Warum wollten Fürsten des HRR Könige werden! Brauch dringend Hilfe

Marleen

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Liebe Foris,

ich schreibe gerade meine Abschlussarbeit in Geschichte. Als Thema bearbeite ich die Frage, warum die Kurfürsten zur Epochenwende 17/18. Jh. nach der Königswürde strebten.

Da ich mich schon intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, habe ich herausgefunden, dass es vor allem daran lag, dass es im 17. Jh. zu einem tiefgreifenden Strukturwandel kam. Die alteuropäische Rangordnung, wie sie vor 1648 bestanden hatte, würde durch die neue Kategorie der Souveränität abgelöst. Man unterschied nun nur noch zwischen Souverän und Nicht-Souverän. Zwischen de facto souveränen Mächten wurde kein rechtlicher Unterschied mehr gemacht. Jede Souverän konnte, wenn er denn wollte, außenpolitisch aktiv werden. Dieses neue "Recht" ist allerdings idealtypisch zu verstehen. In der Praxis sah es so aus, dass dieses neue "Recht" auf eine jahrhundertalte symbolische Praxis traf, die sich resistent gegenüber Veränderungen erwies.

Nach dem westfälischen Freidenskongress war jedoch noch keinesfalls ausgemacht, wer nun zu diesem kleinen Kreis der souveränen Mächte gehörte. Besonders die Stellung der Kurfürsten war unklar. Diese versuchten nun ihren Geltungsanspruch durchzusetzen.
Diese Absicht zeigte sich vor allem in Zeremonialfragen und im Gesandtschaftswesen, die zu dieser Zeit entscheidend waren. Wurde man in zeremonieller Hinsicht schlechter behandelt als ein anderer, so wurde dies zum Präzedenzfall, der nun Allgemeingültigkeit besaß. Eine Abwertung in Zeremonialfragen bedeutete gleichzeitig eine Abwertung in politischer Hinsicht.
Da die Kurfürsten innerhalb des Reiches den Kaiser als Souverän über sich hatten, zeichnete sich gegen Ende des 17. Jhs. ab, dass die großen Mächte die Kurfürsten nicht als "Mitglieder" ihren kleinen Kreis der Souveräne betrachteten. Aus diesem Grund war es für die Kurfürsten wichtig, eine Krone außerhalb des Reiches zu erwerben, um wieder Souverän zu sein und um so in den kleinen Kreis der gelichberechtigten souveränen Mächte aufgenommen zu werden....


Das ist ein ganz kurzer Abriss über die Ergebnisse der Arbeit.
Nun möchte ich die Arbeit ein wenig ausweiten (50-60 Seiten). Dazu soll ich nun aber die Methode des historischen Vergleichs anwenden.
In meiner ersten Arbeit habe ich Brandenburg und Bayern miteinander verglichen. Dieses erfolgte aber recht unsystematisch und hintereinander.
Nun soll ich den Vergleich systematisieren und dies mit Hilfe von Parametern....

Habe leider überhaupt keine Ahnung, welche Parameter sinnvoll für diesen Vergleich der beiden Kurfürstentümer sind....
Kann mir vielleicht irgendjemand weiterhelfen, mit Hilfe welcher Parameter ich das ganze systematisieren kann?

Das sollte ungefähr so aussehen:

1. Einleitung
2. Methode: historischer Vergleich
3. Alteuropäische Rangordnung und die neue Kategorie der Souveränität
3.1 Rangordnung vor 1648
3.2 Beschlüsse 1648
3.3 Veränderung des Ranggefüges
3.4 Rolle des Gesandtschaftswesen & der Repräsentation
4. Systemantischer Vergleich
4.1 Parameter I
4.1.1 Brandenburg
4.1.2 Bayern
4.1.3 Vergleich (B&B)
4.2 Parameter II
4.2.1 Brandenburg
4.2.2 Bayern
4.2.3 Vergleich (B&B)
4.3 Parameter III
4.3.1 Brandenburg
4.3.2 Bayern
4.3.3 Vergleich (B&B)
5. Fazit

Hat irgendjemand eine Idee, was ich Für Parameter für den Vergleich auswählen könnte???
Ich bin für jede Idee und jeden Vorschlag dankbar!!!

