Bewaffnung und Soldaten?

huski:

Jemand der einen Hieb oder Stich abkriegt ist ein Schwerverletzter ähnlich wie bei einem Autounfall auf der Autobahn!

Je nachdem, wie der Hieb oder Stich trifft. Nicht jeder Treffer ist sofort kampfentscheidend. Die Wirkung hängt massiv von der Trefferlage ab.

Ich könnte hier übrigens eine Menge - zum Teil je nach Perspektive - witzige oder unappetitliche Youtube Videos nennen, in denen noch deutlich besser als bei der von dir genannten Sendung gezeigt wird, was für verheerende Verletzungen die Waffen damals anrichteten.

Die Wirkung hängt aber eben nicht einfach nur von der Waffe ab, sondern massiv von der Trefferlage. Und selbst Schwerverletzte, selbst tödlich Verletzte können in bestimmten Fällen noch mehrere Sekunden bis hin zu Minuten weiter agieren als ob nichts gewesen wäre. Und in einem Nahkamipf sind selbst 10 bis 30 Sekunden schon eine verdammt lange Zeit.

Der Laie teilte das Ding mit zwei Hieben durch!!!

Ich hab auch schon solchene Dinge mit nur einem Hieb in allen möglichen Richtungen geteilt. Das ist ja gar nicht die Frage. Das ist aber genau wie Bambusmatten u.ä. ein statisches Geschehen unter der Annahme eines optimalen Treffers. In einem Nahkampf, einem dynamischen Geschehen aber treffen Hiebe und Stiche nicht zwingend alle optimal.

Und selbst wo sie dies tun, heißt das nicht, dass der Kampf schlagartig damit vorbei ist. Der Gegner kommt eventuell noch zu einem Gegenschlag. Das ist für die Frage des praktischen Vorgehens ein immens wichtiger Faktor ! Wie entkomme ich dem Gegenschlag nachdem ich einen Siegtreffer gelandet habe?!
 
fingalo:

Also um mal deine Aussagen in ihrer Entwicklung zusammenzufassen: Zuerst hieß es von dir: in Skandinavien wurde nie gestochen (nie). Dann: dass es keinerlei Quellen gibt die über Stiche berichten. Dann, dass Stiche in den Geschichtswerken die vertrauenswürdig sind selten sind, wobei du dann Quellen genannt hast, die Jahrhunderte nach der Wikingerzeit spielen, dann hieß es, die Schwerter seien konstruktiv nicht geeignet, und zum Schluß:

Ich sagte schon und wiederhole zum letzten mal: Ich habe hier kein einziges einschlägiges Buch zur Hand, schreibe also aus dem Gedächtnis.

Speziell zum Gewicht: die skandinavischen Schwerter um 800 n Chr herum wogen im Schnitt ungefähr genau so viel wie Rapiere und Degen um 1600 n Chr herum. Ein Rapier aus dem Jahr 1600 ist aber definitiv eine Waffe, mit der mehr gestochen als geschlagen wurde.
Ich habe mir mal bei Wikipedia ein Rapier angesehen. Das ist ja nun viel schmaler, kann also nicht das gleiche Gewicht haben, wie ein Schwert.

Man muß sich von dem Bild lösen, dass frühmittelalterliche Schwerter schwere plumpe Hauwerkzeuge waren, und dass kann man nicht durch Quellenstudium, sondern nur, indem man mal ein solches Schwert selbst zur Hand nimmt.
Das habe ich mal im Museum gemacht. Also am langen Arm ausgestreckt halte ich das nicht lange, jedenfalls nicht länger als eine Maß Bier.

Dann nenn mal genaue Zahlen: in den von dir als vertrauenswürdig eingeschätzten Quellen: wie oft kommen dort Hiebe vor, wie oft Stiche. In exakten Zahlen. Muß nicht gleich sein, ich warte gerne bis du von Island wieder retour bist./quote]

Das dauert noch. Und was soll die Forderung nach "exacten Zahlen" bei einer Überlieferungslage, die vollständig vom Zufall abhängt?

Aber bitte keine Quellen aus dem Jahr 1250. Sondern nur solche, die auch in die Zeit gehören von der wir sprechen.
Was soll das heißen "in die Zeit gehören"? Die Ereignisse oder die Niederschrift?

1250 verwendete man auch in Skandinavien ganz andere Schwerter als beispielsweise 850.
Woher weißt du das? Nirgends ist die Datierung von Funden so schwierig wie in Norwegen und Island.

Und was steht da drin über Hiebe und Stiche? Meines Wissens nach nichts. Korrigier mich bitte, sollte ich mich irren.
Habe ich das behauptet? Es ging um die Bewaffnung und um die Frage, wie weit Quellen aus dem 13. jh. für Zustände im 11. Jh. verwendet werden können.

Da du in einem früheren Post zudem den Holmgang bzw dessen Regeln bemüht hast: zwischen einem Holmgang, einer Schlacht und einem regellosen Scharmützel zwischen wenigen ist ein großer Unterschied. Die Kampfweise allein schon in einem regellosen Zweikampf oder in einer Schlacht unterscheiden sich erheblich voneinander.
Ja und?

So ist es. Und genau deshalb war es meine primäre Aussage von Anfang an, dass wir aus den schriftlichen Quellen keine Kampfweise des Frühmittelalters rekonstruieren können. Weil wir aus der schriftlichen Überlieferung schlicht und einfach gar nicht wissen, wie man damals kämpfte.
Das ist nun wieder übertrieben. Schlachtordnungen und Taktiken sind teilweise geschildert. Berühmt ist der Tod von Olav d. Hl. Olav II. Haraldsson ? Wikipedia zeigt den Axthieb in den Oberschenkel.

