Großserbien

Das ist in der Tat so. Es handelt sich um dieselben nationalistischen bzw. nationalchauvinistischen Denkmuster und mich stört vor allem der Mangel an Distanz zum historischen Sujet.
Was die Vokabel Großserbien angeht: Es ist völlig unerheblich, ob diese Vokabel im Serbokroatischen des 19. Jhdts. vorkommt, es kommt darauf an, ob sie dem ideologischen Gedanken entspricht.

Wie klein muss Serbien sein um nicht Großserbien zu sein.

Darf Serbien überhaupt existieren ohne Großserbien zu sein.

In Bosnien des 19. Jahrhunderts wäre jede Befragung zum Thema Anschluss an Serbien von einer Mehrheit wahrscheinlch bevörwortet worden.

Although one in race, the people form in religious beliefs three sharply separated divisions: the Mohammedans, about 550,000 persons (35 per cent), Greek Schismatics, about 674,000 persons (43 per cent).

Katholische Enzyklopedy http://oce.catholic.com/index.php?title=Bosnia_and_Herzegovina
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie klein muss Serbien sein um nicht Großserbien zu sein.

Darf Serbien überhaupt existieren ohne Großserbien zu sein.


Was willst du uns damit sagen?

Im Bosnien des 19. Jahrhunderts wäre jede Befragung zum Thema Anschluss an Serbien von einer Mehrheit wahrscheinlich befürwortet worden.

Was zu beweisen wäre. Der slawische Nationalismus hat ja die unterschiedlichsten Strömungen hervorgebracht. Z.B. den Panslawismus, die Zusammenfassung aller Slawen in einen Staat. Dagegen hat es aber auch immer "übersichtlichere" Nationalbewegungen gegeben, die sich zum Teil widersprachen. Und es würde mich nicht wundern, wenn orthodoxe Serben, katholische Kroaten und muslimische Bosnier nicht schon um 1880 oder 1900 trotz der gemeinsamen Sprache eher die trennenden Unterschiede als die verbindenden Gemeinsamkeiten gesehen hätten, wie das in den Kriegen seit der Auflösung Jugoslawiens war.
 
Was willst du uns damit sagen?



Was zu beweisen wäre. Der slawische Nationalismus hat ja die unterschiedlichsten Strömungen hervorgebracht. Z.B. den Panslawismus, die Zusammenfassung aller Slawen in einen Staat. Dagegen hat es aber auch immer "übersichtlichere" Nationalbewegungen gegeben, die sich zum Teil widersprachen. Und es würde mich nicht wundern, wenn orthodoxe Serben, katholische Kroaten und muslimische Bosnier nicht schon um 1880 oder 1900 trotz der gemeinsamen Sprache eher die trennenden Unterschiede als die verbindenden Gemeinsamkeiten gesehen hätten, wie das in den Kriegen seit der Auflösung Jugoslawiens war.


Einen Krieg zwischen muslimischen Slawen und orthodoxen SErben gab es schon den ersten und zweiten serbischen Aufstand. Ganz zu schweigen von den christlichen Freikorps die die Muslime im Auftrag von Wiens niedermetzelten.

Die serbische Revolution hatte das Ergebniss das die muslimische Bevölkerung des heutigen zentralen Serbiens vollkommen verschwunden ist. Meine Geburtsstadt hatte früher 420 Familien davon 400 muslimische heute keine einzigen Moslem. Die meisten sind nach dem Krieg nach Sarajevo ausgewandert wie es eine serbische Einwanderung in das Gebiet des heutigen Serbien gabs.
 
Wie klein muss Serbien sein um nicht Großserbien zu sein.Darf Serbien überhaupt existieren ohne Großserbien zu sein.

Ich möchte noch einmal an den Nachweis erinneren, dass "Großserbien" eine österreichisch-ungarische bzw. Osmanische Propagandaerfindung sei.:winke:

Die rhetorischen Fragen oben sind da zur Beurteilung wenig hilfreich.

Oder kann man die Behauptung ad acta legen?
 
Zu Großserbien:

Irgendwie geht es um die Kontinuität dieses Begriffs, bzw. eine Kontinuität dessen, was unter diesem Begriff zusammengefasst wird, wenn ich das recht verstehe.