LG,
Marleen
 
Nun ich würde folgende Parameter wählen:

1) Innere Struktur und Verfassung /Innenpolitik
2) Stellung innerhalb des Reiches/Reichspolitik
3) Stellung innerhalb Europas/Außenpolitik
 
Du wirst dich wahrscheinlich mit dem Thema besser auskennen, als die Mehrheit von uns und frischer im Stoff bist du sowieso.
Die Parameter würde ich der Kernfrage anpassen (auch um des Roten Fadens Willen), also z.B. Wie begründeten die Kurfürsten ihren Anspruch?
Ein anderer Parameter könnte sein, welche Maßnahmen sie im Einzelnen ergriffen, um dem Anspruch näher zu kommen.
Bei Bayern ist ja dann noch interessant, dass die gerade erst die Kurfürstenwürde überhaupt erkämpft hatten. Wie wirkte sich das auf ihr Verhalten aus?
Wäre Sachsen als erfolgreiches Beispiel nicht in den Vergleich mit einzubeziehen?
 
Nun ich würde folgende Parameter wählen:

1) Innere Struktur und Verfassung /Innenpolitik
2) Stellung innerhalb des Reiches/Reichspolitik
3) Stellung innerhalb Europas/Außenpolitik

Danke für deine Idee! Hört sich schon mal nach einer guten Struktur an. Zur Innenpolitik (Parameter 1) hab ich bisher nur wenig gelesen. Kann mir daher noch nicht genau vorstellen, inwieweit das mit dem Wunsch zusammenhängt, sich krönen lasse zu wollen. Ich muss ja genau begründen, warum ich diesen Parameter für die Fragestellung auswähle Weißt du vielleicht mehr? Punkt 2 und 3 sind mir klar! Danke! Klingt sehr logisch.

Des Weiteren würde es mich interessieren, was ihr von folgenden Parametern haltet. Sind mir gestern Nacht noch spontan eingefallen :grübel:
Die Frage nach
a) Motiven --> Wann genau kam der Wunsch nach einer Rangerhöhung auf und mit welchen Mitteln wurde versucht, eben jene durchzusetzen --> gibt es somit allgemeine oder spezifische Motive
b) Diplomatie & Zeremoniell: Wie wurden die Kurfürsten im einzelnen von den großen Mächten in zeremonieller und diplomatischer Hinsicht behandelt? Welche Anstrengungen nahm man in Kauf, um eine zeremonielle und diplomatische Gleichstellung zu erreichen?

Was haltet ihr von diesen Parametern? Würdet ihr sie zusätzlich zu zaphodBs Vorschlägen aufführen oder lassen sich meine Ideen womöglich sogar in diese integrieren?


Zu El Quijotes Vorschlag:
Deine Idee hört sich ebenfalls sehr plausibel an. Vor allem der Bezug zur Kernfrage, den du angesprochen hast, halte ich für wichtig. Was würdest du von folgenden Parametern halten:

a) Was war das auslösende Moment eine Krönung anzustreben? (Auslöser)
b) Wie begründeten die Fürsten ihren Anspruch auf Rangerhöhung? (Begründung)
c) Welche Maßnahmen wurden konkret ergriffen? (Maßnahmen)

Jetzt würde mir aber noch ein Parameter fehlen, in dem ich beschreiben/vergleichen kann, wie sich die Stellung der Kurfürsten a) innnerhalb des Reich und b) innerhalb Europas zwischen 1648 und dem Zeitpunkt des Wunsches auf Rangerhöhung, verändert hat. Vor allem in zeremonieller Hinsicht wurden den Kurfürsten (jedenfalls Ferdinand Maria & Friedrich Wilhelm) zunächst als gleichberechtigt anerkannt. Erst im Laufe der Zeit kristallisierte sich heraus, das man nicht mehr dazugehörte. Wäre ein Parameter sinnvoll, der danach fragt, warum es vorher nicht den Wunsch gab, eine Rangerhöhung anzustreben? (Ursachen) Oder könnte man es anders formulieren?


Vielen Dank schon einmal für eure Unterstützung! Es hilft mir wirklich sehr, sowohl meine Arbeit als auch meine Gedanken zu strukturieren.

