert!
deswegen war die kurzeitige blüte unter diocltian bis konstantin und vielleicht auch julian (meiner meinung nach der vielleicht letzte grosse kaiser!) nur ein strohfeuer, die auch damit zusammenhing, das es an den grenzen bis zur völkerwanderung wieder ruhiger wurde.
mit einer schlagkräftigen klassischen RÖMISCHEN armee hätte den drangsalen der völkerwanderung vielleicht anders begegnet werden können!

p.s.: hiermit möchte ich dem verfasser der obrigen ausführlichen artikel danken und ihm bekräftigen, weiterhin zu posten, denn von so etwas lebt das forum! wer damit ein problem hat, und meint ihm deswegen beleidigen zu müssen, hat meiner ansicht nach, nichts in diesem forum verloren!
 
Soldatenkaiser

Da ich heute Zeit habe, habe ich mir die Mühe gemacht Be_Real1982, deine Beiträge sorgfälitg durchzulesen. Erst einmal ein Kompliment für die tolle Zusammenfassung der Jahre 235 bis 284. Leider vermisse ich Interpretationen der Ereignisse sowie eine etwas ausführlichere Darstellung der Wirtschaft.
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Ich versuch mal meine Interpretation zu Wort zu bringen:
Die Epoche der Soldatenkaiser zeigt meiner Meinung nach deutlich den Loyalitätsverlust einzelner Offiziere und Armeen gegenüber der Führungsspitze des Imperiums. Zugleich zeigt sie auch die Verlagerung des Rekrutierungsschwerpunkts auf den Balkan. Vieler der Kaiser dieser Epoche stammten aus den Balkanregionen, hauptsächlich aus Illyrien und Pannonien. Auch verkörperten sie in der Regel einen neuen Herrschertypus. Stammten vorher die Kaiser in der Regel aus der italienischen oder provinzialen Führungsschicht, entstammten sie jetzt in der Regel aus den niedrigen Schichten und hatten sich durch ihre militärischen Leistungen im Heer nach oben gedient. Zum Kaiser ausgerufen wurden sie häufig von bestimmten Heeresgruppen bzw. Regionen, um deren Interessen zu vertreten und sich so Vorteile zu verschaffen. Dass die anerkannten Kaiser sich dann gegen die "Interessenverbände", die sie ja zum Kaiser ausgerufen hatten, wandten, um die Interessen des Allgemeinwohls zu wahren verdient ein besonderes Lob, obwohl sie es schließlich mit ihrem Leben bezahlt haben. Es ist bezeichnend dass von 26 legitimen Kaisern zwischen 235 und 284 n. Chr. nur einer, nämlich Tacitus, eines natürlichen Todes starb. Alle anderen fielen entweder einer Verschwörung zum Opfer oder im Kampf. Schon während dieser Epoche begann Rom seine Bedeutung als politisches Entscheidungszentrum zu verlieren. Die wichtigen Entscheidungen wurden nun in den Grenzzonen, den Brennpunkten des Imperiums, getroffen. Die von Konstantin d. Gr. zum Abschluss gebrachte Trennung von Militär- und Zivilgewalt hat hier ihren Ursprung. Die Auswirkungen der chronischen Inflation, die schon seit dem frühen Prinzipat festzustellen ist, bricht hier aus und zeigt ihre dramatischen Auswirkungen. Der endgültige wirtschaftliche Niedergang des Imperiums beginnt sich in dieser Epoche abzuzeichnen. Denare wurden zuletzte unter Gallienus geschlagen, in Diocletians Höchspreisedikt von 301 n. Chr. tauchen sie als abstrakte Rechnungseinheit auf, der von Caracalla zu beginn dieses Jahrhunderts eingeführte Antoninian wurde schließlich zur Kupfermünze entwertet, der Sesterz schließlich gegen Ende des 3. Jahrhunderts aufgehört zu prägen, ebenso wie die inzwischen heruntergekommenen Provinzialprägungen. Statt dessen gab es fortan (Diocletian) nur noch eine Reichsprägung. Da die Kaiser immer gezwungen waren, die benötigten Geldmittel zum Unterhalt der Armee auf gedei und verderb einzutreiben, wurden die Bürger und die Städte immer mehr belastet. Dieses "brutale" eintreiben aller Mittel musste folgerichtig zur Einschränkung der Bürgerfreiheit und der Stadtautonomie führen, und dies wiederrum in großen Teilen der Bevölkerung zu dem von Jacob Burkhardt geprägten phänomen der "Apolitie", also der Abwendung von allen politischen Bindungen und Pflichten gegenüber der Gesellschaft und dem Staat. Gleichzeitig nahm die religiöse Bedeutung, wie in schlechten Zeiten immer, wieder zu. Viele wandten sich an Mysterien- und Erlösungskulte, um eine Erlösung bzw. eine Verbesserung ihres teilweise jämmerlichen Lebens zu erwirken. Das die große Belastungsprobe des Imperiums dennoch gelingen konnte, ist meiner Anschicht nach nicht zu guter letzt ein großartiger Erfolg der Romanisierung und der politischen Integration. Ohne die Militärs aus dem Balkanraum, die alle Strukturen von Staat, Administration und Gesellschaft rücksichtslos unterordneten, um alle verfügbaren bzw. die letzten Kräfte aufzubieten, wäre diese Krise nicht zu meistern gewesen.
 