Und wenn dem so ist, dann bleibt nur übrig, Pyhsik, Biomechanik und Logik zu bemühen. Und dann stellt man fest, dass aufgrund der im skandinavischen Raum zu dieser Zeit (nicht 1300 aufwärts, sondern Jahrhunderte zuvor!) Kettenhemden selten waren.
Das physikalische und biomechanische Gesetz, sowie die logische Methode, mit der man die Häufigkeit von Kettenhemden zu einer bestimmten Zeit ermittelt, musst du mir mal erläutern.


Und Stiche machen dann allein schon deshalb sein, weil sie gegen einen ungerüsteten Gegner eine sehr wirksame Kampfweise sind.
Insbesondere, wenn dieser einen Schild hat.:pfeif:

Sie gehen sowohl problemlos durch eine Stepprüstung wie auch durch Leder.
Klar doch. Der Gegner stellt sich mit ausgebreiteten Armen hin wie eine Strohpuppe und wartet auf den Schwertstich. Der Kämpfer sticht mit dem Schwert, obgleich er als Pflichtbewaffnung einen Speer zur Hand hat. Und dass die Gegner mit einem Speer tödlich durchbohrt wurden, ist sehr häufig bezeugt.

Ich gehe davon aus, dass bezüglich der Tötung selbst das schlagen üblicher war. Das heißt aber eben nicht umgekehrt, dass Stiche nicht verwendet wurden. Die Verletzungen damals waren ziemlich übersichtlich, selbst eine massive Stich- oder Schnittwunde schaltet den Gegenüber aufgrund Adrenalin usw nicht sogleich aus. Wenn ich dir mein Schwert in den Bauch steche, dann verblutest du zwar recht rasch, bist aber in vielen Fällen noch eine geraume Zeit handlungsfähig. Nehmen wir mal an, du wärst nur 30 Sekunden noch handlungsfähig (ein sehr wirksamer Treffer meinerseits also), dann bedeutet dass, dass du immer noch 30 Sekunden mit allen Mitteln auf mich losgehen kannst. In einem Nahkampf ist das eine verdammt lange Zeit.
Das wird in den Sagas hin und wieder geschildert.

Mein Bild der damaligen Kämpfe ist dergestalt, dass man in den meisten Fällen den Gegner mit Stichen und Hieben aus der Distanz erstmal angestochen, verletzt, zermürbt hat, um ihn dann, wenn er wehrlos geworden war, nur noch rumtaumelte usw, mit einem oder wenigen kräftigen gezielten Hieben zu töten.
Das Problem ist nur, dass der Gegner das gleiche macht.

Selbst ein ungerüsteter Gegner fällt nicht sofort um, nur weil ich ihm mein Schwert irgendwo ins Fleisch rein schlage.
Kommt drauf an, wo. Es wurde bereits oben irgendwo erwähnt, dass die Beine das bevorzugte Ziel der Hiebe war. Einbeinig ist schlecht kämpfen.

Mit den großen Schilden damals, zusammen mit einem eigenen Schwert und Körperpanzerung, kann man sich sehr gut verteidigen. Gegen eine solche Verteidigung mit bloßen Hieben durchzukommen ist sehr schwierig. Man braucht um eine solche Verteidigung zu überwinden einen ganzheitlichen Ansatz, also Schläge und Stöße mit dem eigenen Schild, Tritte, Stiche, usw, [
Da der Schild aus Brettern zusammengesetzt und mit Querspangen zusammengehalten wurde, versuchte man, durch Hiebe auf den Schildrand diesen zu zertrümmern. Oder ihn durch einen Speer so schwer zu machen, dass er nicht mehr hochgehalten werden konnte.

Wenn man sich hier beschränkt, dann tut man sich sehr schwer, die gegnerische Verteidigung zu durchbrechen. Bloße Hiebe allein, schränken einen hier derart ein, dass man dadurch einfach erhebliche Nachteile erleidet, die man, wenn es auf Leben und Tod geht sicher nicht in Kauf nehmen würde wenn es anders auch geht.
Man beschränkt sich nicht, sondern nutzt bevorzugt zum Stechen den Speer.

@fingalo:
bei aller Freundschaft, aber deine Form der "Quelleninterpretation" wird langsam haarestreubend. Wie Guiskard schon sagte, wer ein Schwert aus dem 8.Jhd. mit einem aus dem 14.Jhd. gleichsetzt versteht augenscheinlich nichts aber auch so gar nichts von Blankwaffen des Mittelalters; Sorry :rotwerd:

Und du verstehst von skandinavischer Geschichte nichts. sorry :rotwerd: Die hinkten in allem etwa 500 Jahre hinter dem Kontinent her. Die Geschichtswissenschaft hat dafür den Ausdruck "Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen". In Norwegen hat es nie Panzerreiter gegeben. Während man auf dem Kontinent längst zu Pferde kämpfte, stieg man in Norwegen noch lange vom Pferd ab und kämpfte zu Fuß.

Der Laie teilte das Ding mit zwei Hieben durch!!!
Was hätte ein Profi wohl vermocht? Natürlich war da kein Gambeson oder gar Kettenhemd im Spiel aber das klammere ich jetzt einfach mal aus.
Ja und? Es wird oft genug berichtet, dass der Sieger mit einem Hieb entweder den Kopf oder einen Arm oder ein Bein abtrennte oder tief in die Schulter hieb. Da war dann der Kampf zu Ende. Dagegen wird an einer Stelle geschildert, dass einer mit einem Speer durchbohrt wurde und daraufhin auf den Speerträger zulief und ihn noch erschlug, bevor er selbst starb. Deshalb hatten viele Lanzen hinter einer relativ langen Spitze eine Querstange, die das verhindern sollte.


