Frauen als Heilerinnen-Eine Bedrohung der Kirche?

Nun ja, Karl der Große hat die "Hexenverfolgung" (verbrennen usw) verboten, die "Zauberei" aber mit Strafen + Schadenersatz belegt
 
Die "weisen Frauen" sind eine Erfindung der Romantik, zumindest insofern, als "die" Kirche sie als Konkurrenz gesehen und gejagt haben soll. Bei Grimm und einem frnazösischen Märchensammler (dessen Namen ich mir leider partout nicht merken kann) kommt das auf. Wie mehrfach erwähnt, wird man für diese These in historischen Quellen keinen Anhalt finden.

Immerhin war die Kirche vielfältig in die Hexenverfolgungen involviert. So beteiligten sich die Dominikaner intensiv an der Hexenjagd, unter anderem Heinrich Kramer, der Verfasser des "Hexenhammers". Und die vermutlich auf ihn zurückgehende Hexenbulle Summis desiderantes, die Papst Innozenz VIII. 1484 veröffentlichte, bot in den folgenden 200 Jahren den Hexenjägern eine legitimatorische Grundlage.

Schadenszauber wird nicht erst seit Karl d. Großen (das sollte KdG doch heißen?) gahndet, sondern schon viel früher, im Römischen Recht, im Kodex Hammurabbi, selbst in der Bibel, die viel strapazierte Stelle Ex. 22,17 "Die Zauberin sollst du nicht leben lassen". Das meint allerdings nciht das gleiche wie in der frühen Neuzeit nördlich der Alpen, sondern jemanden, der Schadenszauber betreibt. Und ein vorliegender Schaden ist häufig objektiv feststellbar, das Problem lag in der Ursachenforschung.

Zauberei und Schwarze Magie wurden schon in den frühen Hochkulturen geahndet und dieser Straftatbestand zieht sich von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Ausgedehnte Hexenhysterie und Ausrottung im großen Stil mit zehntausenden Opfern ist allerdings eine Erscheinung der europäischen frühen Neuzeit.

Die gezielte Verfolgung von Heilerinnen und Weisen Frauen sind somit sog. Heb-Ammen-Märchen.

Es ist allerdings unverkennbar, dass heilkundige Frauen mehr als andere der Anklage wegen Hexerei und Schadenzauber ausgesetzt waren. Gab es ein Unwetter, starb Vieh oder kam eine Seuche, so traute man ihnen besonders zu, das Unheil bzw. den "Schaden" heraufbeschworen zu haben. Damit hatten sie eine Sündenbockfunktion, worunter bekanntlich auch die Juden litten.
 
Es ist allerdings unverkennbar, dass heilkundige Frauen mehr als andere der Anklage wegen Hexerei und Schadenzauber ausgesetzt waren. Gab es ein Unwetter, starb Vieh oder kam eine Seuche, so traute man ihnen besonders zu, das Unheil bzw. den "Schaden" heraufbeschworen zu haben. Damit hatten sie eine Sündenbockfunktion, worunter bekanntlich auch die Juden litten.

Ein wesendliches Merkmal der angeklagten Frauen war vor allem ihr zumeist hohes Alter. Diese sehr betagten Frauen konnten oft nur noch einfache Tätigkeiten ausführen, wozu Heilkunde, Handlesen, Wahrsagen etc. gehörten. Außerdem galten alte Frauen aus „medizinischen“ Gründen als gefährlich. Nach der damaligen Lehre ging man davon aus, dass nach der Menopause die „schlechten Säfte“ den Körper nicht mehr verlassen konnten. Dementsprechend veränderte sich also auch das Gemüt älterer Frauen und sie wurden schlicht und ergreifend „böse“.
Es ist also eher das Alter was Frauen „zu Hexen machte“, da dadurch nur noch bestimmte Tätigkeiten möglich waren und ihnen bestimmte Eigenschaften zugeschriebenen wurden.
 
Immerhin war die Kirche vielfältig in die Hexenverfolgungen involviert. So beteiligten sich die Dominikaner intensiv an der Hexenjagd, unter anderem Heinrich Kramer, der Verfasser des "Hexenhammers". Und die vermutlich auf ihn zurückgehende Hexenbulle Summis desiderantes, die Papst Innozenz VIII. 1484 veröffentlichte, bot in den folgenden 200 Jahren den Hexenjägern eine legitimatorische Grundlage.



