Dazu eine Anmerkung die Flucht L.XVI. betreffend:
"Der König läßt sich als Bedienter verkleiden; er vermummt sich sich mit einem grauen Rock und einer kleinen Perücke. Er ist der Kammerdiener Durand. Diese erniedrigende Einzelheit steht in dem naiven Bericht der der Frau von Augoulême; man findet sie auch bestätigt im Paß der Frau von Tourzel und der Königin, die sich als russische Dame, Baronin von Korff, ausgab. Diese Unziemlichkeit genügte, um alles zu enthüllen: die Dame ist so intim mit ihrem Kammerdiener, dass sie ihn in ihren Wagen nimmt und Knie an Knie mit ihm sitzt." [1/Seite 79]
Niemand wäre auf die Idee gekommen, diese Legende zu stricken, wenn es für eine Frau nicht üblich oder unmöglich war, allein in Begleitung durch die Dienerschaft zu reisen.
Was den Hof besser Versailles angeht:
Versailles war/ist ein großes Schloss. Nach den Quellen haben dort etwa 10.000 Menschen gelebt. Die Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Das ist eine Stadt! Neben der königlichen Famlie und ca. 4000 Adligen lebten Bedienstete aller Art dort. (1000 weitere Adlige und weitere Bedienstete im nahen Ort Versailles). Versailles war natürlich ein Magnet und es ist davon auszugehen, dass sich neben den Bewohnern ein Vielzahl von Gästen, Händlern, Handwerkern, Kaufleuten, Geldleuten, Künstlern, Krämern, Wahrsagern ...und auch Dieben einfanden, um Geschäfte zu machen. Bei damit weit mehr als 10000 Menschen, da kann niemand mehr jeden kennen, geschweige denn den Überblick haben und eine wirksame Kontrolle des Zugangs zum Schloss gab es m.W. nicht. Ein gewisses Chaos im Schloss kann somit getrost unterstellt werden.
Damit ist ein Zugang zum Schloss relativ leicht gewesen, dem König "zufällig" über den Weg zu laufen, dann wohl nicht mehr sooo kompliziert als dass man eine krude Räuberpistole wie die Scheinehenstory erfinden müsste :winke: oder?
Grüße
excideuil
[1] Michelet, Jules: „Geschichte der französischen Revolution“, bearb. Und herausgegeben von Friedrich M. Kircheisen, Gutenberg-Verlag Christensen & Co., Wien Hamburg Zürich,o.J., 3.Band