Übrigens: Ich muss mich in Kürze mal verabschieden. Ich fahre bald in den Nordosten ohne Computer und Internet. Wenn ich also nichts mehr von mir hören lasse, bin ich unterwegs - bis ungefähr zum 20.8. Archäologisches Symposium 500 Jahre Skriðukloster.
File:Skriðuklaustur02.jpg - Wikimedia Commons
 
Übrigens: Ich muss mich in Kürze mal verabschieden. Ich fahre bald in den Nordosten ohne Computer und Internet.
das erinnert ein wenig an den Wagnerschen Wotan:
Walküre schrieb:
doch fort muss ich nun
fern mich verziehn
zuviel schon zaget ich hier
und das finde ich gerade schade, denn das hier
Und du verstehst von skandinavischer Geschichte nichts. sorry :rotwerd: Die hinkten in allem etwa 500 Jahre hinter dem Kontinent her. Die Geschichtswissenschaft hat dafür den Ausdruck "Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen". In Norwegen hat es nie Panzerreiter gegeben. Während man auf dem Kontinent längst zu Pferde kämpfte, stieg man in Norwegen noch lange vom Pferd ab und kämpfte zu Fuß.
bedarf ein wenig der Erklärung :winke:
Mir war ja bekannt, dass die Renaissance deutlich später in Skandinavien ankam - aber dass die Skandinavier, seine es Dänen, Schweden, Norweger, Gauten etc., um das Jahr 800 herum in allem den anderen ganze 500 Jahre hinterherhinkten macht es doch sehr verblüffend, dass diese in restlos allem hoffnungslos hinterherhinkenden Hinterwäldler aus Thules eisiger Kälte ziemlich viele von denen, die 500 Jahre in allem vorausw waren, totgemacht hatten :winke::winke::rofl:
...ebenso erstaunt, dass spätkarolingische Quellen von berittenen (sic) Heeren der hin und wieder im Frankenreich auch zu Lande raubmordenden Wikinger berichten...

na komm, "in allem 500 jahre" war ein Späßchen, oder?
 
fingalo:

Dein Leben ist irgendwie super ! :winke: Viel Spaß !

Ich habe mir mal bei Wikipedia ein Rapier angesehen. Das ist ja nun viel schmaler, kann also nicht das gleiche Gewicht haben, wie ein Schwert.

Doch hat es. Rapiere sind länger und die Klingen sind zwar schlank, aber haben durch den Aufbau durchaus Masse.
 
Ja und? Es wird oft genug berichtet, dass der Sieger mit einem Hieb entweder den Kopf oder einen Arm oder ein Bein abtrennte oder tief in die Schulter hieb. Da war dann der Kampf zu Ende. Dagegen wird an einer Stelle geschildert, dass einer mit einem Speer durchbohrt wurde und daraufhin auf den Speerträger zulief und ihn noch erschlug, bevor er selbst starb. Deshalb hatten viele Lanzen hinter einer relativ langen Spitze eine Querstange, die das verhindern sollte.

Au weia das wird immer besser!:autsch:
Die Querverstrebung sog. Flügellanzen sollte das zu tiefe Eindringen der Lanze in den Körper des Feindes verhindern, damit dieser beim Sturz nicht den Schaft abbrach, was denke ich häufig der Fall gewesen sein durfte.
Gerade im Bereich des Brustkorbs wo die Rippen zu einem Verkeilen der Spitze führen können stellt dies ein Problem dar.
Zu behaupten, jemand der aufgespießt wird läuft einfach mal mir nichts dir nichts weiter in den Spieß und damit in die Wunde hinein ist infamer Bockm*** für den mir echt total das Verständnis fehlt.
Im übrigen habe ich nie behauptet viel von skandinavischer Geschichte zu verstehen aber du rethorisierst (Wortkreation!) hier über Schwertkampf als
wärst du ein Profi! :motz:
 
Mir war ja bekannt, dass die Renaissance deutlich später in Skandinavien ankam - aber dass die Skandinavier, seine es Dänen, Schweden, Norweger, Gauten etc., um das Jahr 800 herum in allem den anderen ganze 500 Jahre hinterherhinkten macht es doch sehr verblüffend, dass diese in restlos allem hoffnungslos hinterherhinkenden Hinterwäldler aus Thules eisiger Kälte ziemlich viele von denen, die 500 Jahre in allem vorausw waren, totgemacht hatten :winke::winke::rofl:
...ebenso erstaunt, dass spätkarolingische Quellen von berittenen (sic) Heeren der hin und wieder im Frankenreich auch zu Lande raubmordenden Wikinger berichten...

na komm, "in allem 500 jahre" war ein Späßchen, oder?
Nein, keineswegs. Hier wird sehr großzügig alles mögliche zusammengeschmissen. Aber Du kannst gerne zu den Universitäten von Kopenhagen bis Tromsø reisen und den dortigen Historikern erzählen, dass Gauten und Schweden gegen Karl d. Großen gekämpft und Leute aus Island (das ist ja wohl mit Thule gemeint) auf dem Kontinent Schlachten geschlagen hätten. Die müssen doch auch mal was zu lachen haben.=)

Die berittenen Heere kamen nicht aus "Thule", sondern schlicht aus Dänemark. Aber die politische Zentralisierung unter einem König fand erst nach dem Bürgerkrieg statt, also Anfang des 13. Jh., was auf dem Kontinent (wozu auch Dänemark gehört) ca. 500 Jahre vorher stattgefunden hatte. Auch die Eisenzeit wird für Norwegen cum grano salis mit 500 Jahren Verspätung angesetzt. Auf dem Kontinent ab 8. Jh. v. Chr., in Norwegen kommt Eisen ab 500 v. Chr. als Schmuck vor, ab 200 v. Chr. wird es lokal verarbeitet.

