Unterschied zwischen röm. und griech. Tempel ?

Darf man das spezifizieren? Wann? Wo? Was genau meinst du mit "griechisch", da sich auch hier lokal starke Unterschiede ergeben können, und Baumaterial war auch nicht unbedingt immer in gleicher Qualität verfügbar.

Vllt. kannst du die Beispiele nennen die du betrachtet hast, daran könnte man eine Diskussion einfacher beginnen.
 
Das Foto, was du als römischen Tempel verlinkst, in Paestum, ist ein griechisches Bauwerk.
Schau dir die Säulen der Tempel an, das sind dorische, die sich nach oben hin verjüngen (beim Tempel aus Paestum stärker als beim Hephaistion in Athen). Das deutet auf ein höheres Alter hin. Später hat man versucht die Illusion zu schaffen, dass die Säulen gleichbleibend dick seien, tatäschlich verjüngen sie sich aber häufig (ganz leicht) nach unten.
Ein gutes Indiz sind die Säulenkapitelle. Die Römer bauten im Regelfall mit korinthischen Säulen. Allerdings ist auch dieses Modell schon griechisch. Die Römer haben hier halt die Griechen kopiert. Aber nicht nur hier (und man muss immer bedenken, dass Großgriechenland (Maga Grecia) für die Römer direkt vor der Haustür lag, sie bezeichneten - nicht umsonst - Süditalien so.
 
Die Tempel in Paestum sind griechischen Ursprungs auch wenn auf dem Link römische Tempel steht.
Im Allgemeinen sahen römische Tempel den Griechischen sehr ähnlich. Sie hatten aber in der Regel schlankere Säulen. Zu den Rundtempeln und dem Pantheon gibt es aber keine griechischen Vorbilder. Sie haben einen eigenen römischen Baustil.
 
Ein Unterschied zwischen römischen und griechischen Tempeln ist, dass griechische Tempel rundherum mit Säulen umgeben waren, römische Tempel hingegen meist nur an der Vorderseite.
 
Da sieht man auch gleich schön einen weiteren Unterschied: Griechische Tempel waren meist rundherum von Stufen umgeben, während römische Tempel meist nur vor dem Eingang Stufen hatten.
 
Ravenik, kürzer ausgedrückt: griechische Tempel sind oft "Umgangstempel", die einen freistehenden, allseits beseh- und besteigbaren Charakter aufweisen. Römische Tempel sind oft, bei weitem nicht immer, Frontaltempel nach etruskischem Vorbild. Ihnen ist auch gemein, dass sie auf einer Art Sockel oder Podium "aufgebockt" sind.
Ebenso häufig aber werden griechische Tempel kopiert. Die beiden Rundtempeltypen finden sich dementsprechend auch im römischen Reich.

Der umlaufende Säulenkranz vom dem du sprachst, auch peristasis genannt, ist nicht bei allen griechischen Tempeln vertreten, sondern erst beim Typus des Tholos (Rundtempel) und schließlich beim Peripteros, Pseudodipteros und dem wunderbaren Dipteros.
Dafür gibt es ihn vollständig, unvollständig und gefälscht auch bei römischen Tempeln. So besitzen bspw. römische peripteros sine postico an Vorder- und Längsseiten Säulenumgänge, hinten aber nicht. Beim Pseudoperipteros sind die Säulen an den Seiten sogar nur angedeutet, sozusagen halb aus der Wand ragend.

Du kennst sicherlich den Nike-Tempel auf der Akropolis. Dieser ist ein typisches Beispiel für einen Amphyprostylos, einen Tempel mit einer Säulenreihe vorne, eienr hinten und umlaufenden Treppenstufen.
 
Später hat man versucht die Illusion zu schaffen, dass die Säulen gleichbleibend dick seien, tatäschlich verjüngen sie sich aber häufig (ganz leicht) nach unten.

Hier muß ich ein wenig widersprechen. Säulen, die sich nach unten verjüngen, kenn ich nur aus der minoischen Architektur, ansonsten verjüngen sich auch römische Säulen nach oben eindeutig. Was Du vielleicht meinst, ist die Entasis, eine Verdickung in der Säulenmitte, die optische Fehler ausgleichen soll, wodurch der untere bereich der Säule etwas dünner wirkt als der mittlere. Ansonsten ist aber der untere Säulendurchmesser immer größer als der obere.

Um noch ein bischen an Tiberius Gabinius anzuschließen: der römische Tempel ist im Laufe seiner Entwicklung ein Kompositum aus etruskischen Vorbildern und griechischen Einflüssen. Frühe republikanische Tempel unterscheiden sich noch stark von griechischen Bauten, am besten ist natürlich das Beispiel des Jupitertempels auf dem Capitol mit seinen drei nebeneinanderliegenden Räumen, der ungeheuer tiefen Vorhalle und den dünnen und weit auseinanderstehenden Säulen. Leider ist er nicht mehr erhalten, und bei den frühesten Tempeln, die man in Rom noch findet am Forum Boarium oder am Largo Argentino sind schon starke griechische Einflüsse dabei.
Generell ist der römische Tempel, wenn man ihn von Stadtrom aus definieren will, gedrungener und ist vielmehr auf die innere Raumwirkung angelegt, während der griechische Tempel oftmals als Skulptur im Raum gesehen werden soll.
 
Hier muß ich ein wenig widersprechen. Säulen, die sich nach unten verjüngen, kenn ich nur aus der minoischen Architektur, ansonsten verjüngen sich auch römische Säulen nach oben eindeutig. Was Du vielleicht meinst, ist die Entasis, eine Verdickung in der Säulenmitte, die optische Fehler ausgleichen soll, wodurch der untere bereich der Säule etwas dünner wirkt als der mittlere. Ansonsten ist aber der untere Säulendurchmesser immer größer als der obere.

Das wird's sein, danke für die Korrektur. :winke:
 
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