Konzil von Nicäa

Das Problem bei Mithras ist die Chronologisierung.

Wann kam er auf und in wie weit wurde nicht das Christentum von Mithras sondern Mithras vom Christentum geprägt.

Die gemeinsamen orientalischen Wurzeln bestreitet ja niemand. Was auch immer das Bedeutet immerhin hat sich schon das Judentum sehr von den anderen orientalischen Religionen entfernt.
 
Streichen wir "konzipiert", wichtig wäre viel mehr der Einfluss von oben auf Riten und Inhalte. Ersetzen wir durch "gefördert". Nochmal: Warum?

Auch "gefördert" halte ich noch für übertrieben. "Toleriert" trifft es wohl besser.

Einen direkten staatlichen Einfluss auf Riten und Inhalte halte ich auch für unwahrscheinlich. Aber ganz von der Hand zu weisen ist die Idee nicht, dass der Mithras-Kult von oben gefördert worden sein könnte. Da gibt es eine unveröffentlichte Magisterarbeit von Andreas Blasius ("Antike Mysterien", 1996). Die hatte ich zwar nie in Händen, aber ich zitiere mal aus Bruno Jacobs:
"Blasius vertritt die Auffassung, daß der Mysterienkult des Mithras in flavischer Zeit als gerade für Soldaten und Sklaven maßgeschneidertes Instrument sozialer Kontrolle und als Gegenbewegung gegen die unerwünschte Entwicklung und Popularität des Dionysoskultes staatlich gefördert worden sei und deshalb seine Breitenwirkung erlangt habe."


Das Problem bei Mithras ist die Chronologisierung.

Wann kam er auf und in wie weit wurde nicht das Christentum von Mithras sondern Mithras vom Christentum geprägt.

Die gemeinsamen orientalischen Wurzeln bestreitet ja niemand. Was auch immer das Bedeutet immerhin hat sich schon das Judentum sehr von den anderen orientalischen Religionen entfernt.

Und das Christentum hat sich wiederum ein gutes Stück vom Judentum entfernt. Immerhin kann man das Christentum in seinem Ursprung (Syrien/Iudaea) als orientalische Religion bezeichnen, die Mithras-Mysterien (Italien) wohl kaum.

"Zu welchem Volk gehörten nun die Mithra-Mysterien? Es gibt darauf nur eine einzige Antwort: zu den Römern." (Attilio Mastrocinque)
http://www.steiner-verlag.de/person/1278/view/person.html

Zur Chronologie: Aufgrund der frühesten Zeugnisse wird man die Entstehung der Mithras-Mysterien ins letzte Drittel des 1. Jh. n. Chr. ansetzen können (so etwa Blasius und Jacobs), also wenige Jahrzehnte nach der Entstehung des Christentums. Da die Zeugnisse aber rar sind, sind die Forscher natürlich insgesamt sehr vorsichtig mit einer Festlegung.
 
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Wie weit sich das Christentum vom Judentum entfernt hat, kann man verschieden sehen immerhin gab es zur Zeit Jesu einige sehr unterschiedliche jüdische Strömungen die sich zum Teil bis aufs Blut bekämpften.

Von einer Trennung würde ich erst reden als sich das rabbinische Judentum endgültig durchgesetzt hat.
 
@ Zoki:
Genau, ich kann nur dulden , was ich kenne oder zu kennen glaube. Dulden ist im Gegensatz zu erdulden etwas aktives. Es setzt eine Auseinandersetzung vorraus.
 
"Blasius vertritt die Auffassung, daß der Mysterienkult des Mithras in flavischer Zeit als gerade für Soldaten und Sklaven maßgeschneidertes Instrument sozialer Kontrolle und als Gegenbewegung gegen die unerwünschte Entwicklung und Popularität des Dionysoskultes staatlich gefördert worden sei und deshalb seine Breitenwirkung erlangt habe."
Da würde mich natürlich interessieren, worauf er diese Ansicht stützt. Ein quellenmäßiger Beleg ist mir dafür nicht bekannt. Hingegen belegt Sueton in seiner Vespasian-Biographie (7. Kap.) ein Naheverhältnis Vespasians zum Serapis-Kult, ebenso Tacitus in seinen "Historien" (4,81 ff.). Auch archäologische Beweise für eine plötzliche Ausbreitung des Mithras-Kultes unter den Flaviern gibt es anscheinend nicht.