Zauberei und Schwarze Magie wurden schon in den frühen Hochkulturen geahndet und dieser Straftatbestand zieht sich von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Ausgedehnte Hexenhysterie und Ausrottung im großen Stil mit zehntausenden Opfern ist allerdings eine Erscheinung der europäischen frühen Neuzeit.



Es ist allerdings unverkennbar, dass heilkundige Frauen mehr als andere der Anklage wegen Hexerei und Schadenzauber ausgesetzt waren. Gab es ein Unwetter, starb Vieh oder kam eine Seuche, so traute man ihnen besonders zu, das Unheil bzw. den "Schaden" heraufbeschworen zu haben. Damit hatten sie eine Sündenbockfunktion, worunter bekanntlich auch die Juden litten.

Ich denke, das lässst sich leichter behaupten, als beweisen, dass heilkundige Frauen überproportional Opfer von Hexenprozessen wurden.
Eher waren da schon Frauen gefährdet, bei denen soziale Schutzmechanismen nicht gegeben waren, die keine Familienangehörige oder soziale Kontakte (mehr) hatten. Die eigentlichen Ermittlungen und Prozesse waren ohnehin nur die Spitze des Eisbergs. Ehe es zu Ermittlungen und Prozessen kam, gab es meist jahrelanges Gerede, Nachbarschaftsstreitigkeiten, üble Nachrede.
Menschen die in klaustrophober Enge neben- und miteinander leben müssen, tendieren häufig zu paranoiden Reaktionen.

Als Axiom ausgedrückt, wird man sagen können, dass zu Beginn einer Verfolgung die ersten Opfer meist arm und ohne soziale Kontakte waren. Es erwischte zunächst einmal die Außenseiterinnen. Kippte aber eine Verfolgung, so wie es in Lemgo,in Rheinbach in Bamberg oder Würzburg der Fall war, kamen auch Spitzenreiter der Gesellschaft dran, so dass man durchaus sagen kann, die Hexenverfolgungen waren die größte Nivellierung von Standesunterschieden vor Einführung der Guilliotine.
Was sich freilich bei einigen Verfolgungen feststellen lässt, ist dass manche Opfer unkonventionell waren und sich dem erwarteten weiblichen Rollenverhalten entzogen.

So zum Beispiel Katherina Henot die "Hexe von Köln", deren Schicksal möglicherweise Friedrich von Spee inspirierte, bei der Cautio Criminalis. Henot entstammte einer Patrizierfamilie und hatte gemeinsam mit ihrem Bruder die Posthalterei bewirtschaftet. Ein Graf von Thurn und Taxis wollte das Posatwesen zentralisieren, Henot weigerte sich aber, die Posthalterei aufzugeben und prozessierte dagegen vor dem Reichskammergericht. Eine besessene Nonne brachte den Stein ins rollen und es kam zum Prozess und zur Verurteilung.

Maria Holl war eine sehr erfolgreiche Gastronomin und Inhaberin der "Goldenen Krone" in Nördlingen. Sie wurde denunziert und 72 mal gefoltert, widerrief aber immer wieder Geständnisse und wurde schließlich auf Druck von einflussreichen Familienangehörigen aus Ulm freigelassen. Sie überlebte alle ihre Peiniger und starb nach der 2. Schlacht von Nördlingen.

Von Katherina Keppler, der Mutter des bekannten Astronomen ist allerdings bekannt, dass sie Kräuterheilkunde betrieb, da offenbar das Gasthaus ihres Mannes nicht genug abwarf.
 
Nun, "DIE Kirche" kann garnicht übermäßig envolviert gewesen sein, es gab da zu mindest noch die Lutheraner, für die Dominikaner "Ausgeburten des Teufels "waren. Und der Pabst als Antichrist sowieso.
Das der "Verrückte" Dominikaner Kramer, nachdem er in Brixen mit Inquisition gescheitert war, beim Pabst irgendwie Gehör fand, berechtigt nun nicht, die klerikalen Gegner als "Hexenverfolger " zu bezeichnen. Und glaubt wirklich einer, das ein Kramer sich in seinem Aberglauben an einer "echten Hexe" vergriffen hätte?