LG,
Marleen
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre ein Parameter sinnvoll, der danach fragt, warum es vorher nicht den Wunsch gab, eine Rangerhöhung anzustreben? (Ursachen) Oder könnte man es anders formulieren?
Das wäre meiner Auffassung nach kein Parameter. Und warum hätten die Kurfürsten vorher eine Rangerhöhung anstreben sollen, sie waren doch vor dem Paradigmenwechsel die Crème de la Crème im Reich (Briso wird mich da, so notwendig ggf. berichtigen).
 
Das wäre meiner Auffassung nach kein Parameter. Und warum hätten die Kurfürsten vorher eine Rangerhöhung anstreben sollen, sie waren doch vor dem Paradigmenwechsel die Crème de la Crème im Reich (Briso wird mich da, so notwendig ggf. berichtigen).


Mit vorher meine ich die Zeit zwischen 1648-ca. 1690. In dieser Zeit würde noch keine Krone angestrebt. Zwar wollte man in zeremonieller und diplomatischer und somit auch in rechtlicher Hinsicht einem König gleichgestellt sein, dennoch sah man sich nicht dazu veranlasst, eine Rangerhöhung anzustreben.
Dies hängt damit zusammen,dass es in der Zeit 1648-1690 noch nicht ganz klar war, ob die Kurfürsten nun zum kleinen (sich langsam abschließenden) Kreis der Souveräne gehörten oder nicht. Vor allem zu Beginn der 90er Jahre und spätestens seit den Friedensverhandlungen von Rijswijk konnte man aber beobachten, dass die Kurfürsten nicht mehr dazu gehörten. Deshalb die Rangerhöhung (so meine These).
Daher muss ich in den Vergleich natürlich auch die Zeit von 1648-1690 einbringen, quasi: Warum war es vorher irrelevant eine Krone zu besitzen? Ich weiß nur nicht, wie ich das in diese Parameterstruktur einbringen soll...
 
Das klingt nach einer ungemein spannenden Arbeit, die aber besonders viel Recherche erfordert, wenn es Dir um das Thema Zeremoniell geht. Gerade im Falle Preußens stelle ich mir das sehr schwierig vor, da ja dann auch unter dem Soldatenkönig darauf von der Seite des Herrschers kaum noch Wert gelegt wurde.

1.)
Des Weiteren würde es mich interessieren, was ihr von folgenden Parametern haltet. Sind mir gestern Nacht noch spontan eingefallen :grübel:
Die Frage nach
a) Motiven --> Wann genau kam der Wunsch nach einer Rangerhöhung auf und mit welchen Mitteln wurde versucht, eben jene durchzusetzen --> gibt es somit allgemeine oder spezifische Motive
b) Diplomatie & Zeremoniell: Wie wurden die Kurfürsten im einzelnen von den großen Mächten in zeremonieller und diplomatischer Hinsicht behandelt? Welche Anstrengungen nahm man in Kauf, um eine zeremonielle und diplomatische Gleichstellung zu erreichen?

Was haltet ihr von diesen Parametern? Würdet ihr sie zusätzlich zu zaphodBs Vorschlägen aufführen oder lassen sich meine Ideen womöglich sogar in diese integrieren?

2.)
Zu El Quijotes Vorschlag:
Deine Idee hört sich ebenfalls sehr plausibel an. Vor allem der Bezug zur Kernfrage, den du angesprochen hast, halte ich für wichtig. Was würdest du von folgenden Parametern halten:

a) Was war das auslösende Moment eine Krönung anzustreben? (Auslöser)
b) Wie begründeten die Fürsten ihren Anspruch auf Rangerhöhung? (Begründung)
c) Welche Maßnahmen wurden konkret ergriffen? (Maßnahmen)

3.)
Wäre ein Parameter sinnvoll, der danach fragt, warum es vorher nicht den Wunsch gab, eine Rangerhöhung anzustreben? (Ursachen) Oder könnte man es anders formulieren?
zu 1.)
Das klingt mir sehr sinnvoll. Ich würde versuchen an Deiner Stelle, die verschiedenen Motivationen eines Kurfürsten bzw. eines Kurhauses zwar geschickt miteinander zu verweben, dann aber diejenigen des anderen Hauses in der selben Reihenfolge darzustellen.
Wichtig ist, dass Du Dich nicht wiederholst und daher wäre es sinnvoll zu schauen, welche Aspekte einander ergänzen oder so nah miteinander verwandt sind, dass es besser wäre, sie gemeinsam zu präsentieren.

zu 2.) Die Punkte sind sicher richtig, sind aber z.T. eng mit denen unter 1.) verbunden.

zu 3.) Da würde ich an Deiner Stelle aufpassen. Herrscherpersönlichkeiten agierten oft sehr individuell. Am besten wird Dir das am Vergleich dann von Friedrich I. und seinen beiden Nachfolgern auffallen.
Zum anderen könntest Du mit der Frage ein wenig weit vom Thema abkommen, falls Dir zum Beispiel auffällt, dass ja immerhin ein wittelsbachischer Kurfürst (Friedrich V.) auch nach einer Königskrone strebte und das schon vor 1648.