Zur Chronologie: Aufgrund der frühesten Zeugnisse wird man die Entstehung der Mithras-Mysterien ins letzte Drittel des 1. Jh. n. Chr. ansetzen können (so etwa Blasius und Jacobs), also wenige Jahrzehnte nach der Entstehung des Christentums. Da die Zeugnisse aber rar sind, sind die Forscher natürlich insgesamt sehr vorsichtig mit einer Festlegung.
Auch hier stellt sich freilich wieder die Frage, ob es sich bereits um den typischen Mithraskult handelte.

Wie weit sich das Christentum vom Judentum entfernt hat, kann man verschieden sehen immerhin gab es zur Zeit Jesu einige sehr unterschiedliche jüdische Strömungen die sich zum Teil bis aufs Blut bekämpften.

Von einer Trennung würde ich erst reden als sich das rabbinische Judentum endgültig durchgesetzt hat.
Von jüdischer Seite ja, zumal ab Ende des 1. Jhdts. Judenchristen von den Juden der Zutritt zu den Synagogen verwehrt wurde.
Von christlicher Seite her würde ich die Trennung schon auf das Apostelkonzil datieren, das eine klare Abgrenzung vom Judentum brachte.
Die Römer scheinen auch schon spätestens zur Zeit Neros die Christen als etwas Eigenständiges betrachtet zu haben, da sich seine Christenverfolgung nur gegen die Christen richtete. Zur Zeit von Claudius war das anscheinend noch nicht der Fall, da er die wegen eines "Chrestus" unruhig gewordenen Juden aus Rom auswies - vorausgesetzt, bei Chrestus war Christus gemeint, wie meist angenommen wird.
 
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"Chrestus" bedeut allerdings vor allem "Knecht", "Sklave". Soweit ich weiss in Form eines Schimpfwortes. Ggf. ist eine Deutung als "Christus" eher religiös motiviert.
 
Christos (Χριστός) ist der Gesalbte, was dem Hebräischen Meschiah bzw. gräkizisierten Messias entspricht.
Korrekt ist, dass Chrestos (Χρηστός) in etwa Diener oder Sklave bedeutet. Ein schöner Beleg dafür, dass Tacitus und Sueton Schwierigkeiten hatten, die Christen einzuschätzen. Dass sie sich mit jüdischen Bräuchen auskennten kann man sowieso nicht erwarten.
 
Auch archäologische Beweise für eine plötzliche Ausbreitung des Mithras-Kultes unter den Flaviern gibt es anscheinend nicht.
Auch hier stellt sich freilich wieder die Frage, ob es sich bereits um den typischen Mithraskult handelte.
Ich kann deine Skepsis gut verstehen. Das Quellenmaterial ist natürlich sehr dünn.
Es gibt eine Anspielung in der Thebais des 96 verstorbenen Dichters Statius ("seu Persei sub rupibus antri indignata sequi torquentum cornua Mithram"). Der Mithras, der den Stier bei den Hörnern packt, ist ein ganz typisch römisches Motiv, das beim persischen Mithra nicht zu finden ist.
In Rom gibt es eine frühe Weiheinschrift an Mithras von einem "T. Flavius Hyginus Ephebianus, Aug(usti) lib(ertus)", wer sollte das anders sein als ein Freigelassener der Flavier? In der Inschrift ist von einem "pater" namens Lollius Rufus die Rede, das war wohl kaum der leibliche Vater (obwohl Vermaseren das so sehen wollte). Wahrscheinlich haben wir es hier mit einem der sieben Weihegrade zu tun. Das wäre auch ein typisches Merkmal des römischen Mithras-Kults.
Das wohl älteste Mithräum in Nida (Frankfurt-Heddernheim) "könnte um 85 erbaut worden sein" (Clauss). Die Datierung ergibt sich aus den Namensinschriften mit militärischen Rangbezeichnungen: C. Lollius Crispus, (centurio) coh(ortis) bzw. Tacitus, eques alae - die cohors XXXII voluntariorum civium Romanorum war bis 90, die ala I Flavia milliaria bis 110 stationiert. Clauss schreibt: "Es dürften die aus Italien stammenden Truppenkommandeure dieser Auxiliareinheiten, wie C. Lollius Priscus, gewesen sein, die den Mithras-Kult nach Nida brachten."