Abgesehen davon, "Heilerinnen" standen nicht auf der Beuteliste, die hatten oft zu wenig und waren nützlich. Frau Käthe (Luthers Frau) war nicht nur eine gute Brauerin, sondern handelteu.a. auch mit Heilkräutern, soweit ich weiß.
 
Nun, "DIE Kirche" kann garnicht übermäßig envolviert gewesen sein, es gab da zu mindest noch die Lutheraner, für die Dominikaner "Ausgeburten des Teufels "waren. Und der Pabst als Antichrist sowieso.

Mir ist nicht ganz klar, was du damit sagen willst. Speziell der Dominikanerorden berief im Auftrag des Papstes Inquisitoren zur Verfolgung von Ketzern und Häretikern. Abgesehen von der Ketzerinquisition beteiligte sich der Orden auch intensiv an der Hexenverfolgung. Und auch die evangelische Kirche hatte daran ihren Anteil.

Das reicht hin, um die Kirche als "involviert" zu bezeichnen.
 
Nun, die Dominikaner sind nicht die katholische Kirche, Ketzer und Häretiker sind keine "Hexen", Dominikaner verfolgten neben Hexen auch noch Lutheraner und für die waren die Dominikaner schlimmer als Hexen.
Aber Menschen wegen Hexerei verfolgt haben beide nur wenig im Vergleich zu weltlichen Institutionen . Die Bibliotheka Augusta ist im wesentlichen mit Geldern aus Hexenprozessen finanziert worden, Herzog August v. Braunschweig -Lüneburg hat seine Sammelleidenschaft mit der Verfolgung wohlhabender "Hexen/Hexern" in Hitzacker finanziert.
 
Nun, die Dominikaner sind nicht die katholische Kirche, Ketzer und Häretiker sind keine "Hexen", Dominikaner verfolgten neben Hexen auch noch Lutheraner und für die waren die Dominikaner schlimmer als Hexen.

Die Mönchsorden sind ein zentraler Teil der katholischen Kirche und die vom Papst mit der Inquisition beauftragten Dominikaner wurden wegen ihrer inquisitorischen Praktiken auch domini canes (Hunde des Herrn) genannt. Die Inquisition entwickelte sich schließlich zu einer Einrichtung, die vor allem der Hexenverfolgung diente. Die mit den Hexenprozessen beauftragten Dominikaner gingen mit einem unglaublichen Fanatismus an ihr Werk. Somit trägt natürlich auch die Kirche ihren Teil Schuld an der Hexenhysterie.

In diesem Zusammenhang finde ich folgendes Dokument der Dominikaner beachtlich, die sich zu ihrer historischen Schuld bekennen:

Erklärung des Provinzkapitels 2000 der Dominikaner-Provinz Teutonia

Dominikaner und Inquisition

Im Mai 2000 verabschiedete das alle vier Jahre tagende Provinzkapitel der Dominikanerprovinz Teutonia die folgende Erklärung:

Deutsche Dominikaner waren nicht nur in die Inquisition verstrickt, sondern haben sich aktiv und umfangreich an ihr beteiligt. Historisch gesichert ist die Mitwirkung an bischöflichen Inquisitionen und an der römischen Inquisition.

Unabhängig von den vielleicht manchmal nachvollziehbaren historischen Gründen für die Mitwirkung erkennen wir heute die verheerenden Folgen dieses Tuns unserer Brüder. Wir empfinden dies als ein dunkles und bedrückendes Kapitel unserer Geschichte.

Dies gilt in gleicher Weise für die nachgewiesene Beteiligung des deutschen Dominikaners Heinrich Institoris an der Hexenverfolgung. Durch das Verfassen des „Hexenhammers“ unter-stützte und förderte er die menschenverachtende Praxis der Hexenverfolgung.

Folter, Verstümmelung und Tötung haben unendliches Leid über zahllose Menschen ge-bracht; deutsche Dominikaner haben dazu, neben anderen, die Voraussetzung geschaffen. Die Geschichte dieser Opfer – namenlos und vergessen – können wir nicht ungeschehen machen. Wiedergutmachung ist unmöglich. Uns bleibt die Verpflichtung zur Erinnerung.