Es gab immer wieder Bestrebungen verschiedener serbischer Politiker, Militärs usw einen Staatsverband zu schaffen, der einen Großteil der am Balkan lebenden Serben beinhaltet, dabei war jedes Mittel recht.
Die Serben, genauso wie viele andere Balkanvölker, leben nicht nur im Mutterland, sondern stellen auch in den Nachbarländern bedeutende Minderheiten (siehe Ungarn, Albaner usw...), deshalb, sind diese Bestrebungen, unter Berücksichtigung des Nationalismus, ganz normal und selbstverständlich für manche.

Der Begriff selber ("Großserbien") wurde aber selten von serbischen Intellektuellen verfochten und kam meistens von extern.

Was ich damit sagen will:

Für einen Serben bedeutet die Bestrebung zur Eingliederung serbischer Gebiete unter einen Dachstaat etwas ganz Normales.
(Für manche sind sogar Vertreibung, Massenmord und Brandschatzung legitime Bestandteile dieses gerechten Kampfes.)
Zum serbischen Mythos gehört es, dass es immer externe Faktoren gab die ein Zusammenleben aller Serben in einem Staat verhindern wollten und wollen und die hoffen, dass Serbien so klein wie möglich wird.
Der Begriff Großserbien wird von Serben als sehr negativ empfunden, weil dadurch etwas komplett Gerechtes (oben beschrieben) zu etwas "Bösem" (Faschistischem) gemacht wird, und zwar von "den anderen".

Darum fühlt sich Zoki auch so angegriffen.

Ein Problem, dass damit zusammenhängt:

Praktisch alles, was im Sinne serbischer Interessen politisch konstruiert wird und jede Idee, die den Serben entgegenkommt, wird von radikalen Vertretern anderer Ex-Yu-Ethnien automatisch als "großserbische Ideologie" abgestempelt.
Manche Sachen, die von serbischen Politikern verlangt wurden, machten durchaus Sinn und waren fair, wurden aber pauschal abgelehnt, weil automatisch alles Positive für Serben zu "Großserbien" hochstilisiert wird. (Beim Reformer Djindjic bissen sich manche aber die Zähne aus, dieser war Student von Habermas und man wusste, dass er kein radikaler Serbe war. Leider wurde er erschossen...)
In Kombination mit der Tatsache, dass Serben selber nie diesen Begriff benutzen, genauso wenig wie "natürliches Serbien", "erweitertes Serbien", hat man eine Erklärung woher solche Reaktionen kommen, auch wenn keiner hier die serbische Staatlichkeit in Abrede stellen wollte.

Den Begriff "Großserbien" gibt es auch im Programm von serbischen radikalen Parteien.
Aber eben nicht um ein "Großserbien" zu erreichen, sondern um das Ausland zu dämonisieren (USA, Deutschland, ...), weil es den Serben diesen äußerst negativen Begriff aufgehalst hat =)
Es gibt auch Ideen von einer territorialen Erweiterung, aber diese sind eben nicht "großserbisch", sondern "normal" und eben "nicht faschistoid".

Ein riesiger Haufen Widerspruch halt.

:winke:
 
Den Begriff "Großserbien" gibt es auch im Programm von serbischen radikalen Parteien.
Aber eben nicht um ein "Großserbien" zu erreichen, sondern um das Ausland zu dämonisieren (USA, Deutschland, ...), weil es den Serben diesen äußerst negativen Begriff aufgehalst hat =)
Es gibt auch Ideen von einer territorialen Erweiterung, aber diese sind eben nicht "großserbisch", sondern "normal" und eben "nicht faschistoid".

Ein riesiger Haufen Widerspruch halt.

Eine sachkundiger und vor allem objektiver Beitrag, Brushi! :winke:

Klar ist allerdings, dass serbische Nationalisten stets ein "Großserbien" angestrebt haben, auch wenn sie diesen Begriff nicht ausdrücklich in den Mund nahmen oder ihn als ausländische Verleumdung geißelten. Mit dem Staat Jugoslawien hatte sich dieser von vielen geträumte serbischeTraum nahezu erfüllt, denn unter einer ziemlich unbestrittenen politischen und militärischen serbischen Dominanz war ein großes Land entstanden, das besonders in Zeiten des Kalten Krieges eine wichtige Rolle zwischen Ost und West spielte und zudem als "neutrale Nation" innerhalb der blockfreien Staaten eine bedeutende Stimme hatte.

Nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Abspaltung des Kosovo ist von "Großserbien" allerdings nichts mehr übrig geblieben und es scheint so, dass die meisten Serben das auch begriffen haben und in Europa ihre Zukunft sehen.
 
Eine sachkundiger und vor allem objektiver Beitrag, Brushi! :winke:

Klar ist allerdings, dass serbische Nationalisten stets ein "Großserbien" angestrebt haben, auch wenn sie diesen Begriff nicht ausdrücklich in den Mund nahmen oder ihn als ausländische Verleumdung geißelten. Mit dem Staat Jugoslawien hatte sich dieser von vielen geträumte serbischeTraum nahezu erfüllt, denn unter einer ziemlich unbestrittenen politischen und militärischen serbischen Dominanz war ein großes Land entstanden, das besonders in Zeiten des Kalten Krieges eine wichtige Rolle zwischen Ost und West spielte und zudem als "neutrale Nation" innerhalb der blockfreien Staaten eine bedeutende Stimme hatte.

Nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Abspaltung des Kosovo ist von "Großserbien" allerdings nichts mehr übrig geblieben und es scheint so, dass die meisten Serben das auch begriffen haben und in Europa ihre Zukunft sehen.

Die Mehrheit der Serben in Serbien ist es sowieso egal. Aber denen ist es meist egal aber was ist mit denen die in Bosnien die entweder einen Anschluss ans Mutterland oder einen eigenen Staat wollen.

P.S Wo ist mein Beitrag den ich vor ein paar Minuten geschrieben habe.
 
Die Mehrheit der Serben in Serbien ist es sowieso egal. Aber denen ist es meist egal aber was ist mit denen die in Bosnien die entweder einen Anschluss ans Mutterland oder einen eigenen Staat wollen.

Das könnte zu einem großen Problem werden, wenn sich die drei in diesem Staat vereinigten Ethnien nicht zusammenfinden.

Wir sollten diese politische Dimension allerdings nicht im GF diskutieren, sonst handeln wir uns noch einen Rüffel ein. :D
 
Das könnte zu einem großen Problem werden, wenn sich die drei in diesem Staat vereinigten Ethnien nicht zusammenfinden.

Wir sollten diese politische Dimension allerdings nicht im GF diskutieren, sonst handeln wir uns noch einen Rüffel ein. :D

Naja immerhin hast du begonnen den Weg in Europa und ähnliche Phrasen.

Seit dem Aufstand 1788-1791 unter Federführung von Österreich glaub ich kaum, dass Serben noch einen mehrheitlich muslimischen Staat als den irrigen akzeptieren werden. Seit dem war das ganze Gebiet Schauplatz unzähliger Aufstände gegen das osmanische Reich aber vor allem gegen die Einheimischen muslimischen Eliten.
 
Naja immerhin hast du begonnen den Weg in Europa und ähnliche Phrasen.

Hältst du die Idee eines friedlich vereinten Europa wirklich für eine Phrase? Nach zwei Weltkriegen können wir glücklich sein, dass es heute ein friedliches Miteinander gibt.

Seit dem Aufstand 1788-1791 unter Federführung von Österreich glaub ich kaum, dass Serben noch einen mehrheitlich muslimischen Staat als den irrigen akzeptieren werden. Seit dem war das ganze Gebiet Schauplatz unzähliger Aufstände gegen das osmanische Reich aber vor allem gegen die Einheimischen muslimischen Eliten.

Seit dem Mittelalter und der osmanischen Zeit gibt es einen muslimischen Bevölkerungsteil in Bosnien, der legitimerweise wie auch Kroaten, Mazedonier, Slowenen oder Montenegriner politische und kulturelle Unabhängigkeit fordert.
 
Hältst du die Idee eines friedlich vereinten Europa wirklich für eine Phrase? Nach zwei Weltkriegen können wir glücklich sein, dass es heute ein friedliches Miteinander gibt.



Seit dem Mittelalter und der osmanischen Zeit gibt es einen muslimischen Bevölkerungsteil in Bosnien, der legitimerweise wie auch Kroaten, Mazedonier, Slowenen oder Montenegriner politische und kulturelle Unabhängigkeit fordert.

Und welche Probleme am Balkan würde dieses Europa lösen können.Das meine ich unter Phrasendrescherei.