Meiner Ansicht nach spricht einiges dafür, dass der römische Mithras-Kult, als reine Männerreligion, mit festen Ordnungen und Weihegraden und seinen typischen Symbolen und Inhalten, nicht allzu lange vor 90 n. Chr. in relativ kurzer Zeit in oder um Rom entstanden ist oder vielleicht doch besser: gestiftet wurde (Jacobs: "Die Mysterien insgesamt, ihre Weihegrade, ihre Regeln und das komplexe Geflecht von Zeichen und Sinnbezügen sind ein intellektueller Entwurf, viel zu künstlich, um zu entstehen." Durch Soldaten kam es dann innerhalb weniger Jahre zu Ablegern in den mit Legionen gut bestückten Rhein- und Donauprovinzen (Germania Superior, Pannonia Superior, Moesia Inferior). Die frühen sicher datierbaren Mithräen kann man allerdings fast an einer Hand abzählen, der ganz große Mithras-Boom begann erst ein halbes Jahrhundert später.
 
gestiftet wurde (Jacobs: "Die Mysterien insgesamt, ihre Weihegrade, ihre Regeln und das komplexe Geflecht von Zeichen und Sinnbezügen sind ein intellektueller Entwurf, viel zu künstlich, um zu entstehen."
Ausschließen kann man es natürlich nicht. Ich finde es aber doch seltsam, dass gar nichts über den Stifter überliefert wurde - gerade wenn man bedenkt, dass in der Antike fast alles irgendwelchen Gründern oder Erfindern zugeschrieben wurde statt allmählichen Entwicklungen. (Z. B. sollen fast alle Einrichtungen des römischen Staatskultus von Numa Pompilius geschaffen worden sein. Romulus wiederum soll die Tities, Ramnes und Luceres neu geschaffen haben.)
 
Es gibt eine Anspielung in der Thebais des 96 verstorbenen Dichters Statius ("seu Persei sub rupibus antri indignata sequi torquentum cornua Mithram"). Der Mithras, der den Stier bei den Hörnern packt, ist ein ganz typisch römisches Motiv, das beim persischen Mithra nicht zu finden ist.
In Rom gibt es eine frühe Weiheinschrift an Mithras von einem "T. Flavius Hyginus Ephebianus, Aug(usti) lib(ertus)", wer sollte das anders sein als ein Freigelassener der Flavier? In der Inschrift ist von einem "pater" namens Lollius Rufus die Rede, das war wohl kaum der leibliche Vater (obwohl Vermaseren das so sehen wollte). Wahrscheinlich haben wir es hier mit einem der sieben Weihegrade zu tun. Das wäre auch ein typisches Merkmal des römischen Mithras-Kults.
Das wohl älteste Mithräum in Nida (Frankfurt-Heddernheim) "könnte um 85 erbaut worden sein" (Clauss). Die Datierung ergibt sich aus den Namensinschriften mit militärischen Rangbezeichnungen: C. Lollius Crispus, (centurio) coh(ortis) bzw. Tacitus, eques alae - die cohors XXXII voluntariorum civium Romanorum war bis 90, die ala I Flavia milliaria bis 110 stationiert. Clauss schreibt: "Es dürften die aus Italien stammenden Truppenkommandeure dieser Auxiliareinheiten, wie C. Lollius Priscus, gewesen sein, die den Mithras-Kult nach Nida brachten."
All das belegt nicht, dass der Mithraskult von den Flaviern aktiv gefördert wurde. (Schließlich haben sich auch davor schon verschiedene Mysterienkulte breitgemacht, wurden aber (vom Kybele-Kult mal abgesehen) in der Regel nicht staatlich gefördert bzw. in der Republik oft sogar bekämpft.) Domitian ließ stattdessen z. B. das durch einen Brand zerstörte Isis- und Serapis-Heiligtum in Rom restaurieren.
 
All das belegt nicht, dass der Mithraskult von den Flaviern aktiv gefördert wurde.
Nein, das belegt es nicht.
Ich wollte bloß zeigen, dass die ersten Belege für den "typisch römischen Mithras-Kult wie auch für seine schnelle Ausbreitung (wenn auch noch ohne große Tiefenwirkung) aus der flavischen Zeit stammen. Das war die Antwort
auf Zokis Frage nach der Chronologie, auf dein Nachhaken, ob das schon der "typische" Mithras-Kult war, und auf deine Frage nach der plötzlichen Ausbreitung.