meiner meinung nach setzt die reichskrise bereits mit dem tod des marcus aurelius und der erhebung seines sohnes commodus zum kaiser ein, also 180 ad!

Oder mit dessen Ermordung Ende 192. Commodus konnte auf die Sicherung des Reiches durch seine Vorgänger bauen, und deshalb würde ich ihn noch nicht umbedingt als Kaiser der Reichskrise sehen. Bei all dem muss man ja auch unterscheiden: Soldatenkaiser waren die Kaiser von 180 bis 235 nicht: Commodus und die Severer waren Teil einer Dynastie, Didius Julianus bestach die Soldaten mit Geldmitteln und dann bleiben nur noch Pertinax und der Gründer der severischen Dynastie, Septimius Severus. Als Teil der Reichskrise kann man diesen Zeitraum durchaus sehen, auch wenn sich das Reich unter Septimius Severus und Severus Alexander schon ziemlich erholte.
 
Herausragende Kaiser der Soldatenkaiser-Ära waren meiner Meinung nach v.a. Claudius II. Gothicus (268-270), Aurelianus (270-275) und Probus (276-282).
Seinen Tiefpunkt hatte das Reich unter Gallienus (253-268).

Da hast du recht. Aber viele Kaiser waren "gute" Kaiser, bloß waren entweder die Probleme zu groß oder die Regierungszeiten zu kurz: Zum Beispiel weiß keiner, was passiert wäre, wenn Gordian I. und Gordian II. sich durchgesetzt hätten! Andere Kaiser leisteten auf dem Gebiet der Politik zwar großes, führten das Reich aber mit anderen Maßnahmen dem Abgrund entgegen: Maximinus Thrax, ein Bauernsohn, der alle seine Macht den Soldaten verdankte, war zwar sehr erfolgreich gegen Germanen und Daker, verdoppelte (!!!) aber, um die Soldaten auf seiner Seite zu halten, den Sold und musste deshalb auch die Steuern erhöhen.
 
Bei all dem muss man ja auch unterscheiden: Soldatenkaiser waren die Kaiser von 180 bis 235 nicht: Commodus und die Severer waren Teil einer Dynastie, Didius Julianus bestach die Soldaten mit Geldmitteln und dann bleiben nur noch Pertinax und der Gründer der severischen Dynastie, Septimius Severus.
Dazu kommen noch die Soldatenkaiser Pescennius Niger, Clodius Albinus, Macrinus, Verus und Quartinus. In gewisser Weise war auch Elagabal ein Soldatenkaiser, da er von den syrischen Soldaten als Gegenkaiser gegen Macrinus erhoben wurde.
Aber Du hast schon recht, normalerweise werden als "Soldatenkaiser" erst die Kaiser ab Maximinus Thrax bezeichnet, obwohl schon Vitellius und Vespasian von ihren Heeren zu Kaisern ausgerufen worden waren.
 