Bosnien wie es jetzt ist wird von der Hälfte der eigenen Bevölkerung nicht akezptiert, ist jetzt das Recht der Muslime in Bosnien wichtiger als das der Serben oder Kroaten. Desweiteren gab es auch im Belgrader Sandzak sehr viele Muslime die sich mit allem was sie hatten für den Verbleib im osmanischen Reich eingesetzt haben. Und die gleichen Probleme die der Belgrader Sandzak im 19. Jahrhundert hatte, hat Bosnien heute.

Der Konflikt in Kroatien hat andere Gründe und Slowenien, Mazedonien und Montenegro sind sowieso was völlig anderes.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hinweis der Moderation

Dieter hat es bereits angesprochen. Zur Erinnerung wieder einmal die Forenregeln:

Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse.
 
August Bebel warnte im 19. Jahrhundert auch vor Großpreußen, nannte die kleindeutsche Lösung eine großpreußische. Die Idee dahinter ist die gleiche. Mit der tatsächlich Staatsbezeichnung und dem vertretenen Nationalismus hat das allerdings nichts zu tun.
Wie der König von Preußen 1871 Kaiser Deutschen wurde, so wurde der König von Serbien u. Montenegro 1918 König der Serben, Kroaten und Slowenen, später König von Jugoslawien. Großpreußen, Großserbien - die Methoden ist die gleiche. Damit wird suggeriert es handle sich nicht um einen Nationalstaat im eigentliche Sinne, sondern um das Großreich eines dominierenden Volkes, welches sich andere Völker einverlebt habe.

Als der eigentlich großserbische Akt erscheint mir aber nicht Gründung des Königreiches in 1918, sondern die zwangsweise Vereinigung als orthodoxen Kirche des Königreiches in der serbisch-orthodoxen Kirche im Jahre 1920. Damit war der entscheidende Schritt für einen Ausdehnung des Serben-Begriffes getan. Die orthodoxen Christen gehörten außerhalb Serbiens noch der montenegrinisch-orthodoxen, bulgarisch-orthodoxen oder griechisch-katholischen Kirche an. Sie sollte dann alle Serben werden.

"Großserbische" Ideen wurden erst in den 1990ern populär. Nach sich Bosnien-Herzegowina und Kroatien von Jugoslawien unabhängig erklärt hatten, erklärten sich von diesen neuen Staaten wiederum serbische Republiken für unabhängig, die den Wiedereintritt in die Föderative Volksrepublik Jugoslawien. Dieser antiseparitistische Separatismus wird gewöhnlich als "großserbische" Politik bezeichnet, womit aber eigentlich nur eine kleinjugoslawische Lösung beabsichtigt war.

Tatsächlich ging das Ausland in den 1990ern dazu über den Rest-Jugoslawien, das nur noch aus den Teilrepubliken Serbien und Montenegro bestand, als Serbien zu bezeichnen. Dass das ganze in Bürgerkriegen endete, ist bekannt.
Der serbisch-montenegrinische Nachfolgestaat wurde international nicht als Jugoslawien anerkannt, die UN-Hauptversammlung 1992 beschloss, der Staat könne nicht Jugoslawien genannt werden, eine Umbenennung in Serbien wurde dem Rest-Staat vom Ausland angetragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tatsächlich ging das Ausland in den 1990ern dazu über den Rest-Jugoslawien, das nur noch aus den Teilrepubliken Serbien und Montenegro bestand, als Serbien zu bezeichnen.
Das habe ich anders in Erinnerung. Zumindest in der österreichischen Berichterstattung war in der Regel von "(Rest-)Jugoslawien" die Rede.
Das mit "Serbien" ist vielleicht eine Verwechslung: Slobodan Milosevic war 1989-1997 Präsident der Teilrepublik Serbien, erst 1997-2000 dann Präsident von Jugoslawien. Korrekterweise wurde er daher während des Kroatien- und des Bosnienkrieges als "serbischer Präsident" bezeichnet. Da er allerdings der faktische Machthaber in ganz Rest-Jugoslawien war, mag der Eindruck einer Gleichsetzung von Serbien und Jugoslawien entstanden sein.