Zu dem was ElQuijote mit Sachsen erwähnte: Ich würde Sachsen bewusst weglassen. Das sächsisch-polnische Thema ist extrem speziell, weil wir es hier mit einem Wahlkönigtum zu tun haben und zum anderen die sächs. Ambitionen auf den poln. Thron schon vor Friedrich August I. bestanden. Wenn man unbedingt noch einen weiteren Staat heranziehen möchte, würde ich Hessen-Kassel mit der Kronerwerbung durch Landgraf Friedrich I. 1721.

Hinsichtlich der Rolle der Kurfürsten würde ich ElQuijote aber Recht geben. Diese agierten tatsächlich als eine recht abgehobene Clique.
 
Mit vorher meine ich die Zeit zwischen 1648-ca. 1690. In dieser Zeit würde noch keine Krone angestrebt. Zwar wollte man in zeremonieller und diplomatischer und somit auch in rechtlicher Hinsicht einem König gleichgestellt sein, dennoch sah man sich nicht dazu veranlasst, eine Rangerhöhung anzustreben.
Dies hängt damit zusammen,dass es in der Zeit 1648-1690 noch nicht ganz klar war, ob die Kurfürsten nun zum kleinen (sich langsam abschließenden) Kreis der Souveräne gehörten oder nicht. Vor allem zu Beginn der 90er Jahre und spätestens seit den Friedensverhandlungen von Rijswijk konnte man aber beobachten, dass die Kurfürsten nicht mehr dazu gehörten. Deshalb die Rangerhöhung (so meine These).
Ich sehe da eher zwei Aspekte:
1. In der Zeit begann das Bedürfnis zeremoniell und repräsentativ die eigene Stellung zu demonstrieren enorm anzuwachsen. Das betrifft nicht nur die Kurfürsten, sondern spiegelte sich auch in der Hofhaltung von Herzögen, Landgrafen, Fürsten und selbst Reichsgrafen in zunehmenden Maße wider.
2. Direkt damit verbunden ist m.E. die Zunahme des Einflusses, welche die Reichsfürsten allgemein und die Kurfürsten insbesondere verspürten. M.E. wurden die Reichsfürsten durch diese Zunahme und die Lähmung der kaiserlichen Gewalt sozusagen angefüttert, dann nach Größerem zu streben.

Ganz sinnvoll ist es die Stoßrichtung der Reichsreformen im Anschluss an den Westfälischen Frieden zu betrachten. Ich würde nicht sagen, dass man so leicht postulieren kann, dass die Souveränität der Kurfürsten zu diesem Zeitpunkt scheiterte. Ich würde eher sagen, dass ein kaiserliches Übergewicht scheiterte. Eine weitere Herauslösung der Kurfürsten aus dem Reichsverband stand nach meinem Dafürhalten nie zur Disposition. Man blieb innerhalb des Reiches bei stetiger Schwächung von dessen (nach ca. 1680) Institutionen.
 
Mit der Geschichte des HRR um 1648 bin ich nicht sehr vertraut, dennoch wuerde ich zwischenfragen wollen:

Ist die Eingangsfrage nach dem "Warum" zu diesem fruehen Zeitpunkt ueberhaupt richtig?
Fuer Bayern nahm ich bislang an, dass der Wunsch nach der Kønigskrone erst mit dem sich anbahnenden Ende des Reiches um 1800 rum aufkam.
Da wuerde es auch Sinn machen, denn der Titel eines Kurfuersten wuerde ohne Reich und Kaiser ueberfluessig sein, und eine Gleichstellung/Rangerhøhung im internationalen Kontext wiederum passen.

Falls ich falsch liege, wie kann man den Wunsch nach Rangerhøhung fuer Bayern schon frueher belegen?

