Das Wissen über die Antike ging natürlich im Mittelalter nicht völlig verloren. Gebildete Leute wussten mit Namen wie Alexander dem Großen, Caesar etc. etwas anzufangen, und natürlich waren auch die Bibel oder die Schriften der Kirchenväter Relikte aus der Antike. Dennoch näherte man sich eher über die Schriftquellen der früheren Geschichte.
Ein archäologischer Zugang war jedoch weitgehend unbekannt.
In den bedeutenden Städten des Mittelmeers waren antike Bauten stets sichtbar - und sind es zum Teil bis heute. In unserem Raum dürfte das Bild gemischt gewesen sein. Im kürzer besiedelten rechtsrheinischen Raum dürften die Bauten früher und vollständiger zerstört gewesen sein, während in Städten wie Köln und Trier bis heute hochragende Bauten zu sehen sind. Die Kenntnisse über die Bauten gingen häufig verloren, wie etwa bei vielen Ortsbezeichnungen am Limes zu sehen ist. Manchmal wurden die Kastelle in ihrer ungefähren Funktion noch richtig erkannt (etwa bei einer "Haselburg"), manchmal deutete man sie aufgrund der verbliebenen Baureste falsch (z.B. ein Römerbad als "Heidenkiirche" oder ein Kastell als "Hunnenkirchhof") und schrieb sie allgemein unbekannten, mythischen Vorfahren zu.
In abgelegenen Gebieten verfielen antike Gebäude einfach.
In größeren Städten und anderswo kam es häufig zu einer Sekundärnutzung, wo besonders Rom großartige Beispiele liefert (etwa die Engelsburg oder das Metellergrabmal), aber in Deutschland etwa auch Trier.
Bauten, die sich noch fast authentisch erhalten haben (wie das "Maison Carree" in Nimes, das Pantheon oder der Victor-Tempel in Rom) haben dies häufig einer Umwidmung als Kirche zu verdanken.
Viele andere Gebäude wurden "ausgebeutet", was sich etwa an vielen so genannten Spolien in Kirchen und anderen Gebäuden ablesen lässt. Griff man zunächst häufig wegen des ästhetischen Werts zunächst vor allem auf schön bearbeitete Steine zurück, kam die große Zeit des "Steinraubs" erst in der Neuzeit, als auch das Volk verstärkt in Stein baute.
Ein museal-historisches Forschungsinteresse an antiken Relikten entwickelte sich dann in der Tat erst in der Frühneuzeit.