Wir wissen, dass der Geist von Inquisition und Hexenverfolgung – Diskriminierung, Aus-grenzung und Vernichtung Andersdenkender – auch heute latent oder offen in Kirche und Gesellschaft, unter Christen und Nicht-Christen lebendig ist. Dem entgegenzutreten und sich für eine umfassende Respektierung der Rechte aller Menschen einzusetzen, ist unsere Verpflichtung, die wir Dominikaner den Opfern von Inquisition und Hexenverfolgung schulden.

Erklärung des Provinzkapitels 2000 der Dominikaner-Provinz Teutonia
 
Dieter, korrekt
aber hier geht es nicht um Hexenverfolgung, sondern darum, ob "Frauen in Heilberufen" als Bedrohung der Kirche angesehen wurden bzw. von dieser so gesehen wurden. Und das generell.
Das muß nach den vorliegenden Diskussionsbeiträgen und den Quellen verneint werden.
 
Im Mittelalter war Abtreibung=Mord, somit waren Frauen die solche Tränke brauten und verkauften Verbrecher.

Wenn es um die Hexen geht die waren bei weitem nicht alle Frauen und Heilerinnen schon gar nicht.


is doch schon seit dem Mittelalter so hexen sind böse..........
nur versteh ich nicht ganz was der unterschied zwischen einer hexe und einer heilerinn is....:confused:
ich meine beide brauten Tränke !:motz:
 
is doch schon seit dem Mittelalter so hexen sind böse..........
(...)
ich meine beide brauten Tränke !:motz:
das ist die Frage, ob im frühen Mittelalter "Hexen" aus der Sicht aller Leute böse waren - man müsste wissen, was wann und in welcher Sprache unter "Hexe" oder besser Zauberer/Zauberin verstanden worden ist.

striga, venefica (Giftmischerin) gibt eine altengl. Quelle als Übersetzung für erstaunlicherweise vaelcyrean (Walküre, sic) an, ein altengl. Zauberspruch attestiert den mihtigun wif (mächtigen Frauen = Walküren) haegtessan geweorc (Hexengewirk) -- damit wissen wir bestenfalls, dass diverse heidnische Vorstellungen aus christl. Sicht dämonisiert wurden. Das Wort "Hexe" taucht in verschiedenen german. Sprachen im frühen Mittelalter auf, hagazussa, haegtessa - Hexe und wurde allmählich negativ konnotiert.

Aber das alles, so interessant die Etymologie auch ist, lässt keine Rückschlüsse auf "Heilerinnen" zu - überhaupt: der Tagungsband "Frauen im frühen Mittelalter" kann für die Zeit 6.-10. Jh. kaum Leute aus dem "einfachen Volk" greifbar machen - schade. Wahrscheinlich ist allerlei, was man so über die Heilerinnen, Hebammen, Kräuterweiblein usw. zumindest in Spätantike und frühem Mittelalter findet, nur Spekulation.
 
is doch schon seit dem Mittelalter so hexen sind böse..........
nur versteh ich nicht ganz was der unterschied zwischen einer hexe und einer heilerinn is....:confused:
ich meine beide brauten Tränke !:motz:

Für dich sind also auch Metzger und und Messerstecher das selbe? Immerhin "arbeiten" beide mit einem Messer.

Im Ernst:
Hexen verübten nach dem glauben der frühneuzeitlichen Menschen Schadzauber, sie schädigten also Menschen oder die Gemeinschaft mit ihren Kräften. Dazu wurde ihnen angedichtet sie hätten einen Pakt mit dem Teufel, der ihnen irgendetwas für ihre schlechten Taten versprochen hätte.
 
Im Ernst:
Hexen verübten nach dem glauben der frühneuzeitlichen Menschen Schadzauber, sie schädigten also Menschen oder die Gemeinschaft mit ihren Kräften. Dazu wurde ihnen angedichtet sie hätten einen Pakt mit dem Teufel, der ihnen irgendetwas für ihre schlechten Taten versprochen hätte.
Der Schadenszauber nebst apotropäischen Amuletten etc. stammt aus vorchristl. Zeit - der Teufelspakt ist deutlich spätere Zutat.
 
Der Teufel , "das Böse" taucht ja erst sehr viel später auf.
Die Dämonen davor konnte man ja "bannen". Dafür gabs ja "Hexen".