Au weia das wird immer besser!:autsch:
Die Querverstrebung sog. Flügellanzen sollte das zu tiefe Eindringen der Lanze in den Körper des Feindes verhindern, damit dieser beim Sturz nicht den Schaft abbrach, was denke ich häufig der Fall gewesen sein durfte.
dürfte, dürfte. Wie wär's einfach mit Quellenstudium? Ich habe eine Episode aus einer Saga zitiert, die ich im Augenblick nicht nennen kann, aber die Geschichte ist mir im Gedächtnis geblieben. Alles weitere ist quellenkritische Deutung. Von abgebrochenen Lanzen ist mir kein Fall in Erinnerung (Man muss hier die Worte säuberlich auf die Goldwaage legen).

Gerade im Bereich des Brustkorbs wo die Rippen zu einem Verkeilen der Spitze führen können stellt dies ein Problem dar.
Zu behaupten, jemand der aufgespießt wird läuft einfach mal mir nichts dir nichts weiter in den Spieß und damit in die Wunde hinein ist infamer Bockm*** für den mir echt total das Verständnis fehlt.
Musst Du mir nicht sagen, sondern dem Verfasser der Geschichte. Übrigens meine ich, dass er durch den Bauch gestochen habe.

Im übrigen habe ich nie behauptet viel von skandinavischer Geschichte zu verstehen aber du rethorisierst (Wortkreation!) hier über Schwertkampf als
wärst du ein Profi! :motz:
Nein, ich erlaube mir nur zu referieren, was aus den Quellen bekannt ist. Und was die skandinavischen Historiker bislang herausgefunden haben.
Aber es bleibt Dir unbenommen, den Trotteln da oben (vielleicht hinken die auch heute noch 500 Jahre hinterher) Nachhilfeunterricht in skandinavischer Geschichte zu erteilen, auch was das Kämpfen angeht.:winke:
 
@fingalo:
"Heinrich Müller, Hartmund Kölling: Europäische Hieb- und Stichwaffen. Aus der Sammlung des Museums für Deutsche Geschichte. 4. Auflage. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin (Ost) 1986, ISBN 3-327-00041-7."

Mehr muss hier zu deiner Lanzentheorie nicht gesagt werden.
Wer das Buch nicht hat kann den Wikiartikel lesen, der bezieht sich meines Wissens nach hauptsächlich auf diese Quelle.
Dort wird im übrigen auch gesagt, dass es sich bei der Flügellanze mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Kavalleriewaffe handelte und schwupp di wupp ist deine Quellengläubigkeit in der Skandinavier konsequente Fußgänger waren erneut relativiert worden. Meine Güte, hörst du dir eigentlich noch selbst zu?
Trotzdem wünsche ich einen schönen Urlaub.:winke:
 
Die berittenen Heere kamen nicht aus "Thule", sondern schlicht aus Dänemark.
nu heul mal nicht wegen Thule (ich hätt auch die Insel Scandza nennen können) und dem bissel Ironie :winke:

die Quellen über die berittenen Heere der Nordmänner, die im Frankenreich marodierten, sind dir ja sicher bekannt - meinetwegen mögen die Nordmänner gerne "in allem 500 Jahre hinterhergehinkt" haben: auf jeden Fall haben die im frühen Mittelalter lange genug den 500 Jahre voraus entwickelten eingeheizt :winke::rofl:...und das wahrscheinlich nicht mittels totaler rundum-Rückständigkeit :winke:
übrigens, sehr fortschrittlich (so um ca. 500 Jahre gegenüber den Nordmännern) wirken die karolingischen Könige nicht gerade... vgl. Die Wikinger - Rudolf Simek - Google Books
 
Habe mal auf sagadbDOTorg eine kurze Sache in der Laxdæla saga gemacht, mit den Suchbegriffen 'cut' und 'thrust' und habe 4 Stellen gefunden, in denen Schwerthiebe beschrieben werden, 2 davon Schläge in's bzw. durch's Bein, und 3 Stellen mit Schwertstössen, davon 1 in's Bein.

Then And woke Thord, and he turned on his side when he saw a man had come in. Then she drew a sword and thrust it at Thord and gave him great wounds, the sword striking his right arm and wounding him on both nipples.

Then Lambi went in; he held his shield before him, and a drawn sword in his hand. ... So Lambi made a thrust at him in the thigh, and a great wound that was.

And when Bolli saw this he leapt forward at Helgi with Footbiter in his hand, and thrust Helgi through with it, and that was his death-blow.

Diese "Analyse" war natürlich nicht systematisch, aber das Ergebniss ist jednfalls ein guter Hinweis, dass mit Wikingerschwertern auch gerne zugestossen wurde.
 
@fingalo:
"Heinrich Müller, Hartmund Kölling: Europäische Hieb- und Stichwaffen. Aus der Sammlung des Museums für Deutsche Geschichte. 4. Auflage. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin (Ost) 1986, ISBN 3-327-00041-7."

Mehr muss hier zu deiner Lanzentheorie nicht gesagt werden.
Wer das Buch nicht hat kann den Wikiartikel lesen, der bezieht sich meines Wissens nach hauptsächlich auf diese Quelle.
Kenne ich.
Dort wird im übrigen auch gesagt, dass es sich bei der Flügellanze mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Kavalleriewaffe handelte und schwupp di wupp ist deine Quellengläubigkeit in der Skandinavier konsequente Fußgänger waren erneut relativiert worden. Meine Güte, hörst du dir eigentlich noch selbst zu?
Trotzdem wünsche ich einen schönen Urlaub.:winke:
Und schwuppdiwupp stellt sich heraus, dass über die Kampfesweise in Trøndelag da wohl kaum was zu finden sein wird. 1986 war der Austausch von Forschungsergebnissen mit dem Westen noch nicht so umfassend.