Der serbisch-montenegrinische Nachfolgestaat wurde international nicht als Jugoslawien anerkannt, die UN-Hauptversammlung 1992 beschloss, der Staat könne nicht Jugoslawien genannt werden, eine Umbenennung in Serbien wurde dem Rest-Staat vom Ausland angetragen.
Nach der Abspaltung Sloweniens, Kroatiens, Bosnien-Herzegowinas und Makedoniens benannte sich die nur noch aus Serbien und Montenegro bestehende „Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien“, das sogenannte „Rest“-Jugoslawien, 1992 in „Föderative Republik Jugoslawien“ (alias „Bundesrepublik Jugoslawien“) um und erhielt auch eine neue Verfassung. Trotzdem strebte die Bundesrepublik Jugoslawien die Fortführung der rechtlichen Identität des früheren Jugoslawien an. Diese Rechtskontinuität wurde jedoch von den Vereinten Nationen abgelehnt: Der Sicherheitsrat beschloss in der Resolution 777 vom 19.9.1992, dass das neue Jugoslawien die UN-Mitgliedschaft des alten Jugoslawien nicht fortsetzen könne, sondern um die Aufnahme in die Vereinten Nationen ansuchen müsse. Die Generalversammlung bestätigte diese Ansicht in der Resolution 47/1 vom 22.9.1992 und erklärte, dass Jugoslawien nicht an ihren Sitzungen teilnehmen könne. Jugoslawien war erst seit dem 1.11.2000 wieder Mitglied. Die Bundesrepublik Jugoslawien galt daher nicht als Rechtsnachfolger des alten Jugoslawien.
Dass man allerdings eine Umbenennung Jugoslawiens in "Serbien" gefordert hätte, wäre mir neu und kann ich mir auch nicht vorstellen, da der Westen deutliche Sympathien für Montenegro hegte, das auf Distanz zu Milosevic ging. Mit einer Zwangsumbenennung von Jugoslawien in Serbien wäre Montenegro dann ja quasi in Serbien untergegangen.
 
Wobei die Bezeichnung Jugoslawien extrem lächerlich war.

Restjugoslawien bestand aus Serbien und dem damals noch mehrheitlich serbischen Montenegro (die montenegrische Nationalidee kam erst nach den Niederlagen wieder auf), und ist heute nur knapp stärker als die Zahl derjenigen die sich Serben nennen, ohne die albanische, kroatische und muslimische Minderheiten wäre das Referendum wohl negativ ausgegangen. Die auch wenn nur teilweise halbherzige Unterstützung der serbischen Seperatisten hat doch gezeigt das die Politik eindeutig die eines serbischen Staates war.

Selbst Djukanovic der sich heute als Europäer und überall großserbische Nationalisten sieht war damals noch Serbe und Nationalist und der Angriff auf Dubrovnik war weitgehend auf seinen Mist gewachsen. Dubrovnik hatte damals keine nennenswerte serbische Minderheit und der Druck auf Milosevic war nicht gegeben wie in Dubrovnik wo es schon bald kämpfe zwischen serbischen Milizen und der kroatischen Polizei gab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist schon reichlich unhöflich von mir, nach monate- bzw. jahrelanger Abstinenz einfach so hereinzuplatzen und ein so brisantes Thema wieder anzustoßen...

Ich bitte um Verständnis und möchte gleichzeitig nochmals meine ganzen Forenfreunde grüßen, nach langer Zeit.

"Maglor:
Als der eigentlich großserbische Akt erscheint mir aber nicht Gründung des Königreiches in 1918, sondern die zwangsweise Vereinigung als orthodoxen Kirche des Königreiches in der serbisch-orthodoxen Kirche im Jahre 1920. Damit war der entscheidende Schritt für einen Ausdehnung des Serben-Begriffes getan. Die orthodoxen Christen gehörten außerhalb Serbiens noch der montenegrinisch-orthodoxen, bulgarisch-orthodoxen oder griechisch-katholischen Kirche an. Sie sollte dann alle Serben werden."

Serbische Patriarchate gab es bereits zur Osmanenzeit.
Substanziell entsprachen sie der heutigen Serbisch-Orthodoxen Kirche.
Bis auf die Makedonier war auch vor 1920 der Großteil der jugoslawischen Orthodoxen Serben.
Fast alle orthodoxen Bistümer Jugoslawiens vor 1920 gibt es ja auch noch heute, und alle sind prinzipiell serbisch.
Die Orthodoxen Kroatiens, Bosniens und Montenegros waren weder bulgarisch-orthodox, montenegrinisch orthodox oder griechisch katholisch (höchstens ein kleiner Teil) sondern auch vorher schon serbisch orthodox, aufgeteilt auf unzählige Bistümer die aus politischen Gründen ungeeint waren.
Das Bistum von Cetinje z.b., auf welches sich die Anhänger des montenegrinischen Nationalismus beruhen um eine Montenegrinische Kirche zu konstruieren, wurde vom heiligen Sava von Serbien ins Leben gerufen.
Bis auf den klar eigenen Charakter der makedonischen Orthodoxen kann ich dir sonst nicht Recht geben.
 