Zur Frage der aktiven Förderung habe ich mein Pulver verschossen, mehr als mein "ganz von der Hand zu weisen ist die Idee nicht, dass der Mithras-Kult von oben gefördert worden sein könnte" habe ich nicht zu bieten.
 
Ausschließen kann man es natürlich nicht. Ich finde es aber doch seltsam, dass gar nichts über den Stifter überliefert wurde - gerade wenn man bedenkt, dass in der Antike fast alles irgendwelchen Gründern oder Erfindern zugeschrieben wurde statt allmählichen Entwicklungen. (Z. B. sollen fast alle Einrichtungen des römischen Staatskultus von Numa Pompilius geschaffen worden sein. Romulus wiederum soll die Tities, Ramnes und Luceres neu geschaffen haben.)
Die Legenden, was Romulus und Numa Pompilius so alles erfunden haben sollen, sind allerdings erst viele Jahrhunderte später entstanden, so viel Zeit hatten die Mithrasjünger gar nicht. Wir könnten das natürlich heute nachholen und die Stiftung der Mithras-Mysterien einem Flavierkaiser anhängen. :D

Ich finde es allerdings nicht ganz so merkwürdig, dass wir über den Stifter nichts wissen - gerade wenn man bedenkt, wie wenig über die Inhalte der Mithras-Mysterien überliefert ist und wie viel von dem, was die letzten 120 Jahre darüber spekuliert worden ist, man wahrscheinlich in die Tonne kloppen kann.
 
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Einige kurze Anmerkungen: Danke Beaker für die grobe Aufzählung der frühen Mithräen. In Baden-Würtemberg gibt es noch den einen oder anderen Beleg. Es ist also nicht richtig, dass es aus dem 1. Jahrhundert keinen Beleg gibt. Die Aussage, der Mithras-Kult sei römisch, würde ich auch unterstützen. Unter einem wichtigen Vorbehalt: Der römische Staat hatte ein besonderes Vorgehen bei fremden Religionen. Allen wichtigen Kulten wurden Tempel in Rom geweiht, die Kosten für die Priesterschaft trug der Staat. Ich denke immer, das hängt mit einem "Bevor wir nicht an ihn glauben, und es gibt ihn..."; zusammen, aber damit war natürlich praktisch auch ein Einfluss auf die jeweilige Kirche gegeben. Für diese Frage von Bedeutung sind auch die Beispiele der ägyptischen Kulte, die in Caesarischer bis Augusteischer Zeit jeweils fast zu Staatskulten gemacht wurden und eine intensive Förderung erfuhren. Einen tieferen Einfluss auf Riten und Inhalte halte ich selbst für nicht sehr wahrscheinlich, die Religion musste schon ein festes Gerüst haben, eine "Staatsreligion" waren alle kürzlich angeführten Religionen sicherlich nicht. Für die hiesige Frage ist es auch nicht entscheidend, welche Kaiser den jeweiligen Kult förderten, sondern OB. Fakt ist: In den Legionen hatte die Mitgliedschaft im Mithras-Kult offensichtlich Vorteile, wenn viele Offiziere in den höheren Weihegraden waren, konnte sie ein Karrierehelfer sein. Ob der Staat nun ebenfalls eine Vorteil daraus zog, vielleicht indem er die Aufstiege beförderte oder Ansprechpartner in den einzelnen Truppenkontingenten hatte und sich sein möglicher Einsatz deswegen auch ausgezahlt hat, wäre wieder eine Frage. Und die Genehmigung der Errichtung vor den Militärlagern lässt sich auch nicht einfach von der Hand diskutieren.
 