Erstaunlich ist nur deine Gläubigkeit hinsichtlich der Sekundärliteratur aus hiesigen DDR-Museen von 1986. Da ist man heute in Skandinavien schon weiter.

nu heul mal nicht wegen Thule (ich hätt auch die Insel Scandza nennen können) und dem bissel Ironie :winke:
Immunisierendes Rückzugsgefecht.

die Quellen über die berittenen Heere der Nordmänner, die im Frankenreich marodierten, sind dir ja sicher bekannt - meinetwegen mögen die Nordmänner gerne "in allem 500 Jahre hinterhergehinkt" haben: auf jeden Fall haben die im frühen Mittelalter lange genug den 500 Jahre voraus entwickelten eingeheizt :winke::rofl:...und das wahrscheinlich nicht mittels totaler rundum-Rückständigkeit :winke:

Ach du liebe Zeit. Soll ich das auch unter Ironie buchen? Klöster und Dörfer blitzartig überfallen und sofort verschwinden, wenn's brenzlig wird? Welche Feldschlacht auf dem Kontinent gegen reguläre Königstruppen in einigermaßen vergleichbarer Stärke haben denn die Wikinger gewonnen?

übrigens, sehr fortschrittlich (so um ca. 500 Jahre gegenüber den Nordmännern) wirken die karolingischen Könige nicht gerade... vgl. Die Wikinger - Rudolf Simek - Google Books
Oh, da ist schon ein Unterschied.
Im 9. Jh. teilten sich mehrere Herrscher im Frankenreich die Königswürde.
In Norwegen gab's sowas zu der Zeit noch gar nicht. Das waren lokale Häuptlinge. Was da im Frankenreich einfiel, waren in aller Regel See-Dänen. Die Norweger zogen eher Richtung Irland.

Hier wird alles zu einem ermüdenden undifferenzierten Brei mit unsachlichen Ausfälligkeiten gespickt. Ich freu mich schon auf die Abfahrt.
 
Ach du liebe Zeit. Soll ich das auch unter Ironie buchen? Klöster und Dörfer blitzartig überfallen und sofort verschwinden, wenn's brenzlig wird? Welche Feldschlacht auf dem Kontinent gegen reguläre Königstruppen in einigermaßen vergleichbarer Stärke haben denn die Wikinger gewonnen?
...na, so arg rückständig war es von den nordmännern ja nicht, sich zur Vermeidung von Schlachten mit den Königstruppen hohe Tribute zahlen zu lassen :winke: ...hätte da deiner Ansicht nach ein mächtiger König wie Karl der Kahle oder Ludwig der Fromme nicht einfach kurzen Prozess mit den Barbaren aus dem Norden machen müssen (mit seinen fortschrittlichen Königstruppen)

übrigens bin ich derzeit auch nicht daheim, kann also auch nicht Details nachlesen -- klar, manchmal kriegten die Nordmänner auf die Mütze, manchmal aber klappte das auch nicht: sie werden wohl keine leichten Gegner gewesen sein.


AOh, da ist schon ein Unterschied.
Im 9. Jh. teilten sich mehrere Herrscher im Frankenreich die Königswürde.
In Norwegen gab's sowas zu der Zeit noch gar nicht. Das waren lokale Häuptlinge. Was da im Frankenreich einfiel, waren in aller Regel See-Dänen. Die Norweger zogen eher Richtung Irland.
es ist umstritten, ob die Streitigkeiten der karolingischen Könige untereinander es den Wikingern leicht machten, relativ ungestraft zu marodieren vgl. Simek
für unsere Frage nach der Kampfweise ist allerdings der Hinweis auf das im 9.Jh. in Skandinavien fehlende Königtum eher unergiebig

Hier wird alles zu einem ermüdenden undifferenzierten Brei mit unsachlichen Ausfälligkeiten gespickt. Ich freu mich schon auf die Abfahrt.
...na na... du musst nicht gleich vehement verbal um dich treten, wenn man nicht sogleich deiner Meinung ist und diese beweihräuchert! Noch überzeugen mich deine Ausführungen zum Schwertgebrauch der Wikinger in keiner Weise - das kann sich aber ändern, sobald dir deine Nachschlagmöglichkeiten nach der Heimreise wieder zugänglich sind.
 
...na, so arg rückständig war es von den nordmännern ja nicht, sich zur Vermeidung von Schlachten mit den Königstruppen hohe Tribute zahlen zu lassen :winke: ...hätte da deiner Ansicht nach ein mächtiger König wie Karl der Kahle oder Ludwig der Fromme nicht einfach kurzen Prozess mit den Barbaren aus dem Norden machen müssen (mit seinen fortschrittlichen Königstruppen).
Weiter oben habe ich schon angemerkt, dass zur damaligen Zeit die Entwicklung der Geräte und Waffen innerhalb längerer Zeiträume stagnierte. Schwert, Schild, Lanze waren lange Zeit die Waffen der Wahl. In Nordfrankreich eroberten die Dänen auch Pferde. Daher war der technische Unterschied nicht so dolle.

es ist umstritten, ob die Streitigkeiten der karolingischen Könige untereinander es den Wikingern leicht machten, relativ ungestraft zu marodieren.
Es ging um den zivilisatorischen Unterschied. Hier Königtum, dort Häuptlinge, die sich von Fall zu Fall zusammenschlossen, dann aber auch mal auf beiden Seiten Kämpften.