Fuer Brandenburg ist mir die These nach dem "Warum" zu einem frueheren Zeitpunkt schon eher einleuchtend, da mit den preussischen Gebietsteilen ausserhalb des Reiches und Sachsen-Polen als Gegenpart zu Brandenburg-Preussen eine Kønigswuerde sicher frueher schon wuenschenswert war.

Gruss, muheijo
 
Mit der Geschichte des HRR um 1648 bin ich nicht sehr vertraut, dennoch wuerde ich zwischenfragen wollen:

Ist die Eingangsfrage nach dem "Warum" zu diesem fruehen Zeitpunkt ueberhaupt richtig?
Fuer Bayern nahm ich bislang an, dass der Wunsch nach der Kønigskrone erst mit dem sich anbahnenden Ende des Reiches um 1800 rum aufkam.
Da wuerde es auch Sinn machen, denn der Titel eines Kurfuersten wuerde ohne Reich und Kaiser ueberfluessig sein, und eine Gleichstellung/Rangerhøhung im internationalen Kontext wiederum passen.

Falls ich falsch liege, wie kann man den Wunsch nach Rangerhøhung fuer Bayern schon frueher belegen?

Fuer Brandenburg ist mir die These nach dem "Warum" zu einem frueheren Zeitpunkt schon eher einleuchtend, da mit den preussischen Gebietsteilen ausserhalb des Reiches und Sachsen-Polen als Gegenpart zu Brandenburg-Preussen eine Kønigswuerde sicher frueher schon wuenschenswert war.

Gruss, muheijo


Ich bin im Zuge eines Seminars auf einen Text von Duchhardt gestoßen. Dieser führt in seinem Aufsatz an, dass es um 1700 zu einer allgemeinen Monarchisierung innerhalb des Reiches kam und nennt dazu einige Beispiele.
Bayern versuchte beispielsweise um 1700 den spanischen Thron für sich zu beanspruchen, da dieser "freigeworden" war. Das Unternehmen scheiterte jedoch. Trotzdem ist der Wunsch nach Rangerhöhung auch in Bayern gegeben.
Meine Intention ist es nun herauszufinden, warum es plötzlich (um 1700) zu dieser Monarchisierungswelle kam....

Mein Untersuchungszeitraum bezieht sich also auf die Jahre 1648 bis etwa 1700 evtl. noch 1714. Und meine Vermutung ist folgende

- vor 1648: festgefügtes Ranggefüge (stark vereinfacht: Papst --> Kaiser --> Könige --> Kurfürsten --> Fürsten --> etc.). Entscheidend für dir Ranghöhe waren beispielsweise Alter der Dynastie.
- 1648: jedem Territorialherren (somit auch Fürsten, Kurfürsten etc.) wurde eine eigene Außenpolitik gestattet. Das alte Rangrecht wurde aufgelöst und an diese Stelle trat die Frage: Territorialherr oder nicht. Der Kaiser, der französische König und die Republiken gehörten ohne Frage zu den Souveränen. Auch den Kurfürsten waren neue Möglichkeiten gegeben worden, Außenpolitik zu betreiben. Aber auch die kleineren Reichsstände hatten dieses Recht.l Die Kurfürsten sahen sich in ihrer reichsrechtlichen Präeminenz bedroht.
- 2. Hälfte 17. Jh.: Das neue Recht der souveränen Mächte stellte sich als idealitypische Vorstellung heraus, die auf eine alte, festgefügte Rangordnung steiß, die sich resistent gegenüber Veränderungen erwies. Daher bildete sich eine neue Kategorie heraus: Souverän - Nicht-Souverän. Wen die großen Mächte, die ja ohne Zweifel die volle Souveränität besaßen, in ihren Kreis aufnahmen, war lange Zeit nicht ganz klar. Deshalb versuchten sie Kurfürsten in zeremonieller Hinsicht Präzedenzfälle zu schaffen um ihren Anspruch, zum Kreis der Souveräne zu gehören, deutlich zu machen.
- 90er Jahre: Durch Friedenskongresse und andere Dinge wurde deutlich, dass sich der kleine Kreis der souveränen Mächte formiert hatte. Es zeigte sich, dass die reichsrechtliche Dependenz der Kurfürsten dazu führte, dass man nicht dazu gehörte. Deshalb strebten die Kurfürsten um diese Zeit nach einer Krone.....