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Der römische Staat hatte ein besonderes Vorgehen bei fremden Religionen. Allen wichtigen Kulten wurden Tempel in Rom geweiht, die Kosten für die Priesterschaft trug der Staat. Ich denke immer, das hängt mit einem "Bevor wir nicht an ihn glauben, und es gibt ihn..."; zusammen, aber damit war natürlich praktisch auch ein Einfluss auf die jeweilige Kirche gegeben. Für diese Frage von Bedeutung sind auch die Beispiele der ägyptischen Kulte, die in Caesarischer bis Augusteischer Zeit jeweils fast zu Staatskulten gemacht wurden und eine intensive Förderung erfuhren.
Das mit den fremden Kulten war ein Auf und Ab, endgültig staatlich akzeptiert wurden sie erst nach Caesar. Anfangs stand die Republik fremden Kulten ausgesprochen ablehnend gegenüber. Eine Ausnahme war der Kybele-Kult, der in Rom während des 2. Punischen Krieges offiziell eingeführt wurde. Aber im 2. Jhdt. v. Chr. wurden die Bacchanalien ebenso bekämpft wie der Sabazios-Kult und das Judentum. Der Senat misstraute den fremden Kulten, die mit den römischen Traditionen nicht in Einklang standen, besonders wenn sie auch noch irgendwelche geheimen Rituale praktizierten. Dem Isis-Kult erging es anfangs nicht viel besser: In der Zeit um 100 v. Chr. herum wurde zwar am Rande des Kapitols ein staatlich anerkanntes Isis-Heiligtum errichtet, aber schon 64 v. Chr. auf Senatsbefehl wieder zerstört und die Isis-Verehrung de facto untersagt. Dieses Isis-Heiligtum wurde in den Folgejahren von seinen Anhängern mehrmals wiederaufgebaut und wieder zerstört. (Allerdings gab es in Rom noch ein zweites Isis-Heiligtum, das von Quintus Caecilius Metellus Pius in Privatinitiative errichtet worden war und nach dem später unter Augustus sogar die 3. Region Roms "Isis et Serapis" genannt wurde.) Auch Caesar ging gegen den Isiskult in Rom vor. Die Wende kam dann unter dem 2. Triumvirat: Der Isis- und Serapis-Tempel auf dem Marsfeld wurde 43 v. Chr. von den Triumvirn gestiftet.

Fakt ist: In den Legionen hatte die Mitgliedschaft im Mithras-Kult offensichtlich Vorteile, wenn viele Offiziere in den höheren Weihegraden waren, konnte sie ein Karrierehelfer sein.
Wieso ist das "Fakt" und "offensichtlich"? Dass der Mithras-Kult gerade unter den Soldaten viele Anhänger hatte, stimmt, aber wie durchdrungen das Heer vom Mithraismus wirklich war, ist damit noch nicht gesagt. Im Heer waren auch andere Kulte verbreitet, vor allem der des Iupiter Dolichenus. Vor allem im 2. Jhdt. n. Chr. scheinen beide Kulte relativ gleichauf gewesen zu sein; im 3. Jhdt. ging es mit dem Dolichenus-Kult dann allerdings bergab. Dazu kam dann natürlich noch, dass die aus den Provinzen stammenden Soldaten ihre heimischen Kulte - teilweise an die römische Götterwelt angepasst bzw. mit römischen Göttern kombiniert (z. B. "Mars"+ latinisierter Name des heimischen Gottes als Beiname) - oft beibehielten.

Ob der Staat nun ebenfalls eine Vorteil daraus zog, vielleicht indem er die Aufstiege beförderte oder Ansprechpartner in den einzelnen Truppenkontingenten hatte und sich sein möglicher Einsatz deswegen auch ausgezahlt hat, wäre wieder eine Frage. Und die Genehmigung der Errichtung vor den Militärlagern lässt sich auch nicht einfach von der Hand diskutieren.
Diese Mithräen und sonstigen Kultstätten wurden aber in der Regel anscheinend auf Initiative lokaler Kommandanten oder sonstiger wichtiger oder reicher Personen errichtet. Beispiele:
- Der Legat und Senator Marcus Valerius Maximinianus errichtete zur Zeit Mark Aurels an allen Orten, an denen er stationiert war, Mithras-Heiligtümer.
- Der Legat Sextus Iulius Maior, Kommandant der 3. Legion, errichtete in Lambaesis in Nordafrika einen Tempel für Iupiter Dolichenus.
- Ein zu Reichtum gelangter Veteran namens Gaius Iulius Valens sanierte das Mithraeum in Viminacium in Moesia Superior.
Eine Förderung von ganz "oben" lässt sich daraus wohl nicht zwangsläufig ableiten.
 
Fakt ist: In den Legionen hatte die Mitgliedschaft im Mithras-Kult offensichtlich Vorteile, wenn viele Offiziere in den höheren Weihegraden waren, konnte sie ein Karrierehelfer sein.