...na na... du musst nicht gleich vehement verbal um dich treten, wenn man nicht sogleich deiner Meinung ist und diese beweihräuchert!
könntest Du mir mal einen verbalen Tritt zeigen?
Es diskutieren ja noch mehr hier. Es geht nicht um Weihrauch, sondern um eine differenzierende Herangehensweise an den Gegenstand der Diskussion. Es geht um Kämpfer und Kämpfe von Island bis Südnorwegen, Schlachten, Überfälle und reguläre Zweikämpfe.
Und um Quellen, die mehrere 100 Jahre umfassen, wenn die überlieferten Texte auch durchweg aus dem 13. Jh. stammen - aber Abschriften aus früheren Niederschriften sind. Da ist es nicht ganz unwesentlich, von wem zu welcher Zeit in welcher Kampfsituation genau die Rede ist.

Noch überzeugen mich deine Ausführungen zum Schwertgebrauch der Wikinger in keiner Weise - das kann sich aber ändern, sobald dir deine Nachschlagmöglichkeiten nach der Heimreise wieder zugänglich sind.
Welche sollen das gewesen sein? Dass man zum Stechen vorwiegend die Lanze benutzte und zum Schlagen das Schwert?
 
Ist zwar nicht skandinavisch, aber immerhin Normannnisch/Angelsächsich, das sogenannte Psalter von Canterbury, in dem eine Menge Bilder den Kampf zwischen Goliath und David darstellen.

Die Schilde, Rüstungen und Schwerter entsprechen etwas archaisiert dargestellt dem, was in der zweiten Hälfte des 11 Jahrhunderts üblich war, die Schwerter sind daher schon erkennbar hochmittelalterlich.

Folgende Darstellungen:

2 Hiebe von oben, die beide im oberen Schildrand des Gegners stecken bleiben

1 Hieb von Oben gegen die Schulter auf ein Kettenhemd, der Gegner scheint nicht beeinträchtigt, und holt gerade selbst zum Hieb aus

1 Hieb von oben gegen die Schulter eines ungerüsteten, dieser ist dadurch anscheinend ausgeschaltet, das Schwert dringt ein

1 Hieb von der Seite gegen den Oberschenkel auf Kette, keine Auswirkung erkennbar

1 Hieb von oben auf den Helm eines Gerüsteten ohne Auswirkungen

1 Hieb gegen den Knie/Unterschenkel Bereich eines Gerüsteten (Trefferstelle aber ohne Kette), das Bein wird anscheinend schwer verletzt, eventuell abgetrennt

1 Stich ins Gesicht eines schwer Gerüsteten, Treffer und schwere Verletzung, der Gegner ist anscheinend ausgeschaltet

1 Stich durch den Bauch eines ungerüsteten, der Gegner ist ausgeschaltet

1 Stich in die Brust eines gerüsteten gegen Kette, das Schwert ist eingedrungen, Blut ist dargestellt, der Gerüstete holt gerade selbst zum Hieb aus und verzieht das Gesicht

1 Stich gegen die Hüfte eines gerüsteten, das Schwert dringt erkennbar nicht ein, der Gegner scheint nicht beeinträchtigt zu sein und holt gerade selbst zum Hieb aus

Die hier dargestellten Schwerter sind deutlich massiver und schwerer als die Wikingerschwerter, die im Schnitt leichter und spitzer waren.

Das sagt natürlich nun mal rein gar nichts, und ist daher nur als Ergänzung des Bildes gedacht das ich so habe.

fingalo:

Wenn du mal wieder in Deutschland bist, dann können wir uns gerne treffen und mal gegeneinander kämpfen. Du schlägst einfach mal mit diversen Schwertern auf mich ein (keine Angst ! ich schlage nicht zurück). Das könnte dir mehr bringen als noch so viel Quellenauseinanderklauberei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das könnte dir mehr bringen als noch so viel Quellenauseinanderklauberei.
Ist typisch für die Diskussion hier. Außerdem: Worum soll's denn überhaupt noch gehen?

Übrigens: Für heute ist Schluss. Ich muss auf ein Fest im "Perlan", und als Gastgeber sollte man nicht zu spät kommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Werter fingalo:

Außerdem: Worum soll's denn überhaupt noch gehen?

Völlig egal. Neben einem gewonnnen Kampf ist ein verlorener Kampf das beste auf der Welt was es gibt. Hauptsache Kampf!

Ne ernsthaft: ist einfach nur ein Angebot von mir an dich: dass du mal nach Lust und Laune mit einem echten Schwert aus Stahl auf mich eindreschen darfst so viel du willst. Vielleicht bringt dir das ein bessers Gefühl, ein besseres Verständnis, vielleicht ist es auch einfach nur sinnlos, keine Ahnung. Aber etwas praktisch fühlen ist etwas anderes, als etwas in Texten lesen. Ich meine das wirklich ernst.

Übrigens: Für heute ist Schluss. Ich muss auf ein Fest im "Perlan", und als Gastgeber sollte man nicht zu spät kommen

So ist es. Ein Mann wie du mit Sinn mit Sinn für gute Sitten, ist hoch zu rühmen. Das meine ich ganz ernsthaft, auch wenn ich gerade ziemlich betrunken bin. Ich schätze dich so sehr fingalo, ich würde ich so gerne treffen, real! Allein das du das Glück hast, einfach so mal in Island leben zu dürfen, welch Glück du hast ! Ich neide dir dies nuicht, ich freue mich einfach für dich !!!

Insbesondere, wenn dieser einen Schild hat.

So ist es. Ich hatte ja schon früher geschrieben, dass die Schildfrage für die Rekonstruktion der Kampfweise viel entscheidender ist als die Rüstungsfrage.