Ein neuer Fund zu dieser Epoche.

Soldatenkaiser Marcus Antonius Gordianus (Gordian III.) ist eher durch Perserfeldzug und galoppierender Inflation bekannt, aber ein Fund aus Bulgarien betrifft nun die Ameisenperspektive seiner Herrschaft.

Erst einmal wird er in einem ungewöhnlichen Dokument erwähnt, dass offenbar aus zwei Bronzetafeln, verschlossen mit Kette und Siegel bestand.

In dem Dokument wird einem Legionär-Veteran nach 25 Jahren Dienstzeit das Bürgerrecht gewährt. Nach der Art der "Verpackung" hochgeschätzt.

Der Fund ergab sich in einem Haus, dass nun dem Centurio zugerechnet wird, in der Lage an der Donau offenbar Teil einer römischen Befestigung in Novae. Der Mann dürfte bei Gewährung ca 40-45 Jahre alt gewesen sein, wenn er mit ca. 20 Jahren in die Armee eingetreten ist.

Wenn die Rekonstruktion des Textes gelingt, wird man vielleicht mehr über seine Einsatzzeit erfahren. Beim Perserfeldzug 243/244 wird er eher nicht dabei gewesen sein, da Gordian III. im Kontext des Feldzuges zu Tode kam.

Führte der Veteran vielleicht eine Centuria in der Harzhornschlacht ein paar Jahre zuvor? Oder brachte er seine Militärzeit durchweg für die Grenzsicherung in Dakien zu, bei den dort stationierten Legionen? Vielleicht gibt der Text weitere Aufschlüsse.

1,700-Year-Old Bronze Document Found in Roman Fortress - Archaeology Magazine
Bulgaria/ Polish archaeologists discover important document of Roman legionary


Dass hier überhaupt etwas entziffert werden konnte:

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Ein neuer Fund zu dieser Epoche.

Soldatenkaiser Marcus Antonius Gordianus (Gordian III.) ist eher durch Perserfeldzug und galoppierender Inflation bekannt, aber ein Fund aus Bulgarien betrifft nun die Ameisenperspektive seiner Herrschaft.

Erst einmal wird er in einem ungewöhnlichen Dokument erwähnt, dass offenbar aus zwei Bronzetafeln, verschlossen mit Kette und Siegel bestand.

In dem Dokument wird einem Legionär-Veteran nach 25 Jahren Dienstzeit das Bürgerrecht gewährt. Nach der Art der "Verpackung" hochgeschätzt.

Der Fund ergab sich in einem Haus, dass nun dem Centurio zugerechnet wird, in der Lage an der Donau offenbar Teil einer römischen Befestigung in Novae. Der Mann dürfte bei Gewährung ca 40-45 Jahre alt gewesen sein, wenn er mit ca. 20 Jahren in die Armee eingetreten ist.

Wenn die Rekonstruktion des Textes gelingt, wird man vielleicht mehr über seine Einsatzzeit erfahren. Beim Perserfeldzug 243/244 wird er eher nicht dabei gewesen sein, da Gordian III. im Kontext des Feldzuges zu Tode kam.

Führte der Veteran vielleicht eine Centuria in der Harzhornschlacht ein paar Jahre zuvor? Oder brachte er seine Militärzeit durchweg für die Grenzsicherung in Dakien zu, bei den dort stationierten Legionen? Vielleicht gibt der Text weitere Aufschlüsse.

1,700-Year-Old Bronze Document Found in Roman Fortress - Archaeology Magazine
Bulgaria/ Polish archaeologists discover important document of Roman legionary


Dass hier überhaupt etwas entziffert werden konnte:

Anhang anzeigen 18586

Was mich spontan etwas verwundert, ist die Verleihung des Bürgerrechts. Nach der Constitutio Antoniniana hat Caracalla doch eigentlich allen freien Bewohnern des Imperiums das Bürgerrecht 212 verliehen. Eigentlich hätte ein Legionär zu Gordianus III. Zeiten das Bürgerrecht doch schon haben müssen. Wer kann Aufklärung geben?
 
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