Dieser ganze "Zauberkram" wurde ja erst in der frühen Neuzeit was nicht alltägliches. Da wurde zwischen gut und böse unterschieden, davor, ,-das sieht man auch an Gerichtsverfahren-, gab es "böses an sich" nicht/kaum. Wurde z.B. jemand beraubt, wehrte sich und kam ums Leben, - na, es ist die Sache seiner Familie, Rache zu üben oder Schadenersatz zu fordern. Ein Räuber war gefährlich, aber nicht böse in unserem Sinne.

Geht man brav in die Kirche, ist das gut fürs "spätere Leben", gibt man der Kirche und den Armen, dto. Tut man das nicht , nun "ein gottgefälliges Leben" hat den gleichen Effekt. Der gerechte bzw der gnädige Gott ist aus dem 15. Jhdt, der Gott, mit dem man nicht handeln kann. Davor ging das mit "do et des " recht gut. Und diesem guten Gott steht eben der böse Teufel gegenüber, und dessen Anhänger bekämpfen muß doch dem guten gefallen. Vorher war nichts mit "Teufelsanhängern", denn den gabs genausowenig im Bewußtsein wie den "guten Gott".

Diese Zaubergeschichte gabs (und gibts) als Form von "Schamanismus. o.ä" weltweit.
 
is doch schon seit dem Mittelalter so hexen sind böse..........

Im Mittelalter vor dem Ende des 14. Jahrhunderts war eine "Hexenverfolgung" seitens der Kirche gar nicht denkbar: Die Hexe war eine heidnische Figur, die durch eigene oder von dunklen Kräften verliehene Macht Böses tat. Gegen den Glauben an Hexen (!) ging die Kirche an, da sie behauptete, dass alle übernatürliche Macht von Gott ausgeht und dieser alles segnet, das Böse "austreibt". Karl der Große setzte dementsprechend auch für Menschen, die an Hexen glaubten und den Bezichtigten Gewalt antaten die Todesstrafe an.

Erst mit der Entwicklung der Idee, Menschen könnten vom Teufel besessen sein und dem etwas später ausbrechenden Kampf der Konfessionen konnte sich schließlich ab dem 15. Jahrhundert der Hexenglaube allgemein durchsetzen und zu den großangelegten Hexenverfolgungen der Renaissance/des Barocks führen.

Habe ich jetzt 'nen Troll gefüttert oder jemandem etwas erklärt? :nono:
 
Du hast es auf den Punkt gebracht, Ketzer, leider fehlen Belege, aber nicht nur bei Dir, bei mir auch.
Das Karl der Große Hexenverfolgung verbietet, nichts anderes besagt ja das Gesetz, ist belegt.
Ab wann wird dieses Gesetz aufgehoben? Der Sachsenspiegel schweigt sich über Schadzauber etc scheinbar aus, kennt aber den Teufel.