Klar doch. Der Gegner stellt sich mit ausgebreiteten Armen hin wie eine Strohpuppe und wartet auf den Schwertstich. Der Kämpfer sticht mit dem Schwert, obgleich er als Pflichtbewaffnung einen Speer zur Hand hat. Und dass die Gegner mit einem Speer tödlich durchbohrt wurden, ist sehr häufig bezeugt.

Wen man mit einem Speer durchbohren kann, kann man auch mit einem Schwert durchbohren! Wirklich! Glaub mir dies ruhig. Ein Speer bringt weder mehr Energie noch mehr Druck in kp/qcm auf als ein Schwert. Überall wo ein Speer durchkommt, kommt auch ein Schwert durch.

Das nun viel mehr mit dem Spieß als mit dem Schwert durchbohrt wurden liegt natürlich daran, dass Spieße einfach sehr viel häufiger waren.

Da der Schild aus Brettern zusammengesetzt und mit Querspangen zusammengehalten wurde, versuchte man, durch Hiebe auf den Schildrand diesen zu zertrümmern. Oder ihn durch einen Speer so schwer zu machen, dass er nicht mehr hochgehalten werden konnte.

Glaub mir, ich habe eine Menge Kämpfe gemacht, und den Schild habe ich noch nie ausreichend zertrümmern können, wenn dieser Querspangen hatte (also Metallstreifen die die Bretter zusammen hielten und verstärkten). Und kein Speer macht den Schild zu schwer.

Man beschränkt sich nicht, sondern nutzt bevorzugt zum Stechen den Speer.

So ist es.

Wobei, wenn ich damals leben würde, (was ich so gerne würde), dann würde ich ein echtes Importschwert jedem Speer vorziehen. Außer zu Pferde, da würde ich eine Lanze vorziehen. Aber zur Fuß immer ein Schwert, weil es technisch einfacher zu benutzen ist, und was einfacher ist, funktioniert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bitte hier nur kurz anzumerken, dass fingalo weiter oben zwei Zitate fälschlicherweise mir zugeordnet hat die eigentlich zu dekumatland gehören.
War bestimmt keine Absicht aber wir wollen dennoch korrekt bleiben. :friends:
 
Hallo,

ich habe bezüglich des Gewichtes der Schwerter kurz recherchiert. Leider findet sich in der Fachliteratur selten das Gewicht der Blankwaffen. In dem Buch in dem ich fündig wurde (Weapons, a pictorial History of Weapons and Armor) sind Wikingerschwerter aus dem 8. Jahrhundert so wie mittelalterliche und neuzeitliche Waffen mit Foto und Länge angegeben, bei den Mittelalterlichen und Neuzeitlichen auch das Gewicht. (Bei den Wikingerschwertern könnte es sein, dass es auf Grund der relativ starken korrosion zwecklos ist, diese anzugeben).

Zwischen den Wikingerschwertern und den mittelalterlichen Schwertern bis 1300 gibt es in der Form nur geringe Unterschiede. Sie werden etwas Spitzer und es kommen zusätzlich längere Exemplare auf (anderthalbhänder). Ab 1400 werden sie zunehmend länger und feiner, es leitet sich die Entwicklung zum Rapier hin. Es gab jedoch nach wie vor kürzere Waffen (z.B. der Katzbalger).

Zur Wikingerzeit waren die schwerter zwischen 80 und 90 cm lang. Im Verlauf des Mittelalters verlängerte sich dieses bis auf ca. 100 cm, hauptsächlich durch eine feinere Spitze und eine allgemein spitzer zulaufende Form. Der Griff wird länger, es bleiben aber große Knaufe in Gebrauch. Es gibt erstmals also keine wesentlichen Unterschiede.
Später kommen Schwerter bis 110 cm länge auf, die Griffe werden ebenfalls deutlich länger (beidhändiger Gebrauch ohne Schild dank Plattenrüstung) und der Knauf wird kleiner.

Bihänder und regionale Formen lassen wir erstmals aussen vor.

Ab 1500 tritt dann eine deutliche diferenzierte Entwicklung ein.

Das mit dem praktisch gleichen Gewicht für ein Wikingerschwert und einem Rapier ist übrigens korrekt. Der Unterschied liegt in der Länge: Ein frühmittelalterliches Schwert, in der Form gut mit einem Wikingerschwert vergleichbar, wog ca. 1300 gramm bei ca. 90 cm länge. Ein Rapier um 1600 herum, wog auch um 1300 g bei einer deutlich größeren Länge von 120 cm (und einem ziemlich aufwendigen Korb am Gefäß).

Spätmittelalterliche Schwerter um 1400 herum wogen jedoch bei ca. 90 cm nur noch ca. 750 g.
 
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Ich denke, was fingalo meinte als er schrieb dass man mit einem Wikingerschwert nicht "fechten" kann bezog sich auf jene schnellen Stoßbewegungen wie sie bei neuzeitlichen Klingen vorherrschend waren und letztlich ja die Grundlage des modernen Fechtsports (französicher und italienischer) Schule bildeten. Was das betrifft so muss man fingalo zustimmen.
Das Gewicht mag dabei identisch sein, aber Verteilung desselben sowie die gesamte Konstruktion der Waffe waren es nicht und erforderten deshalb einen ganz anderen Kampfstil (manche Sprechen vom Schwertfechten).
Da ja der Dreh- und Angelpunkt der Diskussion die Frage war ob und wann gestochen wurde, muss man zumindest festhalten dass das Wikingerschwert keine primäre Stoßwaffe war. Ja man kann mit einem solchen stechen aber eben nicht so raffiniert, schnell oder zielgerichtet wie mit einem Rapier, Degen, Florett etc.
 
könntest Du mir mal einen verbalen Tritt zeigen?
...ach nee... hast du nicht lamentiert, dass hier "Ausfälligkeiten" geschrieben würden? (muss ich dir deine eigenen Beiträge und Formulierungen vorführen?) ....