Brushian, das Problem an den Orthodoxen Kirchen ist, dass sie in ihrer Organisationsform den christlichen Königreichen folgten. Die Verbreitung der Serbischen Orthodoxie folgte daher der Ausdehnung des Königreiches Serbien.

Im übrigen dürfte ich das Erzbistum von Karlovci mit der Kroatischen Griechisch-Katholischen Kirche verwechselt haben. Dies war zwei verschiedene Kirchen byzantischen Ritus im österreich-ungarischen Teil der späteren Jugoslawiens.
Die griechische-katholische Kirche unterstand dem Papst in Rom.
Das Erzbistum Karlovski, später sogar Patriarchat Karlovski, unterstand nicht dem Serbischen Patriarachat in Belgrad, d. h. es gehörte bis 1920 nicht zur Serbisch-Orthodoxen Kirche, also der Kirche des Königreichs Serbien. Gleiches gilt für Montenegro, dort existierte bis 1920 ein eigenständiges Erzbistums. Die Griechisch-Katholische Kirche blieb jedoch bestehen.

Alle vier griechischen Kirchen hatten eine serbische Liturgie, kirchenrechtlich bildeten sie jedoch keine Einheit. Bei ihren Anhängern dürfte es sich auch vor 1920 im wesentlichen um Serben gehandelt haben, hinzu kamen Minderheiten wie Russinen und Wlachen.
Die kirchenrechtliche Zugehörigkeit wurde jedoch bald schon ethnisch interpretiert.

Zur griechisch-katholischen Kirche gehörten die Uskoken, die jedoch von ins Habsburger Reich vor den Osmanen geflohenen Serben abstammten. Ebenso existierte jedoch der Begriff der Raizen für die Christen des Patriarchats von Karlovski bzw. die Serben im Königreich Ungarn.

Dazu Meyers Lexikon
Raizen (Razen, slaw. Rašci, Rašane, magyar. Rácz, Mehrzahl Ráczok), bei Magyaren, Deutschen und andern Nicht slawen Name der griechisch-oriental. Serben in Slawonien und Südungarn, im Gegensatz zu den griechisch-kathol. Schokazen und Bunjevazen, die gleichfalls Serben sind.
Montnegriner = Autokephales Erzbistum Cetinje
Uskoken = Griechisch-Katholische Kirche
Bunjewatzen = Römisch-Katholisch Kirche
(eigentliche) Serben = Serbische Orthodoxe Kirche (Patriarchat Belgrad)
Alle vier galten als Serben.
1920 wurde schließlich die Unterscheidug von Raizen, Montenegrinern mit Vereinigung jener Kirche in der Serbischen Orthodoxie hinfällig.
Die Bunjewatzen und ihre Nachfahren werden seit dem 20. Jahrhundert zunehmend als Kroaten betrachtet.

Alle vier Kirchen wurden als auch ethnisch verstanden, wobei der Serben-Begriff als übergeordnet galt.
Im mittelalterlichen Serbisch Reichs gab es hingegen nur eine einzige serbische Kirche mit orthodoxen Ritus.

Die Lage ist komplex. Bei jeder Gelegenheit wurden am Balkan neue "griechischen" Kirche konstruiert.
Serbische Kirche verlor in osmanischer Kirche übrigens ihre Unabhängigkeit und wurde dem rum-orthodoxen Patriarch von Konstantinopel unterstellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Verbreitung der Serbischen Orthodoxie folgte daher der Ausdehnung des Königreiches Serbien.

Sowohl das Bistum Karlovac (Sremski) als auch andere Bistümer, wie jenes von Cetinje oder jene der Hercegovina folgten dem serbischen Ritus, wie du bereits erwähnt hast.
Grundsätzlich folgte die Ausdehnung der (und das formuliere ich jetzt absichtlich so) "Orthodoxen Kirchen serbischen Ritus" der Auswanderung der serbischen Bevölkerung und jenen Orthodoxen, die sich im Laufe der Jahrhunderte als Serben äußerten, das heißt, in den Norden (Vojvodina) und Westen (Kroatien (Dalmatien, Slawonien,...), Bosnien-Hercegovina), wohin Teile der serbischen Bevölkerung auswanderten.

