Frauenrollen-Männerrollen

princesita

Neues Mitglied
Ich hab ein dirngendes Problem..ich muss eine Hausarbeit über die Frauenrollen-Männerrollen währenmd der Industrialisierung abgeben..in meinem Buch stehen nur wenige Informationen und im Internet find ich auch nichts richtiges...könnt ihr mir helfen..müssen nich nur Texte sein vllt. auch gute Seiten oder Tipps wo ich übnerhaupt anfangen soll...wäre echt nett..dankeschön!!!
 
arbeitslose Hausmänner Mitte des 19. Jh.

vllt auch etwas über die männer [...] :)

Da mir gerade zufällig über "wer ist online" dieser Thread ins Auge gesprungen, möchte ich doch gerade bei Gelegenheit der Frage zur Männerrolle in der Industrialisierung eine interessante Beobachtung von Friedrich Engels zitieren, aus der Arbeit über "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" (1845, S.369):

In vielen Fällen wird die Familie durch das Arbeiten der Frau nicht ganz aufgelöst, sondern auf den Kopf gestellt. Die Frau ernährt die Familie, der Mann sitzt zu Hause, verwahrt die Kinder, kehrt die Stuben und kocht. Dieser Fall kommt sehr, sehr häufig vor; in Manchester allein ließe sich manches Hundert solcher Männer, die zu häuslichen Arbeiten verdammt sind, zusammenbringen. Man kann sich denken, welche gerechte Entrüstung diese tatsächliche Kastration bei den Arbeitern hervorruft und welche Umkehrung aller Verhältnisse der Familie, während doch die übrigen gesellschaftlichen Verhältnisse dieselben bleiben, dadurch entsteht.
Friedrich Engels - Lage der arbeitenden Klasse in England - Die einzelnen Arbeitszweige
 
Ja, eine interessante Beobachtung, jedoch nicht so überraschend, wenn man die einzelnen Zweige der frühen Industriealisierung getrennt betrachtet und die vorangehende häusliche Arbeitsteilung einbezieht.
In der Textilindustrie waren überwiegend Frauen beschäftigt. Man müsste in die einzelnen Regionen schauen, ob diese Entwicklung auch für Deutschland gilt. In der Schicht der Kleinbauern, Landarbeiter in benachteiligten Regionen wurde der spärliche Verdienst schon vor Gründung der Fabriken durch Heimarbeit aufgestockt. Als dann die Textilfabriken aus dem Verlagswesen hervorgingen, wurden dort Frauen als billigere Arbeitskräfte eingesetzt, auch weil sie schon zuvor in diesem Bereich häuslich tätig gewesen waren. Die Fabrikarbeit entwickelte sich zu einer über das Jahr kontinuierlichen Einnahmequelle, wohingegen die Männer als Tagelöhner oder als Bauarbeiter mit Winterpause längere Phasen zu Hause verbrachten.
Ob diese Arbeiterschicht die Rollenumkehrung selbst so problematisch sah, wie der bürgerliche Friedrich Engels?
 
Als dann die Textilfabriken aus dem Verlagswesen hervorgingen, wurden dort Frauen als billigere Arbeitskräfte eingesetzt, auch weil sie schon zuvor in diesem Bereich häuslich tätig gewesen waren. Die Fabrikarbeit entwickelte sich zu einer über das Jahr kontinuierlichen Einnahmequelle, wohingegen die Männer als Tagelöhner oder als Bauarbeiter mit Winterpause längere Phasen zu Hause verbrachten.
Ob diese Arbeiterschicht die Rollenumkehrung selbst so problematisch sah, wie der bürgerliche Friedrich Engels?
interessant aus derselben Zeit Prosper Merimees Novelle Carmen (1845) und deren Opernfassung von Bizet (1875) - interessant insofern, als Arbeiterinnen in Fabriken (hier in einer Zigarrenfabrik) zuvor literarisch eher Randfiguren, keine Hauptfiguren waren.
 
interessant aus derselben Zeit Prosper Merimees Novelle Carmen (1845) und deren Opernfassung von Bizet (1875) - interessant insofern, als Arbeiterinnen in Fabriken (hier in einer Zigarrenfabrik) zuvor literarisch eher Randfiguren, keine Hauptfiguren waren.
Kannst du das näher ausführen? Meinst du, dass Frauen trotz Erwerbsarbeit keinen höheren Status hatten, jedenfalls in der angeführten Oper? Lag das nicht eher an den Standesunterschieden insgesamt oder war der männliche Fabrikarbeiter angesehener?
 
Kannst du das näher ausführen? Meinst du, dass Frauen trotz Erwerbsarbeit keinen höheren Status hatten, jedenfalls in der angeführten Oper?
nein, so meinte ich das nicht
Literatur hat auf jeweils eigene zeitgebundene Weise stets auch mehr oder weniger beabsichtigt Einblicke in die jeweilige soziale Umwelt ermöglicht - in der 1. Hälfte des 19. Jh. waren vereinfacht gesagt proletarische Unterschichten, Erwerbstätige in Bergwerken und Fabriken nicht der zentrale Gegenstand der schöngeistigen Literatur; allerdings mit dem Aufkommen des Realismus begann sich die Literatur auch diesen Themen zu widmen - und da wäre Merimees Novelle sowie deren spätere Opernversion ein frühes Beispiel (natürlich gibt es auch andere)

allerdings, so unschön das auch wirken mag, bestand stets (besonders in den großen Städten) und wohl besonders während der Industialisierungszeit die Gefahr, dass aus sozialer Not (schlechte Bezahlung, hohe Lebenshaltungskosten) sowohl Frauen in einfachen Berufen (Fabrikarbeit etc.) als auch in künstlerischen Berufen (Ballett, Gesang, Schuspiel/Theater) in verschiedene Formen der Prostituion abrutschten. Berühmte "Fälle" (man verzeihe diese Vokabel) dieser Art aus Kulturgeschichte und Literaturgeschichte sind u.v.a. Guiseppe Verdis zweite Ehefrau (Guiletta Streponi) oder auch "eine Liebe von Swann" (im ersten Teil von Prousts zehnbändigem Roman) --- aber das führt sicher zu weit weg vom Thema hier (sehr typisch ist die Beziehung von Senator Buddenbrook zu einer Blumenverköuferin in Thomas Manns Roman)

Wanderarbeit (auch in der schöngeistigen Literatur gelegentlich beschrieben) bzw. der Wechsel von Arbeitsplätzen war im 19. Jh. für Männer einfacher als für Frauen, da letztere oftmals für ihre Kinder sorgen mussten.
 
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