Dazu hätte ich auch noch eine kleine Anmerkung: Es dürften nur ganz wenige Offiziere in den höheren Weihegraden gewesen sein. Man muss wohl davon ausgehen, dass nur eine Minderheit der Mithras-Anhänger einen Weihegrad hatte, und da waren laut dem vorliegenden Material die Offiziere sogar noch unterrepräsentiert: Die Tabelle in "Cultores Mithrae" S. 263 führt unter 28 milites, 52 principales und 25 centuriones keinen einzigen mit Weihegrad auf!

Clauss schreibt dazu:
"Die Einweihung in die Priestergrade erforderte sicherlich astronomische und astrologische Kenntnisse und machte es notwenig, sich weiterführende Lehren anzueignen sowie verschiedene Gebete und Riten zu erlernen, um sie dann vermitteln zu können. Dies überließen die meisten Senatoren, Ritter, Soldaten verschiedener Dienststufen sowie die kaiserlichen und privaten Sklaven und Freigelassenen anderen und begnügten sich stattdessen mit der normalen Einweihung und ihrem demonstrativen finanziellen Engagement."
 
Ich bin kein Fachmann, können wir da mal eine gemeinsame Position entwickeln?

Die Ränge, die oben aufgeführt wurden, sind doch schon relativ hoch in der Exekutive, teils in der Legislative. Nicht jeder wurde Legat, im gleichen Club wie ein Legat zu sein, hatte doch sicherlich Vorteile? Oder teilt niemand diese Meinung?
Und auch reiche Veteranen waren sicherlich an den Grenzen keine schlechten Freunde für eine militärische Karriere?

Hinzu kommt der "Gruppenzwang" in den Mithras-Gemeinden, die ja zahlenmässig begrenzt waren und in verschiedenen Rängen untereteilt, also doch sehr hierarchisch?

Und Beaker: Danke für den Hinweis. Centurio wurde man in der Regel nach langen Dienstjahren oder nach besonderen militärischen Leistungen. Die Meinung eines Centurio zu neuen Rekruten wurde sicherlich gehört. Aber wer sollen denn die "anderen" gewesen sein, wenn wir unter den Stiftern solche Persönlichkeiten wie oben finden?
 