Das Erzbistum Karlovski, später sogar Patriarchat Karlovski, unterstand nicht dem Serbischen Patriarachat in Belgrad, d. h. es gehörte bis 1920 nicht zur Serbisch-Orthodoxen Kirche, also der Kirche des Königreichs Serbien. Gleiches gilt für Montenegro, dort existierte bis 1920 ein eigenständiges Erzbistums. Die Griechisch-Katholische Kirche blieb jedoch bestehen.

Hast du recht.
Sremski Karlovci, genauso wie jenes von Cetinje und andere
waren alles autonome orthodoxe Patriarchate die aber denselben serbischen Heiligen huldigten (der heilige Sava, der heilige Vasilij, etc...).
Eine "ganze" Serbisch Orthodoxe Kirche als solche gab es ja vorher nicht, weil ja diese ganzen Gebiete ein paar Jahrzehnte vorher noch dazu unter Fremdherrschaft waren.

Bei ihren Anhängern dürfte es sich auch vor 1920 im wesentlichen um Serben gehandelt haben, hinzu kamen Minderheiten wie Russinen und Wlachen.
Die kirchenrechtliche Zugehörigkeit wurde jedoch bald schon ethnisch interpretiert.

Na schau, kichenrechtlich, das ist alles relativ, im Endeffekt waren diese ganzen Patriarchate serbisch bestimmt.
Ich war vor etwa 2 Monaten in Karlovci (übrigens sehr schön) und habe mir u.a. die Fresken und Gemälde in der Kathedrale angesehen, die sind schon von vor 1920 und zeigen alles serbische Helden aus serbischen Sagen und serbische Heilige usw...
In Städten wie Vrbas und umliegenden Dörfern wie Kucura usw gibt es in der Tat eine russinische Minderheit, aber wieso sollte diese jetzt auf eine eigene orthodoxe Kirche pochen, wenn die serbische vollkommen ausreicht ;).
Ich kenne Russen, die gehen auch in die serbische Kirche, weil keine russische "verfügbar" ist, im Endeffekt egal...
Mein Onkel ist mit einer Russin verheiratet und die sind eingefleischtere Serben als die Serben selber ;)
Ein hochreligiöser Italiener von mir aus wird ja auch am Sonntag in eine ungarische Kirche gehen wenn er für ein paar Wochen aufgrund einer Dienstreise dort sein muss, sind ja eh alle katholisch.

Dazu Meyers Lexikon
Raizen (Razen, slaw. Rašci, Rašane, magyar. Rácz, Mehrzahl Ráczok), bei Magyaren, Deutschen und andern Nicht slawen Name der griechisch-oriental. Serben in Slawonien und Südungarn, im Gegensatz zu den griechisch-kathol. Schokazen und Bunjevazen, die gleichfalls Serben sind.
Montnegriner = Autokephales Erzbistum Cetinje
Uskoken = Griechisch-Katholische Kirche
Bunjewatzen = Römisch-Katholisch Kirche
(eigentliche) Serben = Serbische Orthodoxe Kirche (Patriarchat Belgrad)
Alle vier galten als Serben.
1920 wurde schließlich die Unterscheidug von Raizen, Montenegrinern mit Vereinigung jener Kirche in der Serbischen Orthodoxie hinfällig.
Die Bunjewatzen und ihre Nachfahren werden seit dem 20. Jahrhundert zunehmend als Kroaten betrachtet.

Ich lasse mal die Griechisch-Katholische Kirche außen vor, die waren nicht zahlreich, im Vergleich zu den Orthodoxen, um die es mir geht.
Der Name Rascien kommt ja nicht von irgendwo her.
Eines der mittelalterlichen serbischen Kernländer hieß Rascien (Raska), Serbien hieß ja nicht immer Serbien, genauso wie Serben teilweise als Walachen und alles mögliche bezeichnet wurden.