@ Brissotin
Danke für deine Hilfe! Ich werde mir das, was du schriebst, alles mal ganz genau durch den Kopf gehen lassen und dann eine Rückmeldung geben...

EDIT: Ich möchte mich gerne nur mit der Zeit 1648-1700/1714 beschäftigen und die Nachfolger Friedrichs III. und Max Emanuels nicht mehr mit einbeziehen, weil es mir ja um die Frage geht, warum es gerade um 1700 zu einer Monarchisierungswelle (Duchhardt) kam.
Weiter Anmerkungen später....
 
Zuletzt bearbeitet:
EDIT: Ich möchte mich gerne nur mit der Zeit 1648-1700/1714 beschäftigen und die Nachfolger Friedrichs III. und Max Emanuels nicht mehr mit einbeziehen, weil es mir ja um die Frage geht, warum es gerade um 1700 zu einer Monarchisierungswelle (Duchhardt) kam.
Weiter Anmerkungen später....
Sehr gut, vielleicht würden auch die Urteile der Nachfolger von Friedrich III. eine richtige Bewertung von dessen Haltung verstellen.
Willst Du auch auf persönliche Gründe des Kurfürsten eingehen?
 
@ Brissotin:

Ja, die persönlichen Gründe würde ich auch gern einbeziehen.
Ich habe halt nur dieses Problem mit den Parametern. Wie kann ich die Entwicklung 1648 - 1700 sinnvoll strukturieren? Unter welchen Gesichtpunkten? Die Parameter:
1. Was genau / welches Ereignis löste den konkreten Wunsch nach Rangerhöhung aus
1.1 Brandenburg
1.2 Bayern
1.3 Vergleich

2. Wie begründete man den Anspruch
2.1 Brandenburg
2.2 Bayern
2.3 Vergleich

3. Wie setzte man bzw. versuchte man die Rangerhöhung durchzusetzen
3.1 Brandenburg
3.2 Bayern
3.3 Vergleich


behandeln nur die Zeit 1692-1700/1714. Aber unter welchem Parameter kann ich die in meinem vorherigen Beitrag geschilderten Entwicklungen fassen?
--> Wo bring ich das mit dem Wandel des Ranggefüges unter und wie machte sich das in den einzelnen Kurfürstentümern bemerkbar?
--> Wo bringe ich den Punkt des Zeremoniells und der Repräsentation unter?
 
Zuletzt bearbeitet:
behandeln nur die Zeit 1692-1700/1714. Aber unter welchem Parameter kann ich die in meinem vorherigen Beitrag geschilderten Entwicklungen fassen?
--> Wo bring ich das mir dem Wandel des Ranggefüges unter?
--> Wo bringe ich den Punkt des Zeremoniells und der Repräsentation unter?
Wäre es ein Buch, würde ich es in einem umfangreichen Vorwort unterbringen. Der Verweis auf Versailles ist nur leider heute zum einen etwas abgegriffen und zum anderen auch wiederum recht kompliziert.

Ich würde es vielleicht so aufbauen:
1. Die Entwicklung des Ranggefüges im Anschluss an den Westfälischen Frieden mit besonderem Gewicht auf dem Heiligen Römischen Reich
2. Die Entwicklung von Zeremoniell und Repräsentation im 17.Jh.
3. Was löste den Wunsch nach Rangerhöhung im Falle von Brandenburg/Bayern aus?
...

1. und 2. würde ich zum Aufbau vom Rest als ganz sinnvoll erachten. Kennst Du von Schilling "Höfe und Allianzen"? Er baut sein Buch zu den inneren Verhältnissen Dtl. 1648-1763 ganz ähnlich auf. Vielleicht bringt Dir ein Blick in den Anfang des Buches zumindest ein bisschen Inspiration.
Du musst natürlich aufpassen, dass Du Dich mit den neuen Entwicklungen des Zeremoniells nicht verzettelst. Das wäre ja Stoff genug für eine eigene Arbeit.
 
3. Was löste den Wunsch nach Rangerhöhung im Falle von Brandenburg/Bayern aus?

Aber das ist ja gerade die Fragestellung der ganzen Arbeit, die ich durch den Vergleich Brandenburg/Bayern beantworten möchte: (Warum wollten die Kurfürsten um 1700 eine Rangerhöhung? Gibt es strukturelle Bedingungen oder handelt es sich tatsächlich um individuelle, nicht miteinander vergleichbare Fälle?) . Es wäre ja dann nicht sinnvoll, dass vor der eigentlichen Analyse schon auszuführen, oder?