Klar, bloß gibt es da ein Problem: Legaten und Statthalter blieben nicht allzu lange vor Ort, sondern wurden spätestens nach ein paar Jahren versetzt oder nach Rom zurückberufen, um dort irgendein Amt zu übernehmen. Mit den Militärtribunen verhielt es sich ebenso, das waren meist vornehme junge Römer am Beginn ihrer Karriere, die oft vom Legaten direkt mitgebracht wurden und nach ca. drei Jahren ihren nächsten Karriereschritt machten. Es konnten sich also keine wirklich stabilen Seilschaften zwischen den ganz hohen Rängen und den Truppen entwickeln.
Nehmen wir also an, eine Legion hat einen Legaten, der Mithras-Anhänger ist. Er stiftet dann vielleicht auch ein Mithraeum, aber nach drei Jahren wird er versetzt, und der neue Legat ist Iupiter Dolichenus-Anhänger und fördert seinen Kult. Drei Jahre später wird dann ein Stoiker Legat, der von all den Kulten gar nichts hält, und auf ihn folgt ein Atheist, der aber aus Karrieregründen auf altrömisch macht, weil der aktuelle Kaiser gerade den altrömischen Kultus bevorzugt. Dann kommt wieder ein Mithrasanhänger, auf den ein Legat provinzieller Herkunft folgt, der noch dem Kult seiner Ahnen anhängt.
Es kann also durchaus sein, dass die Legaten, die dem Mithras-Kult anhingen, in der Legion den Mithras-Kult förderten und Mithras-Anhänger begünstigten, aber das taten die Anhänger anderer Kulte mit ihren Kulten vielleicht ebenso. Es wurde aber nicht bei jedem Legatenwechsel der Mannschaftsbestand ausgetauscht. Eine komplette Durchdringung der Legion mit einem einheitlichen Kultus ist unter diesen Umständen nicht möglich. Soferne also wirklich die religiöse Orientierung bei Beförderungen eine Rolle spielte, dann muss es z. B. unter den Centurionen auch Anhänger verschiedener Kulte gegeben haben, die dann unter den Legionären jeweils Anhänger ihres Kultes begünstigt hätten.
Dass diese religiöse Vielfalt keine graue Theorie ist, sieht man schon daran, dass bei vielen Legionslagern Heiligtümer verschiedener Kulte gefunden wurden. (In Carnuntum gab es z. B. nicht nur ein Mithraeum, sondern auch ein Iupiter Dolichenus-Heiligtum und einen Diana-Tempel sowie Kultstätten ägyptischer und sonstiger orientalischer Gottheiten.)
Ich bezweifle aber ohnehin, dass religiöse Seilschaften in der römischen Armee so wichtig waren. In der Politik spielte es in der Regel auch keine Rolle, welchem Kult jemand nahestand. Thematisiert wurde das nur, wenn es ein Kult war, der den Römern allzu fremdartig und verwerflich erschien (z. B. der Elagabal-Kult von Kaiser Elagabal), aber ansonsten wurden religiöse Bekenntnisse in den politischen Auseinandersetzungen normalerweise nicht groß thematisiert. So etwas wie "konfessionelle Fraktionen" scheint es nicht gegeben zu haben, zumindest thematisieren die Quellen nicht, dass Senator A gegen Senator B intrigiert hätte, weil sie verschiedenen Kulten anhingen, und dann der Kaiser für Senator B entschied, weil er demselben Kult anhing. Viele Kaiser begünstigten ohnehin verschiedene Kulte. Sogar die christlichen Kaiser haben später nicht einseitig nur Christen begünstigt, sondern lange Zeit auch noch Heiden in hohe Positionen befördert. Bei vielen Kaisern, geschweige denn sonstigen wichtigen Politikern, wird in den Quellen nicht einmal thematisiert, welchem Kult sie nahestanden, und viele dürften religiös ohnehin eher indifferent gewesen sein. Auch aus dem Umstand, dass ein Kaiser oder Legat ein Heiligtum eines bestimmten Kults errichten ließ, kann man nicht zwangsläufig ableiten, dass er selbst diesem Kult anhing.
 
Wenn man sich auf irgendetwas einigen kann ist das die alten indoeuropäischen Götter ihre Anziehungskraft verloren haben und durch eine ganze Reihe neuer religiöser Strömungen ersetzt wurde sei es nun helenisiertes Judentum, Christentum oder Mithraskult.
 
Immerhin kann man das Christentum in seinem Ursprung (Syrien/Iudaea) als orientalische Religion bezeichnen, die Mithras-Mysterien (Italien) wohl kaum.

Dem ist nicht so, auch der Mithras-Kult geht auf den persischen Mithra zurück. Dies ist auch unschwer an seiner Phrygenmütze erkennbar, welche eine typisch orientalische Mütze ist.

Der Mithras, der den Stier bei den Hörnern packt, ist ein ganz typisch römisches Motiv, das beim persischen Mithra nicht zu finden ist.

Da hingegen hast Du wohl recht, obwohl wir wohl nicht alles in Bezug auf den persischen Mithra wissen.

Ob der römische Mithra vom persischen Mithras viel mehr als den Namen geerbt hat, wird sehr wohl bezweifelt. Das ist ja oben in Raveniks Link nachzulesen. R. L. Gordon hat bereits auf dem 1. Internationalen Kongress für Mithrasforschung an der Universität Manchester 1971 die Ansicht vertreten, dass Cumonts Theorie der persischen Ursprünge komplett ungültig sei und dass die mithräischen Mysterien im Westen eine gänzlich neue Schöpfung seien.

Ebenso J. Hinnells auf dem selben Kongress: "Man muss sich fragen, ob der römische Mithras nur dem Namen nach der persische Mithra gewesen ist."

Einen Standpunkt, den man einnehmen kann, allerdings sehr zweifelhaft. Mithras ist in allen drei Religionen (römischer Mithraskult, altpersische Religion: Mithra, vedische Religion: Mitra) ein Vertragsgott, seinen Namen kann man mit mit-tragen übersetzen. Auch wird Mithra(s) in allen drei Religionen mit der Sonne in Verbindung gebracht.

Mehr zum Thema: http://de.wikipedia.org/wiki/Mithraismus#M.C3.B6gliche_Urspr.C3.BCnge
 
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