Auf was ich hinaus will und weshalb ich lästig bin:
Die Zusammenfassung serbisch orthodoxer Patriarchate unter eine Dachkirche war in meinen Augen kein "großserbischer Akt" und es waren praktisch keine Bulgarisch-Orthodoxen betroffen.
Das Bistum von Cetinje als solches war ein klassisch serbisches Bistum, erschaffen von einem serbischen Heiligen.
Selbst heute, wo der Staat Montenegro mit aller Gewalt versucht ein Nation Building auf Kosten der Serbisch Orthodoxen Kirche in Montenegro aufzubauen, gehören fast alle Sakralbauten dieser Kirche und nur wenige einer gekünstelten "Montenegrinisch Orthodoxen Kirche".
In Ostrog war ich auch, da kannst du den ganzen Tag über beobachten wie Serben aus Bosnien, Kroatien und Serbien antanzen um die Knochen des serbischen Heiligen dort zu küssen.

Sie sollte dann alle Serben werden.

Serben war der Großteil vorher auch.
Ich war in Westbosnien (Velika Kladusa), da gibt es Gräber mit serbisch-kyrillischen Namen aus dem 18. Jahrhundert.
Jede orthodoxe Familie in diesen Gebieten feierte die Slava (Familienschutzpatron, welcher z.b. der oben erwähnte heilige Vasilij sein kann), eine Tradition die von Generation zu Generation übertragen wird und im Endeffekt nur von Serben gefeiert wird.
Es gab zwar ähnliche Festivitäten bei anderen Ethnien, aber bei den Serben wird das noch heute vererbt.
Es gibt auch viele muslimische (bosniakische) Familien in Bosnien und im Sandzak, wo manche ältere Mitglieder noch wissen wer der Schutzpatron ihrer Famlie war.
Also würde ich die Zusammenfassung serbischer Patriarchate nicht unbedingt als großserbischen Akt bezeichnen, betroffen war ja vor allem die serbische Bevölkerung davon.

Allerdings muss man natürlich sagen, dass es in Ostserbien, Südserbien und Makedonien viele bulgarische, walachische, rumänische und andere Minderheiten gab, die im Laufe der Zeit serbisiert wurden.

Mir geht es nur um die Zentralisierung der Serbisch Orthodoxen Kirche.
 
Jetzt passiert das was schon auch in einem Jugoforum passiert, der Einfluss der Kirche wird überschätzt.

1.) Serbien war bis in das 12. Jahrhundert katholisch. der serbische Nationalheilige Sava war katholisch getauft.

2.) Brushian hat es sehr gut beschrieben nur eine kleine Anmerkung, die Erzbischöfe von Cetinje und Sremski Karlavac, waren keine Patriarchen und offiziel Teil des Patriarhats von Konstantinopels. Vor allem der Bischof von Cetinje war sehr serbisch-national.

3.) Bunjevacen und Sokcen galten als Serben und waren griechisch katholisch? Die Sokcen und Bunjevatzen stellen gut 60 % der gesamten kroatischen Bevölkerung und sind Einwanderer aus Bosnien und der Herzegowina. Und gut alle bosnischen Kroaten sind Sokcen und Bunjevatzen. . Die Einwanderung von der Sokzen und Bunjevatzen hat Jugoslawien erst möglich gemacht, den diese sprechen den gleichen südslawischen Dialekt wie die bosnischen Muslime oder die Serben stokavisch.

4.) Die Zugehörigkeit zu einer Kirche hat faktisch nie auch die Nationalität bestimmt, siehe die rumänische Minderheit in Serbien die es noch immer gibt.

5.) Eine serbische Identität ist spätestens mit dem 1. serbischen Aufstand klar zu umreisen, da es neben den Kämpfern aus Zentralserbien sehr viele aus Bosnien aber auch der Vojvodina und Kroatien gab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bis ins 12. Jahrhundert gab es kein Serbien. Die serbische Stämme am Balkan bildeten unterschiedliche Fürstentümer: Raszien, Zeta und einige kleinere Fürstentümer. Konfessionell waren sie uneinig, gespalten in römischem Katholiszismus und griechisch-bulgarische Orthodoxie.
Die Nemanjiden einten die serbischen Stämme in einem Reich und in einer Kirche - der autokephalen Serbisch-Orthodoxen Kirche. Spätere Nemanjiden nahmen schließlich den Titel Zar der Serben und Rhömaer an.
Diese Einheit der Serben ging mit dem Großreich jedoch verloren, sodass in der Neuzeit in Folge habsburgerischer und osmanischen Herrschaft eben unterschiedliche Kirchen entstehen.
 
Zurück
Oben