Es ging um den zivilisatorischen Unterschied. Hier Königtum, dort Häuptlinge, die sich von Fall zu Fall zusammenschlossen, dann aber auch mal auf beiden Seiten Kämpften.
also das war aber deinen etwas kryptischen Einwürfen nicht zu entnehmen - vielmehr verwundert deine Beurteilung, dass die skandinavische Welt stets (!) und in allem (!) der mitteleuropäischen um 500 Jahre hinterherhinkte. Und das ist übertrieben. In einem Teilaspekt ist es sogar falsch: der skandinavische Schiffsbau :winke: des 8.-11.Jh.

Es geht nicht um Weihrauch, sondern um eine differenzierende Herangehensweise an den Gegenstand der Diskussion. Es geht um Kämpfer und Kämpfe von Island bis Südnorwegen, Schlachten, Überfälle und reguläre Zweikämpfe.
Und um Quellen, die mehrere 100 Jahre umfassen, wenn die überlieferten Texte auch durchweg aus dem 13. Jh. stammen - aber Abschriften aus früheren Niederschriften sind. Da ist es nicht ganz unwesentlich, von wem zu welcher Zeit in welcher Kampfsituation genau die Rede ist.
:grübel: wieso plötzlich diese geografische Eingrenzung?
...die zeitweilig erfolgreichen "Wikinger" oder Nordmänner mischten doch noch einige andere Regionen gehörig auf :) und da trafen sie nun mal auf andere als ihresgleichen
mit Verlaub: es gibt ältere, d.h. zeitnähere angelsächsische und karolingische Quellen (Außenperspektive) d.h. die skandinavischen des 13. Jh. sind nicht die einzigen und auch nicht zwingend die relevantesten zu den Nordmännern des 8.-11. Jh.
 
Jetzt hab ich noch ein neues, bisher noch nicht genanntes Argument gegen die Annahme, dass "Wikingerschwert" reine Hiebwaffen waren:

"Wikingerschwerter" hatten zwei Schneiden. Bei einer reinen Hiebwaffe aber ist nur eine Schneide notwendig. Deshalb entwickelten sich solche Schwerter dann ja auch zu Säbeln weiter. Auch der Pallasch und andere solche Waffen können dafür angeführt werden.

Wo aber Säbel auch stechend eingesetzt wurden, schliff man zumindest einen Teil des Klingenrückens an.

Ein geradklingiges, an beiden Seiten mit einer scharfen Schneide versehenes Schwert kann daher aufgrund dieser Formgebung schon keine reine Hiebwaffe sein, weil dann diese Konstruktion gar keinen Sinn ergeben würde. Wenn man nämlich ein solches Schwert mit nur einer Schneide versieht, dann wird die Waffe sehr viel stabiler, robuster, verbiegt sich weniger, wird wuchtiger und hat mehr Durchschlagskraft beim Hieb.

Wären Hiebe so dermaßen dominant gewesen, hätten sich einschneidige Schwerter durchgesetzt, weil sie robuster, zuverlässiger, stabiler, wuchtiger sind und sich mehr für die Hiebfechtweise eignen. Gerade die einheimischen Schwerter, deren Qualität im Schnitt geringer war, hätten dann zwingend diese Form annehmen müssen. Ein einschneidiges Hiebschwert aus einheimischer Schmiedung wäre stabiler gewesen, robuster und wuchtiger.

Viele Quellen berichten von Schwertern, die sich verbogen und das dies ein Problem im Kampf darstellte. Ein solches Verbiegen wäre bei einer einscheidigen Klinge mit einem breiten Klingenrücken nicht vorgekommen. Noch darüber hinaus haben die Hiebe mit einer solchen Waffe mehr Wucht.

Stiche müssen also ein wichtiger Teil der Kampfweise gewesen sein, sonst hätte nicht diese Form mit zwei Schneiden so derart vorgeherrscht, wie sie es tat.

Im praktischen Kampf braucht man die zweite Schneide um mit der Schwertinnenseite zu schlagen (solche Hiebe kommen leichter am Schild vorbei, haben aber wenig Wucht) oder eben um bei Stichen die verursachten Verletzungen zu vergrößern.

Und noch ein Argument:

Der Balancepunkt war bei den meisten Schwertern konstruktiv so nahe am Griff wie möglich. Dies ist für eine reine Hiebwaffe sogar nachteilig, hier wäre ein Schwertpunkt weiter vorne geeigneter.

Ein solcher Balancepunkt möglichst weit hinten und das vergleichsweise geringe Gewicht der "Wikingerschwerter" machen diese daher eindeutig zu möglichst mulitfunktional gestalteten Waffen, die gleichwertig sowohl zum Hieb wie auch zum Stich geeignet waren.

Es handelt sich also weder um eindeutige Hiebwaffen noch um eindeutige Stichwaffen, sondern um möglichst multifunktional gestaltete Schwerter, die beide Aufgaben wahrnehmen sollten.

Trotzdem dürften Hiebe insgesamt doch vorgeherrscht haben, weil sie technisch einfacher und daher im Kampf leichter einsetzbar sind und weil die sofortige Mannstoppwirkung von kräftigen Hieben größer ist. Je geübter und je professioneller ein Kämpfer aber damals war, desto größer wird der Anteil von Stichen in seiner Kampfweise gewesen sein.
 
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