Denn der Hexenhammer verstößt ja eindeutig gegen das Gesetz KdG´s
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Wilfried: Wird eigentlich zwischen Teufel(n) und Dämon(en) scharf getrennt? Wer ist was und wer hat welche Aufgaben?
Ich habe Duhrs fundamentale Abhandlung über die Jesuiten in den Lämndern deutscher Zunge gerade nicht zur Hand, aber dort berichtet er von einem Fall aus Wien, wo ein Mädel von tausenden Teufeln besessen sein soll. Der Pater, der den Exorzismus vorgenommen hatte, rühmte sich dessen später in unangemessener Weise, weshalb der Fall in die Geschichte einging (genaueres müßte ich nachsehen). In der Hexenverfolgung spielten Exorzismen oft eine unselige Rolle, meistens sah es so aus, daß die Besessenen angaben, von anderen behext worden zu sein, die selber zwar mit dem teufel paktierten, aber nciht besessen waren. Die Teufel/Dämonen gaben dann oft an, sie würden erst ausfahren, wenn Hexe XY hingerichtet sei.
Etwas früher als Ketzer97 meint, setzt die Hexenfurcht aber schon an: Bei Johannes XXII. angeichts eines sehr unappetitlichen Mordanschlages auf ihn sah er sich von Hexen gepeinigt und befahl seinen Inquisitoren (z.B. Bernard Gui) mit den gleichen Maßnahmen gegen Hexen vorzugehen wie auch gegen Ketzer. Nur war er ziemlich allein damit, in Guis Inquisitionshandbuch nimmt das Kapitel über Hexen wenig Raum ein und es ist, anders als die Filmindustire uns weismachen möchte, kein einziges Urteil gegen eine Hexe von ihm überliefert.
Zwischen Karl dG und dem 14. Jh. liegt ja doch noch ein bißchen Zeit, in der sich einiges geändert hat. Magie wurde in früheren Zeiten nicht durchweg negativ bewertet. Nur der Schadenszauber. Gott segent nicht alles, er läßt aber das Böse zu. Da das Böse nicht auf der selbeben Stufe steht wie Gott, hat er das letzte Wort.
Die Bibel berichtet über Besessene, aus der frühen NZ kennen wir das Phänomen - und dazwischen? Wozu brauchte es die Weihe der Exorzisten, wenn es keine Besessenen gab? Was unterscheidet die Besessenheit im MA von der konfessionell gespaltenen frühneuzeitlichen Besessenheit? Außer, daß man die Fälle nun ge(miß)brauchen konnte, um die Überlegenheit katholischer Gnadenmittel zu demonstrieren?
Teufelsanhänger gab es, sobald man Häretiker über die Maßen dämonisierte. Ab dem 13. Jh. setzte man sich nciht mehr in gelehrten Traktaten mit anderen Lehren auseinander, sondern schrieb Inquisitorenhandbücher, stülpte den Btroffenen die Teufelsmaske über und fertig. (A. Patschovsky: Der Ketzer als Teufelsdiener in: FS Fuhrmann 1991 S. 317-334).
Unter verschärften äußeren Bedingungen bekam der Wahnsinn dann Methode. Die Idee der eigentlichen Besessenheit spielte dabei m.E. eine eher untergeordnete Rolle. Es reichte, den Delinquenten in die Nähe des Teufels zu rücken.
Aber wir schweifen immer weiter ab.

"s doch schon seit dem Mittelalter so hexen sind böse..........
nur versteh ich nicht ganz was der unterschied zwischen einer hexe und einer heilerinn is....:confused:
ich meine beide brauten Tränke !"

Das Täterprofil der Hexe beinhaltet die vorsätzliche Schädigung. Weniger kriminalistisch nennt man es das "kumulative Konzept der Hexerei" das da vorsah: Schadenszauber, Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft, Hexensabbat und Hexenflug. Heilerinnen darf man wohl die Absicht zu heilen zusprechen. Nun ist man nciht unbedingt aus freien Stücken Hexe mit der Absicht zu schaden, aber sobald der Trank nciht heilt sondern Nebenwirkungen hat, kann sich das Blatt sehr schnell wenden. Wie Spee ganz richtig feststellte: Hexe ist man nicht, zur Hexe wird man gemacht.
Umgekehrt gab es auch Fälle, wo Leute sich des Teufels bedienten, ohne die Absicht schädigen zu wollen. Wolfgang Behringer beschreibt einen gescheiterten Hexenprozeß (d.h. Die Angeklagte wurde freigelassen), in dem eine ältere Frau, Witwe ohne nennenswerte Einkünfte, mit erwachsener Tochter (oder 2?) sich von gott im Stich gelassen fühlt und deshalb zur "Konkurrenz" geht, um ihr tägliches Überleben zu sichern. Die Generation, die nicht mit nachtridentinischer Fundamentalkatechese großwurde, sondern in volkstümlichen Denkmustern verharrte, hatte deutlich weniger Berührungsängste mit dem Teufel, so auch unsere Heldin, die aussagte, "mit dem (dem Teufel) würde sie schon klarkommen".
"Hexe" beinhaltet also immer die Perspektive des Btrachters.

Nebenbei: Schaden an der Gemeinschaft wurde hart bestraft, so oder so. Auch Falschmünzer mußten nach der Carolina mit dem Scheiterhaufen rechnen.

Gruß
Kassia
 
Nachtrag zu den Dominikanern: Bevor der ganze Orden als eine Rotte blutrünsitger Spürhunde erscheint, möchte ich darauf hinweisen, daß es ein Dominikaner war, der in Spanien maßgeblich am Ende jeglicher verfolgung beteiligt war: Slazar de Frias.

