Das wäre übrigens ein eigenes Thema wert:
- inwieweit diese Wahrnehmung der Inflationsfolgen zutreffend ist, empirisch nachweisbar ist oder
- ob es sich anhand von Einzelvorgängen (Flick, ..., etc, Monopolgruppentheorie von Kuczynski) um eine daraus entstandene Legende handelt, die keine Repräsentativität außerhalb bestimmter Branchen aufweist.
Das ist mit Sicherheit ein eigenes Thema wert.
Die Inflation (Hyperinflation) hat sich m.E. tief in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingegraben, das gibt immer auch Raum für Legendenbildung bis hinein in die Literatur.
Die wichtigste Legende besagt, daß Besitzer von Sachgütern gut davon gekommen sind, während Arbeiter, Angestellte, Beamte und Rentner die großen Verlierer waren und große Monopole (Konglomerate) wie z.B. auch Stinnes entstanden sind.
Ein paar Thesen zur Diskussion:
1)
Eigentlich hätte das Bankensystem zusammenbrechen müssen, tat es aber nicht, alle großen Banken haben überlebt. Die Rentenmarkeröffnungsbilanzen hätten, theoretisch, eigentlich nur noch im wesentlichen Anlagevermögen (A) und Eigenkapital (P) verzeichnen dürfen, abgesehen von sehr wenig Ausnahmen. Denn die Legende besagt, die Sachgutbesitzer und anderen Kreditnehmer haben ihre Kredite zurückgeführt, im Gegenzug haben die Banken ihre Schulden (Einlagen) mit wertlosen Papiergeld zurückgeführt.
2)
Eine weitere Legende besagt, die großen Verlierer waren die Beamten und Pensionäre. Prima facie während der Hyperinflation wahrscheinlich ja, allerdings blieben die Rechtsansprüche auf Pensionszusagen unberührt und wurden in Rentenmark bzw. Reichsmark dann getreulich erfüllt, Kürzungen blieben dann erst Herrn Brüning vorbehalten. Ich habe noch nie in der Literatur gelesen, daß Rentenversicherungsträger, seien es private oder die Zusage von Pensionsansprüchen ehemaliger Bundesstaaten, Gebietskörperschaften oder des Reiches versucht haben, selbige Versorgungszusagen zu kapitalisieren und mit mehr oder weniger wertlosen Mark zurückzuführen.
3)
Die nächste Legende. Die Grundbesitzer haben sich entschuldet. Was sehen wir aber 8, 9, 10 Jahre später, die nächste Agrarkrise z.T. ausgelöst wegen struktureller Schwäche der deutschen Landwirtschaft aber auch Überschuldung der Betriebe. Hier gibt es in einem Forum allerdings ein Argumentationsproblem, den Verschuldungsgrad der Landwirtschaft bekäme man wahrscheinlich aus statistischen Jahrbüchern noch hin, die Streichungen in III. der Grundbücher wahrscheinlich nicht, ebenso die Neueintragungen nach November 1923. Vllt. kennt ein Mitdiskutant da regionale Untersuchungen.
Das wären aus meiner Sicht so ein paar Ansatzpunkte zur Diskussion.
M.
P.S.: Verbriefte Staatsverschuldung wäre ein weiterer Diskussionspunkt und dann fielen mir ganz weit am Horizont noch Hypothekenpfandbriefe ein.