Kennst Du von Schilling "Höfe und Allianzen"?

Ich habs mir gerad gestern ausgeliehen und werde sofort reinschauen :yes:
 
Ein sehr interessantes Thema!

Ich meine mich zu entsinnen, dass Kurfürst Max Emanuel ernsthaft erwog, Kurbayern gegen das Königreich Sardinien (!) zu tauschen, nur um eben König zu werden. Dies zeigt sehr schön, wie irrational dies aus heutiger Sicht anmutet. Aber wir verkennen heute die damalige Logik schlichtweg: Als souveräner König, und sei es von Sardinien, war man eben im europäischen Vergleich gleichrangig. Als Kurfürst, egal wie mächtig, war man dies eben nicht.
 
Ein sehr interessantes Thema!

Ich meine mich zu entsinnen, dass Kurfürst Max Emanuel ernsthaft erwog, Kurbayern gegen das Königreich Sardinien (!) zu tauschen, nur um eben König zu werden. Dies zeigt sehr schön, wie irrational dies aus heutiger Sicht anmutet. Aber wir verkennen heute die damalige Logik schlichtweg: Als souveräner König, und sei es von Sardinien, war man eben im europäischen Vergleich gleichrangig. Als Kurfürst, egal wie mächtig, war man dies eben nicht.

Ganz genau! Und gerade diesen Aspekt (wie wichtig es de facto ist, souveräner Herrscher zu sein) möchte ich in meiner Arbeit herausstellen.

Hier noch einmal mein überarbeitete Inhaltsverzeichnis zur Frage:
Warum wollten die Kurfürsten um 1700 eine Rangerhöhung? Gibt es strukturelle Bedingungen oder handelt es sich tatsächlich um individuelle, nicht miteinander vergleichbare Fälle?

1. Einleitung (Problemstellung, Forschungsstand, Quellenlage, Aufbau)
2. Methodik: historischer Vergleich
3. Die Auswirkungen der Beschlüsse des westfälischen Friedenskongresses auf die Strukturen Alteuropas insbesondere des Reichs
3.1 Die Entwicklung des Ranggefüges im Zuge des Westfälischen Friedens
3.2 Die Entwicklung von Zeremoniell, Repräsentation & Diplomatie im 17. Jh.
4. Brandenbrug & Bayern in der 2. Hälfte des 17. Jhs.
4.1 Was löste den Wunsch nach Rangerhöhung aus?
4.1.1 Brandenburg
4.1 2 Bayern
4.1.3 Vergleich
4.2 Wie begründete man den Anspruch?
4.2.1 Brandenburg
4.2.2 Bayern
4.2.3 Vergleich
4.3 Wie versuchte man die Rangerhöhung durchzusetzen?
4.3.1 Brandenburg
4.3.2 Bayern
4.3.3 Vergleich
5. Ergebnisse

ODER:

4. Brandenburg & Bayern in der 2. Hälfte des 17. Jhs.
4.1 Ereignisgeschichtliche Aspekte (welche Entwicklungen (innerhalb und außerhalb des Reichs) ließen den Wunsch nach Rangerhöhung aufkommen?)
4.1.1 Brandenburg
4.1.2 Bayern
4.1.3 Vergleich

4.2 Diplomatische und zeremonielle Aspekte (was ließ in diesem Bereich den Wunsch nach Rangerhöhung aufkommen?)
4.2.1 Brandenburg
4.2.2 Bayern
4.2.3 Vergleich

4.3 ??? Gibts noch andere Ideen?


Ich find den ersten Vorschlag angenehmer in der Bearbeitung, da ich das nicht so explizit aufdröseln muss. Mein Problem dabei ist jedoch, dass ich mich frage, ob Punkt 4.2 und Punkt 4.3 wirklich mit der Fragestellung zusammenhängen.

Bei Vorschlag 2 finde ich es schwieriger, die "Motive" in Parameter einzuteilen und voneinander abzugrenzen. Außerdem fällt mir kein dritter Punkt ein.

Welche Einteilung/ Vorgehensweise würdet ihr bevorzugen?
 
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