Um 1657 traten in Paderborn seltsame Fälle von Besessenheit auf, die die Opfer selbst auf Verhexung zurückführten. Der Bischof zögerte und suchte nach Auswegen. Es kam zu einem Kontakt mit einem römischen Dominikaner, Pater Michelangelo, der einen für damalige Verhältnisse geradezu revolutionären Ansatz der Besessenenheilung verfolgte und sie keineswegs direkt als teuflisch kontaminiert auf die Scheiterhaufen schickte. (Nachzulesen bei R. Decker: Die Hexen und ihre Henker).

Also bitte keine Pauschalurteile.

Gute N8
Kassia
 
Etwas früher als Ketzer97 meint, setzt die Hexenfurcht aber schon an: Bei Johannes XXII. angeichts eines sehr unappetitlichen Mordanschlages auf ihn sah er sich von Hexen gepeinigt und befahl seinen Inquisitoren (z.B. Bernard Gui) mit den gleichen Maßnahmen gegen Hexen vorzugehen wie auch gegen Ketzer. Nur war er ziemlich allein damit, in Guis Inquisitionshandbuch nimmt das Kapitel über Hexen wenig Raum ein und es ist, anders als die Filmindustire uns weismachen möchte, kein einziges Urteil gegen eine Hexe von ihm überliefert.

Da hast du recht. Johannes ist der erste Papst, der der ab dem 14. Jahrhundert aufkommenden Hexentheorie tatsächlich Glauben schenkt. Das zeigt, dass zu dieser Zeit der alte Hexenglaube wieder hochkam. Aber natürlich ist das ein langanhaltender Prozess. Im 15. Jahrhundert war die Zeit schließlich "reif" für die großen Hexenverfolgungen. Aus dem 14. Jahrhundert kann man zwar schon den Hexenglauben, aber noch keine Verfolgung nachweisen; es bildet gewissermaßen den Vorlauf zum Hexenwahn.

Die Bibel berichtet über Besessene, aus der frühen NZ kennen wir das Phänomen - und dazwischen? Wozu brauchte es die Weihe der Exorzisten, wenn es keine Besessenen gab? Was unterscheidet die Besessenheit im MA von der konfessionell gespaltenen frühneuzeitlichen Besessenheit?

Vor dem 13. Jahrhundert kennt man noch keinen Teufel in menschlicher Gestalt; vorher hatte man ihn eher als eine "Kraft des Bösen" oder als exotisches Tier gesehen. Dann entwickelt sich, vor allem in Kirchenfenstern nachweisbar, das Bild des menschlichen Teufels und parallel dazu die Idee der Teufelsbesessenheit. Der Dämon, mit dem sich die Exorzisten des Mittelalters beschäftigen, stellt dementsprechend auch eher eine schlechte innere Kraft da, die vom Teufel hervorgerufen wird. Der Mensch selber trägt daran keine Schuld. Im Spätmittelalter dagegen begann man zu meinen, Menschen würden sich selbst vom Teufel verführen lassen und sein Verbündeter werden.
 
Du hast es auf den Punkt gebracht, Ketzer, leider fehlen Belege, aber nicht nur bei Dir, bei mir auch.
Das Karl der Große Hexenverfolgung verbietet, nichts anderes besagt ja das Gesetz, ist belegt.
Ab wann wird dieses Gesetz aufgehoben?

Hm, nach kurzer Akteneinsicht :fs: kann ich den offiziellen Aufhebungstermin durch die Kanzlei König Albrechts im Thronsaal der Pfalz Hagenau auf dem 26. September 1298 beziffern. ;)

In Zeiten, in denen die Durchsetzung von Recht und Gesetz an sich schon eine Herausforderung war, wird sich wohl irgendwann keiner mehr um Karls Gesetz gekümmert haben, auch nicht die Obrigkeit. Der Zeitraum, in dem der Hexenglaube seinen Ursprung nahm, ist ziemlich deckungsgleich mit dem Abschluss des Hochmittelalters Ende des 13./ Anfang des 14. Jahrhunderts. Wenn die Beamten, die diese Vorschriften überwachen sollten, selber Hexenverfolgungen wollten, haben sie wohl kaum deren Verhinderung bemüht.
 
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